Virtual Reality14.07.2017, Jan Wöbbeking

Special: Musikalische Erlebnisse in VR

Die Vive-Controller als Drumsticks? Sequencer-Gefrickel mit frei schwebenden Keyboards und wild verkabelten Synthesizern? All das wird möglich - dank der Magie der virtuellen Realität! Die Headsets schaffen sogar das Kunststück, den Spieler bei Rhythmusspielen noch bescheuerter auszusehen zu lassen! In unserem Musik-Special starten wir einen Rundumschlag und untersuchen, was die VR-Technik für Musikliebhaber zu bieten hat. Auf Schwergewichte wie Rock Band VR, Rez Infinite oder Thumper haben wir verzichtet, da wir sie bereits ausführlich getestet haben.

TheWaveVR

Entwickler: TheWaveVR

Plattformen: Vive, Rift in Arbeit

Wer keine Lust aufs Schietwetter echter Festivals hat, bekommt mit TheWaveVR von ehemaligen Rock-Band-Entwicklern eine der faszinierendsten VR-Erfahrungen. Im virtuellen Konzertsaal improvisiert ein DJ oder Liveact seine Musik, während das Publikum Einfluss auf Visualisierungen nimmt und durch die bunt blitzende Welt tanzt. Aufgrund von Linzenzproblemen ist die frühe Steam-Fassung momentan aber nicht in Deutschland erhältlich. Die im Moment noch kostenlose App (hier geht es zur offiziellen Website ) ist in erster Linie für HTC Vive ausgelegt, eine fehlerfreie Unterstützung von Oculus Rift wird laut FAQ nicht garantiert. Eine Person gibt als DJ die Musik vor, während andere Einfluss auf die Visualisierungen nehmen und dank Bewegungssteuerung auch mit ihrem vorher eingekleideten Avatar durch die glühende Welt raven können.

Harmonix Music VR

Entwickler: Harmonix

Plattformen: PSVR

Falls ihr beim Musikgenuss lieber alleine bleibt, könnt ihr zu einem der zahlreichen Musik-Visualisierungen für PC-Headsets greifen - eines der aufwändigsten Exemplare ist allerdings Harmonix Music VR für PSVR vom Rock Band-Team. Dort wandelt man z.B. über einen pulsierenden Musikstrand oder zeichnet wie in einem 3D-Malprogramm rhythmisch zuckende Leuchtfiguren. In einem der Räume lässt man sogar wortwörtlich die Puppen tanzen: Wer ihre Verrenkungen aufnimmt, kann sie zusammen eine Choreographie abspulen lassen, während er selbst ein wenig auf dem DJ-Pult am Plattenteller herumpfuscht. Auch eigene mp3s lassen sich importieren.

Jam Session VR

Entwickler: Prismic Studios

Plattformen: Rift

Wer lieber persönlich Lärm macht, kann die Jam Session VR starten. An fünf Schauplätzen drischt man auf Trommeln ein, zupft an einer Harfe oder spielt an Synthesizern herum. Die musikalisch beschränkte Improvisation verliert mit ihren simplen, sehr einsteigerfreundlichen Konzept aber schon nach wenigen Minuten an Reiz.

The Music Room

Entwickler: Chroma Coda

Plattformen: Vive, später evtl. Rift und PSVR

Ein wenig anspruchsvoller wird es in The Music Room, das vom Entwickler als “Expressive MIDI Controller” bezeichnet wird. Auch hier spielt man relativ einsteigerfreundlich mit realen Instrumenten herum, die improvisierten Ergebnisse können hinterher allerdings zu Songs verarbeitet oder mit anderen Spielern geteilt werden, die später weitere Stimmen hinzufügen. Die Entwickler haben sich darauf konzentriert, die realen Instrumente (und Synths) möglichst authentisch umzusetzen, nach Vorbildern von Herstellern wie Pearl, Ludwig, Sabian, Zildjian, DW und Gretsch. Die Software ist eingebunden in die mitgelieferte Audio-Workstation „Bitwig 8-Track“, so dass man Clips aufnehmen und weiterverwenden kann. Wer möchte, kann das Programm quasi als MIDI-Controller für seine Digital-Audio-Workstation nutzen.

SoundStage

Entwickler: Hard Light Labs

Plattformen: Vive, Rift

In SoundStage kann man schon fast so aufwändig musizieren wie mit herkömmlicher Kompositions-Software, denn hier lassen sich Sequencer, Keyboards, Drumkits, und Effekte miteinander verkabeln – auch MIDI und Samples von der Festplatte werden unterstützt. Von Bugfixes abgesehen wird die Version 1.0 aber leider nicht mehr weiterentwickelt, da Entwickler Logan Olson zu Googles VR-Team gewechselt ist. Wenn man erst einmal eine Reihe von Instrumenten rund um seinen Platz ausgebreitet hat, fühlt man sich fast wie in einem echten Tonstudio – oder wie der Rasenmähermann auf musikalischer Mission. Besonders cool ist es, ein blitzendes Noise-Modul anzuschließen oder mit dem großen Soundwürfel herumzupfuschen, der an ein Theremin erinnernt. Einfach den Arm ausstrecken und ein wenig herumwinken und schon erzeugen die Bewegungen wild zitternde, außerirdisch anmutende Klänge. Schön auch, dass sich für fast alle Funktionen und Gerätschaften direkt daneben ein kleines Tutorial-Video starten lässt, so dass man das Headset eigentlich gar nicht mehr abzusetzen braucht. Beim Verkabeln und platzieren der Noten auf den Pattern-Editoren kann es zu Beginn trotzdem ein wenig verwirrend werden.  

