Hyrule Warriors Legends23.03.2016, Mathias Oertel
Hyrule Warriors Legends

Im Test: Zwei Systeme, zweierlei Spaß

Als Hyrule Warriors im Herbst 2014 erschien, war die Skepsis groß: Link mischt in der Art von Koeis Dynasty Warriors die Bösewichte in Hyrule auf und das soll Spaß machen? Oh ja! Zwar blieb die Warriors-typische Redundanz. Dennoch zeigten die Massenschlachten eine interessante Facette von Link, Zelda & Co. Ob dies auch mit der erweiterten Version Hyrule Warriors Legends (ab 34,99€ bei kaufen) auf 3DS und N3DS gelingt, klären wir im Test.

Aus Alt mach Neu?

Bevor ich auf die wesentlichen Mechaniken des Massen- bzw. "Musou"-Prüglers eingehe, die denen der Wii-U-Version aus dem Herbst 2014 entsprechen, möchte ich mich den technischen und inhaltlichen Besonderheiten der mobilen Krieger widmen. Und ich muss gleich zu Beginn eine Warnung aussprechen: Wenn ihr keinen N3DS habt, lasst die Finger weg von Hyrule Warriors Legends. Denn hier ist der Kampf von Link, Shiek, Impa, Midna und allen anderen Helden gegen dutzende Feinde nur ein leuchtend helles Beispiel dafür, wie sich die technische Unterlegenheit der "alten" 3DS-Geräte im Vergleich zur weiter entwickelten Hardware stark negativ auf das Spielgefühl auswirkt. Und damit meine ich nicht die optimierten Steuerungsoptionen auf dem N3DS wie Kamerajustierung per C-Stick oder superschnelle Zielerfassung auf dem Trigger - auch wenn sie einem in den Massenschlachten durchaus nutzen. Auch der nur auf dem N3DS verfügbare 3D-Effekt (auf dem alten Gerät passiert bei Schalterbetätigung rein gar nichts) ist zwar eine Erwähnung wert, aber letztlich theoretisch kein Grund, die Krieger auf dem 3DS links liegen zu lassen.

Nicht nur wegen der aufwändigen Spezialeffekte sollte man auf dem N3DS den Ausflug nach Hyrule wagen - die 3DS-Version ist technisch marode.
Doch was die visuelle Umsetzung betrifft, hätte Nintendo gut daran getan, den Titel nach Xenoblade Chronicles zum zweiten exklusiven Titel für die weiterentwickelte Unterwegs-Hardware zu machen. Auf dem alten 3DS ist Hyrule Warriors kein Massenprügler mehr, sondern wird zu einem "Grüppchenprügler" degradiert. Statt einen weitläufigen Blick über die Schlachtfelder zu erlauben und wie auf Wii U bereits in einiger Entfernung Dutzende von Feinden auf einen zustürmen zu sehen, herrscht auf dem 3DS nicht nur häufig die große Leere. Zudem ploppen die deutlich kleineren Gruppen mitunter relativ unvermutet auf. Immerhin: Bei den Bossen ist die Sichtweite etwas höher - was auch angesichts der gelegentlich verheerenden Distanzangriffe, denen man ausweichen muss, keine Kompromisse zulässt. Mit der zusätzlich instabilen Bildrate verliert Hyrule Warriors Legends auf dem 3DS allerdings weiter an Reiz. Nicht nur, dass man grafische Einbußen zu schlucken hat - mit all den Mankos läuft das Ganze dazu noch unrund. Wie gesagt: Ein Exklusivitäts-Symbol wäre sinnvoller gewesen als der missratene Versuch, den Erfolg der Wii-U-Version auf eine größtmögliche Masse zu übertragen. Denn viele werden sich basierend auf den ordentlichen Eindrücken, die die Krieger auf dem stationären System hinterlassen haben, vermutlich blind die Mobilvariante anschaffen - und dann enttäuscht sein.

