Luigi's Mansion 222.03.2013, Jörg Luibl
Luigi's Mansion 2

Im Test:

Professor I. Gidd hat’s gut: Er sitzt in seinem Labor, bastelt verrückte Geräte und schickt Luigi an die Geisterfront! Warum? Weil irgendetwas Böses das ganze Tal bedroht. Dabei ist der kleine Italiener alles andere als ein Superheld. Er schlottert schon beim Anblick der Gruselvilla. Immerhin trägt er einen exorzierenden Staubsauger auf dem Rücken, mit dem er sich zitternd vorwärts kämpft.

Lila Nebel des Grauens

Ziel des Spiels ist es, das Nachtschattental von seinem lila Schleier zu befreien. So richtig verstehen kann Luigi die parapsychologischen Zusammenhänge zwar nicht und eine Geschichte ist quasi nicht vorhanden. Man sucht einfach als Held wider Willen an verfluchten Schauplätzen wie der Gruselvilla, den Efeutürmen oder dem Ingenieurshof nach seltsamen Artefakten. Diese „Finstermondstücke“ werden dann gewissenhaft vom Prof. mit seiner Putzmaschine gesäubert – und siehe da: Schon verziehen sich ein paar dunkelviolette Nebelwolken aus dem Tal!

Aber bis dahin ist es ein weiter Weg für den ständig wimmernden, überaus schreckhaften und gerade deshalb sympathischen Luigi, der noch sehr oft mit dem Prof. quatschen muss, weil der ihn anruft und zurückbeamt ins Hauptquartier - das kann manchmal nerven, aber sobald man unterwegs ist, versprüht das Spiel seinen Charme. Schon während der ersten Schritte um und in die Gruselvilla tut einem der kleine Italiener leid, wenn er mal wieder zusammen zuckt und Geister auch noch hämisch lachen. Egal ob langsames Tapsen, vorsichtiges Umschauen oder plötzliches Aufspringen: Die Animationen des Schnauzbarts sind hervorragend und sorgen zusammen mit den überaus liebevoll designten, unheimlich lebendigen Kulissen für comicfeines Gruselflair am 3DS. Statuen, die zuschlagen? Jup. Treppen, die sich einrollen? Jup.

Im Bann der Gruselvilla

Erst blitzen, dann einsaugen: Aber manchmal muss man danach clever ausweichen - nicht alle Geister sind mit einem Mal im Schreckweg 08/16 verschwunden.
Erst blitzen, dann einsaugen: Aber manchmal muss man danach clever ausweichen - nicht alle Geister sind mit einem Mal im Schreckweg 08/16 verschwunden.
Dass man Luigi bei seinen Erkundungen zwischen Türmen, Bibliotheken und Gärten so gerne zusieht liegt an einer ausgezeichneten Präsentation, die immer wieder mit Perspektiven spielt und aus jedem Raum ein kleines Erlebnis macht. Überall bewegt sich etwas oder wird bei späterer Rückkehr verändert. Man kann mit seinem Staubsauger nicht nur an Tapeten, Vorhängen und Teppichen ziehen, um Schätze oder Geheimwege sichtbar zu machen, sondern mit seinem Luftsog oder Luftstoß an allen Regalen, Bildern, Seilen, Schränken und Leuchtern rütteln – und man ist immer gespannt, ob nicht nur etwas wackelt, sondern auch irgendetwas passiert. Sehr früh und wesentlich häufiger als im Vorgänger auf dem GameCube sorgt Luigi’s Mansion auch für interaktiven Rätselspaß.

Neben den Bodenschaltern und Geheimnischen, die man mit dem Schreckweg offensaugt, gibt es auch physikalische Spielereien mit Wasser, Feuer und Luft. Man füllt z.B. Eimer und tränkt damit Blumen, die daraufhin erblühen oder platziert sie als Gewicht auf Plattformen, damit man nach unten rattert. Man kann alte Öfen aufsaugen und die Flammen nutzen, um irgendwo etwas zu entzünden. Hinzu kommen Früchte, die man aufblasen und als Ballone einsetzen kann, um Luigi Auftrieb zu verleihen. So bekommt man stetig weitere Aktionen und Möglichkeiten hinzu: Die Düsterlampe offenbart z.B. unsichtbare Türen oder Schränke, die sich erst bei längerer Bestrahlung manifestieren.

Saug sie alle ein!

