Naruto: Ninja Council 2 - European Version16.10.2008, Jens Bischoff
Naruto: Ninja Council 2 - European Version

Im Test:

Mit Ninja Council 2 spendiert Nintendo dem DS einen weiteren Hüpf- und Prügelmix mit dem blonden Ninja und seinen Anime-Freunden. Im Gegensatz zum Vorgänger hat sich sogar einiges geändert. Ob zum Guten oder Schlechten, verrät unser Test!

Wo bin ich hier, was mach ich hier?

In Ninja Council 2 rücken Naruto, Sasuke & Co aus, um sich Orochimaru und dem Oto-Quartett zu stellen. Fragt aber nicht warum. Die in mickrigen Zwei-Satz-Dialogen erzählte Handlung ist seicht und belanglos wie eine Pfütze in der Wüste: Kaum zeichnen sich die ersten Umrisse ab, versiegt der Quell auch schon wieder. Doch nicht nur das, nach wenigen Stunden ist auch das dazugehörige Spiel bereits zu Ende!

Es gibt gerade mal sieben in ein paar kümmerliche Abschnitte unterteilte Schauplätze, die ihr durch Sprung- und Schlagkraft hinter euch lassen müsst. 

Trostlos & frustrierend: Das Leveldesign ist optisch unspektakulär und spielerisch eine Zumutung.
In der Mitte gibt es jeweils ein unbedeutendes Minispiel und am Ende den obligatorischen Bossfight. Ein Unterfangen, das euch insgesamt maximal zwei Stunden beschäftigen würde, wäre da nicht das höllische Leveldesign, das euch einzig aufgrund seiner unübersichtlichen Präsentation und fragwürdigen Kollisionsabfrage tausend Tode sterben lässt. Unfaire Fallen, aus dem Nichts attackierende und ständig wieder entstehende Gegner, massenhaft tödliche Abgründe, kurioses Abprallen von Gegnern und anderen Objekten - hier bekommt ihr die volle Palette entwicklerischer Boshaftig- bzw. Unzulänglichkeit serviert.

Selbst verschuldeter Genickbruch

Und genau das ist es, was der eigentlich unterhaltsamen, wenn auch altbackenen Spielmechanik das Spielspaßgenick bricht. Nichts gegen prügellastige Oldschool-Jump'n'Runs, aber wenn ihr ständig nur ins Blaue springt und statt festem Boden fiese Fallen oder bodenlose Abgründe vorfindet, ist das einfach eine Zerreißprobe, die nicht sein muss. Ninja Council 2 ist Trial&Error in seiner schlimmsten Form und das vermutlich nur, um den viel zu knappen Umfang künstlich in die Länge zu ziehen. Unterstützt wird das Ganze obendrein von einem Speichersystem, das euch nach dem Verlust der wenigen zur Verfügung stehenden Leben ganz an den Anfang des Kapitels zurückversetzt.

Selbst im letzten Level müsst ihr vor dem Endkampf noch eine völlig unnötige Hüpfpassage über tödliche Abgründe bewältigen, die euch schnell die letzten Leben kostet und euch gnadenlos wieder ganz an den Anfang des ersten Spielabschnitts zurückversetzt. Die größte Frechheit ist aber eine Snowboard-Fahrt über bodenlose Gletscherschluchten, die ihr unmöglich rechtzeitig erkennen könnt und quasi bei jedem Sprung hoffen müsst, diesen nicht zu lang oder zu kurz angesetzt zu haben, während ihr im Blindflug über zahllose Böschungen schanzt - eine nervliche Zerreißprobe ohne auch nur einen Checkpoint...

