DC Universe Online02.02.2011, Mathias Oertel
DC Universe Online

Im Test:

Superhelden sind in der Pop-Kultur allgegenwärtig. Und seit dem 2005 erschienenen City of Heroes gehören sie auch zur Welt der Online-Rollenspiele. Der Erfolg der Helden in Paragon City ist aber bis jetzt nahezu einzigartig - das 2009 veröffentlichte Champions Online ist mittlerweile "Free-to-Play". Kann Sony Online mit der starken DC Comics-Lizenz im Rücken ein neues Universum etablieren?

Gemeinsame Bedrohung

Während sich Superhelden und Superbösewichte in Gotham City und Metropolis bis aufs Letzte bekämpfen, rückt von beiden Seiten unbemerkt eine neue Bedrohung an: Brainiac attackiert die Erde aus dem All. Durch die ständigen Streitereien untereinander massiv geschwächt, können weder Gut noch Böse den robotischen Aliens Paroli bieten. Der blaue Planet wird von Brainiacs Horden überrannt, die Menschheit getötet oder versklavt. Lex Luthor kann durch einen Trick entkommen und schafft es, den Superhelden in der Vergangenheit eine Warnung zukommen zu lassen, damit es nicht zu diesem Desaster kommt. Doch selbst die geballte Kraft von übermächtigen Helden sowie gewieften Schurken scheint nicht auszureichen, um die Invasion zu stoppen - es ist Zeit, eine neue Generation in Metropolis und Gotham City zu begrüßen.

Super Helden?

Angesichts von bislang zwei (City of Heroes, Champions Online) bzw. drei (wenn man City of Villains separat zählen möchte) Online-Rollenspielen, die im Superhelden-Milieu angesiedelt sind, ist der Innovationsfaktor hinsichtlich der Thematik zwar gering, doch DC Universe Online (ab 9,98€ bei kaufen) (DCUO) hat eine nicht zu unterschätzende Stärke: Eine offizielle Lizenz. Und das schlägt sich nicht nur im exzellenten Artdesign nieder, das die gegensätzlichen Großstädte Metropolis und Gotham City als Schauplätze auszeichnet. Während die Heimat des dunklen Ritters sowie seiner Widersacher wie Penguin, Mr. Freeze oder Poison Ivy mit nächtlichen Panoramen, Schneetreiben oder depressivem Dauerregen in den abwechslungsreichen Stadtteilen punktet, scheint in Supermans Heimat Metropolis immer die Sonne. Und nicht nur das: Auch architektonisch gibt es massive Unterschiede zwischen diesen DC Comic-Städten, die ja beide New York nachempfunden wurden - dreckig  und altertümlich einerseits (Gotham City), modern, beinahe knallbunt andererseits (Metropolis).

Und man muss die Comics nicht einmal kennen oder wertschätzen, um die eigentümliche Stimmung genießen zu können, die beim Erforschen der von Brainiac bereits ansatzweise eingenommenen Metropolen entsteht und die von der sparsam, aber sehr effektiv eingesetzten Musik unterstützt wird. Es hilft allerdings ungemein. Denn wer genau aufpasst und sich in der Gegend umschaut, wird immer wieder kleine Gimmicks oder Verweise auf das DC Universum finden. Das können gut vertonte Sprachschnippsel von Lois Lane oder Vicky Vale sein, eine Statue von Superman oder  das Gebäude der Science Police. Aber auch z.B. der verfallene, kaum noch lesbare "The Mask of Zorro"-Schriftzug an einem Kino in der Nähe von Crime Alley, den Comic-Fans zwangsläufig mit der Legende von Batman in Verbindung bringen.

Helfer von Joker und Wonder Woman

Und man nutzt die Lizenz auch fleißig, wenn es darum geht, die Geschichte voranzubringen. Natürlich lässt man die Chance nicht ungenutzt, um die Spieler direkt mit den Comic-Helden in Verbindung zu bringen.

