Special: Deus Ex: Human Revolution (Rollenspiel)

von Benjamin Schmädig



Publisher: Square Enix
Release:
26.08.2011
kein Termin
26.08.2011
26.08.2011
25.10.2013
Jetzt kaufen
ab 6,61€
Spielinfo Bilder Videos
Zu zweit getrennt

Nein, Synchronisationen - sei es für Film, Fernsehen oder Spiele - stellen keine Dialogszenen so nach wie sie später zu hören und zu sehen sind. Auch das ist ein Aspekt, auf den Kirchberger achten muss: Greifen die Aufnahmen so ineinander, dass sie als Teil einer flüssigen Unterhaltung funktionieren? Die Regisseurin, selbst ausgebildete Schauspielerin, freut sich aber, dass der Trend wieder dahin geht, zumindest die zwei Hauptrollen für gemeinsame Dialoge ins Studio einzuladen. Kurios, aber wahr: Oftmals begegnen sich Dialogpartner nicht einmal im Studio! Der Grund dafür waren finanzielle Überlegungen - weil es effektiver und damit billiger sei, die Sprecher einzeln aufzunehmen. Inzwischen merkt man wohl, dass das Anhören der bereits aufgenommenen Dialogzeilen des Partners ebenfalls Zeit kostet - Zeit, die man im Doppel spart. Nicht umsonst merkte Konstantin Graudus schon vorher an: In diesem Geschäft werden, wenn es irgendwie geht, selbst Cent-Beträge zu Ungunsten der Qualität gespart.

Und dann musste ich Graudus eine Frage stellen, die mir ganz persönlich unter den Nägeln brannte: Woran liegt es eigentlich, dass eine Synchronstimme selten die zahlreichen Feinheiten wiedergibt, durch die sich ein Schauspieler oft auszeichnet? Dabei ist die Antwort so einfach wie offensichtlich. Während der Akteur nämlich tatsächlich schauspielert, also Mimik und Gestik einsetzt, sich dabei bewegt und spontane Ideen in seine Darbietung einfließen lässt, ist der Synchronsprecher ans Mikrofon gebunden.
Schleicht sich Jensen durch den Wareneingang oder durch die Warenannahme? Manchmal hadern selbst Übersetzungsexperten mit der Sprache
Je nach Arbeitsweise anderer Studios kann er oder sie sich zwar durchaus bewegen, ist aber vor allem darauf konzentriert, das Original überzeugend zu übertragen. Die Stimme steht einfach so stark im Vordergrund, dass die ursprüngliche schauspielerische Arbeit - und mit ihr die erwähnten Nuancen - notgedrungen unter den Tisch fallen.

Enthusiastisch gurgeln

Apropos: Selbst Schauspieler Graudus zeigt sich an anderer Stelle überrascht, wie gut die Mimik und Gestik virtueller Charaktere inzwischen sein kann. Und er kann nach dem etwa vierstündigen Aufzeichnen von Pritchards Stimme nicht etwa nach Hause gehen, sondern muss noch eine weitere Figur synchronisieren - einen Nebencharakter mit slavischem Ursprung. Geißler erklärt: Acht Stunden kann ein Sprecher nicht arbeiten, weil seine innere Spannung und damit auch die Intensität seiner Stimme irgendwann nachlässt. Eine fünfte Stunde schafft Graudus aber noch - und wie!

Plötzlich ist da keine Spur mehr von Pritchards süffisantem Befehlston; jetzt quasselt ein unterhaltsamer Slave mit absichtlich überzogenem Akzent. Besonders amüsant sind die Todesszenen. Denn auch unverständliches Gurgeln, das beim Spielen meist untergeht, muss erst einmal nachgeahmt werden. Wie gibt man etwa einen »kurzen, enthusiastischen Todeskampf« wieder, den das englische Original noch dazu etliche Sekunden dauern lässt? Wir haben ebenso so viel Spaß dabei wie Regisseurin, Tontechniker und Sprecher! Manche Schauspieler beherrschen zahlreiche Dialekte, manche so gut wie keine, erklärt die Regisseurin. Graudus' Repertoire ist zum Glück sehr umfangreich. Wo genau sein Charakter herkommt, weiß man jedoch nicht - manchmal müssen sie eben mit dem auskommen, was sie haben.

Und was geschieht schließlich, wenn der Schauspieler gesprochen, der Tontechniker abgenickt und die Regisseurin abgesegnet hat? Das kommt auf die Anforderungen des Auftraggebers an: Einige wollen das aufgenommene Material selbst weiterverarbeiten, für andere erledigt toneworx auch Mastering und Zurechtschneiden der Aufnahmen. Und was, wenn ein Entwickler im Nachhinein Szenen zum Spiel hinzufügt? Ganz einfach: Dann werden die Schauspieler erneut ins Studio zitiert. In der Spieleentwicklung ist das laut Geißler alles andere als die Ausnahme.

