Test: Senran Kagura: Estival Versus (Arcade-Action)

von Mathias Oertel



Senran Kagura: Estival Versus (Arcade-Action) von Marvelous / XSEED Games
Grosse Körbchen, aber nix dahinter
Entwickler:
Release:
17.03.2017
24.03.2016
24.03.2016
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ab 57,45€
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Bislang haben sich die weiblichen Shinobi aus Senran Kagura nur auf mobilen Systemen bekämpft und die vorstechenden Merkmale ihrer Anatomie zum Wackeln gebracht. Mit Estival Versus gibt es jetzt auch auf der PS4 tiefe Einblicke in HD, verstörende Momente und Kämpfe, die immer wieder an Koeis Musou-Spiele erinnern. Ob diese Mischung aufgeht, verrät der Test.

Spaß oder Ernst?

Dass in Fernost das Thema weibliche Sexualität mitunter komplett konträr zu den westlichen Vorstellungen liegt und auch manche der dort praktizierten Fetische hierzulande eher für Kopfschütteln als für Verständnis sorgen, ist das eine. Dass manche Spiele japanischer Entwickler versuchen, diese Bedürfnisse in der einen oder anderen Form zu befriedigen bzw. anzusprechen, ist das andere. Doch wenn es einen Bereich gibt, in denen Videospiele im Vergleich zu Büchern oder Filmen immer noch in den Kinderschuhen stecken, dann ist es Sexualität - bzw. der Umgang damit. Mitunter gibt es Spiele wie Heavy Rain oder auch The Witcher, in denen man sensibel oder beiläufig damit umgeht und es so kohärent in den Kontext einbaut. Dann gibt es Titel wie Bayonetta oder Onechanbara, die dank starker Frauen mit der Thematik kokettieren, sie überzeichnen oder sie mit einem nicht zu übersehenden Augenzwinkern betrachten. Vor allem gilt hier aber: Sex oder sexuelle Anspielungen sind nur kleine Teile eines Konzeptes.

So ging es mir auch häufig beim Spielen von Senran Kagura: Estival Versus.
Diese Gedanken hatte ich auch häufig beim Spielen von Senran Kagura: Estival Versus.
Und dann gibt es noch Spiele wie Dead or Alive Xtreme oder Senran Kagura sowie mit Einschränkungen vielleicht noch Criminal Girls: Invite Only, bei denen der Fokus mal mehr, mal weniger sexuelle Fantasien und Fetische bedient. Das ist per se natürlich nicht zu verurteilen. Und wenn es wie bei den Strand-Eskapaden der DoA-Mädels mit einer gehörigen Prise vorgegaukelter Naivität passiert, die man einfach nicht ernst nehmen kann, habe ich auch keine Probleme damit. Senran Kagura Estival Versus jedoch kriegt die Kurve nicht so einfach. Wie auch, wenn knapp 35 Shinobi-Schülerinnen um die Gunst des Spielers buhlen? Dass man sie "Backstage" mit neuen Klamotten versehen und in lasziven Posen ablichten kann: geschenkt. Das sorgt bei mir weder für Stirnrunzeln noch für Geifern. Doch die Geschichte, die sich um die Rivalität einiger Shinobi-Klassen dreht, die in einem mehrtätigen Kampf-Festival gipfelt, geht mit der allgemeinen Thematik unglaublich unbedacht um. Mitunter sind die in Japanisch vorgetragenen und mit englischen Untertiteln versehenen Dialoge witzig - in diesen seltenen Momenten kokettieren die Damen mit sich, den hervorstechenden Merkmalen der weiblichen Anatomie und der Thematik. Doch viel zu häufig ist es einfach nur plump, mitunter sogar regelrecht das Fremdschämen provozierend - obwohl ich mich definitiv nicht als prüde bezeichnen würde.

Der schmale Grat

Diese Szene könnte auch aus einem Warriors-Ableger von Koei stammen, an denen sich Senran Kagura in den besten Momenten orientiert und interessante Erweiterungen einbringt.
Diese Szene könnte auch aus einem der Warriors-Ableger von Koei stammen, an denen sich Estival Versus in den besten Momenten orientiert.
Wenn Katsuragi z.B. ständig versucht, die Brüste ihrer Kommilitoninnen zu begrapschen, hat das eine unbeholfene Verzweiflung, die beinahe schon Mitleid bei mir hervorruft. Und das, obwohl die Darstellung und Bewegung der beinahe 70 Brüste bar jeglicher Realität liegt. Das vermeintliche Gewicht der Vorbauten dürfte die Agilität der Shinobi eigentlich massiv stören. Zudem sind die Animationen im gewählten Anime-Stil, der die Protagonisten alle minderjährig wirken lässt, so unrealistisch, als würden die Busen scheinbar von schwerer Hydraulik bewegt. Daher kann ich Katsuragis Faszination nur eingeschränkt nachvollziehen. Problematischer wird es bei Ryona, die erst dann richtig zur Hochform (auch im Kampf) aufläuft, wenn man sie vorher beleidigt und beschimpft. Und wenn die Verlierer eines Kampfes dazu genötigt werden, sich Unterwäsche in den Mund zu stopfen, wird zumindest bei mir die Grenze erreicht. Wenn Senran Kagura mit all diesen Elementen spielerisch umgehen und sie überziehen würde, sähe die Sache anders aus. Da man aber häufig zu ernst mit all dem umgeht, und man vor dem Bildschirm spürt, welcher Klientel man sich damit anbiedern möchte, geht das zu Lasten des Unterhaltungswertes – vollkommen ungeachtet, ob man das hier propagierte Frauenbild nun unterstützt oder nicht. Aber immerhin kann man die mitunter ausufernden Zwischensequenzen auch abbrechen und sich auf das Spiel an sich konzentrieren.
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