Landwirtschafts-Simulator 2012 3D04.04.2012, Mourad Zarrouk
Landwirtschafts-Simulator 2012 3D

Im Test:

Dieses Jahr mussten PC Spieler auf eine Neuauflage eines der meistverkauften Spiele Deutschlands verzichten. Stattdessen wurde der Landwirtschaftssimulator  für den 3DS veröffentlicht. Was taugt die dreidimensionale Hosentaschenversion? Kann das überhaupt funktionieren?

Farmen in 3D

"Scheiße zu Geld" In der Biogasanlage gibt's Geld für Gülle.
"Scheiße zu Geld machen": In der Biogasanlage gibt's Geld für Gülle.
Man bekommt keine zweite Chance für einen guten ersten Eindruck. Diese Weisheit gilt für Bewerbungsgespräche oder Dates genauso wie für Videospiele. Und ich gebe zu: Ich war durchaus skeptisch beim Starten des Landwirtschaftssimulators 2012 3D (Lawi). Entsprechend überrascht war ich, als ich nach der Auswahl eines von drei Schwierigkeitsgraden das erste Mal auf meinen Bauernhof blickte…in lupenreinem 3D! Klar: Besitzer eines 3D Vision-Systems konnten auch schon auf dem PC dreidimensional pflügen und ernten, aber diese zehn Leute (den Autor dieser Zeilen eingerechnet) sollen an dieser Stelle nicht überbewertet werden. Die portable Variante des Lawi überzeugt tatsächlich mit räumlicher Tiefe und einem rundum gelungenen plastischen 3D Effekt, -Chapeau! Zwar kann ich die Spielwelt nicht wie in der PC Version frei begehen, dafür aber mit meinem Traktor „erfahren“. Dabei kann ich die Kamera mit dem Steuerkreuz (oben/unten) zwar etwas heraus- oder hereinzoomen, aber nicht in die Fahreransicht wechseln. Ebenfalls mit dem Steuerkreuz (rechts/links) kann ich nahtlos zwischen meinen Fahrzeugen wechseln, wobei mir zu Beginn neben dem Traktor nur ein Mähdrescher zur Verfügung steht…immerhin.

Farmen light?

Je nach Schwierigkeitsgrad sind meine Silos bereits mit den drei verfügbaren Fruchtsorten

So kommt Freude auf: Gleich drei Mähdrescher bewirtschaften meine Felder.
So kommt Freude auf: Gleich drei Mähdrescher bewirtschaften meine Felder.
Weizen, Raps oder Mais gefüllt und lassen sich so auch schon bei Bahnhof, Mühle, Gasthof oder der Biogasanlage versilbern. Doch zunächst sollte ich mich meinen drei Startfeldern widmen, denn die wollen schließlich bewirtschaftet werden. Erstmals in der vier Jahre alten Geschichte der Serie stehen mir nämlich nicht sämtliche Felder der Spielwelt von Beginn an zur Verfügung, sondern müssen nach und nach für teures Geld erworben werden. Wie für die Serie üblich deuten kleine „I“–Symbole auf Informationsfelder hin, wo mir in kurzen Sätzen erklärt wird, was zu tun ist. So erfahre ich, dass zunächst auf Feld  A der Weizen geerntet werden muss. Also fahre ich mit dem Mähdrescher an den Rand des Feldes, senke die Walze und lege los. Prompt leuchtet im Touchscreen-Display das Lenkrad-Symbol auf. Dies bedeutet dass ich mit einem Klick einen Helfer einstellen kann, der dann die Arbeit automatisch für mich erledigt und zwar schon jetzt gleich zu Anfang des Spiels - prima! Jetzt kann ich mich nämlich zeitgleich im Traktor den beiden anderen Feldern widmen. So kuppele ich den Grubber an und pflüge Feld B um. Hätte ich jetzt schon genug Geld für einen zweiten Traktor, könnte ich auch das einen Helfer erledigen lassen und währenddessen auf Feld C Aussaht betreiben. Nun denn: So weiß ich zumindest auf was ich sparen muss.

Farmen, wie es sein soll!

