The Lost Vikings05.12.2011, Michael Krosta
The Lost Vikings

Special:

Wikinger und Aliens - wie passt das zusammen? Die Antwort lieferte tatsächlich Blizzard Entertainment, als man im Jahr 1992 noch unter dem alten Namen Silicon & Synapse den Titel Lost Vikings auf dem Super Nintendo veröffentlichte. Ich habe das unterhaltsame Wikinger-Trio dagegen erst auf dem Amiga kennen und lieben gelernt...

Akte X

Gemeinsam stark: Das Wikinger-Trio überlebt nur nur mit guter Zusammenarbeit.
Gemeinsam stark: Das Wikinger-Trio überlebt nur nur mit guter Zusammenarbeit.

Das hat sich der Außerirdische Tomator vermutlich anders vorgestellt, der durch das Universum tingelt, um fremde Spezies aufzusammeln und in seiner Galerie auszustellen. Denn sein jüngster Fang, die drei Wikinger Erik, Baleog und Olaf, sehen es gar nicht ein,sich ihrem Schicksal als lebende Ausstellungsstücke zu fügen. Im Gegenteil: Mit vereinten Kräften setzen sie alles daran, um dem fiesen Alien-Sammler zu entkommen und in ihr gemütliches Dorf zu ihren Familien zurückzukehren.Doch bis das Trio wieder Frauen und Kinder in die Arme schließen kann, muss es zunächst ein haarsträubendes Abenteuer bestehen. Und dabei stellen die späteren Blizzard-Mannen bereits unter Beweis, dass sie es in Sachen Spieldesign einfach auf dem Kasten haben…

Teamwork gefragt

Der Schlüssel zum Erfolg liegt im Teamwork, denn jeder der drei Wikinger hat individuelle Fähigkeiten, mit denen deren Hilfe sie es durch die knapp 40 Stages bis zum finalen Bosskampf gegen Tomator schaffen: Erik der Flinke ist ein schneller Läufer, der zudem auch hoch springen und mit seiner gefürchteten Rammattacke Hindernisse sowie Gegner aus dem Weg räumen kann. Baleog der Schreckliche ist dagegen der Mann fürs Grobe, denn er ist der einzige Bewaffnete in der Gruppe und erledigt seine Feinde entweder per Nahkampf mit seinem Schwert oder auf Distanz mit Pfeil und Bogen. Olaf der Starke ist dagegen so etwas wie der Schutzengel der Truppe, dennmit seinem mächtigen Schild blockt er Gefahren wie Feuerbälle, Schüsse und fiese Schergen einfach ab. Gleichzeitig kann er mit Hilfe des Utensils gleiten - sei es nach unten oder durch Aufwind nach oben. Nicht zu vergessen, dass Erik über Olafs Schild noch höhere Stellen erreichen kann.

Die perfekte Mischung

Erik nimmt Anlauf...
Erik nimmt Anlauf...

Das Ziel ist bis auf vereinzelte Bosskämpfe eigentlich immer gleich: Im Idealfall sollten alle drei Wikinger den Ausgang erreichen. Doch der Weg dorthin ist in jedem Level mit Gegnern, Fallen, Rätseln und fordernden Geschicklichkeitseinlagen gespickt. Es ist gerade diese Mischung, die den Entwicklern so exzellent gelungen ist. In den späteren Abschnitten ist nicht nur ein perfektes Timing der Aktionen, sondern auch viel Hirnschmalz gefragt, da man seine Schritte sorgfältig planen muss - mehrere Versuche bleiben da meist nicht aus, wenn einer der Wikinger vorzeitig gen Walhall zieht, aber später doch noch gebraucht wird. Hier hilft dann  nur noch ein Neustart, denn Check- oder Speicherpunkte innerhalb der Abschnitte gibt es nicht und ein Level gilt erst dann als gemeistert, wenn es alle drei Protagonisten zum Ausgang schaffen. Stattdessen kommt ein Passwortsystem zum Einsatz, mit dem man auf die einzelnen Level zugreifen kann. Dabei kann man unendlich oft einen neuen Versuch wagen - eine Begrenzung auf eine Anzahl an verfügbaren "Leben" gibt es hier nicht.