Fast wie auf Wii U

Eine der interessantesten Neuerungen in "Legends": Linkle mit ihren zwei Armbrüsten ist eine interessante Heldin, die gerne ihr eigenes Spiel bekommen dürfte.
Doch mit dem New3DS  schafft Hyrule Warriors Legends ein annähernd identisches Spielgefühl wie im Wohnzimmer. Zwar muss man hinsichtlich der gleichzeitig auf dem Bildschirm versammelten Gegner im Vergleich zu Wii U ebenso leichte Abstriche hinnehmen wie bei den Animationen der Klongegner. Doch hier ist der Kampf um die Zukunft Hyrules immer noch der Massenprügler, den man mit jedem Spiel von Omega Force assoziiert, das "Warriors" im Titel trägt. Und man darf sich hier als Ausgleich zum leicht veränderten Grafikstil, der noch comichafter wirkt als auf Wii U, auf erweiterte Inhalte sowie frische Mechaniken freuen. Es gibt eine Hand voll neuer Figuren, von denen Linkle sehr bemerkenswert ist. Nicht nur, weil sie mit ihren dualen Armbrüsten  sowie einer zusätzlichen Energieleiste, die ein Art Special ermöglicht, bei dem man die Gegner mit Dauerfeuer beharken kann, eine potente Ergänzung zur Kämpferriege darstellt. Sondern weil die im Vorfeld der Veröffentlichung als „weiblicher“ Link verschriene Heldin hier eine interessante Geschichte spendiert bekommt. Zwar könnte diese noch spannender und detaillierter aufgearbeitet sein, doch vielleicht holt Nintendo dies mit einem Spiel noch, in dem Linkle als alleinige Protagonistin agiert – verdient hätte sie es. Sehr schön: Man kann die neuen Figuren auf Wii U transferieren, auch wenn man die eStore-Version gekauft hat, wie uns Nintendo bestätigte. Spielstände können allerdings nicht hin- und hergeschoben werden, wie man es z.B. von Cross-Plattform-Titeln von Sony kennt.

Zu den weiteren Ergänzungen auf dem mobilen System gehört z.B. der Wechsel der Spielfigur über den unteren Bildschirm. Sind z.B. Link und Impa auf dem Schlachtfeld, kann man über einen simplen Druck auf das jeweilige Symbol zur Figur wechseln bzw. rudimentäre Wegpunkt-Befehle setzen. Dadurch bekommen die auf Dauer wie in der Warriors-Hauptserie etwas monotonen Gefechte eine leichte taktische Komponente. Das Feen-System, das hier ebenfalls neu integriert wurde, bleibt leider in guten Ansätzen stecken. Zwar kann man die kleinen Helfer, die letztlich als Verstärkungen eingesetzt werden, in geringem Umfang personalisieren. Doch wenn es die geflügelten Unterstützer nicht gäbe, wäre das Spiel nicht schlechter. Zu guter Letzt wird die amiibo-Funktionalität des N3DS unterstützt. Mit einer Hand voll der Sammelfiguren, darunter auch der Wolf-Link amiibo aus der Limited Edition von Twilight Princess HD, kann man zusätzliche Inhalte wie Waffen freischalten. Und hat man keinen amiibo aus dem Zelda-Universum parat, kann man sich über zusätzliche Geschenke wie Rubine freuen – was allerdings relativiert wird, da man im Normalfall keine Geldprobleme in Hyrule hat.

Genau wie auf Wii U

In Tradition der so genannten Musou-Spiele bleibt sich Omega Force spielmechanisch treu: Mit den Helden pflügt man sich dank einfacher Steuerung in der Story durch Hundertschaften an Gegnern, die nur selten zu einer ernsthaften Gefahr werden, nimmt Stützpunkte ein, sammelt Erfahrung sowie neue Waffen und kämpft schließlich gegen die von den bisherigen Zelda-Abenteuern inspirierten Bosse. Soweit also nichts Neues im Warriors-Land. Mit zwei Knöpfen erschafft man Komboketten, die Gegner in Mitleidenschaft ziehen und eine Leiste für Spezialattacken auffüllen. Mit einem weiteren Knopf kann man Feinden per Ausweichbewegung aus dem Weg gehen. Die Einfachheit des Kampfsystems ist Fluch und Segen zugleich für Hyrule Warriors: Man kommt unheimlich schnell rein, feiert sofort Erfolgserlebnisse. Und wenn man die besonderen Angriffe (das Gegenstück der Musou-Attacken der Dynasty Warriors) aktiviert, die meist in einem Effektspektakel enden und den K.O.-Zähler rasend schnell nach oben schrauben (es sei dann man spielt auf dem 3DS und ist schon froh, wenn man zweistellige Werte erreicht), fühlt man sich in der Tat wie ein mächtiger Krieger. Dabei gibt man sich viel Mühe, sowohl visuell als auch akustisch die Welt von Hyrule zum Leben zu erwecken. Dies gelingt mit wechselndem Erfolg. So hat  die knapp bekleidete und mit ihrer Oberweite eher an Soul Caliburs Ivy erinnernde Cia z.B. ebenso viel Schwierigkeiten, in ihr Kleid zu passen wie in diese Welt.

