X-Com: UFO Defense09.10.2012, Michael Krosta
X-Com: UFO Defense

Special:

Wenn man Fans klassischer Rundenstrategie nach ihren Lieblingsspielen fragt, fällt oft ein Name: X-Com: Enemy Unknown. Der Klassiker von MicroProse aus dem Jahr 1994, der dieser Tage durch Fireaxis wiederbelebt und modernisiert wird, zählt für viele immer noch zum Nonplusultra - auch wegen der ungewöhnlichen Mischung aus Strategie und Aufbausimulation sowie des knackigen Schwierigkeitsgrades. Wir werfen einen Blick zurück...

Die Wahrheit ist da draußen

Stützpunkte müssen aufgebaut und rund um den Globus verteilt werden.
Stützpunkte müssen aufgebaut und rund um den Globus verteilt werden.
In den Neunzigern standen Geschichten rund um Alien-Invasionen hoch im Kurs. Vor allem die Mysteryserie Akte X (Original: The X-Files) lieferte einen entscheidenden Beitrag für die Faszination an Verschwörungstheorien und einem bevorstehenden Angriff von Außerirdischen, welche die Menschheit entweder versklaven oder auslöschen wollen. Man könnte also sagen, dass MicroProse zusammen mit dem Entwickler-Duo Julian und Nick Gollop die Gunst der Stunde nutzen, um vom aktuellen Trend zu profitieren und ihn auf den PC zu hieven. Der Name X-Com kommt als Anlehnung auf die TV-Serie also nicht von ungefähr. Zumindest in den USA, den außerhalb der Vereinigten Staaten erschien der Titel zunächst unter dem Namen UFO: Enemy Unknown.

Die Mischung macht’s

Ursprünglich als Nachfolger von Laser Squad (1988) geplant, bot X-Com weit mehr als die klassische Rundenstrategie, bei der man seine Soldaten mit begrenzten Zügen auf dem isometrischen Spielfeld positionierte und auf Alien-Jagd ging. Nein, bei MicroProse fügte man dem Titel mit einer Wirtschaftssimulation ein zweites Standbein hinzu, was zu einer außergewöhnlichen Mischung führte, die bei den Spielern gut ankam. Es reichte nicht aus, seine Soldaten der Geheimorganisation Extraterrestrial Combat (X-Com) taktisch clever in die Schlacht gegen die Invasoren zu führen, Ufos vom Himmel zu holen und die globale Bedrohung zu eliminieren. Stattdessen musste man auch die Rahmenbedingungen managen, um überhaupt die nötigen Ressourcen zu haben, um den kleinen grauen Männchen Widerstand leisten zu können.

Jedes Teammitglied verfügt nur über eine begrenzte Anzahl an Spielzügen.
Jedes Teammitglied verfügt nur über eine begrenzte Anzahl an Spielzügen.
Da galt es nicht nur frische Soldaten als Verstärkung zu rekrutieren - auch Wissenschaftler mussten angeworben werden, um die Alien-Technologie zu erforschen. Die Ergebnisse konnte man daraufhin an seine Ingenieure weiterleiten, die basierend darauf Waffenprototypen wie Laserpistolen herstellen können, die später dringend benötigt wurden. Auch die Entwicklung von nützlicher Ausrüstung wie Bewegungsmelder oder Heilpaketen wurden ermöglicht. Aber keine Forschung ohne Labor, keine Rekruten ohne Kaserne, keine Ufo-Sichtungen ohne Radar und keine Abfängjänger ohne Hangar. Richtig: Auch um den Aufbau von Stützpunkten musste man sich kümmern und diese strategisch klug über den Globus verteilen.

