Pipe Mania09.10.2008, Jan Wöbbeking
Pipe Mania

Im Test:

Klempner von der Weide?

Fragt mich bitte nicht, was "dilletantische Cowboy-Klempner" sind oder was zum Kuckuck sie tun. Jedenfalls müssen sie in Pipe Mania als Bösewichte herhalten. Im Intro erzählt ein angenehm an Meister Röhrich erinnernder Sprecher mit norddeutschem Dialekt davon, 

Die herniederschnellende Riesenfaust sabotiert eure Arbeit. (PSP)
dass eben jene marodierenden Teilzeit-Sanitärtechniker aus der Prärie ein idyllisches Eiland terrorisieren. Ihr mimt natürlich den strahlenden, mit Pümpel und Rohrzange bewaffneten Held. Aber genug von derlei aufgezwungenen Rahmenhandlungen, die Geschichte spielt ohnehin kaum eine Rolle.

Wie im Original setzt ihr unter Zeitdruck ein Rohrteil nach dem anderen mit dem Cursor aufs Spielfeld, damit der unaufhaltsame Strom geregelt abfließt. Mal handelt es sich dabei um Trinkwasser, ein anderes mal um Klärbrühe oder sogar um Elektrizität - jede "Substanz" fließt auf ihre eigene Weise durch das Gebilde. Läuft sie aus, füllt sich eine Anzeige, bis es sich schlimmstenfalls ausgeklempnert hat. Wichtig ist es, nicht den Kopf zu verlieren, auch wenn euch einmal nicht das passende Teil spendiert wird. Mit der Zeit bekommt ihr ein Gefühl dafür, unerwünschte Elemente taktisch geschickt auf dem Feld zu verteilen, so dass sie sich schließlich zu einer riesigen, mit Kurven und Schleifen versehenen Rohrschlange zusammensetzen.

Länge ist nicht alles

Nicht nur besonders große Abfluss-Systeme bringen euch Extra-Punkte ein. Ihr solltet zusätzlich versuchen, den Strom durch möglichst viele Bonus- oder Brückenteile fließen zu lassen.

Die Dampflok kümmert es nicht, ob hinter den Wagen Schienen zerstört wurden - Wasser benötigt dagegen ein intaktes Rohrsystem. (PC)
Die Entwickler haben sich jede Menge unterschiedlicher Rohrstücke,  Blockaden und andere Gimmicks ausgedacht, um die Puzzles möglichst abwechslungsreich zu gestalten. Mal müsst ihr die Pampe um Hindernisse herumleiten, ein anderes mal vom rechten Spielrandende auf die gegenüberliegende Seite beamen. Manchmal werdet ihr zusätzlich von diversen Comic-Charakteren sabotiert und müsst euch während des Spiels um die Reparatur defekter Teile kümmern.

Im Laufe der Karriere schaltet ihr einige alternative Spielvariationen frei, bei denen ihr z.B. vorgegebene Puzzles komplettieren müsst. Spaßig ist auch der Arcade-Modus, bei dem sich der sichtbare Ausschnitt verschiebt und die Flüssigkeit den Bildschirm nicht verlassen darf. Auf Duellanten warten eine Hand voll Zwei-Spieler-Modi, in denen ihr euch wie in Tetris gegenseitig mit Teilen bombardiert oder einfach nur versucht, die meisten Punkte anzuhäufen. Leider dürft ihr euch nicht über das Netz bekriegen und auch euer Name wird lediglich in lokalen Highscorelisten verewigt.      

Fazit

Im Vergleich zu all den frischen und phantasievollen Hirnzwirblern der letzten Jahre wirkt das mittlerweile 19 Jahre alte Spielprinzip von Pipe Mania ein wenig angestaubt. Auch der etwas schlichte Grafikstil macht lange nicht solch einen stilvollen Eindruck wie z.B. im Elektro-Knobler Lumines. Trotzdem ist Pipe Mania keine aufgewärmtes Abzocker-Remake - ganz im Gegenteil: Die Entwickler haben das klassische Spielprinzip mit jeder Menge neuer sinnvoller Ideen und Puzzle-Modi angereichert, welche die Budget-Knobelei auch länger als ein paar Stunden unterhaltsam machen. Auch auf gesellige Spieler warten unterschiedliche Varianten. Es dauert allerdings meist ein Weilchen, bis sich euer Mitspieler an die jeweiligen Spielregeln gewöhnt hat. Wenn ihr euch nicht gerade unterwegs oder auf der Couch das Gehirn zermatern wollt, solltet ihr zur PC-Version greifen. Mit der Maus lassen sich die Rohrstücke einfach viel schneller und unkomplizierter platzieren als mit dem Digikreuz. Dadurch wird die PC-Variante übrigens ein wenig einsteigerfreundlicher als die Konsolen-Pendants. Die kürzeren Ladezeiten und der optionale Fenstermodus macht die Computer-Fassung zu einem netten Pausensnack, aber auch auf Konsole erwarten euch unterhaltsame Rohrpuzzles.

Nachtrag zur DS-Version: Pipe Mania ist wie geschaffen für den Touchscreen. Auf Nintendos Handheld platziert ihr die Rohre noch intuitiver als auf dem PC: Tippt einfach die gewünschte Stelle an und schon sitzt das gute Stück felsenfest an seinem Platz. Probleme treten nur auf, wenn der U-Bahn-Fahrer zu schwungvoll in die Kurve fährt und euch der Stylus verrutscht. Doch die Umsetzung besitzt auch ihre Schattenseiten: Statt der urigen norddeutschen Synchro erwartet euch im Intro ein englischer Sprecher. Leider knarzt nicht nur er krächzend aus den Lautsprechern - auch die Musikuntermalung klingt kratziger als manch alter Track vom Commodore Amiga. Deutlich ärgerlicher als der LoFi-Sound ist die Tatsache, dass sämtliche Multiplayer-Modi gestrichen wurden. Wenn ihr mit oder gegen einen Freund spielen wollt, greift ihr also besser zu einer anderen Fassung. Einsame Grübler kommen dank der perfekten Steuerung auch mit der DS-Umsetzung auf ihre Kosten.

Pro

<SPAN lang=DE><P>
blitzschnelle Knobelei dank flotter Maus- bzw. Touchscreen-Steuerung (PC/DS)
viele Rohr- und Level-Variationen
abwechslungsreiche Spielmodi und Zwei-Spieler-Duelle
Kooperative Kampagne für zwei Puzzle-Fans (PC und PS2)
alle Zwei-Spieler-Duelle laufen mit nur einem Spiel (PSP) </P></SPAN>

Kontra

<SPAN lang=DE><P>
Online-Modus fehlt
keine Bestenlisten im Netz
keine Mehrspielermodi (DS)
knarziger Sound (DS)</P></SPAN>

Wertung

PlayStation2

Abwechslungs- und variantenreiches Remake des hektischen Rohr-Puzzles.

PSP

Abwechslungs- und variantenreiches Remake des hektischen Rohr-Puzzles.

NDS

DS-Besitzer genießen eine intuitive Steuerung, müssen aber auf sämtliche Mehrspielermodi verzichten.

PC

Die PC-Version des Knobel-Klassikers hat dank blitzschneller Maussteuerung die Nase vorn.

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