Die Räume sind extrem interaktiv: Überall wackelt und raschelt es, überall lassen sich Geheimnisse mit dem Sauger oder der Düsterlampe entdecken.
Die Räume sind extrem interaktiv: Überall wackelt und raschelt es, überall lassen sich Geheimnisse mit dem Sauger oder der Düsterlampe entdecken.
Im Zentrum des Spiels stehen natürlich die exorzierenden Kämpfe gegen die Geister, die Luigi aufsaugen muss. Und die sind angenehm abwechslungsreich, weil man je nach Typ etwas anders agieren muss. Zunächst gilt es, die Gespenster mit dem Blitz der Lampe zu erschrecken, damit man sie überhaupt einsaugen kann – dazu muss man die richtige Position und den richtigen Winkel beim Ablichten einnehmen. Reines Anleuchten wie auf dem GameCube reicht nicht mehr! Aber wo stecken die Viecher bloß? Cool ist, wenn sie plötzlich grinsend hinter Luigi auftauchen und angreifen.

Die Steuerung ist gut zu handhaben und angenehm vielseitig, weil man z.B. auch den 3DS neigen kann, um sich aktiv umzusehen. Allerdings vermisst man die Unterstützung des CirclePads, denn ein zweiter Analogstick hätte in den Kämpfen für noch mehr Präzision gesorgt. Trotzdem gewöhnt man sich recht schnell an die Steuerung und freut sich darüber, dass es gar nicht so leicht ist, die Gespenster zu besiegen: Man muss nach erfolgreichem Blitz nämlich tapfer mit dem Analogstick gegen die Ausweichrichtung der Geister halten, um den Saugvorgang so lange laufen zu lassen, dass man ihn per Knopfdruck quasi abschließen kann. Diese Bewegung simuliert den Widerstand der Feinde sehr gut und sorgt dafür, dass man den Stick ständig anpassen muss.

Parapsychologische Taktiken

Egal ob Teppiche, Vorhänge oder Tischdecken: Alles lässt sich einsaugen.
Egal ob Teppiche, Vorhänge oder Tischdecken: Alles lässt sich einsaugen.
Schön ist, dass man seine Taktik an die Geister anpassen muss: Manche tragen Sonnenbrillen, die sie immun gegen das Blitzlicht machen – kommt man von hinten an sie ran oder saugt man die Brille weg? Manche werfen Gegenstände, so dass man ausweichen und sehr schnell zu ihnen rennen muss - huch, der Geist ist weg? Manche sind wesentlich widerstandsfähiger als andere oder gar unsichtbar wie bei den Buu Huus, so dass man vor dem Blitzen und Saugen erstmal an ihrem Versteck rütteln und dann die entlarvende Düsterlampe einsetzen muss. Besonders hektisch wird es, wenn Geister unterschiedlicher Art auftauchen – es gibt also immer etwas anderes zu beachten, zumal man auch mal gegen physische Feinde wie Fleisch fressende Pflanzen kämpfen oder plötzlich Fledermäusen ausweichen muss.

Im Gidd-Speicher sammelt sich schnell eine Vielzahl an Geistern: Im Nachtschattental sind es über zwanzig, darunter recht eigenwillige Gesellen , was Namen und Verhalten angeht – vom „Versteckler“ über den „Klops“ oder „Schwester Belinda“ bis hin zu „Griesgrammeister“ oder „Goldgrünling“. Klickt man sie im Gehege an, bekommt man sie in voll dreh- und zoombarer 3D-Pracht inkl. einer kurzen Beschreibung der Eigenart zu sehen – Letzteres kann manchmal auch taktisch hilfreich sein. Die über 30 Geister des Mehrspielermodus werden nochmal separat für den Wirrwarrturm archiviert.

Bosskämpfe und Highscores

Die Riesenspinne begegnet einem im ersten großen Bosskampf - und er ist ein mehrstufiges Highlight.
Die Riesenspinne begegnet einem im ersten großen Bosskampf - und er ist ein mehrstufiges Highlight.
Richtig spannend sind die kleinen und großen Bosskämpfe. Recht früh bekommt man es mit dem ersten Buu Huu zu tun, der wie oben beschrieben den geschickten Einsatz der Düsterlampe verlangt, bevor man ihn besiegen kann – hier wird Luigi richtig gefordert. Und schon der erste Bosskampf gegen eine Riesenspinne ist ein Highlight, weil er alle Tugenden vereint, die so ein kleines Finale haben muss: Mehrere Stufen des Kampfes, in denen man Schwachpunkte ausmachen muss; cleverer Einsatz der Umgebung; gutes Timing bei den Aktionen; tolle Inszenierung auch über die Tiefenwirkung der dritten Dimension. Auch wenn die späteren Gefechte nicht an diesen heran kommen, sind sie immer noch überaus unterhaltsam – auch wenn einen drei gespenstische Tanten in demn Wahnsinn treiben und so eine Treppe verdammt lang sein kann.