Denn egal, ob man sich für die gute oder böse Seite entscheidet, wird einem immer ein namhafter Mentor zur Seite gestellt, der letztlich den Storypfad beeinflusst. Auf Heldenseite sind dies Superman, Wonder Woman und Batman; auf Seite der Bösen kann man zwischen Joker, Circe oder Lex Luthor wählen. Bei den Gesprächen gibt es keine trockenen

Superman kämpft im Tutorial nicht nur an der Seite von Nachwuchshelden, sondern ist einer der Mentoren, die den Storyverlauf maßgeblich beeinflussen.
Texteinblendungen, sondern verdammt viel gute, wahlweise auch nahezu vorbildlich lokalisierte Sprachausgabe zu den gefällig animierten Porträts. Zum Abschluss eines erzählerischen Bogens bekommt man zur Belohnung gut vertonte sowie animierte Comic-Schnipsel zu den Charakteren.

Mit dieser Gegenüberstellung von Gut und Böse regt sich sogar anfangs noch die Hoffnung, dass man ähnlich wie bei NCsofts Heldenstädten auch in PvP-Zonen (Player vs. Player, Spieler gegen Spieler) hemmungslos aufeinander losgehen kann. Das geht auch - ist allerdings räumlich stark eingeschränkt und läuft außerhalb des "normalen" Tagesablaufes in den von Brainiac heimgesuchten Großstädten ab. Ist man innerhalb der Story in Metropolis und Gotham City unterwegs, wird einem als Held nie irgendwo ein von einem Spieler gesteuerter Bösewicht begegnen oder umgekehrt. Es wirkt, als ob jede Fraktion ihre eigene Server-Instanz hat. Das ist sehr schade, denn nachdem City of Villains herauskam und das Helden-Abenteuer ergänzte, lag ein Reiz auch darin, sich gegenseitig aufs Korn zu nehmen. Das geht hier uneingeschränkt nur auf den dezidierten PvP-Servern. Doch diese "Entweder-Oder-Lösung" stellt nicht richtig glücklich, da man hier mit feindlichen Angriffen übermäßig zu tun hat. Eine sensibler eingestellte Variante, in der PvP-Zonen meinethalben mit Warnung an Randgebieten der Städte zu finden sind, wäre für mein Empfinden sinnvoller gewesen.

       

Solo-Abenteuer mit Monats-Preis

Überhaupt ist der Fokus auf ein Solo-Erlebnis in DCUO sehr hoch - was nicht nur an dem Statistik-Reiter "Solo Content" deutlich wird. Man kann seine Figur bis zum derzeitigen Maximum von Stufe 30 bringen, ohne auch nur einmal mit anderen Helden oder Schurken unterwegs zu sein. Einzig bei bestimmten in den Städten auftauchenden Sonder-Gegnern wie Bizarro oder Hawkman ist es hilfreich, wenn man mit mehreren Verbündeten einen gemeinsamen Angriff unternimmt.

Abgesehen davon lässt sich das gesamte Abenteuer wunderbar und weitestgehend frustfrei auch als Solist bewerkstelligen, was seine Vor- und Nachteile hat. Auf der einen Seite kann man sich vollkommen ohne Gruppenzwang auf die abwechslungsreichen und gut erzählten Geschichten einlassen. Aber gleichzeitig wird damit der Online-Gedanke natürlich entwertet.

Gleiches gilt allerdings auch für das Abo-Modell: Im Monatsabo nach den ersten 30 kostenfreien Tagen mit satten 12,99 Euro pro Monat zu Buche schlagend, hat man die wesentlichen Inhalte (Level-Maximum, einmaliger Storydurchlauf im Solo-Betrieb) bereits nach einer intensiven Woche kennengelernt und durchgespielt.