Audioshield

Entwickler: Dylan Fitterer

Plattformen: Vive, Rift

Wer nicht kreativ, sondern körperlich aktiv werden will, bekommt mit Audioshield eines der beliebtesten und ausgefeiltesten Rhythmusspiele mit Bewegungs-Controllern: Das blitzschnelle und hochpräzise Abwehren der Kugeln mit zwei Schilden in der Hand sorgt für ein erstaunlich intensives Mittendringefühl. Zudem gibt es allerlei fein aufgedröselte Möglichkeiten, sich mit Freunden, lokalen Spielern oder der Weltspitze zu messen. Auch eigene Musik lässt sich einbinden, z.B. in Form von mp3s oder Streaming-Diensten.

Beats Fever

Entwickler: Arrowiz

Plattformen: Vive, Rift

Die Beliebtheit von Audioshield rief den gelungenen Nachahmer Beats Fever auf den Plan. Im Gegensatz zum Vorbild kann man hier allerdings keine eigenen Songs von der Festplatte oder von Streaming-Diensten importieren. Stattdessen greift auf 40 mitgelieferte, lizenzierte Exemplare (oder weitere DLC-Songs) zurück, die zumeist recht EDM-lastig ausfallen. Zudem dauert es ein wenig länger, bis man die Kugeln mit den längeren Stäben so intuitiv und exakt erwischt wie in Audioshield.

Hatsune Miku: VR Future Live

Entwickler: Sega

Plattformen: PSVR

Ins Schwitzen kommt man auch in den PSVR-Konzerten von Hatsune Miku: VR Future Live . Von der ansehnlichen Kulisse abgesehen handelt es sich aber um die enttäuschendste App in unserer Liste, denn das Gewedel mit den Leuchtstäben wird nur in manchen Sequenzen bewertet. Hier werden vermutlich nur Fans der Manga-Sängerin bereit sein, die gesalzenen Preise für alternative Bühnenauftritte oder den Season-Pass (momentan je 9,99 bzw. 24.99 Euro) zu berappen.

Happy Drummer VR

Entwickler: Lusionsoft

Plattformen: Vive

Deutlich wettbewerbsorientierter wirkt Happy Drummer VR, in dem ein Schamane magische Noten auf den Spieler niederprasseln lässt. Obwohl die albernen Steinzeittänzer sich ähneln wie eine Klonarmee, besitzt die alberne Comic-Präsentation viel Charme. Passend zum Thema kommt das Spiel übrigens fast ganz ohne Text oder HUD-Elemente aus. Als Trommler nutzt man zwar nur wenige Schlagkombinationen, dank höherer Schwierigkeitsgrade und Bestenlisten wird es trotzdem knifflig und schweißtreibend.

Airtone

Entwickler: Historia

Plattformen: Vive, Rift

Das vermutlich aufwändigste Rhythmusspiel abseits von Rock Band VR heißt Airtone. Es erinnert mit seinen Waben-Menüs und seinem Fokus auf asiatische Melodien ein wenig an den Switch-Überraschungshit VOEZ. Online-Bestenlisten fehlen zwar, im Gegenzug wurde aber das Drumherum sehr liebevoll umgesetzt - inklusive allerlei freischaltbarer Herausforderungen, Trophäen und einer kleinen Story. Sogar eine virtuelle Anime-Lehrerin wuselt in der Oberwelt um den Spieler herum und erklärt ihm die Feinheiten der Rhythmus-Tests. Die Gesten fühlen sich hier sehr durchdacht an. Man schwebt in einer Art halboffenen Röhre durch bunte Anime-Landschaften und feuert Noten zurück, indem man sachte mit der Hand nach vorne schlägt. Die Bewegungen erinnern ein wenig an Squash, nur dass man hier bei weitem nicht so hart zuschlagen muss.

Audio Arena

Entwickler: Skydome Studios

Plattformen: Vive, Rift

Audio Arena sieht extrem schlicht aus, kreuzt das Rhythmus-Genre aber auf interessante Weise mit klassischer Arcade-Action: Mit hochpräzisen Kopf- oder Armbewegungen flieht man vorm Gegnerschwarm und zündet verschiedene Bomben, indem man im Takt der Musik durch sie hindurch gleitet. Als Vorbilder dürften die Reihen Geometry Wars oder Super Stardust dienen, die bereits mit ähnlichen Bonus-Modi experimentiert haben.

GNOG

Entwickler: KO_OP

Plattformen: PSVR

Im von Double Fine vertriebenen GNOG reagiert man zwar nicht auf den Rhythmus, trotzdem verströmt das Design des Spiels eine faszinierende und sehr gemütliche Atmosphäre. Ähnlich wie in Form oder The Room klickt und zieht man mit dem Cursor an bizarren Maschinen herum, bis sie sich immer weiter entfalten und den Soundtrack um mehrere Stimme erweitern. Man stößt auf wundersame Knöpfchen, wabernde Fader, quäkende Musikliebhaber und hungrige Teichfrösche, denen man das Essen vors Maul befördern muss. Zum Abschluss der Rätsel wird man meist mit einer richtig schönen Melodie belohnt, während man mitten in das musikalisch wippende, transformierende Schauspiel versetzt wird. Der auf den Dualshock-Controller zugeschnittene PS4-Titel lässt sich übrigens auch ohne VR-Headset spielen.

 
0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.