Poochy und Yoshi's Woolly World01.02.2017, Jan Wöbbeking

Im Test: Ist das flauschig!

Wer hätte gedacht, dass Yoshi noch niedlicher werden kann? Vor anderthalb Jahren strickte Nintendo seinem Sympathieträger eine Wollwelt, die sogar noch bezaubernder aussah als Kirbys Garn-Ausflug auf der Wii. Im Test der erweiterten 3DS-Umsetzung untersuchen wir, ob die exklusiven Levels um Hund Schnuffel den Knuddelfaktor noch weiter steigern können.

Welch passender Name

Kaum ein Entwickler trägt solch einen passenden Namen wie Good-Feel: Auch bei der 3DS-Umsetzung von Yoshis Wollabenteuer merkt man dem Studio sofort an, dass es seine Wurzeln im Vorschulprogramm hat: Der kleine Wolldino tapst derart schnuffig über die Stoffbahnen, dass ich mich schon stark zurückhalten muss, um nicht den 3DS zu knuddeln. Für solche Fälle hat Nintendo den neuen Schnuffel-Amiibo herausgebracht, der übrigens auch als ausgelagerter DLC dient: Einige der neuen Levels mit dem Schlappohr gibt es nur für Käufer des Amiibo-Stofftiers bzw. des Bundles mit ihm (für dann rund 50 statt 40 Euro). Erfreulich ist das natürlich nicht, gestört hat es mich aber auch nicht weiter: Die an Super Mario Run erinnernden Levels sind nämlich nur kurze Automatik-Sprints, bei denen man lediglich ab und zu den Sprungknopf drücken muss, um möglichst viele Schätze und Diamanten einzusacken. Nicht besonders spannend, sondern allenfalls ein mäßig unterhaltsames Extra.

Die helfenden "Schnuffelchen" in Aktion...
Deutlich interessanter wird es in den “normalen” Levels des Originalspiels, die allesamt auch auf dem 3DS verfügbar sind. Sie wurden lediglich ein wenig auf den kleineren Screen zugeschnitten. Die Kamera befindet sich jetzt etwas näher am Geschehen. Dadurch kann es hier und da schon mal passieren, dass man eine Windmühle zu spät erblickt, die man eigentlich mit Wolle hätte einwickeln wollen, aber stattdessen zu früh ins Nichts springt. Solche Probleme bleiben allerdings die Ausnahme und insgesamt hat Nintendo die bezaubernede Wollwelt schön aufs Handheld gebracht. Auch hier spürt man förmlich die Fluffigkeit der flauschigen Tierchen und Gebilde aus Stoff und Fäden. Auf dem zum Test benutzten klassischen 3DS scrollt das Bild meist in flüssigen 30 Bildern über den Schirm. Nur ganz selten stockt es kurz. Das bunte Treiben profitiert übrigens massiv vom 3D-Effekt. Ist der Regler voll aufgedreht, wirken die Wollfäden und Stoffbahnen noch eine Ecke plastischer – fast so, als würde man in ein kleines Puppentheater voller gehäkelter Figuren schauen.

Guten Hunger!

Das oben angesprochen “Einwickeln” kahler Gerippe ist einer der wichtigsten Tricks des Spiels: Immer wieder schießt man die kleinen Wollknäuel auf das in der Luft hängende Gestänge, damit sich das Garn drumherum spinnt und so neue Plattformen entstehen. Die nötige Munition dafür bekommt Yoshi an Wollknäuel-Containern – oder er verspeist einfach einen der Garngegner und verdaut ihn zu einem der verschießbaren “Eier”. Sogar ganze Stoffwände lassen sich zusammenknautschen oder aufribbeln, so dass sie viele kleine Verstecke für Edelsteine und Sammelobjekte freigeben.