Danach gibt es zwar weiterhin viele Missionen zu bestreiten und auch die nach und nach freigespielten Gruppenmodi locken immer wieder vor den Bildschirm, doch letztlich ist mir das zu wenig, um die monatliche Gebühr zu berappen. Wieso kein Hersteller von Online-Spielen ein zeitbasiertes System à la APB (die Bezahlidee war das intelligenteste am gesamten Projekt) einführt, kann ich nicht nachvollziehen. Auch hier würde dieses Prinzip aufgehen. Ich gehe sogar einen Schritt weiter und würde vorschlagen, die Story und damit sämtliche PvE-Inhalte für Solisten (Player vs. Environment, Spieler gegen Umgebung) kostenlos bzw. als Gegenleistung für den Anschaffungspreis freizugeben und alles, was hinsichtlich Gruppen, Gilden und PvP darüber hinaus geht, gegen eine Abo-Gebühr oder ein sonstiges Premium-Preismodell anzubieten.

Komplettes Paket geschnürt

Umfang und das Preismodell könnten sich als Fallstricke eines ansonsten gelungenen Alibi-Online-Abenteuers erweisen, das sich in vielerlei Hinsicht als durchdacht, zeitgemäß und sehr stylisch zeigt.

Nehmen wir z.B. die Figurenerstellung: So kann man sich zu Beginn für eine Art Schablone entscheiden - u.a. stehen Catwoman, Joker oder Deathstrike als Muster zur Verfügung. Davon ausgehend kann man nun im leicht zu navigierenden Menü diverse Charakteristika und Aspekte des Helden- bzw. Bösewichtkostüms verändern. Während seines Erdrettungs-Feldzuges findet oder kauft man immer wieder neue Stile, mit denen man sich nach und nach das gewünschte Aussehen zusammenstellt. Der Clou: Die Verbesserung, die der Bikerhelm bietet, kann man in das letztlich gewünschte Klamottendesign integrieren, so dass man nicht in die Zwickmühle kommt, sich zwischen äußerlicher Erscheinung und "inneren" Werten entscheiden zu müssen - eine klasse Idee.

Bei der Auswahl der Fähigkeiten zeigt man sich ebenfalls fortschrittlich und unterscheidet zwischen einer "Kraft" und einer "Fähigkeit". In die erste Kategorie fallen die übersinnlichen Mächte wie elementare Beschwörung (Feuer, Eis, Geisteskräfte), in die zweite Waffen- bzw. Kampfstile. Das Arsenal in dieser Hinsicht reicht vom unbewaffneten Nahkampf über Bogen, duale Pistolen, Schwerter, Gewehre bis hin zu schweren Hämmern. Beim Aufstieg in eine neue Charakterstufe bekommt man abwechselnd für jeden Bereich einen Punkt, den man verteilen kann, um neue aktive oder passive Aktionen freizuschalten. Weitere Punkte kann man für bestimmte Meilensteine im Spiel bekommen - quasi eine interne Trophäensammlung, die sich sogar positiv auf die Charakterentwicklung auswirkt.

Zusätzlich kann man ab einer bestimmten Stufe auch die Entscheidung treffen, seine Punkte in die übersinnliche Reisekraft zu investieren - es stehen von Beginn an Supersprint, Fliegen und Hüpfen, Gleiten à la Batman zur Verfügung. Weiterhin kommen auch noch über 20 an bekannte Helden (oder Bösewichte) angelehnte so genannte "ikonische" Kräfte hinzu. Das können Geschütztürme und andere Gadgets wie ein Heilroboter sein, aber es steht auch eine Fähigkeit zur Verfügung, mit der man eher schleichend versuchen kann, den Feinden eine Falle zu stellen.

Sprich: Zusammen mit den visuellen Gestaltungsmöglichkeiten hat man nicht nur die Möglichkeit, seine Figur an bereits

Man steht auch klassischen Bösen wie Bane gegenüber.
bestehende Charaktere (evtl. auch aus anderen Comic-Universen) anzulehnen, sondern einen einzigartigen Helden/Bösen anzufertigen. Crafting, also das Herstellen von Gegenständen, ist übrigens nicht integriert.

