Test: Ace Attorney Investigations: Miles Edgeworth (Adventure)

von Bodo Naser



Ace Attorney Investigations: Miles Edgeworth
Entwickler:
Publisher: Capcom
Release:
19.02.2010
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ab 53,68€
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In der neuesten Anwaltssimulation von Capcom spielt man nicht Phoenix Wright, sondern seinen oberschlauen Kontrahenten Miles Edgeworth. Der ist zwar eigentlich Staatsanwalt, ermittelt aber bei Mord auf eigene Faust - allerdings nicht wie gewohnt im Gerichtssaal mit hitzigen Verhandlungen. Was hat sich verändert? Und macht das noch Spaß?

Toter Ankläger

Der Hauptbestandteil der Reihe war bislang das Verhalten vor Gericht, auch wenn man zwischendurch etwas ermitteln durfte. Bei Miles Edgeworth ist das anders, denn dieses Mal gibt es gar keine Verhandlung. Also auch keinen Richter, kein
Ein Toter liegt im Büro ganz still und stumm und hat gar nicht seine Robe um. Wer hat den beliebten Staatsanwalt umgebracht und warum?
Kreuzverhör und auch kein "Einspruch euer Ehren!" - diese Markenzeichen werden Veteranen sicher vermissen, zumal eine Menge Dramatik verloren geht; manches wirkt hier fast handzahm im Vergleich zu den hitzigen Debatten.

Stattdessen kümmert sich der Staatsanwalt um die Aufklärung des Sachverhalts, wofür er im ersten Fall noch nicht mal das Gebäude verlassen muss. Denn das Ganze spielt sich quasi auf derselben Etage, auf der ein Staatsanwalt in seinem Büro ermordet wurde. Wer war der Täter? Was hat er gesucht? Ging es um eine berufliche oder private Sache?

Hinweise finden sich gleich im Büro, das der Spieler durchsuchen muss, was nicht sonderlich gelungen ist. Das liegt weniger an der Fülle der Details als daran, dass man nicht per Stylus sucht, sondern umherläuft. Dabei überschneiden sich leicht zwei Sachen. So ist es etwa schwer, die einzelnen Sporttrophäen zu sichten, die auf der Fensterbank stehen, da sie sich kaum unterscheiden. Schließlich entdeckt man auf dem Rücken einiger Akten eine blutige Aufschrift: Gumshoe. Das ist der Polizist, der Edgeworth begleitet. War er etwa der Täter?

Englischlehrer bevorzugt

Ansonsten bleibt es weitgehend beim bekannten Prinzip, das Fans der Serie kennen: Man sucht Beweise, kombiniert Ideen und befragt Zeugen. Selbst auf den Kontrahenten hat Capcom nicht verzichtet, denn auch hier gibt es einen findigen Widersacher, der die Tatsachen so auslegt, wie es ihm in den Kram passt. So ist beim ersten Fall schnell jeder verdächtig, was der Spieler widerlegen muss. Gelingt das nicht, landet der gerade Verdächtige in Haft. Man muss an der richtigen Stelle Kontra geben, wenn sich Ungereimtheiten auftun. Wenn man nachbohrt, fällt die Theorie oft zusammen wie ein Kartenhaus.

Für jede falsche Theorie gibt's wieder Abzug vom Lebensbalken, so dass man nicht unendlich Herumprobieren kann. Aber immerhin darf man dieses Mal speichern, wann man will und nicht nur an bestimmten Punkten. Leider sind die Sachverhalte nicht immer ganz eindeutig zu verstehen, da das Spiel nur auf Englisch erschien. Bis auf die Anleitung hat es sich Capcom gespart, die Fälle zu übersetzen. Insbesondere die Rechtsbegriffe machen einem zu schaffen, auch weil es hier um angelsächsisches Recht geht. Was ein "prosecutor" ist, sollte man ebenso wissen wie ein Kreuzverhör verläuft. Obwohl man wie gesagt nicht vorm Richter steht, muss man immer etwas auf Behauptungen entgegnen, was die Fälle anspruchsvoll macht.

Deus ex machina

Die typischen Wendungen in der Fallstory dürfen ebenso wenig fehlen; allerdings sind sie nur für ganz Aufmerksame komplett nachvollziehbar. Immerhin ist es dieses Mal nicht mehr ganz so übertrieben, was die Kehrtwendungen angeht, die steht's von einem Ausdruck des Erstaunens begleitet werden. Aber das einer zunächst verdächtigt wird, dann entlastet und anschließend im Knast landet, kommt eigentlich fast in jedem Fall vor. Es wiederholt sich auch dutzendfach, dass ein Unbekannter auftaucht, neue Verwirrung stiftet und gleich zum Verdächtigen mutiert.