Geld regiert die Welt

Aber das alles hat natürlich seinen Preis und als Leiter von X-Com war man von der Finanzierung durch 16 Staaten abhängig, die ein genaues Auge darauf warfen, wie man sich im Kampf gegen die Bedrohung schlug. Machte man eine gute Figur, wurden mehr Mittel gewährt, die man in neue Stützpunkte sowie die Anschaffung von Personal und Material stecken konnte. Aber wehe, man baute ständig Mist und hatte zu viele Tote auf der eigenen Seite zu beklagen - da wurde der Geldhahn schnell zugedreht. Das galt übrigens auch dann, wenn der unbekannte Feind schon die jeweilige Nation unterwandert und die Kontrolle übernommen hatte. So begann am Ende des Monats immer das große Zittern, ob man noch genug Geld überwiesen bekam, um einerseits alles am Laufen zu halten und andererseits weiter in Fortschritt sowie Verstärkung zu investieren. Im „Geoscape-Modus“, in dem man vor allem mit Managementaufgaben beschäftigt war, konnte man das Zeittempo übrigens selbst bestimmen - angefangen vom 5-Sekunden-Rhythmus bis hin zu ganzen Tagen, die innerhalb weniger Momente vergingen.

Spannender Schlagabtausch

Ha! Dieses Alien im Inneren des Raumschiffs ist so gut wie erledigt.
Ha! Dieses Alien im Inneren des Ufos ist so gut wie erledigt.
Das Herz des Spiels war allerdings der Kampfmodus, in dem sich die X-Com-Mitglieder und Aliens Runde für Runde ein spannendes Duell und Versteckspiel lieferten. Die Schlachtfelder wurden zum Teil per Zufall generiert, so dass man sich nie sicher sein konnte, wo sich die Gegner verschanzen und sich die Absturzstelle des abgefangenen Ufos befindet. Erst wenn ein Alien in Sichtweite war, konnte man es angreifen - sofern man noch genug Züge in der jeweiligen Runde übrig hatte. Zunächst fand man lediglich handelsübliche Schusswaffen wie Gewehre und Pistolen sowie Granaten in seinem Inventar. Später konnte man seine Soldaten auch mit futuristischen Systemen und sogar Psi-Kräften ausstatten - doch auch die Invasoren hatten einige Überraschungen in petto und konfrontierten den Spieler immer wieder mit neuen Mutationen und überlegener Technologie.

Packende Gefechte

Man sollte immer gut in die Forschung investieren, um dem technologisch überlegenen Feind Paroli bieten zu können.
Man sollte immer gut in die Forschung investieren, um dem technologisch überlegenen Feind Paroli bieten zu können.
Selbst heute punkten die Gefechte noch mit einer hervorragenden Atmosphäre und nervenaufreibender Spannung - auch oder gerade wegen des knackigen Schwierigkeitsgrades. Denn nur, wer alle Aliens aufspüren und vernichten oder zumindest gefangen nehmen konnte, durfte sich einen Orden anheften und über einen Rangaufstieg der beteiligten Soldaten freuen. Doch oft kam es anders und die außerirdischen Besucher behielten die Oberhand. Das führte sogar so weit, dass die verbliebenen Mitglieder des eigenen Teams eine Panik- oder sogar Tobsuchtattacke bekamen und entweder die Beine in die Hand nahmen oder wild um sich schossen (…und dabei sogar Kameraden verletzten). Hier half dann oft nur, sich die Niederlage einzugestehen und den geordneten Rückzug zu befehlen. Besonders bitter, wenn zu den Gefallenen Figuren zählten, denen man im Editor die Namen von Freunden, Eltern oder Lieblingslehrern verpasst hatte. Wie groß der Einfluss von X-Com auf das Genre der Rundenstrategie war, zeigten spätere Highlights wie Jagged Alliance, die sich am Spielprinzip orientierten und es gleichzeitig sogar weiter verbessern konnten. So war es bei der Alienjagd z.B. nicht möglich, schon im Vorfeld zu sehen, wie viele Züge man für eine bestimmte Route aufbrauchen wird - eine Aktion, die der aktuelle X-Com-Titel von Fireaxis selbstverständlich bietet. Ob die Neuauflage tatsächlich die Faszination des Originals einfangen und in ein modernes Gewand stecken kann, zeigt dann unser Test. Bis dahin ist der Klassiker immer wieder für eine motivierende Runde gut.

 
0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.