Richtige Massengefechte erlebt man nur auf dem N3DS - wie übrigens auch den gut eingesetzten 3D-Effekt.
Zudem geht immer dann ein Teil der aufgebauten Stimmung flöten, wenn die Variationen der Zelda-Themen von den Warriors-typischen harten Gitarren-Riffs ersetzt werden. Der Effekt wäre ähnlich, wenn bei "Der Herr der Ringe" die Schlacht um Helms Klamm nicht durch den Soundtrack von Howard Shore, sondern durch Musik von Pierce The Veil oder Asking Alexandria unterstützt würde - es passt einfach nicht. Ebenfalls ein nach wie vor vorhandenes Problem: Auch an die Hauptserie entliehene Sonderwaffen wie Bogen, Bumerang oder Bombe können nicht verschleiern, dass die Mechanik auf Dauer weder Anspruch noch Tiefgang aufweisen kann. Dass Tecmo Koei innerhalb der "eigenen" Serien zögerlich mit Innovationen oder Ergänzungen der Kernmechanik umgeht, habe ich mittlerweile akzeptiert. Doch mit dem Legend-of-Zelda-Universum in der Hinterhand hätte man durchaus mehr Risiko gehen dürfen, verzichtet hier aber ebenso darauf wie an der stationären Konsole. Immerhin: Die Geschichte ist für ein Warriors-Spiel gut gelungen. Allerdings verzichtet man abseits der Ladebildschirme auf Sprachausgabe, so dass die Figuren im Spiel nur guttural jammern, stöhnen oder einsilbig lachen und damit viel Atmosphäre verschenken. Dennoch ist die Geschichte um die dunkle Magierin Cia, die Hyrule und Zelda aus Eifersucht in den Ruin zu ziehen versucht, interessant und vielschichtig erzählt. Auch, weil sie erfolgreich versucht, Figuren, Storylines und Gebiete, die man als Zelda-Fan bereits in Ocarina of Time, Skyward Sword oder Twilight Princess kennengelernt hat, unter einen Warriors-Hut zu bringen.

Nach der Geschichte kommt das Abenteuer

Die bekannten Kämpfer wie Impa, Zelda, Shiek oder Midna bekommen eine Hand voll neuer Kollegen zur Seite gestellt.
Dass die Geschichte mit etwa acht bis zehn Stunden im Rahmen der Warriors-Serie vergleichsweise kurz ausgefallen ist, versucht der Abenteuer-Modus aufzufangen. Hier muss man versuchen, auf einem großen Raster im 8Bit-Retro-Look Aufgaben zu erfüllen. Allerdings hat man anfänglich nur Zugang zu einer Hand voll Abschnitte. Weitere daran angrenzende werden je nach Endbewertung der Schlacht freigeschaltet, die allerdings nicht im 8-Bit-Grafikstil, sondern im "normalen" Kampfmodus dargestellt wird. Motivierend in diesem Modus: Mitunter ist die Figur, mit der man der Herausforderung begegnen muss, vorgegeben. Und die Aufgaben variieren: Von einem Bosskampf-Marathon à la „Besiege fünf große Gegner in zehn Minuten“  bis hin zu „Töte nur diesen oder jenen Feind“. Allerdings bleibt man mechanisch immer auf vertrautem Boden. Rätsel- oder puzzlelastige Dungeonausflüge wird man auch hier nicht antreffen. Dennoch zieht mich vor allem dieser Modus immer wieder zu einem Gefecht nach Hyrule. Man kann in den Gebieten zahlreiche, mitunter figurenspezifische Geheimnisse entdecken. Und mit den freigeschalteten Kerzen oder Kompassen kann man auf der Übersichtskarte das eine oder andere Licht ins Dunkel bringen und neue Zugänge freischalten.

