Brettspiel-Test: Krosmaster Arena (Tabletop (Miniaturengefechte))

von Jörg Luibl



Krosmaster Arena (Brettspiel) von Pegasus
Buffs, Boosts und Figurenzauber
Spielinfo Bilder  
Seit 2012 liefern sich Nee Naa, Will Helmtel & Co taktische Duelle. Ihr kennt die knuffigen Figuren nicht? Das sind die Helden des Tabletop-Brettspiels, das bei Pegasus komplett auf Deutsch erschienen ist. Mittlerweile gibt es nicht nur zahlreiche Erweiterungen, sondern auch weltweit Turniere und zum dritten Mal eine Deutsche Meisterschaft. Was steckt hinter dem kunterbunten Phänomen? Wir haben uns das Grundspiel angeschaut.


Taktischer Wind weht Vorurteile weg...

Ich mag Tabletops. Ich steh auf Miniaturen. Warum habe ich dann bisher einen großen Bogen um Krosmaster Arena gemacht? Ganz ehrlich: Weil es auf mich einfach zu kitschig wirkte. Wer will als 40-jähriger einen Helden namens "König der Fresssäcke" in seinem Team haben, der aussieht wie ein gehörnter Heino? Ist doch albern! Und kindisch! Da marschier ich doch lieber ganz erwachsen mit meinem "Panzer Walker Lothar" durch Dust Tactics...meine plumpen Vorurteile färbten natürlich auf die zu erwartende Spielmechanik ab: Das sind doch nur oberflächliche Gefechte für Kids, die man perfide zum Sammeln animieren will. Pokémon 2.0 für Anime-Fans mit 08/15-Regelwerk zum Weghauen seiner Gegner!

Hier die acht Stars der Grundbox: Krosmaster Arena ist komplett auf Deutsch bei Pegasus erschienen und kostet knapp 50 Euro.
Hier die acht Stars der Grundbox: Krosmaster Arena ist komplett auf Deutsch bei Pegasus erschienen, kostet knapp 50 Euro und ist für zwei bis vier Spieler ausgelegt.
Tja, Jörg, so kann man sich täuschen. Vor allem was die Spielmechanik angeht. Denn sobald man mit seinen vier Helden im Gelände unterwegs ist, weht angenehm taktischer Wind. Das fängt schon mit der Kulisse an: Ähnlich wie in klassischen Tabletops bewegt man seine Gruppe durch dreidimensional inszenierte Arenen - Sträucher, Bäume und Kisten werden aus massiver Pappe zusammengesteckt und vor dem ersten Zug an markierten Stellen aufgebaut. Und sie sind kein Blendwerk, sondern wirken sich auf Bewegungen, Sichtlinien sowie Reichweiten aus; mit einer Zusatzregel werden sie sogar zu zerstörbaren Objekten.

Klare Regeln, komplexe Spielmechanik

Das Grundprinzip ist noch simpel: Man sucht sich Figuren aus, dann kämpft ein Quartett gegen das andere in einer von zwei möglichen Arenen, denn der Spielplan
Krosmaster Arena ist klasse illustriert. Das Material ist durchweg hochwertig, der Spielplan doppelseitig nutzbar.
Krosmaster Arena ist klasse illustriert. Das Material ist durchweg hochwertig, der Spielplan doppelseitig nutzbar.
ist beidseitig bedruckt. Das Team mit der höheren summierten Initiative beginnt. Dann gibt man die angegebenen Bewegungs- und Aktionspunkte pro Figur aus. Man läuft, attackiert, heilt, beschwört oder sammelt in beliebiger Reihenfolge. Sehr schön ist, dass man nicht einfach per Hit&Run in die Feinde rein und wieder rausrücken kann: Sobald man benachbart zu einer gegnerischen Figur steht, gilt man als blockiert. Das heißt, dass beide erstmal würfeln müssen, ob man aus diesem Konflikt so einfach heraus kommt.

Die Vielfalt der taktischen Möglichkeiten deutet sich schon an, wenn man die Charakterkarten studiert: Jede Figur hat nicht nur Werte für den arkanen Nah- und/oder Fernkampf, dazu Spezialfähigkeiten wie "Kritisch", "Rüstung", "Ausweichen" oder "Blockieren", sondern kann vielleicht auch weitere Kreaturen, Fallen oder Bomben beschwören, die entweder Feinde gezielt schwächen oder ganze Bereiche in diversen geometrischen Mustern beeinflussen bzw. treffen - sie alle werden als runde Marker verteilt. Hinzu kommen die vier Elemente Erde, Feuer, Wasser und Luft, die sowohl offensiv als auch defensiv eine Rolle spielen. Krosmaster Arena ist kein Blender mit hohem Bodycount, sondern fährt viele Geschütze für den überlegten Schlagabtausch auf.

