Brettspiel-Test: Munchkin (Kartenspiel)

von Jörg Luibl



Munchkin (Brettspiel) von Pegasus Spiele
Tür eintreten, Schätze rauben!
Entwickler:
Publisher: Pegasus Spiele
Release:
07.07.2001
Spielinfo Bilder  
Ihr habt die Schnauze gestrichen voll vom Ernst unter Tage? Auch im Dungeon soll gelacht werden? Schluss mit Pathos und Heroisierung?  Dann empfiehlt sich eine fiese Partie Munchkin! Das flotte Kartenspiel genießt seit Jahren Kultstatus unter Fantasyfans und ist kürzlich in neuer Edition erschienen. Wir haben laufende Nasen der zehnten Stufe bekämpft, grellgrüne Strumpfhosen angezogen und faule Schätze gesammelt.

Zuerst: Tür eintreten!

Ein echter Held fackelt nicht lange, sondern haut drauf. Also zieht man eine Karte vom Dungeon-Stapel und hofft auf ein Monster, das man besiegen kann. Tja, so ein Mist: Aufgedeckt werden die Gruftigen Gebrüder mit Stufe 16. Und die kann der Witzbold von Krieger am Tisch mit Stufe 2 nicht schlagen. Selbst wenn er weitere Karten auslegt oder um Hilfe bittet, sieht es schlecht aus. Also muss er wegrennen, indem er auf einem Sechserwürfel mindestens eine Fünf erzielt. Tja, schon wieder  Mist: Er würfelt eine Eins und seine Kumpel grinsen schon hämisch…

Munchkin ist 2011 in neuer Edition bei Pegasus Spiele erschienen. Es kostet knapp 15 Euro und ist für 3 bis 6 Spieler ausgelegt.
Munchkin ist 2011 in neuer Edition bei Pegasus Spiele erschienen. Es kostet knapp 15 Euro und ist für 3 bis 6 Spieler ausgelegt.
Denn das Monster erwischt ihn und tut ihm „Schlimme Dinge“ an: In diesem Fall wird er auf Stufe 1 zurückgestuft und fällt damit recht sanft. Aber wie soll er so erbärmlich das Spiel gewinnen? Die anderen sind schrecklich gemein und schon viel weiter, manche haben Klasse, Rasse, Waffen und sogar Rüstungen vor sich ausliegen. Immerhin gilt es als Erster aller beteiligten Abenteurer (3 - 6) die zehnte Stufe zu erreichen. Manchmal lassen einen Schatzkarten direkt aufsteigen, man kann Gegenstände im Wert von 1000 Gold für eine Stufe eintauschen oder eben Monster besiegen, um nach oben zu klettern.

Dann: Auf Ärger aus sein!

Jetzt ist sein Nachbar dran, ein hässlicher blonder Elf der vierten Stufe mit Domina-Lederrüstung +1 sowie einem Bogen mit bunten Bändern +4. Seine addierte Schlagkraft liegt also bei neun Punkten. Welches Monster er wohl aufdeckt? So ein Pech aber auch: Es ist kein Monster, sondern ein Fluch in Form einer Ente des Schreckens – der Elf verliert umgehend zwei Stufen! Alles grinst, der Elf zieht noch eine Karte nach und gibt bei mehr als fünf Handkarten den Schrott an den Spieler der niedrigsten Stufe weiter – der arme Krieger bekommt also immerhin die Arschtrittstiefel +2. Ob das für ein Comeback reicht?

So sieht der Tisch aus, wenn das Dungeon noch geschlossen ist und jeder seine acht Startkarten bekommen hat. Das Grundspiel enthält 168 Spielkarten, einen Würfel sowie die Anleitung.
So sieht der Tisch aus, wenn das Dungeon noch geschlossen ist und jeder seine acht Startkarten bekommen hat. Das Grundspiel enthält 168 Spielkarten, einen Würfel sowie die Anleitung.
Als der Zwergen-Zauberer die nächste Tür eintritt, wird es etwas stiller am Tisch: Immerhin ist er auf Stufe 8, besitzt einen mächtigen Napalm-Zauberstab +5 , einen wirklich beeindruckenden Titel +3 und eine kurze, breite Rüstung +3. So kommt er also auf eine Kampfkraft von 19! Und was deckt er auf? Unfassbar: es ist der Plutoniumdrache Stufe 20! Wenn er den besiegen sollte, hat der Zwerg das Spiel gewonnen, denn bei diesem Monster steigt man umgehend zwei Stufen auf. Jetzt fliegen auf einmal die Karten über den Tisch, die den Drachen stärker machen: Ein gefrierender Explosivtrank +3, dazu hübsche Luftballons +5 und ein Fluch „Verliere deine Klasse!“…

Und: Raum bzw. Leiche plündern!

