Inazuma Eleven 3: Kettenblitz26.09.2013, Eike Cramer
Inazuma Eleven 3: Kettenblitz

Im Test:

Fußball hat in japanischen Animes durch die „Kickers“ schon immer seinen Platz gehabt. Das Genre war zumindest im Westen nach der Neuauflage Super Kickers im Jahre 2006 etwas eingeschlafen. Mit Inazuma Eleven von Level 5 sowie einer dazu passenden TV-Serie erlebt der Fußball-Anime gerade eine Renaissance. Kann Teil drei im Test überzeugen?

Kung-Fu-Fußball

Die bekannte Mischung aus Rollenspiel und Fußball-Manager wird auch bei Inazuma Eleven 3 beibehalten. Die beiden Editionen heißen "Kettenblitz" und "Explosion".
Die bekannte Mischung aus Rollenspiel und Fußball-Manager wird auch bei Inazuma Eleven 3 beibehalten. Die beiden Editionen heißen "Kettenblitz" und "Explosion".
Im Spiel dreht sich alles um den japanischen Jugendfußball – allerdings nicht ganz so, wie man sich das als europäischer Stadiongänger vorstellt. Im Universum der Kicker von der Raimon Jr.High ist Fußball nicht einfach nur ein schnöder Sport, bei dem 22 Mann einem Ball hinterherlaufen und am Ende Deutschland gewinnt. Nein, stattdessen ist Fußball eher eine Art Kung-Fu. Harte Tacklings und Grätschen sind hier Alltag und werden keinesfalls abgepfiffen. Fußball trifft auf Kampfsport, und auch die spirituelle Komponente von Kung-Fu wird streckenweise einbezogen.

Ganz speziell wird es, wenn die Jungs und Mädchen, (in der FFI darf nämlich mit gemischten Teams gespielt werden) auf dem Platz ihre Spezialfähigkeiten einsetzen. Hier regnet es Feuer, Bälle werden zu explosiven Geschossen oder es erheben sich riesige Mauern, die den Gegner vom Torschuss abhalten. Diese Fähigkeiten können im Laufe des Spiels zwischen Spielern kombiniert werden, dazu kommen spezielle Team-Fähigkeiten. Müsste ich Inazuma Eleven 3  (IE3) in einem Satz beschreiben, würde dieser wohl „Kickers trifft Dragonball, gewürzt mit einer Prise Pokémon“ lauten. Diese Mischung wirkt zunächst bizarr, übt aber gleichzeitig eine merkwürdige Faszination aus. Dieser kann man sich insbesondere dann kaum entziehen, wenn oben genannte Animes, zu den liebsten Kindheitserinnerungen gehören.

Einmal Weltmeister sein

Mark Evans ist auch im dritten Abenteuer Hauptakteur. Die Geschichte wird in schönen Anime-Sequenzen erzählt.
Mark Evans ist auch im dritten Abenteuer Hauptakteur. Die Geschichte wird in schönen Anime-Sequenzen erzählt.
Inhaltlich dreht sich diesmal alles um die erste Weltmeisterschaft der neu gegründeten Football Frontier International (FFI). Dies ist eine Art FIFA für Jugendmannschaften, in der sich die besten Teams der Welt beweisen wollen. Für den Helden Mark Evans und seine Mannschaft aus Tokio ist es natürlich Ehrensache, dass sie im Kampf um die Plätze der japanischen Nationalmannschaft alles geben und sich durch die Asien-Qualifikation in die Endrunde der Weltmeisterschaft spielen. Auch nach guten fünfzehn Stunden hält die Geschichte dabei noch interessante Wendungen bereit, zumal mir die Jungs der Mannschaft mit ihren Eigenheiten (der egomanische Stonewall, der ängstliche Wallside, der unsichere Hobbes) schnell ans Herz gewachsen sind.

Leider lässt Level 5 Einsteiger aber zunächst im Regen stehen, denn über die Hintergründe von Mark sowie dem Inazuma-Team wird so gut wie nichts erzählt. Es finden sich aber gerade zu Beginn der Reise viele Anspielungen auf die Vorgänger. Es hagelt nur so Charaktere und Gegebenheiten, die, ohne den Zusammenhang zu kennen, wenig Sinn ergeben. Hier hätte man sich durchaus eine optionale Kurzzusammenfassung der Vorgänger in einer der tollen Anime-Zwischensequenzen leisten können, die sehr hochwertig ausfallen.

Umfangreiche Stagnation

Die Kulisse ist mittlerweile arg in die Jahre gekommen und könnte eine Runderneuerung vertragen.
Die Kulisse ist mittlerweile arg in die Jahre gekommen und könnte eine Runderneuerung vertragen.
Während IE3 mit seiner umfangreichen Story, 2000 sammelbaren Charakteren (von denen es je 33 nur in einer der Editionen „Explosion“ und „Kettenblitz“ zu finden gibt)  und unzähligen Spezialfähigkeiten den Vorgänger an Inhalt durchaus zu überbieten weiß, fehlt es spielmechanisch an Fortschritt. Das umfangreiche Teammanagement mit vielen Aufstellungsmöglichkeiten (die im späteren Spiel und im Duell gegen Menschen wohl durchdacht sein wollen), das individuelle Training einzelner Kicker und auch der Spielablauf der 4v4- und 11v11-Matches inklusive indirekter Touch-Steuerung sind bereits bestens bekannt. Hier spielt Level 5 leider, um im Bild zu bleiben, nur auf Unentschieden: Zwar funktionieren die Elemente gut, bieten aber auch keinerlei Entwicklung hinsichtlich der Vorgänger.

