Rhythm Paradise Megamix30.11.2016, Michael Krosta

Im Test: Abgedrehter Rhythmus-Spaß

Im Jahr 2009 stellte Rhythm Paradise das Taktgefühl von DS-Besitzern auf eine harte Probe: In den mehr als 50 meist abgedrehten Minispielen galt es u.a. fiese Synkopen und Triolen zu bewältigen, wenn man die Herausforderungen erfolgreich meistern wollte. Mit Rhythm Paradise Megamix (ab 49,99€ bei kaufen) wärmt Nintendo das spaßige Konzept jetzt wieder auf, hat für das 3DS-Modul aber auch ein paar Ergänzungen in petto...

Feel the beat

Das Rhythmusgefühl steht selbstverständlich immer noch im Mittelpunkt: Doch dieses Mal hat man sogar eine ziemlich bescheuerte Geschichte rund um die Herausforderungen gestrickt, in der es gilt, dem vorlauten Vieh Fipsi dabei zu helfen, in seine himmlische Heimat über den Wolken zurückzukehren. Auf dem Weg dorthin hilft man u.a. einem Mechaniker bei der Suche nach Teilen für seine Werkstatt, einem Barbier namens Haarald bei der Einrichtung seines Ladens oder führt eine Biene ins heilige Honigland – und das alles mit Hilfe des richtigen Beats, den man entweder durch gut getimtes Knöpfchendrücken oder taktgenaue Stylus-Eingaben auf dem Touchscreen bewerkstelligt.

Eines der einfacheren Minispiele: Als Karateka muss man im Takt auf Gegenstände einprügeln.
Wer den Vorgänger kennt, wird hier viele Déjà-vus erleben, denn ein Großteil der kurzweiligen Minispiele wurden einfach recycelt, darunter der Karateka, das Auffüllen der Rhythmoboter, die lustigen Chorknaben oder das Turbo-Tischtennis. Allerdings wurden diese aufgewärmten Herausforderungen häufig mit einer anderen Musik unterlegt sowie frischen Animationen und anderen Neuerungen versehen, um nicht nur eine einfache Kopie der bekannten Vorlagen abzubilden. Pro Level, das in der Regel aus vier Herausforderungen besteht, ist aber auch immer eine Disziplin dabei, die man zuvor noch nicht gesehen hat. Das Prinzip bleibt jedoch häufig gleich: Entweder muss man die Knöpfe im vorgegebenen Muster drücken, sie im richtigen Moment halten und wieder loslassen oder manchmal auch in Kombination mit dem Digipad bzw. abwechselnd betätigen. Meist folgt der Spielablauf dem Senso-Prinzip, bei dem man die Vorlage einfach imitieren muss – etwa so, wie man es auch aus den artverwandten Titeln Space Channel 5 oder Parappa the Rapper kennt. Vor jedem Minispiel muss man zunächst ein Tutorial absolvieren, in dem man das geforderte Rhythmus-Muster mehrfach erfolgreich abschließen muss, bevor es zur eigentlichen Herausforderung geht. Klasse: Scheitert man zu häufig an der Übung, werden auf dem unteren Bildschirm visuelle Hilfen für das richtige Timing angezeigt, bis man es schließlich schafft. Ansonsten wird die Anzeige dafür genutzt, um die Taktgenauigkeit darzustellen, mit der man Knöpfe oder den Touchscreen betätigt.

Flache Lernkurve

In diesem Badminton-Duell geht es hoch her.
Große Sorgen muss man sich angesichts der simplen Muster zunächst nicht machen, denn wer nur einen Hauch von Rhythmus im Blut hat, wird einen Großteil der gebotenen Minispiele problemlos meistern und sogar die Goldmedaille einheimsen. Manche dürften sich angesichts des niedrigen Niveaus sogar konstant unterfordert fühlen und sich trotz des abgedrehten Designs entsprechend schnell langweilen. Denn erst im letzten Drittel der Story zieht der Schwierigkeit mit flotteren Abfolgen, Synkopen & Co deutlich an, aber trotzdem bleibt immer alles machbar und es wird niemals unfair. Nicht nur visuelle Komponenten leisten beim Wechsel von Mustern wertvolle Hilfe. Vor allem akustische Hinweise erweisen sich spätestens dann als erste Wahl, wenn die Kamera weit vom eigentlichen Geschehen heraus zoomt und man sich nur noch auf sein Gehör verlassen kann. Hat man es bis zum Abspann geschafft, geht es erst so richtig ans rhythmische Eingemachte: In weiteren Varianten bekannter Minispiele wird man dann erst richtig gefordert und auch die lange vermissten Remix-Varianten, in denen man das Know-how mehrerer Level kombinieren muss, feiern endlich ihr Comeback. Zudem darf man später auch alleine in den so genannten Meisterzug einsteigen und muss dort ebenfalls mehrere Tests in Folge mit hohen Punktzahlen abschließen.

