... großes Spiel
Eine Raumstation voll grunzender Mutanten und seltsam brummender Cyborgs: Für mich war System Shock damals der Horror. Zu allem Überfluss befahl mir meine jugendliche Spielerehre damals noch, den Schwierigkeitsgrad auf Anschlag zu drehen. Selbst Schuld, der Herr Schmädig! In System Shock, da durfte er deshalb nämlich den Anspruch der Kämpfe, des Missionsumfangs, der Minispiele und des Cyberspace unabhängig voneinander auf Stufe vier stellen – "clever"!
Zur größten Hürde wird dabei die Missionseinstellung, denn auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad kommt ein Zeitlimit von sechs Stunden hinzu. Sechs Stunden für ein umfangreiches Abenteuer - das ist unheimlich intensiv, heute völlig undenkbar, fantastisch!
Pfeil links, rechts, links-unten, dann oben...
Minispiele sind kleine Knobelaufgaben, mit denen der Hacker Aufzüge in Bewegung setzt, Türen öffnet oder Brücken ausführt. Und ja, es gibt tatsächlich einen Cyberspace; keine abstrakte Texteingabe, sondern einen Raum. Einen virtuellen, selbstverständlich, bzw. mehrere zusammenhängende solcher Räume. Genauer gesagt sind es stilisierte Drahtgittermodelle, in denen Türöffner, Minen und Verteidigungssoftware schweben – und ich, also der Hacker, mittendurch.
Das war gar nicht so einfach. Eine moderne Shootersteuerung war damals nämlich ein utopischer Traum. Reale Dystopie war eine Maus, die man an die Seite oder in eine Ecke des Bildschirms bewegte. Dann drückte man eine Taste und "schon" drehte sich der Blick in die angezeigte Richtung. Gut, der Cyberspace ließt sich halbwegs bequem
Heute noch spielbar?Ihr wollt Citadel mal wieder einen Besuch abstatten oder zum ersten mal einen Fuß auf die Station setzen? Unter dem Namen
SYSTEMSHOCK-Portable bieten Fans eine erweiterte Version an, die dank DOSBox
problemlos auf modernen Betriebsystemen läuft.
Aber nicht nur das! Der eigentliche Clou ist eine Neuerung, mit der man über einen Tastendruck jederzeit zwischen der klassischen Steuerung und dem
modernen Umsehen durch einfache Mausbewegungen umschaltet - also ähnlich wie es in System Shock 2 funktioniert.
Zusätzlich lassen sich
höhere Auflösungen nutzen, auch wenn es dabei zu Abstürzen kommen kann. Die Tasten dürfen zudem frei belegt werden und die Texte der Logbücher wurden den gesprochenen Texten angepasst.
mithilfe der Tastatur durchqueren, im "realen" Leben war der Hacker allerdings ein ungelenker Held. Nerds, typisch!
Gute, alte Zeit!
Ein Vorteil der Steuerung: Ohne gedrückte Maustaste diente der Zeiger zum Bedienen des Menüs sowie neuraler Spezialfähigkeiten. Zehn davon gab es, darunter ein Kompass, ein Rückspiegel (saucool und -praktisch!), eine Art Hoverboard und ein Email-Leser. Denn auch das führte System Shock ein: Tagebuchaufnahmen sowie Logbucheinträge, in denen der Hacker nicht nur erfährt, was auf Citadel eigentlich geschehen ist. Er erhält auf diesem Weg auch wichtige Informationen. Ganz recht: Das Missionsziel wurde damals nicht per Menüeintrag und Richtungspfeil vorgekauft. Stattdessen sollte man aufmerksam verfolgen, was im Spiel geschah. Das ist es, wovon Leute reden, die von der guten, alten Zeit schwärmen!
Auch Zahlenkombinationen für verschlossene Türen fand man in solchen Aufzeichnungen und musste sie per Hand eintippen. Wer den Code vergaß, musste die entsprechende Email suchen (puh!) oder hatte ihn hoffentlich notiert. Immerhin diente eine Übersichtskarte als Orientierungshilfe, auf der man Notizen eintragen durfte.
4-5-1
Ach, übrigens: Warum wird in Spielen wie Thief, Deus Ex, Dishonored oder BioShock meist eine Tür mit der Kombination 451 oder einer ähnlich aussehenden Zahl geöffnet? Richtig: Es ist eine Verneigung vor dem großen System Shock, dessen allererste verschlossene Tür mit genau diesem Code ins Spiel führt. Ich habe jedes Mal SO ein Grinsen im Gesicht, wenn ich die Anspielung irgendwo entdecke.