Verschenktes Potential

Dabei ist es wirklich schade, dass man solche Design-Katastrophen nicht vermeiden konnte, denn im Kern bietet Ninja Council 2 nach wie vor solide Hüpf- und Prügelkost mit netten Ansätzen wie den über den Touchscreen auszuführenden Spezialangriffen, 

Kleiner Lichtblick: Die aufwändigen Animationen und Spezialangriffe können sich sehen lassen.
die nicht nur spektakulär in Szene gesetzt wurden, sondern auch noch je nach gewählter Spielfigur und Stufe unterschiedlich ausfallen. Bei manchen Attacken müsst ihr sogar ins Mikro pusten, um Feuerbrünste o. ä. zu entfachen. Selbst die an sich primitiven Minispiele zum vorzeitigen Schwächen von Bossgegnern über diverse Reaktionstests stellen eine nette und gelungene Abwechslung dar. Zudem dürft ihr insgesamt aus fünf spielbaren Protagonisten und mehr als dreimal so vielen Gefährten wählen, die ihr vor jedem Abschnitt in individuellen Dreier-Teams arrangiert. Den Führer steuert ihr dann direkt, die anderen beiden kommen auf Knopfdruck in brenzligen Situationen zu Hilfe.

Grafisch wissen neben den Spezial- und Teamangriffen vor allem die aufwändig animierten Figuren zu gefallen, die Kulissen wirken trotz diverser Interaktionsmöglichkeiten wie Wand- und Deckenläufe, bewegliche Felsbrocken oder zerstörbare Mauern hingegen vergleichsweise öde. Auch an sich nette Ideen wie zeitweise ausströmendes Giftgas, das die Steuerung umkehrt, sind aufgrund schlechter Einbindung eher nervig als interessant. Das primitive Kampfsystem mit seinen plumpen Standardkombos ist für ein Naruto-Spiel ebenfalls alles andere als berauschend. Dasselbe gilt für den Wiederspielwert, der eigentlich nicht vorhanden ist, außer ihr seid daran interessiert für ein selten armseliges Malprogramm, das Ninja Council 2 statt eines Mehrspielermodus' oder verschiedener Schwierigkeitsgrade zu bieten hat, zusätzliche Hintergrundgrafiken freizuschalten...   

Fazit

Ninja Council 2 ist ein klassisches 2D-Jump'n'Run mit Beat'em-Up-Einlagen, das extrem linear, schlicht und kurz ausfällt. Missionen wie im Vorgänger gibt es keine mehr, stattdessen kämpft ihr euch von einer kaum existenten Story begleitet durch sieben mickrige Schauplätze, bestreitet eine Handvoll vorwiegend langweiliger Bossfights und sucht vergeblich nach einem Mehrspielermodus. Dieser wurde nämlich aus unerklärlichen Gründen gestrichen und durch ein notdürftiges Malprogramm ersetzt, für das ihr durch mehrfaches Durchspielen verschiedene Hintergrundbilder freischalten könnt - wie spannend... Ansonsten gibt es, nachdem ihr euch ein paar Stunden mit primitiven Kombos, indiskutabler Kollisionsabfrage und miserablem Speichersystem durch einen frustrierenden Trial&Error-Marathon gequält habt, nichts mehr zu tun. Gut, die Animationen sind teils wirklich hübsch, die Spezialangriffe äußerst sehenswert und die eingeflochtenen Minispiele zum Schwächen von Bossgegnern eine nette Abwechslung. Aber irgendwie kommt sich wohl selbst der treuste Naruto-Fan verarscht vor, für so wenig und auch noch dilettantisch umgesetzten Inhalt 40 Euro berappen zu sollen. Spart euch das Geld lieber und investiert es in ein vollwertiges Prügel- oder Hüpfspiel statt euch diesen halbgaren Mix anzutun, der mit seinem katastrophalen Leveldesign selbst bei Profis für mehr Frust als Spielspaß sorgt!

Pro

hübsche Animationen
üppige Charakterriege
fulminante Spezialangriffe

Kontra

dürftige Story
mickriger Umfang
mieses Speichersystem
katastrophales Leveldesign
miserable Kollisionsabfrage

Wertung

NDS

Extrem kurzer und frustrierender Trial&Error-Marathon in 2D.

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