Rhythmische Zwischenprüfungen

Zwar vermisst man im Story-Modus lange die besagten Remixe, in denen man die zuvor gelernten Muster kombinieren musste. Doch dafür warten hier ab und zu Zwischenprüfungen der drei Torwächter, die lustigerweise auf die Namen Gelbkurt, Blaukurt sowie Rotkurt hören und jeweils für einen Schwierigkeitsgrad stehen. Dabei ist für jeden Versuch eine Prüfungsgebühr fällig, wobei man den einfachsten Test am teuersten bezahlen muss. Und womit? Na, mit den Goldmünzen, die man sich neben Beat-Sternen beim Meistern der Minispiele verdient! Besonders die erste Prüfung hat es mir angetan. Hier wird eine Münze in die Luft geschnippt und man muss sie im richtigen Moment auf Knopfdruck wieder auffangen. Der Takt der Musik liefert zwar einen guten Anhaltspunkt, doch wird das Stück immer wieder unterbrochen und man ist gezwungen, auch ohne Ton ein Gefühl für das Tempo zu entwickeln und in den lautlosen Passagen den Takt weiter zu zählen. Gerade auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad erweist sich der Test als große Herausforderung, da nicht nur das Tempo kontinuierlich bei jeder neuen Runde weiter verlangsamt wird, sondern schon ein Fehler zum Scheitern führt, während man sich auf den unteren Stufen noch ein paar Fehlgriffe erlauben darf. Das gilt übrigens auch für die normalen Minispiele, wo sich zu häufige Schnitzer allerdings negativ auf die Bewertung und damit auch die Auszahlung von Münzen auswirken.

Auf einen Kaffee im Museum

Das Obst kullert in verschiedenen Taktmustern die Treppe hinunter.
Abseits der amüsanten Story kann man sich auch mit einem Besuch im Café die Zeit vertreiben: Dort erhält man in Gespräche mit dem Barkeeper und Kunden nicht nur Tipps, sondern kann auch im Laden seine verdienten Münzen in Gegenstände, Musik und weitere Minispiele investieren oder im Museum Erinnerungsstücke betrachten sowie bereits freigeschaltete Herausforderungen erneut spielen. Darüber hinaus werden mit der Zeit weitere Bereiche zugänglich, darunter ein Ziegenstall mit einer Fütterungsvariante des PapCap-Klassikers Peggle und die Streetpass-Terasse, wo asynchrone Duelle warten.

Außerdem darf man sich auch in lokalen Wettkämpfen direkt mit bis zu drei anderen Spielern messen und benötigt dazu sogar nur eine Cartridge. Sehr schön, denn im Vorgänger fiel die Mehrspielerkomponente noch komplett unter den Tisch. Schade nur, dass nicht auch noch direkte Online-Duelle das gelungene Angebot an Spielmodi abrunden.

Fazit

Ich hatte damals schon viel Spaß mit Rhythm Paradise auf dem DS, aber dieser Megamix setzt nochmal einen drauf: Die mitunter völlig bekloppten Minispiele werden nicht länger nur nacheinander abgeklappert, sondern sind in eine herrlich abgedrehte Story eingebettet, die man nicht allzu ernst nehmen sollte. Zwar treffen Kenner des Vorgängers auf viele alte Bekannte in der üppigen Auswahl, doch abseits der wenigen Neuzugänge hat man immerhin auch dem recycelten Material durch neue Musik sowie andere Ergänzungen einen frischen Anstrich verpasst. Schade nur, dass der Schwierigkeitsgrad innerhalb der Story nur sehr langsam ansteigt und daher erst spät ein ausgeprägtes Rhythmusgefühl bei anspruchsvolleren Mustern gefordert wird. Zudem muss man sich in Geduld üben, bis man Zugriff auf alle Inhalte bekommt – eine gute Entscheidung, denn so überrascht man immer wieder mit neuen Funktionen und Ideen. Schön auch, dass neben asynchronen Streetpass-Duellen endlich auch lokale Mehrspielerpartien geboten werden.

Pro

massig Minispiele...
abgedrehte Ideen
motivierendes Rang- & Medaillensystem
gelungene Tutorials für jedes Spiel
komplett eingedeutscht (inkl. Sprachausgabe)
freischaltbare Boni & weitere Minispiele
viele Inhalte werden erst stückweise freigeschaltet
neuer Mehrspielermodus
wahlweise Touchscreen- oder Knopfsteuerung
bekloppte Story

Kontra

...die inhaltlich recht ähnlich werden
recht viel Recycling
Schwierigkeitsgrad bleibt lange sehr niedrig
Remix-Herausforderungen lassen lange auf sich warten
keine Online-Mehrspielermodi

Wertung

3DS

Rhythm Paradise Megamix gibt mit seinen vielen abgedrehten Minispielen im WarioWare-Stil einmal mehr den Takt an: Ein großer Spaß für alle mit Rhythmus im Blut und in der Hand!

N3DS

Rhythm Paradise Megamix gibt mit seinen vielen abgedrehten Minispielen im WarioWare-Stil einmal mehr den Takt an: Ein großer Spaß für alle mit Rhythmus im Blut und in der Hand!

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