Leisure Suit Larry (Oldie)11.02.2011, Michael Krosta
Leisure Suit Larry (Oldie)

Special:

Was meiden die meisten Mädels wie der Teufel das Weihwasser? Die üblichen Checker, die in ihren engen T-Shirts in der Disco jedem Rock hinterher jagen und mit dummen Sprüchen zutexten. Dass es dabei oft genug zu unfreiwilliger Komik kommt, versteht sich von selbst - vor allem dann, wenn sich die paarungswilligen Herren mal wieder selbst überschätzen. Auch Larry Laffer ist auf der Suche nach heißen Frauen, jeder Menge Sex und der ganz großen Liebe...

Larry-Verbot

Wie ich erst Jahre später erfahren habe, ist Leisure Suit Larry das Spiel, vor dem mich meine Eltern beschützen wollten: Okay, ich war gerade mal zehn Jahre alt, als mein Vater das anrüchige Stück Software zusammen mit Police Quest von einem Kollegen für unseren PC bekommen hat. Doch vermutlich hätte ich es mit dem Herren in seinem weißen Freizeitanzug nicht mal bis zu seiner längst überfälligen Entjungferung bei einer Prostituierten geschafft. Zum einen war das Spiel komplett auf Englisch und zum anderen musste man sich mit einem begrenzten Parser (Wortschatz) durch das "Land of Lounge Lizards" schlagen, das mit seinen vielen Bars und Casinos an die Sin City Las Vegas angelehnt ist. Stand man z.B. vor einer Tür, musste man "open door" in die Befehlszeile eintippen, zum Ausziehen reichte auch das Verb "unzip". Zwar verstand der Parser ein großes Vokabular und konnte sogar ganze Sätze verarbeiten, doch landete man (vor allem als Deutscher mit beschränkten Englischkenntnissen) nicht selten in einer linguistischen Sackgasse. Die sehr viel komfortablere Point'n Click-Steuerung im Stil von Maniac Mansion war für Sierra bei der ersten Veröffentlichung im Jahr 1987 noch ein Fremdwort - erst mit dem VGA-Remake von 1991 ließ sich Larry bequem mit der Maus durch seine schlüpfrigen Abenteuer dirigieren.

Hat Larry hier endlich seine große Liebe gefunden?
Hat Larry hier endlich seine große Liebe gefunden?

Viele Lacher

Die waren zwar auch von (Verbal-)Erotik und zumindest ansatzweise nackter Haut geprägt, doch stand vor allem der Humor im Mittelpunkt, denn Larry war von Anfang an der Meister der Fettnäpfchen. Schnell empfand man deshalb für den tollpatschigen Aufreißer neben der Schadenfreude auch Mitleid, was ihn gleichzeitig auch irgendwie sympathisch macht. Interessanterweise kam die Serie aus der Feder von Scherzkeks und Jazz-Musiker Al Lowe unheimlich gut bei weiblichen Spielern an, die sich über die Missgeschicke und billigen Sprüche des Schwerenöters köstlich amüsiert haben. Als Mann litt man dagegen oft mit dem armen Kerl mit, denn wie wir alle wissen: Frauen können schon grausam sein. Larry kann davon ein Lied singen, denn zumindest in virtuellen Welten dürfte es keinen anderen "Helden" geben, der vom weiblichen Geschlecht so oft verarscht wurde. Die Aufgaben laufen nämlich meist nach dem Muster ab, dass Larry etwas für seine Angebetete erledigen muss, die ihm dafür im Gegenzug heiße Sex-Abenteuer versprechen. Doch entweder kommt es nie dazu, weil die Damen sofort das Weite suchen, sobald ihr Wille erfüllt ist. Oder aber es kommt zu einer bösen Überraschung und die Liebesnacht läuft nicht ganz so ab, wie Larry sich das eigentlich vorgestellt hat. Da lässt einen z.B. die gerade frisch Angetraute gefesselt am Bett zurück und nimmt aber noch den zuvor im Casino mühsam erspielten Reichtum mit (wegen dem sie höchstwahrscheinlich überhaupt erst "ja" gesagt hat). Weiber...

Balken-Sex

Trotz der vielen sexuellen Anspielungen und der erwachsenen Handlung ("rauchen, saufen, zocken, vögeln") ist Leisure Suit Larry eigentlich relativ harmlos: Landet er endlich bei den Mädels im Bett und darf ran, wird ein fetter schwarzer Balken über den Pixel-Porno gelegt, der sich auf und ab bewegt. Auch bei den Nahaufnahmen hält man sich dezent zurück und hüllt die Damen meist nur in knappe Outfits - was sich darunter befindet, ist der (schmutzigen) Fantasie überlassen. Doch die Suche nach Liebe, Sex und Spaß hat auch ihre Gefahren: Wie damals typisch für Sierra-Spiele konnten die Helden in den Adventures im Gegensatz zu den LucasArts-Kollegen auch das Zeitliche segen und Larry bildet da keine Ausnahme: Wer nicht aufpasst, wird z.B. schnell von einem Taxi überfahren, ertrinkt in einer Toilette, wird in einer dunklen Gasse zu Tode geprügelt oder beim Klauen im Supermarkt vom Kassierer mit der Shotgun berarbeitet.

Das VGA-Remake sieht deutlich besser aus als das Original und bietet eine komfortablere Point'n'Click-Steuerung.
Das VGA-Remake sieht deutlich besser aus als das Original und bietet eine komfortablere Point'n'Click-Steuerung.

Unvergessen ist mir das Nachspiel bei der Nutte in Erinnerung geblieben, denn benutzt man kein Kondom, bekommt Larry für sein Geld mehr als ihm lieb ist. Und da ein Leben mit einer Geschlechtskrankheit für den Freizeitanzug-Träger nicht mehr lebenswert ist, stirbt er kurze Zeit später nach dem ungeschützen Sex - so macht Aufklärung Spaß! Lustig war in diesem Zusammenhang auch, dass Larrys Leiche in einem unterirdischen "Sierra-Adventure-Labor" umgehend recycelt wurde. Weiß man erst, in welcher Reihenfolge man die Schauplätze besuchen und was man tun muss, ist das erste Larry-Abenteuer eigentlich nur ein ziemlich kurzes Spiel.

Was man in der Zeit an Spielwitz geboten bekommt, lässt selbst manche modernen Adventures alt aussehen. Es ist eine Schande, was mittlerweile aus Larry geworden ist - Box Office war nach Magna Cum Laude die vorläufig letzte Katastrophe, die bis auf den Namen nichts mehr mit dem Original und der Klasse der Serie zu tun hatte. Los, Al Lowe... komm zurück und zeig uns, was ein echter Larry Laffer ist!

Michael Krosta

 
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