Halbdynamischer Kampf

Dass die Weltrettung sowohl auf PC als auch auf Konsole veröffentlicht wird, lässt sich vor allem hinsichtlich Benutzerführung und Steuerung erkennen. Die Bildschirmanzeigen z.B. lassen auch auf dem Rechenknecht keine zusätzlichen Leisten zu, auf denen man ggf. weitere Fähigkeiten etc. ablegen kann - man muss hier wie da mit acht Plätzen auskommen, kann aber dafür aber zwischen verschiedenen "Stances" und damit Kontroll-Leisten umschalten.

Dieses System mag einschränkend wirken, hat aber auch seine Vorteile: Zum einen ist die Ansicht sehr aufgeräumt. Und zum anderen ist die auch am PC mögliche Pad-Steuerung in den Kämpfen deutlich angenehmer als das hektische Herumgeklicke mit der Maus.

Denn im Gegensatz zu einschlägig bekannten Vertretern der Online-Zunft gibt es hier keine halbautomatischen Kämpfe, bei denen man zusätzliche Sonderfähigkeiten mit Abkühlzeit aktivieren muss. Stattdessen orientiert man sich eher Richtung klassisches Action-Rollenspiel und arbeitet mit direkt umgesetzten Knopfdruckkombos für Nahkampf und Distanzangriffe, die aber mit den angesprochenen Fähigkeiten mit Abkühl-Periode ergänzt werden.

     

Doch so ganz wird die Dynamik nicht erreicht, die man mit reinrassigen  Action-Rollenspielen wie Baldur's Gate Dark Alliance oder Champions of Norrath assoziiert und die diesem Gesicht gut zu Gesicht gestanden hätte. Es wirkt, als ob die DC-Auseinandersetzungen ihren Anfang im klassischen Online-Rollenspiel nahmen und erst später die Entscheidung gefällt wurde, auf ein dynamisches, beinahe Echtzeit-Action bietendes Kampfsystem umzusteigen - ohne allerdings ganz von vorne anzufangen. Das Ergebnis ist ein Hybrid, der beiden Systemen gerecht werden möchte, es aber nie vollends schafft. Für Online-Rollenspieler alter Schule sind die Kämpfe zu hektisch. Durch spürbare Lags und abzuspulende Animationsphasen bei Specials etc. wird die sich entwickelnde Dynamik immer wieder ausgebremst - und damit landet man schließlich in der Nähe von Age of Conan. Dennoch wissen die Auseinandersetzungen in ihrer Einfachheit durchaus zu unterhalten, zumal sich der Schwierigkeitsgrad im Allgemeinen sehr moderat zeigt und nur bei den meist mehrstufigen Bosskämpfen (u.a. gegen Bane, Harley Quinn, Robin, Poison Ivy, Supergirl) etwas fordert.

Hektisches Mit- und Gegeneinander

Unterhaltsam sind auch die losgelösten Abschnitte, in denen man mit einer Gruppe unterwegs ist. Das beginnt mit den "Alerts", aufeinander aufbauenden Missionen (in etwa vergleichbar mit den Public Quests in Warhammer Online), die schließlich in einem Bosskampf gipfeln. Das geht weiter über die Legenden-Kämpfe, bei denen man in die Haut bekannter Helden und Bösewichter schlüpft, um dort z.B. bestimmte Punkte zu erobern und zu halten. Und das endet erst beim regelmäßig  stattfindenden "Ring War", den  Raids für acht Spieler und den so genannten "Duo"-Missionen, bei denen man zu zweit in einem Abschnitt gegen die gegnerische Übermacht antreten muss und die erst mit dem Maximallevel freigeschaltet werden.

