Pokémon Mystery Dungeon: Portale in die Unendlichkeit24.05.2013, Jens Bischoff
Pokémon Mystery Dungeon: Portale in die Unendlichkeit

Im Test:

Mit Portale in die Unendlichkeit gibt Nintendos Kampf- und Sammelsaga Pokémon Mystery Dungeon ihr 3DS-Debüt. Wir haben uns mit Pikachu & Co in die zufallsgenerierten Labyrinthe begeben und berichten im Test über Lichtblicke und Schattenseiten dieser Reise.

Schön geschrumpft

Auch im jüngsten Spross wird man als Spieler wieder selbst zu einem Pokémon, das von einem Wahlpartner begleitet gefährliche Abenteuer erlebt. Mit Pikachu, Floink, Ottaro, Milza und Serpifeu stehen fünf Rollen zur Wahl, in die Spieler und KI-Partner schlüpfen können, um eine neue Bedrohung abzuwenden. Insgesamt sind 144 Pokémon mit an Bord, was verglichen mit den knapp 500 rekrutierbaren Exemplaren der DS-Vorgänger Zeit, Dunkelheit und Himmel allerdings ziemlich mickrig wirkt.

Ansonsten kann sich die deutlich geschrumpfte 3DS-Riege jedoch sehen lassen: Die 3D-Modelle wurden liebevoll gestaltet und auch der optionale Tiefeneffekt kommt gut zur Geltung. Allerdings bleiben Figuren und Rahmenhandlung blass. Inszenierung und Tonalität bewegen sich weitestgehend auf Kleinkindniveau, ellenlange Dialoge und der gleichzeitige Verzicht auf jegliche Sprachausgabe wirken alles andere als kindgerecht und lassen keine klare Zielgruppe erkennen.

Unnötiger Ballast

Viele Dialoge und Menüs sind unnötig zäh und umständlich.
Viele Dialoge und Menüs sind unnötig zäh und umständlich.
Die Dialog- und Menüstrukturen sind zudem unnötig zäh und umständlich: Bei Stufenanstiegen wird jede Wertverbesserung einzeln eingeblendet, bei Tausch- und Bauvorhaben wird man zum genervten Dauerläufer und selbst beim Einkaufen muss man sich immer wieder dieselben langatmigen Sprüche und Belehrungen anhören. Man kommt sich vor wie ein Idiot, dem man alles zigmal in aller Ausführlichkeit erklären muss und fieserweise lassen sich die auf Dauer extrem ermüdenden Textfoltern nicht einmal beschleunigen oder abbrechen.

Auch dass es manchmal reicht, benötigte Objekte im Lager zu haben, während man sie bei etwas anderem erst andernorts ins Handgepäck transferieren muss, nervt zum Teil gewaltig - vor allem größere Investitionen oder Tauschgeschäfte können einen schier zur Weißglut bringen. Erst recht, wenn die Zielpunkte weit auseinander liegen und alle paar Schritte ein neuer Bildausschnitt geladen wird...

Bauen & Erkunden

Erschließung und Ausbau des eigenen Dorfs halten auf Trab.
Erschließung und Ausbau des eigenen Dorfes halten auf Trab.
Erschließung und Ausbau des eigenen Dorfs sind trotzdem wieder gelungene Motivationspfeiler: Man wandelt trockenes Ödland in fruchtbare Wiesen, Wälder oder Seenlandschaften um, legt Äcker und Felder an, eröffnet Geschäfte und andere Attraktionen wie Losbuden, Tauchstationen oder Hockeyanlagen. Später kann man seine Einrichtungen auch ausbauen, modifizieren oder wieder abreißen.

Hauptbeschäftigung ist aber einmal mehr die Erkundung zufallsgenerierter Dungeons im Rogue-like-Stil. Dazu bewegt man ein bis zu vierköpfiges Pokémon-Team Schritt für Schritt und Ebene für Ebene durch immer wieder neu erzeugte Labyrinthe. Unterwegs bestreitet man positionsabhängige Rundenkämpfe gegen feindlich gesonnene Pokémon, sammelt Schätze und Verbündete, überwindet Hindernisse und tappt natürlich auch in die ein oder andere Falle. Wer stirbt, verliert sowohl den aktuellen Dungeon-Fortschritt als auch einen Teil seines mitgeführten Hab und Guts. Ein Game Over oder dauerhaften Charakterverlust gibt es aber nicht.

Taktische Geplänkel

Jedes Pokémon verfügt im Kampf über vier Aktionsmöglichkeiten.
Jedes Pokémon verfügt im Kampf über vier Aktionsmöglichkeiten - Teamattacken sind ebenfalls möglich, müssen aber erst aufgeladen werden.
Direkt gesteuert wird immer nur der Anführer, während die Gefährten auf Grundlage anpassbarer Verhaltensmuster eigenständig agieren. Die Aktionsmöglichkeiten sind mit gerade mal vier Kampfskills pro Pokémon allerdings überschaubar. Der Reiz liegt vielmehr im Zusammenspiel der Gruppe sowie dem Ausnutzen individueller Stärken und Schwächen. Auch wechselnde Witterungsverhältnisse sowie der Einsatz mitgeführter Hilfsobjekte kann über Sieg und Niederlage entscheiden.