...ihr großer Bruder lässt sich auch als Reittier nutzen.
Wer mehr über die Spielmechaniken und das Leveldesign lernen möchte, sollte den Test des Wii-U-Originals lesen, hier beschränken wir uns auf die Besonderheiten der Handheld-Fassung. Ein Unterschied besteht darin, dass Yoshi auf Wunsch ein Trio von “Schnuffelchen” zur Hilfe rufen kann, das ihm ständig hinterher dackelt. Die Welpen werden durch das Umschalten zum Modus “Entspannt” aktiviert und lassen sich wie Wollknäuel-Eier mit dem wandernden Zielkreuz verschießen. So hat man immer genug Munition, um fast sämtliche Gegner aus dem Weg zu bomben. Außerdem kann Yoshi dann mit Flügeln dauerhaft schweben und verliert bei Feindkontakt kaum noch Energie. Alles in allem also ein extrem mächtiger Cheat, der den Spaß und die Herausforderung aus dem Spiel saugt. Ignoriert man den Modus, kann man mit der 3DS-Version aber fast genau so viel Freude haben wie mit dem Vorbild. Wer nur mal in die neuen Möglichkeiten hinein schnuppern möchte, darf übrigens jederzeit zwischen den “Schwierigkeitsgraden” wechseln. Die Koop-Unterstützung der Wii-U-Version wurde allerdings gestrichen – vielleicht hat Nintendo daher auch im Gegenzug die optionalen Erleichterungen mit den Schnuffelchen hinzugefügt. Wer möchte, kann Yoshi in einem kleinen Touchscreen-Editor umgestalten, um ihm ein eigens gezeichnetes Muster auf dem Stoffkörper zu verpassen. Trifft man mit aktiviertem Street Pass andere Spieler, werden zudem automatisch Yoshis versendet und empfangen.

Fazit

Wer hätte das für möglich gehalten? Entwickler Good-Feel hat es tatsächlich geschafft, Nintendos Dino-Maskottchen noch knuffiger zu gestalten und das Ergebnis sauber auf den 3DS zu portieren. Jeder noch so unwichtige Gegner wackelt derart liebenswert durch die Levels, dass ich ständig den Drang verspürte, ihn zu knuddeln. Auch das Spieldesign profitiert von Tricks wie dem Aufribbeln, Plattquetschen oder Einspinnen von Gegnern. Vor allem das Erforschen versteckter Ecken gestaltet sich dank gelungener Garn-Rätsel erfreulich abwechslungsreich. Zwischendurch wird es aber auch mal fade – z.B. in den einfach gestrickten Minispielen. Oder wenn ich abseits des Weges zu viel Krempel anhäufen musste, weil mir der normale Weg als geübter Spieler zu wenig Herausforderung bot. So kinderleicht wie Kirbys Garnausflug ist Yoshi’s Woolly World aber zum Glück nicht - es sei denn, man aktiviert die optionale Hilfe der kleinen "Schnuffelchen"-Welpen. Schade auch, dass es keinen lokalen Koop mehr gibt. Auf Wii U gestaltete der sich lustig, aber nicht zu chaotisch. Wer Lust auf einen klassischen Plattformer mit neuen Tricks hat, wird trotzdem gut bedient – inklusive dem wahrscheinlich putzigsten Design aller Zeiten und einer plastischen Wollkulisse, die stark vom 3D-Effekt profitiert.

Pro

unglaublich knuffige Wollwesen
tapsigste Animationen des Universums
fantasievoll gebastelte Stoffwelten
interessante Tricks wie Aufribbeln oder Plattdrücken
schön eingebundene Rätsel
viel Abwechslung
routinierte Balance mit sanft ansteigendem Schwierigkeitsgrad
plastische Woll-Kulisse profitiert stark vom 3D-Effekt

Kontra

erfahrene Spieler werden nur gelegentlich gefordert
Fokus etwas zu stark auf Sammelkram
Manche Hüpfabschnitte und Minispiele zu linear und fade
weder Online-Modi noch der gelungene Koop der Wii-U-Fassung
minimalistisch inszenierte Entführungs-Story

Wertung

3DS

Knuffiger geht's nicht: Ein bezauberndes Design und gelungene Woll-Tricks machen den im Kern konservativen Plattformer zu einem flauschigen Erlebnis.

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