Auch die Kulisse hat sich trotz des Systemsprungs vom Nintendo DS auf den 3DS kaum verändert. Insbesondere die kurzen 3D-Einspieler während der Spiele ist aufgrund kantiger Modelle und mittelprächtiger Effekte ziemlich angestaubt, auch wenn die Spezialkräfte immer noch imposant wirken.  Außerdem findet der Hauptteil des Spiels auf dem kleineren Touchscreen, und nicht auf dem 3D-fähigen oberen Bildschirm statt. Was während eines Matches aufgrund der Steuerung notwendig ist, wirkt im übrigen Spiel störend, zumal auf dem größeren Display nur die Weltkarte angezeigt wird.

Zu leichte Sammelwut

Die Spezialfähigkeiten sind, in guter Japan-Rollenspiel-Tradition, stark inszeniert.
Die Spezialfähigkeiten sind, in guter Japan-Rollenspiel-Tradition, stark inszeniert.
Mit 2000 Spielern, die sich der Mannschaft von Mark Evans anschließen können, wurde die Möglichkeit der Kadergestaltung nochmal erweitert. Man findet potentielle Mitspieler sowohl nach den 4v4-Zufallsbegegnungen, in Kapsel-Automaten sowie über zwei Suchmaschinen. Dies löst eine regelrechte Sammelwut aus,  da auch Spieler aus bereits besiegten Mannschaften angeworben werden können. Diese muss man zunächst an bestimmten Plätzen treffen und weitere Voraussetzungen erfüllen, um sie in den erweiterten Kader übernehmen zu können. Leider ist dieser aber nach wie vor auf 112 Plätze beschränkt. Von den unzähligen Spielern kann ich also nur einen Bruchteil besitzen. Dies führt das ganze System ad absurdum:  Wozu soll ich Spieler sammeln, wenn ich eh nicht 100% erreichen kann?

Jeder Spieler bringt, ähnlich wie bei Pokémon, eigene Vor- und Nachteile mit, die man innerhalb des Teams ausbalancieren muss. Das ist anspruchsvoll und gerade im Duell mit menschlichen Gegnern sowie in den optionalen Fußballtouren sollte man sich sehr genau überlegen, welche Spieler man in den A-Kader beruft. In der Story hingegen sind die meisten Matches zu leicht, als dass man sich große Gedanken über die Kadergestaltung machen müsste. Oft reicht es, das Standard-Team aufs Feld zu führen um einen Kantersieg zu erzielen. Mit Blick auf die Hauptzielgruppe des Titels ist das verständlich, ich hätte mir aber gegen die oft als übermächtig angekündigten Mannschaften eine etwas größere Herausforderung abseits der Skriptsequenzen gewünscht.

Fazit

Die Inazuma-Serie stagniert auf gutem Niveau. Die Geschichte rund um die IFF-Weltmeisterschaft und die vielen witzigen Nebenstränge mit einzigartigen, wenn auch etwas stereotypen Charakteren, können gut unterhalten. Das bizarre Spielkonzept versprüht nach wie vor seinen eigenwilligen Charme und auch die Spielmechanik kann weitestgehend überzeugen. Es fehlt aber an Fortschritt: Fast alle zentralen Elemente sind bereits aus den Vorgängern bekannt und wurden, wenn überhaupt, nur im Detail verändert. Außerdem ist die Story zu leicht: Fast alle Matches können mit dem Standard-Team problemlos gewonnen werden. Die Spielersuche wird so zu Beiwerk, das für den Spielverlauf nicht zwingend notwendig ist. Zudem könnte die gesamte Kulisse eine Generalüberholung vertragen, insbesondere die 3D-Sequenzen während der Spiele wirken streckenweise antiquiert. Und warum wird an der ärgerlichen Begrenzung auf 112 Spieler festgehalten, anstatt einen Pokémon-esken Sammelwahn durch Vervollständigung eines Spielerindex auszulösen?

Pro

nach wie vor interessante Mischung aus Fußball und Dragonball
lange, interessante Geschichte
sehr umfangreich, viele Spieler, Items und Fähigkeiten
nette, etwas stereotype Charakterzeichnung
tolle Anime-Zwischensequenzen

Kontra

für Einsteiger spröder Storyeinstieg
keine Entwicklung in den zentralen Spielmechaniken
keine Anpassung der Kulisse an die neue Plattform (3DS)
keine Komplettierung des Spielerindex möglich
Viel zu einfache Storymatches
Spielersuche eher Beiwerk als zentrales Spielelement

Wertung

3DS

Zwar legt Teil drei an Umfang zu, bietet im Vergleich zum Vorgänger aber zu wenig Entwicklung in den Spielmechaniken.

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