Welche Fähigkeiten man hinzulernen, beibehalten oder vergessen möchte, entscheidet man selbst. Besonders häufig eingesetzte Fertigkeiten entwickeln sich sogar weiter und das nicht nur für den Anwender, sondern für alle Pokémon, welche über dieselbe Fertigkeit verfügen. Selbst zuhause gebliebenen Gefährten werden berücksichtigt und obendrein sogar mit Erfahrung bedacht, damit sie auch bei längeren Auszeiten nicht zu weit zurückfallen.

Aufkeimende Langeweile

Das aus immergleichen Versatzstücken bestehende Leveldesign hat hingegen schon nach kurzer Zeit mit Abnutzungserscheinungen zu kämpfen und auch das Questdesign könnte eintöniger kaum sein: Egal ob Storymission oder Auftrag vom Schwarzen Brett, es geht immer nur darum, bestimmte Zielebenen zu erreichen, um dort irgendetwas einzusammeln oder zu besiegen. Wer will, kann die Ausschreibungen zwar weitestgehend ignorieren, muss dann aber auch jegliche Bauvorhaben beerdigen.

Die Übersicht in den Dungeons ist leider alles andere als optimal.
Die Übersicht in den Dungeons ist leider alles andere als optimal.
Früher konnte man wenigstens mehrere Aufgaben, die im gleichen Dungeon verortet waren, parallel in Angriff nehmen. Jetzt muss jede Quest einzeln erledigt werden, was den Spielverlauf nicht nur im Hinblick auf als Belohnungen ausgesetzte Baumaterialien ungemein zäh gestaltet. Dafür muss man sich jetzt keine Sorgen mehr machen, unterwegs zu verhungern, da die Ernährungskomponente gänzlich gestrichen wurde. Auch sonst ist der Schwierigkeitsgrad eher harmlos - vor allem für fleißige Trainer.

Die mangelnde Übersicht in den Dungeons kann hingegen ein ziemliches Ärgernis sein. Während die traditionell begrenzte Sichtweite horizontal in Ordnung geht, ist der vertikale Ausblick so knapp, dass man entsprechend gerichtete Distanzangriffe meist knicken kann, während man selbst aber sehr wohl Treffer aus Bereichen jenseits des Bildausschnitts kassiert. Eine minimal höher angesetzte Kameraposition oder Zoom-Out-Funktion hätte hier Wunder gewirkt, ohne gewollte Einschränkungen, die man auch anderweitig hätte realisieren können, gänzlich außer Kraft zu setzen.

Hilfe von außen

Per lokaler Funkverbindung kann man sich von anderen Spielern helfen lassen.
Per lokaler Funkverbindung kann man sich von anderen Spielern helfen lassen.
Immerhin kann man sich mit bis zu drei Freunde verbünden, um gemeinsam auf Raubzüge zu gehen. Die Teambildung funktioniert allerdings nur per lokaler Funkverbindung, ebenso wie das Helfen in Notsituationen (Wiederbelebungen via StreetPass). Online gibt's statt grenzenloser Mehrspielerfreuden hingegen nur Dungeon-Naschub in vorwiegend kostenpflichtiger Download-Form.

Schön ist hingegen, dass nicht nur die 3D- und Touchfunktionen des 3DS genutzt werden, sondern auch Kamera und Neigungssensor. Während Letzterer z. B. bei Dorfattraktionen wie dem Schatztauchen zum Einsatz kommt, kann man mit der Kamera Jagd auf versteckte Magnaportale in seiner Umgebung machen, welche zusätzliche Dungeons freischalten. Um an Bonusobjekte zu gelangen, ist auch die Eingabe von Codes möglich, die man sich z. B. über ein Minispiel auf der offiziellen Website verdienen kann.

Fazit

Die 3DS-Premiere der Pokémon-Mystery-Dungeon-Reihe weiß vor allem grafisch zu gefallen. Pikachu & Co sind putziger denn je und selbst die zufällig generierten Dungeons werden vergleichsweise ansehnlich präsentiert. Die Anzahl der spielbaren Pokémon hat im Gegensatz zu den DS-Vorgängern jedoch deutlich abgenommen. Auch Elemente wie Hunger oder kombinierbare Quests sucht man im jüngsten Serienspross vergeblich. Hinzu kommt, dass Levelarchitektur und Aufgabendesign schnell langweilen sowie viele Aktionen mit ermüdenden Menüstrukturen behaftet und Team-Abenteuer lediglich auf lokaler Ebene möglich sind. Pokémon-Training und Basisausbau halten hingegen gekonnt bei Laune und sorgen dafür, das man unterm Strich noch solide unterhalten wird.

Pro

malerische Grafik
ausbaubares Hauptquartier
motivierende Charakterpflege

Kontra

ödes Quest
& Leveldesign
ermüdende Menüstrukturen
nur lokaler Mehrspielermodus

Wertung

3DS

Nettes, aber unspektakuläres Sammel- und Kampf-Abenteuer mit Pikachu & Co.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.