Im Test:
Kult für Zuhause
Machen wir es kurz: 18 Rock-Klassiker der australischen Kult-Rocker, in Verbindung mit dem bewährten RockBand-Spielprinzip (RB), kann eigentlich nur zu einem führen: Grenzenlosem Spielspaß. Doch so einfach ist dies leider nicht.
Dabei fängt es sogar mit einer Überraschung an. Denn entgegen meiner ursprünglichen Erwartung brauche ich weder eines der Hauptprogramme noch die RockBand-Instrumente, um mit AC/DC losrocken zu können. Brian Johnson und Angus Young? Leider nein. Die virtuellen Ebenbilder der Musiker sind im Gegensatz zu Guitar Hero Aerosmith weit und breit nicht zu finden...
Ganz ohne Klampfe, Drums oder Mikro geht es natürlich auch nicht, aber da das Trackpack auf der RockBand 1-Engine aufsetzt, kann man auch Guitar Hero-Hardware verwenden, die zu großen Teilen kompatibel ist. Auf 360 geht das komplette World Tour-Set, auf der PS3 zickten die World Tour-Drums. Mit der RockBand-Hardware gibt es natürlich keinerlei Probleme.
Eingeschränkte Einstiegsdroge
Doch auch, wenn man weder RockBand 1 noch RockBand 2 benötigt, um mit Angus Young losrocken zu können, ist das AC/DC-Paket wenig mehr als eine "Einstiegsdroge". Denn der Umfang wird nicht nur durch die 18 edel umgesetzten Tracks eingeschränkt. Es lassen sich keine eigenen Figuren erstellen, die Bühne ist vorgegeben und nicht einmal meine bereits in RockBand erstellten Charaktere ließen sich zu einem Gastauftritt hinreißen. Apropos Gastauftritt: Wer gehofft hat, ähnlich wie in Guitar Hero Aerosmith die Herren Musiker auf der Bühne herumturnen zu sehen, wird enttäuscht sein. Offensichtlich gilt die Lizenzierung nur für die Songs und nicht auch zusätzlich für die AC/DC-Bandmitglieder - schade.
Auch die Bühne, auf der das originale Konzert stattfand, ist leider nicht integriert, wodurch zusätzliche Atmosphärepunkte verloren gehen.
Live für alle
Der Live-Charakter, der RockBand akustisch schon immer ausgezeichnet hat, wird durch die Umsetzung des sagenumwobenen Auftritts der Australo-Rocker im britischen Donington massiv gefördert. Wobei das Publikum allerdings insgesamt weniger mitgeht, als man es aus den anderen RB-Spielen gewohnt ist und man sich hauptsächlich auf die Reaktionen der Festival-Besucher seinerzeit verlässt, die teils deutlich unter dem liegen, was bei RB bislang immer für Gänsehaut-Feeling gesorgt hat. Mit dem beiliegenden Code könnt ihr die 18 Songs herunterladen und in die Rock Band-Serie importieren,
Ein weiteres Indiz für das AC/DC-Trackpack als Lockmittel für neue Spieler ist der mitgelieferte Code, der zum einmaligen Download der 18 Songs und damit der Integration in Rock Band 1 bzw. Rock Band 2 berechtigt. Das ist einerseits ein sehr fairer Service. Da man allerdings auch auf der Disc keinerlei zusätzliche Inhalte bekommt (Stichwort: Bühne/Musiker), hätte sich EA vielleicht überlegen können, das Trackpack sowohl in der vorliegenden, eigenständig spielbaren Version als auch als Download-Inhalt zu einem günstigeren Preis zu veröffentlichen.
Fazit
Ich liebe die RockBand-Serie. Und ich habe kein Problem damit, mich als Fan von Angus Young & Co zu erkennen zu geben. Dennoch wirft mich das AC/DC-Live-Trackpack in einen Zwiespalt. Auf der einen Seite finde ich es grandios, dass das Kultkonzert auf diesem Wege erneut veröffentlicht wird. Ich finde es auch gut, dass man die 18 Kultsongs in nahezu perfekter Klangqualität auch ohne eines der Hauptprogramme spielen kann. Dass man obendrauf einen Code mitgeliefert bekommt, der die Songs zusätzlich als Download-Content in Rock Band 1 und 2 zur Verfügung stellt, ist ebenfalls vorbildlich. Doch es bleibt trotz allem ein schaler Geschmack zurück. Basierend auf der Engine des ersten Rock Band wird ein nur rudimentärer Umfang geboten: Grundspielmodi, keine Möglichkeit der Charakter-Kreation, nicht einmal der Auftrittsort ist auswählbar. Da zudem weder die AC/DC-Musiker als Modelle vorhanden sind und schon gar nicht die Original-Bühne nachgebaut wurde, wirkt die Umsetzung etwas halbherzig und es geht im Vergleich zum ähnlich gelagerten Guitar Hero Aerosmith Atmosphäre verloren. Was ist Hell’s Bells ohne eine riesige Glocke im Hintergrund? Und die Performance vor dem Fernseher würde durch einen wie ein Derwisch auf der Bühne springenden und seine Gitarre malträtierenden polygonalen Angus Young nochmals angeheizt werden. Als eigenständiger Titel wirkt AC/DC Live RockBand vor allem durch die Atmosphäre-Einbußen halbgar, obwohl der Spaß sich wie bei allem einstellt, was mit Harmonix Band-Kracher zu tun hat. Und als Download-Content sind die 18 Songs mit gut 40 Euro überteuert. In der Kombination jedoch ist der Donington-Auftritt für Zuhause ideal als Einstieg in die RockBand-Welt und für AC/DC-Fans ohnehin unverzichtbar.
Pro
Kontra
Wertung
360
Eigenständig spielbares Trackpack eines Kultauftritts, das allerdings ohne virtuelle Musiker auskommt. Unter dem Strich nicht mehr als ein netter Einstieg in das RB-Universum.
PlayStation3
Auch ohne Hauptprogramm spielbares Trackpack, das aber kaum mehr als den Eindruck eines Appetitmachers hinterlässt. Das Fehlen der Original-Musiker sorgt für Abzüge in der B-Note.
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