Doch das Problem des geringen Umfangs, das auch den Story-Teil plagt, schlägt auch hier zu: Es gibt letztlich zu wenige Karten, um sich nach Herzenslust austoben zu können. Und die Aussicht auf besondere Ausrüstungsgegenstände, die man sich nur besorgen kann, wenn man Ehrenpunkte sammelt, holt die Kohlen auch nicht mehr aus dem Feuer. Daher stellen diese Ausflüge in die DC-Welt auch keinen Grund für das derart überteuerte Abo-Modell dar.

Mehr ist mehr

Ich hätte es stattdessen bevorzugt, wenn Sony Online wie in guten alten EverQuest II-Zeiten einen Überfluss an Aufgaben zur Verfügung gestellt und innerhalb dieser Missionen vor allem in der Anfangsphase für mehr Abwechslung gesorgt hätte.

Meist läuft eine Aufgabe nach folgendem Schema F ab: Man bekommt über seinen Communicator die Mitteilung, dass Held X oder Schurke Y Hilfe benötigt. Dann begibt man sich dorthin, bekommt einen Auftrag und grast nun Gebiete ab, in denen man entweder Sachen einsammelt und/oder Feinde/Gegenstände zerstört. Nach Erledigung bekommt man das nächste Einsatzgebiet, bis es schließlich in einer Instanz zu einem Bosskampf kommt. Undsoweiterundsofort. Erst später kommt die benötigte Abwechslung hinzu, so etwa, wenn man in ein Monster verwandelt wird, sich an neue Fähigkeiten gewöhnen muss und mit diesen versuchen muss, den Instanzboss zu besiegen.

Auch die Mission, in der man als Böser erst die Schergen von Todsünden besiegen muss, nur um später in deren Gestalt Aufgaben zu erfüllen, ist eine willkommene Abwechslung vom Einerlei.

Zweierlei Maß

Es ist wirklich lange her, dass ein Multiplattform-Titel im Systemvergleich derart gravierende Unterschiede aufweist wie das von der Unreal Engine angetriebene DCUO. Am PC gibt es am Gesamtbild nur wenig auszusetzen: Die Animationen sind gelungen, auch wenn manche Trefferbewegungen bei den Gegnern zu abgehackt abgespult werden. Doch das Artdesign macht hier mit aufwändigen Texturen, nicht minder aufwändigen Partikeleffekten und gute Hardware fordernden Kulissen einiges her. Wenn man mit Höchstgeschwindigkeit durch die Gassen und Straßenschluchten sprintet oder fliegt, wird man rasend schnell in die Spielwelt gezogen. Und man lässt sich auch nicht von den bei Online-Rollenspiele üblichen Mankos wie Clipping-Fehlern und leichten Lags nicht aus der Ruhe bringen.

Batman und Joker können nur auf wenigen PvP-Karten gegeneinander antreten.
Auf der PS3 sieht das Ganze schon etwas anders aus. Denn hier gibt es nicht nur deutlich längere Ladezeiten und stärkere Verzögerungen beim Durchschalten durch die Menüs. Es machen sich auch bekannte Kompatibilitätsprobleme mit der Unreal Engine bemerkbar, allen voran das verzögerte Nachladen von Texturen. Und das kann im schlimmsten Fall zu Folgendem führen: Man fliegt mit Höchstgeschwindigkeit zu einem Einsatzort und irgendwann kommt die Engine mit dem Einladen von Texturen nicht mehr hinterher. Das Ergebnis: Gebäude poppen texturlos sehr spät auf und mitunter erscheint die Häusertapete erst, wenn man den Wolkenkratzer beinahe passiert hat. Und das wirkt einfach nur hässlich, anachronistisch und ist keiner HD-Konsole würdig.

Und ist man schließlich wieder gelandet, dauert es gut eine Minute bis auch NPCs und sich ggf. im Gebiet aufhaltende Gegner sichtbar werden. Wobei man schon vorher feststellt, dass jemand einen aufs Korn nimmt, da die roten Zahlen, die einen Treffer anzeigen, schon fleißig runterticken, bevor man die Feinde sehen kann. Man kann über Umwege und dem gezielten Nicht-Einsetzen der Höchstgeschwindigkeit dieses Problem minimieren, doch in jedem Fall wird die PS3-Version dadurch unnötig degradiert.