Vor sich legt man Rasse, Klasse sowie Waffen und Rüstungen aus. Alle Werte ergeben zusammen mit der eigenen Stufe die Schlagkraft.
Vor sich legt man Rasse, Klasse sowie Waffen und Rüstungen aus. Alle Werte ergeben zusammen mit der eigenen Stufe die Schlagkraft.
Die Stimmung am Tisch ist verteilt auf dreimal breites Grinsen und einmal Grummeln. Der Zwerg kann nämlich auch nicht fliehen und wird vom Drachen geröstet, gefressen und ist somit tot. Er behält seine Stufe und Rasse, aber alle Gegenstände vor ihm und auf der Hand sind futsch. Schlimmer noch: Die anderen Spieler dürfen seine Leiche plündern und sich tolle Karten aussuchen. Allerdings müssen sie beim Anlegen die Beschränkungen beachten: Manche Dinge setzen eine bestimmte Klasse, Rasse oder ein Geschlecht voraus; mal braucht man eine, mal zwei freie Hände. Und jeder Abenteurer darf nur einen großen Gegenstand ins Dungeon mitnehmen, wie z.B. die „Schweizer Armee-Hellebarde +4“.

Ausblick

Munchkin ist schnell, witzig und kommt immer wieder auf den Tisch! Es geht nichts über einen martialischen Besuch im Dungeon, wenn man von fiesen Freunden, bösen Fallen und dummen Sprüchen umgeben ist – das ist eine herrliche Parodie auf all die ernsten Rollenspiele. Hier kann man bei sehr leichten Regeln sehr viel Spaß bzw. Schadenfreude haben: aggressiv powerleveln, alles weghauen und verfluchen. Nicht nur das witzige Kartendesign und die obskuren Flüche wie die „Geschlechtsumwandlung“, Viecher wie „Bekiffter Golem“ und Gegenstände wie die „Fertigmauer“ haben viel dazu beigetragen, dass das 2001 von Steve Jackson (GURPS) entwickelte Spiel diesen Kultstatus erreicht hat. Hier kann bei allem Glück auch taktisch punkten und clever zurückschlagen! Mittlerweile gibt es zig Erweiterungen mit noch wahnwitzigeren Gegenständen, abstruseren Monstern, Zombies und Vampiren. Dieser urkomische Klassiker sollte jedenfalls in keiner gut sortierten Fantasysammlung fehlen.


Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

Weitere Brettspieltests im Archiv!

Kommentare

XpaddeX schrieb am
mir hat der test gefallen, werd ich mal im auge behalten!
gollum_krumen schrieb am
muecke-the-lietz hat geschrieben:munckin ist ein kartenspiel, kein brettspiel, aber das ist, was ich meine. hauptsache erstmal irgendwas schreiben, obwohl es überhaupt kein interesse an der sache gibt, es muss nur irgendwie negativ sein...
ach, egal, auf dieser seite muss man mittlerweile wohl auch einfach mal abschalten können.
Entspann dich mal Meister.
Hab das Spiel zum Ersten mal gespielt mit einer tendenziell unmotivierten und leicht humorlosen Gruppe, es hat trotzdem Spass gemacht. Werde es auf jeden Fall noch öfter spielen.
Bedameister schrieb am
Habs bis jetzt 2mal bei Freunden gespielt. Hat echt Spaß gemacht. Langsam kapier ich auch einigermaßen wie es funktioniert, auch wenn ich beide male ziemlich betrunken war :D
saxxon.de schrieb am
Ich muss mir auch dringend mal wieder ein Munchkin-Set kaufen. Das alte ist verschwunden. Wird Zeit, mal wieder ein paar Leuten 1000 Orks auf den Hals zu hetzen .. :D
muecke-the-lietz schrieb am
munckin ist ein kartenspiel, kein brettspiel, aber das ist, was ich meine. hauptsache erstmal irgendwas schreiben, obwohl es überhaupt kein interesse an der sache gibt, es muss nur irgendwie negativ sein...
ach, egal, auf dieser seite muss man mittlerweile wohl auch einfach mal abschalten können.
schrieb am