Abwechslungsreiche Reise

In welcher Welt landen Erik, Baleog und Olaf dieses Mal?
In welcher Welt landen Erik, Baleog und Olaf dieses Mal?

Auf ihrem Weg zum letzten Gefecht gegen Tomator verschlägt es die Truppe zu den verschiedensten Schauplätzen, die alle eigene Herausforderungen und Gegner bieten: Nach der ersten Tutorial-Jagd rund um das heimische Dorf, verschlägtes das frisch entführte Trio an Bord von Tomators Raumschiffs - futuristische Techno-Musik inklusive. Später geht es u.a. durch prähistorische Höhlen- und Berglandschaften, ins alte Ägypten, eine Fabrik-Welt sowie kunterbunte Abschnitte voller Süßigkeiten. Nicht nur hinsichtlich der Schauplätze wird viel Abwechslung geboten - auch das Leveldesign ist erster Güte und vereint alle Elemente, die man bei dieser Art von Spiel liebt. Um die Herausforderungen nicht auf die Fähigkeiten der Figuren zu begrenzen, finden sich zwischendurch immer wieder Gegenstände, die ins auf Inventar wandern. Dieses ist pro Wikinger auf vier begrenzt, wobei meist Schlüssel oder diverse Nahrungsmittel aufgesammelt werden. Mit Letzteren gibt man seinen angeschlagenen nordischen Kriegern neue Kraft, denn jeder von ihnen besitzt zu Beginn lediglich drei Lebenspunkte, die sich bei Feindesberührungen oder Fallen wie Spikes oder Wasser rasant, wenn nicht sogar auf einen (elektrischen) Schlag reduzieren. Die Beerdigungsszene ist herzerweichend und auch sämtliche Gegner hinterlassen bei ihrem Ableben einen kleinen Grabstein. Überhaupt mangelt es nicht an Humor: Vor allem die trockenen Dialoge zwischen den drei Akteuren sorgen immer wieder für Lacher.

Einer für alle, alle für einen

Während heutige KI-Kameraden dem Spieler meist auf Schritt und Tritt folgen, ist es bei Lost Vikings anders: Hier schaltet man zwischen den einzelnen Figuren um und übernimmt jeweils die Kontrolle über einen der Wikinger, während die beiden anderen an ihrer aktuellen Position verharren. Dieser Umstand spielt immer wieder eine

Nicht alle Kreaturen stehen dem Trio feindlich gegenüber.
Nicht alle Kreaturen stehen dem Trio feindlich gegenüber.
zentrale Rolle bei der Planung: Wenn ich mit Baleog z.B. per gezieltem Pfeilschuss einen Schalter aktiviere und dadurch eine Tür öffne, kann sich das direkt auf seine beiden Mitstreiter auswirken, wenn sich ihnen dadurch z.B. weitere Gegner nähern können. Hier ist gegebenenfalls ein blitzschnelles Umschalten erforderlich. Überhaupt spielt das richtige Timing und Zeitdruck in vielen Situationen eine große Rolle: So muss man z.B. Olaf durch einen Schacht gleiten lassen und in der Zwischenzeit mit einem anderen Wikinger diverse Fallen deaktivieren, damit er sicher unten ankommt. Dieses Zusammenspiel und das Denken um mehrere Ecken zeichnen die Lost Vikings aus, die neben dem SNES und Amiga auch dem Mega Drive, CD32 sowie dem PC einen Besuch abgestattet haben. 2003, also zehn Jahre nach dem Original, wurde das SNES-Vorbild sogar noch mit einem neuen Speichersystem auf den GBA umgesetzt. 1997 erschien darüber hinaus noch eine Fortsetzung, die neben PC und SNES auf der PlayStation und Segas Saturn veröffentlicht wurde.

Ich hoffe, Blizzard fasst sich irgendwann ein Herz und erfreut uns mit einem HD-Remake dieses Klassikers, der nicht von ungefähr als einer der besten und lustigsten Knobelspiele angesehen wird.

 
0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.