Im Test:
Vorteil: Handheld
3DS-Besitzer sind wieder mal im Vorteil: Während Wii-U-Spieler noch bis Ende des Jahres warten müssen (ein Datum steht noch nicht fest), startet Super Smash Bros. (ab 42,99€ bei kaufen) auf dem 3DS schon am kommenden Donnerstag durch. Ähnlich wie in Mario Kart 8 kämpft ein Aufgebot aus Videospiel-Allstars um Ruhm und Ehre, hier geht es aber natürlich handfester zur Sache. Bis zu vier Spieler dürfen sich im Netz oder lokal ins Getümmel stürzen. Entweder ärgert man sein Gegenüber als Einzelkämpfer oder man stellt in Zweierteams die Freundschaft auf die Probe.
Um das Chaos perfekt zu machen, funkt auch noch die Umgebung dazwischen. Die Entwickler haben Unmengen herrlich alberner Ideen verwirklicht: Mal krachen Bauklötze und anderes Gerümpel von der Decke (auf die Schatten achten!) oder Hundewelpen versperren den Blick und schlecken die Kamera ab. Bei Neuzugang Pac-Man geht es sogar in einem stylischen Labyrinth zur Sache. In Kirbys alter GameBoy-Welt landet man plötzlich hinter den fetten grauen Bildschirm-Balken, weil die Welt ohne Erbarmen weiter scrollt.
Tödlicher Abgrund des Todes
Die Steuerung wirkt zu Beginn wieder recht eigenwillig. Neulinge schliddern vermutlich erst einmal verwundert durch den Ring, weil die Figuren bei vollem Schiebepad-Ausschlag wie von der Tarantel gestochen lossprinten. Etwas seltsam wirkt auch die Überbelegung des A-Knopfes, mit dem man den Großteil der Attacken startet, Extras aufhebt, sie einsetzt und vieles mehr. Schade, dass Nintendo und Co-Entwickler Bandai Namco die Chance nicht genutzt haben, um die Eingaben sinnvoller auf die 3DS-Knöpfen zu verteilen. Andererseits verlangt man dem Spieler so ein wenig Feingefühl ab - in anderen Prügelspielen lassen sich die Attacken schließlich auch nicht einfach auf Knopfdruck abspulen.
Die Macht der Gewohnheit
Nach ein paar Minuten hat man die Bewegung ohnehin wieder intus und dann lernt man ihre Vorteile im blitzschnellen Kampf zu schätzen. Anders als in ernsthafteren Prüglern wie Killer Instinct kommt es nicht so sehr auf das virtuose Abspulen von Button-Kombinationen und Kombos an. Stattdessen sollte man in brenzligen Situationen blitzschnell die passende Antwort parat haben. Dieser Umstand und die überschaubare Zahl an Attacken macht das Spiel so spannend für Einsteiger: Wer die Grundlagen verinnerlicht, kann schon nach einigen Minuten halbwegs mithalten und zumindest manchmal einen Sieg einfahren. Dank der tollen Balance gibt es aber auch für alte Hasen genügend Möglichkeiten, ihr Können zu perfektionieren. Auf dem ersten 3DS-Modell leidet in hektischen Momenten manchmal die Übersicht – doch auch dieses Problem fällt nach ein paar Stunden kaum noch auf.
Das Coolste am Spiel sind natürlich wieder die vielen völlig übertriebenen Spezial-Attacken: Fox z.B. walzt plötzlich in einem futuristischen Panzer über die Plattformen und mein Liebling Pac-Man verwandelt sich nach dem Einsammeln eines Smash-Balls in eine gigantische mampfende Retro-Scheibe, welche sich frei schwebend und laut fiepsend durch die Gegner frisst. Die Auswahl der übrigen Neulinge wirkt ein wenig seltsam, im Kampf bieten die meisten aber eine angenehme Abwechslung. Bayonetta fehlt z.B., mit dabei sind dagegen die Wii-Fit-Trainerin, welche in wahrsten Sinne des Wortes durch die Arena turnt. Per „Sonnengruß“ lädt sie eine fette gelbe Energie-Kugel auf, welche sich auch aufsparen und später abfeuern lässt.
Gastauftritte von Sega, Namco & Co
Nicht nur bei der Kämpferriege stimmt die Auswahl. Es gibt unheimlich viel geheime Extras, Meilensteine, Sammelkram und Trophäen zum Freischalten. Zu Beginn wird man fast vom üppigen Angebot erschlagen - unter anderem, weil man sich erst einmal durch die verschachtelten Menüs wühlen muss, um alles zu entdecken. Der Umfang von Super Smash Bros. übertrumpft Vorgänger und Konkurrenztitel bei weitem: Super Smash Bros. Brawl z.B. bot „nur“ 36 Figuren, Sonys Konkurrenzspiel PlayStation AllStars 24 Krieger.