Trotz aller Vorzüge und trotz des auch mittelfristig motivierenden Abenteuer-Modus wird in vielen Bereichen das Potenzial nicht genutzt. Dass z.B. die Fähigkeiten der einzelnen Figuren über die Kombination aufgesammelter Materialien erweitert und verbessert werden können, ist eine gute Idee. Dass die resultierende Entwicklung bei nahezu jeder Figur identisch abläuft (auch wenn die benötigten Zutaten variieren), ist schade. Wie auch das weiterhin beinahe komplette Fehlen von Sprachausgabe. In den Ladeschirmen der Story bekommt man zwar einen erzählten Rückblick, doch sobald es ins eigentliche Spiel geht, sind Untertitel und einfache Stöhn-, Schluchz- oder Lachlaute das Maß aller Dinge. Das ist besonders bedauerlich, da die anderen Warriors-Spiele zumeist über umfangreiche Sprachausgabe auch während der Gefechte verfügen. Zwar bleibt man mit dieser Sprachlosigkeit der Zelda-Tradition treu, doch es hätte durchaus nachgebessert werden können, um die Mobilversion zusätzlich aufzuwerten.

Fazit

Wer einen 3DS der alten Generation besitzt und mit Hyrule Warriors Legends geliebäugelt hat, sollte sich die Anschaffung mehrfach überlegen. Denn dann muss man nicht nur auf den 3D-Effekt verzichten, sondern noch weitere technische Einbußen hinnehmen, die für ein gänzlich anderes Spielgefühl sorgen. Auf dem 3DS ist das Abenteuer von Link und Co nur noch mit Einschränkungen der Massenprügler, den man mit "Warriors" assoziiert und auf Wii U bekommen hat. Daran können auch die neuen Inhalte wie eine Hand voll neuer Kämpfer nichts ändern, darunter die sehr interessante Linkle als weibliche Version der allseits beliebten Zipfelmütze, die gerne zu einer Hauptdarstellerin eines eigenen Spiels ausgebaut werden dürfte. Auf dem N3DS hingegen gibt es zwar auch visuelle Abstriche zur stationären Version, während man die bekannte mechanische Redundanz der Musou-Spiele gleich mit übernommen hat. Doch auch bedingt durch eine leichte Modifikation des Grafikstils kann dies soweit aufgefangen werden, dass die Gefechte gegen Dutzende Gegner samt passabler Bosse sowie dazugehörendem Effektgewitter für ebenso viel Spaß und Unterhaltung sorgen wie auf Wii U. Zudem darf man sich hier auf amiibo-Unterstützung, einige kleine Erweiterungen u.a. auf der Abenteuer-Karte sowie eine optimierte Versorgung mit zukünftigen Inhalten freuen.

Pro

eingängige Kampfmechanik...
Art- und Sounddesign nutzen bekannte Elemente zum Aufbau von Atmosphäre
Story-Modus verbindet Zeitlinien diverser Zelda-Abenteuer
Waffen können aufgerüstet, Figuren verbessert werden...
beinahe 20 spielbare Figuren (fünf neue auf 3DS)
Linkle bekommt als neue TriForce-Heldin eine interessante Geschichte spendiert
passable Bosskämpfe
Abenteuer-Modus ist eine gelungene Ergänzung des Warriors-Prinzips
ordentliche Sprachausgabe in den Zwischensequenzen
amiibo schalten Inhalte bzw. Rubin-Boni frei (N3DS)
sauberer 3D-Effekt (N3DS)

Kontra

... die aber in jedem Modus schnell an ihre Grenzen stößt
haufenweise Klongegner
schwache KI
... Entwicklung läuft bei allen Figuren weitgehend identisch
keinerlei Sprachausgabe in der Spielwelt
Gitarren-Variationen des Zelda-Themas zerstören Atmosphäre
auf dem "alten" 3DS technisch unsauber, häufig das Spiel negativ beeinflussend

Wertung

3DS

Technische Einschränkungen machen aus dem Massenprügler für unterwegs auf dem "alten" System vollkommen belanglose Action.

N3DS

Auf dem N3DS macht Hyrule Warriors Legends als Massenprügler mit Zelda-Einschlag ebenso viel Spaß wie auf Wii U.

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