Pokémon Alpha Saphir03.12.2014, Eike Cramer
Pokémon Alpha Saphir

Im Test: Rückkehr nach Hoenn

Alle Jahre wieder schickt Gamefreak die Spieler in die farbenfrohe Welt der Pokémon, um zum Besten Trainer des Landes zu werden. Nach dem goldprämierten X & Y kehren die Japaner mit Alpha Saphir und Omega Rubin in die Hoenn-Region zurück. Ob das Remake der dritten Serien-Generation überzeugt, zeigt der Test.

Alles wie gewohnt

Pokémon wäre nicht Pokémon, wenn der Spielablauf plötzlich einer Radikalkur unterzogen worden wäre – immerhin hat sich an der grundlegenden Struktur seit 1998 fast nichts verändert. So startet man auch 2014 in einem kleinen Dorf der Hoenn-Region und erhält kurz nach Spielbeginn von einem freundlichen Wissenschaftler sein erstes Taschenmonster, bei dem man wie immer aus Feuer, Wasser und Pflanze wählen kann. Es gilt, alleine durch die Wildnis zu ziehen, Pokémon zu fangen und dabei die Datenbank „Pokédex“ durch seine Entdeckungen

Kulisse und Kampfmechanik wurden beinahe eins zu eins aus X & Y übernommen.

zu füllen. Zudem müssen Trainer besiegt, Orden errungen und letztlich die Top 4 der Pokéliga zum Kampf gestellt werden, um zum besten Trainer der Region aufzusteigen.

Wie immer kommt einem dabei ein mehr oder weniger dilettantisches Team aus Bösewichten in die Quere, die mit ihren Aktionen die Welt bedrohen. Dabei begegnet man in den beiden Editionen zunächst entweder Team Aqua oder Team Magma, die die Lebensgebiete ihrer favorisierten Feuer- und Wasser-Pokémon auf Kosten der übrigen Umwelt ausdehnen wollen. Die generische Handlung des Originals wird im späteren Verlauf durch eine Weltraum-Episode erweitert, bietet auf dem Weg zum Trainerthron aber bestenfalls Standardkost.

Sparsame Erweiterung

Anders als noch bei X und Y hält sich Gamefreak bei Alpha Saphir mit Neuerungen zurück. Stattdessen setzt man auf die vermeintlichen Stärken des Vorgängers und integriert u.a. das Supertraining und die nach wie vor überflüssigen (wenngleich putzigen) Minispiele von PokéMonAmi. Zudem wurden auch die

In der Hoenn-Region gibt es viel Wasser unterm Kiel.

Schönheitswettbewerbe von Rubin und Saphir aufgemöbelt und mit Minispielen ausgestattet, bei denen man u.a. mit bestimmten Angriffen Punkte vor Publikum sammeln muss.

Auch die hübsche Kulisse wurde beinahe unverändert vom Vorgänger übernommen, allerdings geht man nun geschickter mit der 3D-Kamera um und zeigt mit Kamerafahrten und –Winkeln mehr von der vollständig überarbeiteten Hoenn-Region. Die hat nur noch den Grundriss der Welt mit dem 2D-Original gemein hat, was besonders dann auffällt, wenn man mit „Überflieger“ elegant über die Inseln schwebt. Gleichzeitig muss man so aber deutlich öfter Bildrateneinbrüche in Kauf nehmen, die besonders in Kämpfen mit größeren Monstern auftreten.

Die wichtigste Neuerung ist das Pokédex-Navi, mit dem mir während der Erkundung der Wildnis angezeigt wird, welche Pokémon sich in der Umgebung befinden. Zudem kann ich so überblicken, ob ich bereits alle Viecher gefangen habe, was unheimlich zum Sammeln motiviert. Cool: Man kann sich neuerdings über einen Suchmodus an Pokémon im hohen Gras heranschleichen, um sie zu fangen, was der Jagd nach den Taschenmonstern etwas frische Würze verleiht.

Mechanischer Stillstand

Die taktischen Gefechte wurden im Vergleich zu X und Y fast nicht verändert. Alles läuft genauso ab wie im Kampf gegen Team Flare vor einem Jahr – inklusive der Megaentwicklung über besondere Steine, die nun viel mehr Pokémon beherrschen, sowie den Gruppenbegegnungen in hohem Gras. Einzig, dass man nun auch gegen bis zu fünf Trainer gleichzeitig antritt, ist neu. Während die Balance der Elemente im eigenen Team, das Leveln der Lieblings-Taschenmonster und die Spannung bei einer lange erwarteten Entwicklung immer noch gut funktioniert, scheint die Kampfmechanik ausgereizt zu sein. Gamefreak sollte die Kämpfe in Zukunft dringend dynamischer gestalten oder taktische Elemente wie z.B. eine freie Positionierung in der Arena verwenden, um den Schlagabtäuschen wieder mehr Pfeffer zu geben.