Überwältigende Vielfalt
Im Zentrum stehen die Smash-Abenteuer: Zunächst kämpft man sich im Alleingang durch scrollende Labyrinthe aus unterschiedlichen Spielwelten, die von allerlei herumwuselnden kleinen und fetten Gegnern bevölkert werden. Hat man genügend davon aus dem Weg geprügelt, päppelt man seinen Charakter mit allerlei „Verstärkern“ auf, welche Statuswerte wie Schlag- und Sprungkraft, Geschwindigkeit oder Abwehr aufmotzen. Auch einige „Zusatz-Items“ lassen sich ausrüsten, darunter z.B. ein Laserschwert, ein fetter Energiestrahl oder Heiltränke. Zum Schluss kommt es dann zum klassischen Showdown in der Arena – entweder gegen drei starke KI-Gegner oder gegen verbundene Freunde. Einige der Modi lassen sich schließlich kooperativ bestreiten. Im Hintergrund erklingen derweil geliebte Soundtrack-Klassiker der Spiel-Universen, welche sich allesamt im Sound-Menü abspielen lassen.
Leidlich unterhaltsames Abenteuer
Mich haben die Smash-Abenteuer nur bedingt unterhalten. Das Aufmotzen und die zahlreichen Gegner sorgen zwar für Abwechslung, doch die hektische, auf Arenen zugeschnittene Handhabung will einfach nicht so recht zum seitlich scrollenden Prügelspiel passen.
Deutlich mehr Spaß machen die klassischen Modi. Vor allem die Reise über die Karte mit frei wählbaren Abzweigungen und Duellen gegen stärker werdende Widersacher hat mich motiviert – vor allem, weil ich hier vor dem Match wagemutig den Schwierigkeitsgrad aufdrehen und mehr Bares einsetzen kann. Die Münzen lassen sich später z.B. in fehlende Trophäen investieren.
Brutalo-Mii Marke Eigenbau
Der Online-Part hat mich am längsten an den 3DS gefesselt: Die für den Spieler unsichtbare Könnens-Stufe scheint in der Spieler-Vermittlung gut zu funktionieren. Der Großteil meiner bisherigen Kämpfe verlief richtig spannend. Die Vierer-Matches im lockeren „Geplänkel“ (auf Wunsch auch in Zweierteams) sorgen für unbeschwertes Gemetzel – hier kann man sich einfach austoben, um die Figuren kennenzulernen.
Hart oder zart?
Begrenzte Optionen
Schade, dass in den beiden öffentlichen Online-Varianten so wenige Optionen zur Wahl stehen – die Arena wird z.B. per Zufallsprinzip ausgewählt. Wer mehr Rahmenbedingungen vorgeben möchte, muss auf das Spiel gegen Freunde ausweichen, dort wimmelt es nur so vor Optionen. Ein starker Dämpfer für die Motivation ist auch das Fehlen von Bestenlisten oder spannender Herausforderungen gegen Freunde. Es gibt zwar ein sichtbares Fähigkeits-Level - die so genannte Smash-Fertigkeit - diese Zahl zeigt allerdings nur an, vor wie vielen anderen Spielern man weltweit in diversen Modi liegt.
Außerdem fehlt eine Begrenzung der Gegner auf Region oder Kontinent; statt Voice-Chat werden nur einfache Textnachrichten angeboten. Für ein Handheld-Spiel gehen die Online-Möglichkeiten trotzdem in Ordnung – schließlich sollte man die begrenzte Spielerzahl nicht durch zu viele Wahlmöglichkeiten zerstreuen. Für die Wii-U-Version sollte Nintendo aber deutlich nachlegen.
Sauberer Netzcode?
Technisch liefen meine Matches bislang meist erfreulich flüssig. Gelegentlich kam es aber auch zu deutlich spürbaren Lags und Geschwindigkeitseinbrüchen. Da momentan fast nur Japaner und US-Amerikaner online sind, könnte das aber auch an der Entfernung gelegen haben. Allzu weit kann ich mich in diesem Punkt also noch nicht aus dem Fenster lehnen. Ich hoffe darauf, dass man nach dem Europa-Start hauptsächlich lokale Gegner vermittelt bekommt. Wer seine Glanzleistungen verewigen will, kann übrigens Videos oder Screenshots aufzeichnen. Wer sich im Internet die Matches anderer Spieler live anschaut, kann sogar auf den Ausgang wetten, um zusätzliche Gewinne einzustreichen.
Fazit
Was für ein Monstrum! In punkto Umfang steckt Super Smash Bros. beinahe die gesamte Prügel-Konkurrenz in die Tasche. Stolze 51 Nintendo- und Videospiel-Stars warten darauf, dass man ihre aberwitzigen Attacken in zahlreichen Modi erforscht und perfektioniert. Ein richtig spannender Einzelspieler-Part fehlt zwar und im Online-Spiel gegen Fremde hätte ich mir mehr Optionen gewünscht. Davon abgesehen bietet das Spiel aber ein unheimlich motivierendes Gesamtpaket für ein herrlich albernes, variantenreiches Gemetzel. Vor allem online hat die Sucht bei mir schnell zugeschlagen. Auch die klassischen Modi, Unmengen an Sammelkram und die Experimente mit einem Mii-Krieger machen Laune. Wer nicht bis zum Wii-U-Start gegen Ende des Jahres warten will, bekommt schon auf dem 3DS ein herrliches Prügelfest!
Pro
Kontra
Wertung
3DS
Herrlich durchgeknalltes Comic-Gemetzel mit riesigem Umfang und adrenalingeladenen Mehrspieler-Kämpfen.
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