Ob die Hamburger Tonkünstler auch im Fall von Deus Ex: Human Revolution gute Arbeit leisten? Schwer abzusehen. Wir können und wollen uns kein Urteil erlauben, nachdem wir gerade mal zwei Figuren ohne Zusammenhang gehört haben. Wir wissen allerdings, dass toneworx viel daran liegt, glaubwürdige Charaktere ins Deutsche zu übertragen und dass Adams Auftraggeber sehr überzeugend anweisen kann. Hier wird nicht nur nachgesprochen; hier sind wie bei vielen Spielen erfahrene Künstler und Techniker am Werk. Und hoffentlich finden alle, die trotz der guten Synchronisation lieber dem Original zuhören, ja auch diese Version im Spiel.  
Deus Ex: Human Revolution ab 6,61€ bei kaufen

Kommentare

RGB schrieb am
Wirklich schade, dass die eigentlich sehr gute deutsche Synchronindustrie sich fast nur auf Filme und US-Serien konzentriert. Games und Animes sind häufig schlecht bis lächerlich synchronisiert. Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen und eine ordentliche Synchro ist mir bei Games lieber als ein perfektes Original, aber trotzdem wünsche ich mir doch mehr Ernst bei der Sache.
Wobei die Synchro nicht alles ist, die Simpson sind zB hervorragend Synchronisiert (bis auf diese eine Stimme die quasi JEDEN mänlichen Gaststar spricht) aber die Übersetzung ist tw auf Hauptschulniveau. Da werden Wortspiele die auf Deutsch genauso funktioniert hätten wie auf Englisch kaputtgemacht, da wird der Satzbau so gewählt, dass er nicht zur gezeigten Szene passt oder die Poente mitten im Satz statt am Ende ist, obwohl es auch besser ginge. Manche Sachen werden sogar derart falsch übersetzt, dass man es merkt, ohne das Original zu kennen.
PabloCHILE schrieb am
ich spiele auch lieber in meiner Muttersprache oder Vatersprache ( Muttersprache: deutsch , Vatersprache: spanisch) jedenfalls freu' ich mich wie schmid's Katze auf das Spiel :D
apalause* schrieb am
Ich werde auch das Gefühl nicht los das der Großteil englisch deswegen bevorzugt weil es einfach anders klingt. "Cooler" und moderner.
Unter Bekannten erlebe ich es ganz oft das viel auf Englisch geschaut oder gespielt wird. Die meisten jedoch kein Wort verstehen.
Das ganze nur damit man vllt. rausposaunen kann das man ja alles "voll coool" auf englisch konsumiert. Und weil englisch sich ja auch total toll anhört.
Ich habe nichts gegen Englisch und bin auch nicht abgeneigt immer wieder dazu zulernen da Englisch eine allerweltssprache geworden ist. Dennoch ziehe ich meine Muttersprache Englisch jederzeit vor, da ich Deutsch einfach wesentlich besser beheersche und Missverständnisse gar nicht aufkommen.
Das was mich jedoch wirklich annervt sind Dialekte. Einige sind noch zu verkraften. Aber viele sind schon so extrem das man glaubt es wäre eine andere Sprache. Wenn z.b. nen Urbayer (habe da tatsächlich Verwandte) zu mir nach NDS (meine Herkunft) kommt dann verstehen die mich zwar super, aber wenn die richtig loslegen. Haleluja, der Kauderwelsch hat es in sich.
atoms4peace schrieb am
Primerp12 hat geschrieben:
Doc Angelo hat geschrieben: Es ist aber definitiv irritierend, das Englisch bevorzugt wird, weil es "modern" und "cool" ist - Verzeihung, "kühl". ;) Der Mensch hat ja immer eine gewisse Erwartungshaltung. Kann es sein, das die Verständnislücken* im Originalton genau so gefüllt werden, das einem einfach gefällt, was man da hört? Im Deutschen ist da kein Platz mehr, und wenn die Inhalte einem nicht gefallen, fällt es dort dann schneller auf?
Hmm, hab ich mir auch manchmal gedacht. Die Sprache wird bevorzugt weil es schlicht "anders" und "ungewohnt" klingt, eben weil man ja quasi nix anderes Spricht.
Vielleicht finden sogar viele Menschen ihre eigene Muttersprache schlicht langweiliger als eine ihnen fremder^^
natürlich. ich hab schon einige engländer, aber vorallem amerikaner kennengelernt (online gezockt und auf reisen), die behauptet haben, dass es wesentlich intelligenter oder attraktiver (!) klingt wenn ich mit akzent oder in deutsch spreche... die eigene muttersprache is ganz selbstverständlich nicht halb so interessant wie die anderer. da gehts allen gleich.
Primerp12 schrieb am
Doc Angelo hat geschrieben: Es ist aber definitiv irritierend, das Englisch bevorzugt wird, weil es "modern" und "cool" ist - Verzeihung, "kühl". ;) Der Mensch hat ja immer eine gewisse Erwartungshaltung. Kann es sein, das die Verständnislücken* im Originalton genau so gefüllt werden, das einem einfach gefällt, was man da hört? Im Deutschen ist da kein Platz mehr, und wenn die Inhalte einem nicht gefallen, fällt es dort dann schneller auf?
Hmm, hab ich mir auch manchmal gedacht. Die Sprache wird bevorzugt weil es schlicht "anders" und "ungewohnt" klingt, eben weil man ja quasi nix anderes Spricht.
Vielleicht finden sogar viele Menschen ihre eigene Muttersprache schlicht langweiliger als eine ihnen fremder^^
schrieb am