Special: Digitale Brettspiele für Android & iOS
Kinderleichte Installation
Kein Aufbau, keine lange Lektüre, man kann schnell loslegen: Die kostenlose App „DICE+ Games“ auf www.poweredboardgames.com runterladen und den sechsseitigen weißen Würfel einmal drehen. Und siehe da: Seine Ziffern leuchten in hellem Blau – er sucht jetzt die drahtlose Verbindung zum iPad oder einem Android-Tablet über Bluetooth. Hat er sie gefunden, wird das über den Wechsel auf Grün signalisiert. Startet man per Fingertipper ein Spiel, geht es auch schon los mit dem ersten Wurf.
Und gerade zu Beginn sorgt das für eine gewisse Faszination - nicht nur Kinder finden den kleinen Kubus richtig cool.
25 Gramm und sechs Seiten Hightech
Der Würfel kann theoretisch nicht nur jede Farbe darstellen, sondern funktioniert dank Berührungs- und Bewegungssensoren wie ein kubischer Mini-Controller: Er wechselt automatisch seine Anzeige, wenn er vom nächsten Spieler in die Hand genommen wird oder wenn die Zeit für eine Aktion im Spiel abgelaufen ist. Manchmal muss man ihn auch so schnell wie möglich schütteln, um den
Vielleicht werden sich Brettspieler mit einem Faible für Holz und reine Mechanik etwas umgewöhnen müssen: Der Hightech-Würfel sieht zwar angenehm futuristisch aus, aber er kullert sich doch etwas anders als seine Brüder ohne Chipimplantat – das liegt vielleicht daran, dass er 25 Gramm leicht, stark abgerundet und mit seinem weichen Material extra leise designt wurde. Man kann ihn ja deshalb auch direkt auf das iPad werfen, ohne dass es zu Kratzern kommt.
Trotzdem hat man ein wenig Angst, dass die Platinen im Inneren das auf Dauer nicht aushalten. Aber er scheint sehr robust: Nach dreitägigem Dauereinsatz leuchtet er immer noch einwandfrei auf. Drei Farben zeigen übrigens an, wie es mit seinem Saft aussieht. Aufgeladen wird der Würfel, indem man die Seite mit dem Dreiecksymbol etwas hochschiebt. Dort ist der Anschluss für das mitgelieferte USB-Kabel. Ansonsten schaltet er sich nach einer Minute selbst aus.
Spiele zwischen mangelhaft und befriedigend
Und die Spiele? Tja, das ist noch das große Problem – Masse und Klasse lassen zu wünschen übrig. Zwar bekommt man mit dem Kauf sechs Titel gratis, aber die schwanken zwischen mangelhaft bis allerhöchstens befriedigend. Sehr enttäuschend ist die sterile Inszenierung von „Backgammon“ und „DICE+ Heroes“, einer Art Mensch-ärgere-dich nicht: Diese zwei Klassiker sollten wohl futuristisch interpretiert werden, aber da vergeht einem angesichts des Artdesigns
„Rainbow Jack“ ist bunt, schlicht und strategisch schon etwas interessanter: Hier muss man Reihen und Spalten mit Zahlen füllen und kann positive oder negative
Tetris, Go und Spaltenpanzer
Aber man erkennt schon: Nicht nur als passioniertem Brettspieler fehlt einem die Auswahl und vor allem die Spieltiefe. Zwar sind schon einige weitere angekündigt, darunter auch Talisman, Judge Dredd, DICE+ Adventures und irgendwas mit Hello Kitty. Aber die zwei aktuell besten Titel erreichen gerade mal befriedigendes Niveau – man muss sie sich entweder gratis herunterladen oder kaufen. Zum einen das kostenlose „Dice Tris+“, das die Puzzle-Elemente eines Tetris mit der Gebietseroberung des japanischen
Zum anderen ist da „Reiner Knizia’s Supremacy“, das zwar 2,69 Euro kostet, aber für mich aktuell das beste Spiel für DICE+ darstellt, weil es als digitales Brettspiel zumindest ausreichend Tiefe bietet. Zwei bis vier Spieler setzen hier abwechselnd Fahrzeuge in Reihen und Spalten, die bei voller Besetzung gewertet werden – ähnlich wie im Brettspielklassiker „Auf Heller und Pfennig“. Schön ist, dass diese teilweise Spezialfähigkeiten haben, so dass Panzer die Jeeps der Gegner egalisieren oder Taxis sofort Boni für jedes eigene Fahrzeug auf dem Plan einheimsen. Hinzu kommt, dass jede Wertungsrunde hinsichtlich der Punktausschüttung zulegt – so steigt die Spannung bis zur letzten vollen Spalte.
Ausblick
DICE+ ist eine interessante Spielerei - macht für ein paar Minuten Laune, lockt Leute an den Tisch, aber die Luft ist schnell raus. Die Entwickler von Game Technologies deuten zumindest an, was in Zukunft im Bereich digitaler Brettspiele möglich ist. Aktuell ist es allerdings eher für Familien mit kleinen Kindern oder experimentierfreudige Hightechfans als leidenschaftliche Zocker interessant. Das Angebot an Spielen ist bescheiden und die Qualität schwankt zwischen mangelhaft bis befriedigend. Man kann immerhin erahnen, dass hier viel möglich ist, wenn man virtuelle und haptische Reize clever verbindet. Für mich als Brettspieler ist der Bildschirm eines iPads auch viel zu klein – so steht letztlich ein hoch entwickelter, aber schnöder Würfel im Mittelpunkt. Wenn man ein billig designtes Mensch-ärgere-dich-nicht oder ein wirklich stumpfsinniges Monstersammelspiel startet, schützen seine Chipimplantate auch nicht vor der Langeweile. Besser macht es Reiner Knizia mit seinem Supremacy, das uns zumindest ein paar Runden solide unterhalten konnte. Aber bisher wirken diese digitalen Brettspiele noch wie Fingerübungen. Vielleicht gelingt ja irgendwann eine faszinierendere Symbiose.
Einschätzung: befriedigend
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