Warum aus Patrioten Onlinekämpfer wurden
Ein anderer Grund dürfte sein Arbeitsauftrag gewesen sein, denn der Publisher verlangte nicht weniger als eine komplette Neuausrichtung der Serie, den oft beschworenen „Reboot“. Nach dem Einstellen des zuvor angekündigten
Rainbow Six Patriots sollte sich die traditionsreiche Serie wohl einer neuen Zeit anpassen, was bei Ubisoft derzeit keine Ausnahme zu sein scheint;
Ghost Recon Wildlands wurde ja ebenfalls einer starken Verwandlung unterzogen.
Trotzdem: ein reiner Multiplayer-Shooter statt Taktik für Solisten? Hat Ubisoft diese Idee ohne Einwand durchgewunken? Der Creative Director überlegt kurz und lacht: „Sie haben nicht sofort Ja gesagt. Sie haben aber auch nicht Nein gesagt.“ Für ihn gab es allerdings nie einen anderen Weg: „Wenn man mit einem Multiplayer-Spiel bestehen will, muss man sich voll und ganz drauf konzentrieren. Es funktioniert nicht, eine Kampagne zu erstellen und dann zu sehen, was man in Sachen Multiplayer noch machen kann.“
Ein Team verschanzt sich, das andere durchbricht die Barrikaden: Marquis hatte konkrete Pläne für die virtuelle Belagerung.
Ständig in Bewegung
Trotz der klaren Vision musste sich dabei auch Siege erst zu dem entwickeln, was es letztlich wurde. Schließlich wählten die Spieler früher Entwickler-Versionen keine einzigartigen Operatoren, sondern entschieden sich für Soldaten verschiedener Klassen. Tote blieben zudem nicht dauerhaft liegen, sondern schlossen kurz nach ihrem Ablegen wieder zu ihren Begleitern auf.
Doch diese aus den meisten Shootern bekannte Schleife war Marquis zu oberflächlich. Er wollte, dass seine Spieler nachdenken, dass sie sich nicht gedankenlos in ein Feuergefecht stürzen, um später sowieso zurückzukommen. Dass jeder Kopftreffer tödlich ist, erhöht dieses überlegte Vorgehen ebenfalls und das Ersetzen der Klassen durch Operatoren mit individuellen Fähigkeiten trägt dazu bei, schon im Vorfeld einer Partie die Kommunikation unter den Spielern zu fördern,
Neue Operatoren sollen die Dynamik der Gefechte immer wieder verändern. "Meine Spieler sollen keine Rhythmus-Maschinen sein", sagt der Creative Director.
die dann auch stärker über ihre Rolle im Team nachdenken.
Das ist auch der Grund, aus dem noch viele weitere Operatoren hinzukommen sollen: Die Dynamik sowohl im eigentlichen Gefecht als auch bei dem Zusammenspiel unterschiedlicher Charaktere des eigenen Teams sowie der Reaktion auf die vermeintliche Zusammenstellung der gegnerischen Trupps soll immer in Bewegung sein. „Meine Spieler sollen nachdenken, anstatt reine Rhythmus-Maschinen zu sein“, beschreibt der federführende Entwickler seine Vision.
Bestehende Charaktere wurden deshalb schon in den vergangenen Montan mehrfach
verändert, erhielten neue Fähigkeiten oder wurden an anderer Stelle eingeschränkt, und die Entwickler arbeiten weiter an Neuerungen, während bestehende Operatoren nie an Wert verlieren sollen. Als Spieler von
Dota hatte sich Marquis stets über solche Änderungen gefreut – indem er sie jetzt selbst vornimmt, geht für ihn ein Traum Erfüllung.