Bei einem Startkapital von 25.000 dauert es trotz gefüllter Silos etwa eine Stunde,  bis ich

Tagesgeschäft: Was leer ist (Wassertanks) muss nachgefüllt werden.
Tagesgeschäft: Was leer ist (Wasser), muss nachgefüllt werden.
die 92.000 für einen zweiten Traktor zusammen habe. Auch die weiteren (übrigens lizenzierten) und leistungsstärkeren landwirtschaftlichen Geräte wie Sämaschinen, Spritzen, Güllewagen und Quaderballenpressen scheinen vom Kostenfaktor noch in schier unerreichbarer Ferne, aber da ich trotz Tag- und Nachtwechsel auch nachts arbeiten darf (Schlaf kennt der 3DS-Bauer nicht) und ein Feld praktisch „über Nacht“ austreibt, ist der florierende Großbauernhof gar nicht in so weiter Ferne wie beim PC-Pendant. Sobald der zweite Traktor Teil meines Fuhrpark ist, ist der Erfolg eigentlich nicht mehr aufzuhalten. Umweltkatastrophen mit Ernteausfällen hat man hier nicht zu befürchten und das Tagwerk geht dank intelligent agierender Helfer sowie vernünftiger Bedienbarkeit mit sinnvoll belegtem Touchscreen erfreulich gut von der Hand. So kann ich im unteren Bildschirm ständig zwischen drei Bereichen wählen: Einer Teilansicht der Karte (die allerdings nicht zoombar ist), dem Händler mit seinen Fahrzeugen und der aktuellen Marktlage (wo bekomme ich den besten Preis für welche Frucht und wo sind für einen kurzen Zeitraum dank Multiplikatoren sogar extrem gute Preise zu erzielen).  

Missionen & Co.

Optional kann ich innerhalb des Tagesgeschäfts kleinere Aufgaben erfüllen. Im Grunde laufen diese nach einheitlichem Muster ab: Ich muss innerhalb eines mehr oder weniger knappen Zeitrahmens zu einer bestimmten Stelle der Spielwelt fahren (ein eingeblendeter Pfeil hilft bei der Navigation) und dort eine Kiste finden. Erreiche ich diese in der vorgegebenen Zeit wird mir ein netter Geldbonus gutgeschrieben, das sollte man also immer „mitnehmen“. Und auch sonst  läuft im Lawi 3DS alles erfreulich unkompliziert, nachvollziehbar und „rund“. Die vielen Kritikpunkte der PC-Version gelten grundsätzlich auch hier  (keine Charakterbildung, kein Personalmanagement, wiederholende Spielabläufe) und Multiplayer und Viehwirtschaft sind hier gleich ganz abgespeckt worden, sonderbarerweise springt hier dennoch der Funke über und das für mich sogar noch eher als auf dem PC.

Fazit

Seit dem Lawi 2009 beschäftige ich mich mit dieser Serie und versuche dem Geheimnis auf den Grund zu gehen, wieso insbesondere das virtuelle Farmen einen solchen Anklang bei hunderttausenden von Käufern findet. Es bedurfte dieser abgespeckten „Hosentaschen-Variante“, diese Faszination nunmehr endlich ansatzweise nachvollziehen zu können. Vermutlich weil ich hier einfach viel schneller zum Großbauern werde und mir meine Felder auch verdienen muss, springt der Funke endlich über. Wenn drei Mähdrescher auf einmal mein größtes Feld abernten, ohne dass ich einen Finger krümmen muss, dann kommt endlich das Gefühl rüber, der „Chef von det Janze“ zu sein, anstelle des Hiwis, der sich die Sonne auf den Pelz brennen lassen muss. Der Lawi 3DS macht nach einer Weile tatsächlich Spaß, man kann schon fast von einem leichten „Suchtfaktor“ sprechen. Warum das Ganze dann noch kein rundum gutes, sondern „nur“ solides Spielerlebnis ist, liegt an den dann doch auch für die portable Variante recht eingeschränkten Handlungsspielräumen. Viehwirtschaft (und gerne mehr als nur Kühe) hätte es dann schon sein dürfen. Das und ein Ko-Op Modus via Link Option zu weiteren 3DS Spielern und es wäre durchaus der Sprung in den hellgrünen Bereich denkbar gewesen.

Wertung

3DS

Der abgespeckte Landwirtschaftssimulator für die Hosentasche funktioniert fast besser als sein großer Bruder am PC

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