Obwohl die Mördersuche durchaus Charme besitzt, kommt sie leider nicht an Phoenix Wright ran, auch weil es an einer charismatischen Hauptperson fehlt. Miles Edgeworth ist eben kein jugendlich frischer Sympathieträger, da er schon zu oft als oberfieser Anwalt der Gegenseite auftrat. Da ist ihm der ewige Kämpfer für Gerechtigkeit nicht immer abzunehmen, den Phoenix trotz aller Gerissenheit sehr glaubwürdig symbolisierte. Zudem bleibt Edgeworth ein wenig blass um die Nase, wenn man ihn seiner altmodischen Robe beraubt - von seinem Charakter erfährt man kaum etwas.
       
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Kommentare

blubbsel schrieb am
Ace Attorney ist doch auf Englisch 100000mal besser als auf Deutsch 8O
Flat Eric schrieb am
Ein Top-Spiel, mich wundert die schwache Wertung sehr, da der Ace Attorney-Fans voll auf ihre Kosten kommen und das Spin-Off eine gelungene Erweiterung der Ace-Serie darstellt.
Nach dem eher schwachen Apollo Justice geht die Serie wieder in die richtige Richtung. :)
Roderick99 schrieb am
LCS hat geschrieben:Weil man Englisch eigentlich können müsste...
Jeder von uns.
Nein, es kann nicht jeder Englisch. Wir haben zum einen die, die erst seit 1-2 Jahren unterricht nehmen (oder noch gar keinen hatten) und bei denen reichts grad mal aus um zu sagen wo der Bahnhof ist, aber nicht um ein englisches Spiel zu spielen.
Zum anderen haben wir die etwas älteren Semester bei denen der Englischuntericht noch keinen so großen Schwerpunkt hatte wie heute, da die Globalisierung noch nicht so weit fortgeschritten war. Die haben dann auch noch das Problem, dass ihr Englisch nach gut 10 Jahren in denen es kaum benutzt wurde zusätzlich noch gelitten hat.
Das heißt dass die, die wirklich gut Englisch können irgendwo zwischen 17 und 27 Jahren alt sind (Ausnahmen bestätigen die Regel).
LCS hat geschrieben:Mal ehrlich es ist in anderen Ländern nicht normal alles zu synchronisieren und zu übersetzen
Ok, in anderen Ländern werden Filme zwar nicht synchronisiert, aber das sie garnicht übersetzt werden musst du mir erst beweisen, denn das glaub ich nich ungesehn. Meines Wissens werden sie untertitelt, was Englischkenntnisse zwar gut für den Filmgenuss, aber keineswegs zur Pflicht um sie zu verstehen macht.
LCS hat geschrieben:, also ein DS-Spiel wird Deutschland ja wohl verkraften. :)
Es gibt leider immer mehr Spiele, die erst garnicht übersetzt werden. Und ich denke das diesbezüglich mein Argument mit den anderen Zweitsprachen immer noch steht^^
LCS schrieb am
Weil man Englisch eigentlich können müsste...
Jeder von uns.
Mal ehrlich es ist in anderen Ländern nicht normal alles zu synchronisieren und zu übersetzen, also ein DS-Spiel wird Deutschland ja wohl verkraften. :)
Roderick99 schrieb am
EDIT: alle Teile auf Englisch durchzuspielen ist das beste Englischtraining was ich bisher hatte...
So profitiert auch ihr von der Faulheit des deutschem Capcom-Team ^^
Klar, und wenn ich im Restaurant selber kochen würde, würde mein Essen auch Zuhause besser schmecken. Aber ich bezahle das Restaurant halt nunmal dafür damit die das Kochen für mich übernehmen.
Wenn ich ein Spiel auf Englisch spielen will dann kauf ich mir auch die englische Version davon, aber so wird man dazu gezwungen.
Und was ist eigentlich mit der Fixierung von einigen Leuten hier auf Englisch? Es gibt noch Italienisch, Französisch, Spanisch, etc...
Alle die also lieber eine von diesen anderen Sprachen sprechen/lernen haben die Arschkarte gezogen.
schrieb am