Beiden Versionen gemeinsam ist jedoch eine gewisse Leere der Städte abseits der Missionsgebiete. Bei zwei Metropolen dieser Größenordnung erwartet man, dass die Straßen mit Leben vibrieren. Doch abseits von gelegentlich Fahrzeugkolonnen, bei denen sich mitunter nicht einmal die Reifen drehen sowie den Ansammlungen von Gegnern gibt es nur wenige Zivilisten, die einen für die geleisteten Dienste bejubeln, anhimmeln oder fürchten. Da war das 2005 erschienene City of Heroes schon weiter. Und das benötigt auch keine 15 GB Festplattenspeicher, was vor allem auf der 40GB-Variante der PS3 mit ein paar installierten Titeln für Probleme sorgen kann.    

Fazit

DC Universe Online hat viele Macken und einige Fehler. Aber es übt auch einen enorme Anziehungskraft aus, die sich nicht nur bei absoluten Comic-Nerds bemerkbar machen dürfte. Und ungeachtet dessen, dass man zu einem Spielball von Freud und Leid wird, macht das actionorientierte Online-Abenteuer vieles richtig. Die Comic-Atmosphäre sowie das Art-Design sind gelungen. Das an einschlägige Dungeon-Crawler angelehnte Kampfsystem weiß mit Einfachheit und coolen Fähigkeiten zu überzeugen - auch wenn es nicht ganz die Dynamik von Titeln wie Champions of Norrath erreicht. Das größte Problem von DCUO ist auch nicht die auf PS3 mitunter an schmerzhafte Grenzen geführte Technik - Stichwort: Texturnachladen. Das größte Manko des Ausfluges in die Welten von Superman, Lex Luthor, Catwoman und Co ist der geringe Umfang: Konzentriert man sich solo auf einen Storydurchlauf, kann man in gut einer Woche sowohl den Maximallevel als auch den finalen Bosskampf erreichen, ohne auch nur einmal mit anderen Spielern in Kontakt getreten zu sein. Und dann bleiben einem nur noch gesonderte Herausforderungen sowie interessante, aber letztlich auch nicht gerade facettenreiche Kooperativ-Missionen oder Versus-Geplänkel. Und das ist für eine monatliche Gebühr vor allem in dieser Höhe zu wenig.  Als ausgefeiltes Offline-Spiel mit angedocktem Premium-Multiplayer hätte DCUO durchaus Chancen gehabt, sich zu etablieren. In dieser Form zeigt man sich zwar leicht besser als das mittlerweile in den Free-to-Play-Bereich verschobene Champions Online, kann aber trotz gut genutzter Lizenz nicht an dem Superhelden-Spektakel City of Heroes/City of Villains vorbeiziehen.

Pro

umfangreiche Personalisierung
gelungenes Art-Design
umfangreiche Sprachausgabe
interessante Story-Missionen
stimmungsvolle Kulisse
eingängige Steuerung
gute Nutzung der Lizenz
Gast-Auftritte vieler Helden und Bösewichter

Kontra

Streaming-Probleme (PS3)
Ladezeiten (PS3)
geringer Umfang
wenig Variation im Missionsdesign
wenige Mehrspieler-Missionskarten
abseits der Missionsgebiete unbelebte Metropolen
Gruppenspiel nicht einmal ansatzweise erforderlich

Wertung

PlayStation3

Ambitionierte Online-Action ohne Gruppenzwang und mit guter Lizenz-Nutzung, deren Abo-Modell vom geringen Umfang ebenso sabotiert wird wie die PS3-Version von technischen Schwächen.

PC

Ambitionierte Online-Action ohne Gruppenzwang und mit guter Lizenz-Nutzung, deren Abo-Modell vom geringen Umfang ad absurdum geführt wird.

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