Spezialfähigkeiten und Dämonenhilfe

Es entstehen hitzige und angenehm dynamische Gefechte, bei denen es mit Heilung und Schaden, Aufrüstungen und Beschwörungen ständig hin und her geht. Neben der Figurenfähigkeit spielen auch magische Felder sowie all die kleinen
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Wenn ich auf eine Kiste steige, kann ich ein Feld weiter schießen...
Kama-Münzen in der Arena eine Rolle: Wer genug davon sammelt, kann entweder seine Lebens rettende Währung aufstocken oder in "dämonische Belohnungen" investieren: Boots, Buffs und Ausrüstungen liegen in drei Preisstufen Granit, Jade und Gold an der Seite aus. Wer clever einkauft, kann sich hier temporäre oder permanente Vorteile verschaffen, die im Idealfall das Wesen der eigenen Figur optimal unterstützen - oder die Schwachstelle des Feindes treffen.

Die Kämpfe werden über ein einfaches Würfelsystem ausgetragen, bei dem man zum Grund- noch den möglichen kritischen Schaden addiert, bevor davon der Rüstungswurf des Feindes subtrahiert wird - was übrig bleibt, wird in Form von Verletzungstropfen auf die Charakterkarte gelegt. Wer alle Lebenspunkte verliert, wird aus dem Spiel genommen. Als Kopfgeld schnappt man sich dann die so genannten "Gewinngroschen" vom Gegner - und wenn der keine mehr hat, ist das Spiel gewonnen.

Mit der zeit sammeln sich um die vier helden nicht nur Verletzungen, sondern auch Ausrüstung.
Mit der Zeit sammeln sich um die vier Helden nicht nur Verletzungen, sondern auch Kreaturen, Buffs und Ausrüstung.
Der Spielrhythmus kann gerade zu Beginn stocken, weil man so vieles bei der Berechnung des Schadens im Auge behalten muss. Hinzu kommen vielleicht optionale Zusatzwirkungen in der Umgebung sowie nette Konsequenzen wie etwa der Rückstoß, der den Schützen ein Feld nach hinten befördert. Hat man daran gedacht, dass manche Zauber nur einmal pro Runde, andere einmal pro Gefecht eingesetzt werden dürfen? Aber keine Bange: Einsteiger werden vorbildlich in die Spielmechanik eingeführt: Die 32-seitige Anleitung ist nicht nur hübsch illustriert, sie erklärt auch alles sehr anschaulich inklusive praktischer Übungen. Man kann auf den dort abgedruckten Arenen wie in einem interaktiven Tutorial erste Probekämpfe austragen und das vorher Erklärte direkt einsetzen - eine tolle Idee.

Fazit

Mea culpa! Ja, ich habe Krosmaster Arena mit meinen Vorurteilen angesichts der kitschigen Kulisse lange Zeit ignoriert. Aber selbst wenn ich lieber mit dem "Panzer Walker Lothar" durchs Gelände in Dust Tactics pflüge (was nicht weniger kitschig ist): Krosmaster Arena ist kein oberflächliches Hack&Slay, sondern inszeniert vielfältige Gefechte in ansehnlichen Arenen mit 3D-Ambiente. Wer Tabletop und Taktik mag, wird hier mit defensiven und offensiven Möglichkeiten sowie zig Wechselwirkungen unterhalten. Neben Spezialfähigkeiten, Beschwörungen und vier Elementen kommen auch noch Buffs, Boosts und Ausrüstungen hinzu, so dass ein komplexes Arsenal mit vielen Kombinationen zur Verfügung steht. Auch wenn ich den "König der Fresssäcke" immer noch hässlich finde: Die knuffigen Figuren sind hübsch designt, stehen stabil und haben eine gute Qualität. Ihr wollt kostenlos Probe spielen? Das geht am PC gratis u.a. über diese Webseite - viel Spaß.

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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Kommentare