Ab einer gewissen Zahl an Reichtümern werden automatisch Extras freigeschaltet. Schade ist, dass Luigi nicht aussuchen kann, ob er z.B. lieber die Saugkraft des Schreckweg oder die Leuchtzeit der Düsterlampe aufrüsten will. Nachdem man die fünf Schauplätze gemeistert hat, gibt es aber noch Grund zur Rückkehr: Hat man z.B. alle Edelsteine gefunden? Hat man auch wirklich das Beste aus Luigi rausgeholt?  Je nach benötigter Zeit, gefangenen Geistern, möglichst wenig Verlust von Herzen sowie gesammelten Schätzen (Münzen, Scheine oder Goldbarren) bekommt man einen Rang von einem bis drei Sternen. Hat man den Boss eines Schauplatzes besiegt, ist noch nicht Schluss: Wer in den vorherigen Missionen alle Buu Huus findet, schaltet noch eine Bonusmission frei.

Mehrspielerspaß im Wirrwarrturm

Wer mit bis zu vier Freunden auf Geisterjagd gehen will, kann das Spiel mit eingeschränkten Funktionen zum Download anbieten oder mit dem vollen Programm lokal über die drahtlose Verbindung oder online über das Nintendo Network loslegen - falls jeder eine Version von Luigi’s Mansion 2 besitzt. Es werden automatisch laufende Partien gesucht; man kann natürlich auch selbst ein Spiel erstellen. Es wird immer im Wirrwarrturm mit unterschiedlichen Etagen gewütet; zwischen fünf für kurze Partien und 25 für den Marathon.

Außerdem lassen sich je nach Erfahrung oder Teilnehmerzahl drei Schwierigkeitsgrade einstellen. Drei Modi stehen zur Verfügung: In „Jäger“ geht es einfach darum, so viele Geister wie möglich einzusaugen; in „Tempo“ tickt die Uhr gnadenlos, aber man kann mit etwas Glück auch Zeit spendende Boni in Schubladen oder Schränken finden; in „Pinscher“ geht man mit der entlarvenden Düsterlampe auf die Suche nach den gleichnamigen unsichtbaren Geistern. Natürlich werden Highscores und Bestzeiten festgehalten, so dass man sich mit Freunden vergleichen kann.

Fazit

Luigi's Mansion 2 ist ein ausgezeichntes Action-Adventure! Es übertrumpft den Vorgänger auf GameCube in allen Bereichen und ist mit Abstand das Unterhaltsamste, was ich nach Ocarina of Time auf dem 3DS spielen konnte - dabei musste ich den Handheld zum ersten Mal zuhause gegen familiäre Übergriffe verteidigen. Wer einmal in der Gruselvilla war, wollte einfach nicht mehr raus! Es fällt wirklich schwer gewichtige Kontrapunkte aufzuzählen, denn dieses liebevoll animierte Abenteuer serviert Spieldesign vom Feinsten: Es steckt voller Überraschungen, man gewinnt stetig neue Aktionen, es gibt dynamische Kämpfe, logische Rätsel, extrem interaktive Räume und das Beste ist, dass der Exorzimsus mit Schreckweg, Düsterlampe & Co kein kinderleichter Selbstläufer ist, sondern die Hand-Auge-Koordination fordert. Genug gefeiert: Schnapp dir dein Platin, du charmant wimmernder Teufelskerl!

Pro

unheimlich charmanter Held
vielseitige Aktionen (saugen, fliegen, tragen, enttarnen)
wunderbar inszenierte Geisterspielwelt
hervorragende Animationen, tolle Partikeleffekte
lebendige, interaktive Räume mit Überraschungen
sehr gute Mischung aus Action & Erkundung
abwechslungsreiche Rätsel
Geister mit diversen Verhaltensweisen
präzise Steuerung mit Optionen
anspruchsvolle Bosskämpfe
sehr gute Soundeffekte, stimmungsvolle Musik
umfangreiches Abenteuer (12 Std. plus X)
viele Geheimnisse erhöhen Wiederspielwert
drei Multiplayermodi

Kontra

Räume mehrmals betreten
manchmal nervige Dialogunterbrechungen
Verbesserungen nicht selbst auswählen
keine Unterstützung des Circle Pads (zweiter Analogstick)

Wertung

3DS

Unheimlich charmant, angenehm anspruchsvoll und überraschend umfangreich: Ein ausgzeichnetes Action-Adventure!

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