Das neue Pokédex-Navi und das Anschleichen motivieren, sich alle Taschenmonster zu schnappen.

Zudem ist auch das Remake von Rubin und Saphir zu leicht: Kaum ein Kampf fordert mein höchstens durchschnittliches Team und auch die Arenaleiter konnte ich problemlos abfertigen. Ja, es fällt durchaus mal eines meiner Pokémon im Kampf – einen ganzen Kampf habe ich aber während meiner Reise durch die Hoenn-Region nie verloren. Es fehlt nach wie vor ein anspruchsvollerer Modus für erfahrene Spieler, der Veteranen-Trainer vor eine größere Herausforderung stellt.

Gleichzeitig wurden einige Elemente aus X und Y gestrichen: Es gibt keine Möglichkeit mehr, seinen Charakter selbst einzukleiden. Einzig eine Sonderkleidung für die Auftritte beim Schönheitswettbewerb ist verfügbar -  schade! Immerhin gibt es stattdessen ein witziges Cosplay-Pikachu, dass man mit verschiedenen Klamotten verkleiden kann. Diese sind auch im Kampf sichtbar und haben leichten Einfluss auf die Werte der kulleräugigen Elektromaus.

Geheimbasen und der weltweite Kampf

Auf der Reise durch Hoenn trifft man immer wieder auf Geheimbasen, deren Eingänge durch eine Attacke

Mit Überflieger und Latias bzw. Latios kann Hoenn aus der Luft erkundet werden.

sichtbar gemacht werden können. Hier kann man sich mit besonderen Einrichtungsgegenständen ein Zuhause einrichten, in das man auch andere Spieler einladen kann. Es gibt unterschiedliche Grundrisse und unzählige Gegenstände, die genau wie Pokémon auch online getauscht werden können. Zudem können Geheim-Freunde das Leveln beschleunigen oder Eier schneller schlüpfen lassen.

Glücklicherweise hat man sich dafür entschieden das sehr gute Player-Search-System des Vorgängers auch für Alpha Saphir zu benutzen. So können unkompliziert Kämpfe ausgefochten oder Pokémon getauscht werden. Auch der Wundertausch ist verfügbar, bei dem man seine Lieblinge blind zum Tausch anbietet und andere Monster zugelost bekommt.

Fazit

Alpha Saphir und Omega Rubin sind gute Modernisierungen der dritten Serien-Generation und führen mit dem Pokédex-Navi eine coole Neuerung für Monstersammler ein. An anderem Ort tritt Gamefreak aber zu sehr auf der Stelle: die grundlegende Kampfmechanik ist ausgereizt und muss nach nunmehr 16 Jahren dringend überarbeitet werden. Zudem wurden zwar viele der mehr oder weniger sinnvollen Minispiele aus X & Y übernommen, dafür aber das Ankleiden des Charakters oder die Rollerblades entfernt. Ja, der Dreiklang aus Sammeln, Kämpfen und Grinden ist auch in diesem Jahr suchterzeugend wie eh und je. Aber man hat das Gefühl, dass die Entwicklung der Serie an ihre Grenzen stößt. War die 3D-Welt von X & Y noch eine Frischzellenkur, die mit viel Abwechslung und einigen Neuerungen glänzte, stagniert man jetzt auf gutem Niveau. Immerhin: Alpha Saphir ist „nur“ ein Remake, dessen Original man ansprechend aufgearbeitet und gut umgesetzt hat. Dennoch: Nächstes Mal zählt‘s, Gamefreak.

Pro

die Kulisse überzeugt und glänzt mit neuen Kamerafahrten ...
gewohnt gute Kampfmechanik ...
das neue Pokénavi motiviert beim Sammeln
der Dreiklang aus Training, Kampf und Fangen motiviert wie eh und je
Superentwicklung und Gruppenkämpfe sind vorhanden
gute Online-Anbindung

Kontra

... leidet aber auch unter Bildraten-Einbrüchen und im Kampf
... die aber allmählich überarbeitet werden sollte
PokéMonAmi, und Schöheitswettberwebe sind wenig spannende Minispiele
die Handlung ist gewohnt generisch
viel zu leicht
kein Ankleiden der Spielfigur mehr
Geheimbasen sind unwichtig

Wertung

3DS

Der Dreiklang aus Sammeln, Kämpfen und Grinden funktioniert auch in diesem Jahr so gut wie eh und je, auch wenn Gamefreak bei der Kampfmechanik zu sehr auf der Stelle tritt.

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