Nil0 schrieb am
Na guck, den X-Wing Test hatte ich gar nicht auf dem Schirm.
Da wundert es mich doch umso mehr, dass der Jörg bei Krosmasters eine feuchte Hose bekommt.
Oshikai schrieb am
Würd ich gern, find nur nie einen.. hab bis Wave 3 oder 4 auch fleißig die Schiffchen gesammelt und mir sogar ne eigene Spielmatte besorgt.
Tja, Fazit: das Spiel hats 1x (lediglich Grundspiel + 2/3 andere Schiffe) auf den Tisch geschafft. Zuviele Mädels die mit Star Wars einfach nix anfangen können ! :cry:
Dabei fand ich die Spielmechanik eigentlich durchweg interessant.
Star Wars Armada hab ich erstmal ignoriert..^^
Aber ja, X-Wing kann man schon eher mit Krosmaster Arena vergleichen und hier wird auch nicht im 1. Zug schon wild rumgeschossen ! :lol:
http://www.4players.de/4players.php/dis ... spiel.html
Nil0 schrieb am
X-Wing anyone?
Oshikai schrieb am
Diese 'farbigen Pünktchen', wie du sie nennst, spiegeln lediglich ein Element (Feuer, Wasser, Erde, Luft) dar und sind lediglich bei Resistenzen/Immunitäten von Belang. 1 Feuerschaden ist sonst nix anderes wie 1 Wasserschaden.
Ich weiß wirklich nicht was daran unübersichtlich sein soll ?
Allein in Grundspiel gibts Wil Hemtel mit 3-8 Reichweite (+ Zauber 11 Reichweite), der kann sogar schon im 1. Zug angreifen.
Auch andere Alternativen sind möglich einem Krosmaster schon im 1. Zug 8 Bewegung zu verpassen, man muss hier lediglich kombinieren; sei es eine Poochan die einen verbündeten Krosmaster bis zu 3 Felder nach vorne schmeißt oder einem Khan Karkass, welcher dich nach vorne kicken kann.
Als starkes Beispiel, man nimmt nen Gain (5 Bewegungspunkte), erhöht diese mit Rückzu Tritt auf 7 und beendet das mit Lous Peitsche = 8 Bewegungspunkte.
Hier gibts einige Kombinationen; allerdings stellt sich dann die Frage ob man wirklich schon im 1. Zug im gegnerischen Team landen will.. hier muss man abwägen obs sich lohnt, oder ob man in der 1. Runde nicht doch lieber Kamas (Münzen) sammeln soll um die eigenen Krosmaster besser auszustatten.
Dennoch gibts keinen kürzeren Spielzug als den 1., spätestens im 2. Zug fängt das Duell richtig an.
Schach oder Dungeon Twister braucht auch seine Zeit, erstmal stellt man sein Team günstig auf.. ;)
Ich habe sowohl Arcadia Quest samt Jenseits der Gruft, besitze sämtliche mitterweile sehr raren und teuren Descent 1 Boxen und habe auch Descent 2. Edition mit allen Erweiterungen zu Hause vorliegen (von den Hauptmännern mal abgesehen, die schienen mir dann doch zu unwichtig ;)).
Imperial Assault habe ich bisher lediglich das Hauptspiel, erwarte aber noch diese Woche die Erweiterung Die Zwillingssonnen, die Skirmishvariante interessiert mich hier weniger, weswegen ich die einzelnen Packs bisher ignoriert habe.
Ich mag alle genannten Spiele, aber nichts desto trotz, du vergleichst hier z.T. cooperative Dungeon Crawler mit nem kompetiven Krosmaster Arena ?
Kuno Paschunke schrieb am
Oshikai hat geschrieben: Unübersichtlich ? Jedem das seine, aber Taktikspiele scheinen nicht deine Welt zu sein und deine letzte Aussage ist schlichtweg falsch, zumal Krosmaster Arena ein Duellspiel ist.
Uuuuuh, vorsicht, spiele wirklich extrem viel und ich halte kleine farbige Pünktchen auf den Charakterkärtchen für alles andere als geglückt. Außerdem spielen Stärken und Schwächen eh kaum eine Rolle, weil man ja froh ist, wenn man überhaupt in Kampfreichweite kommt...
Oshikai hat geschrieben: Du hast das Spiel wohl 3x gespielt (überreden lassen), Vorurteile waren von vornherein da, hast 3x verloren und das Spiel hat verschissen was ?
Auch wenn man darauf gar nicht antworten sollte, aber nein, hab alle Partien gewonnen, hätte gern ein neues tolles Spiel für mich entdeckt, aber empfand das ganze Prozedere als zäh, unspaßig und unausgeglichen; hat auch jeweils Stunden meines Lebens gekostet. Und ich habe ungefähr alle Varianten gesehen: 4 Spieler gg alle, 1 vs 1 und das furchtbare Krosmaster Quest.
Aber ist ja schön, wenn es zumindest dir Freude macht, meine Cousins sind ja auch schmerzbefreit. Dennoch empfehle ich dir, mal einen Blick auf Arcadia Quest (einfach) oder Descent bzw. Imperial Assault (komplex) zu werfen. Danach wirst du Krosmaster nicht mehr freiwillig anrühren (wie meine bucklige Verwandtschaft ;). Oder wenn du etwas Nettes mit Würfeln und coolen Charakterkarten für zwei Spieler suchst, schau dir mal Dice Masters an, am besten die Justice League Variante.
schrieb am