SBK-09: Superbike World Championship23.06.2009, Michael Krosta
SBK-09: Superbike World Championship

Im Test:

Die Ehe zwischen Milestone und den Superbikes besteht mittlerweile schon seit den Neunzigern und wird mit SBK 09 auch in diesem Jahr mit aktuellen Lizenzen erneuert. In der Vergangenheit war die Serie die Anlaufstelle Numero Uno für Simulations-Fans, doch technisch und inhaltlich fehlten immer noch wichtige Spielspaß-PS. Legt man in dieser Saison endlich zu oder machen es die italienischen Entwickler wie so oft und bringen nur Fahrer und Strecken auf Vordermann, ohne sich um die Technik zu kümmern?

Irgendwas fehlt

13 WM-Läufe stehen für 2009 im Kalender, in denen Teams und Fahrer namhafter Hersteller wie Ducati, Kawasaki, Yamaha oder BMW um die Meisterschaft kämpfen. Darunter befinden sich die üblichen Verdächtigen wie Monza, Assen, Brno und Magny-Cours, die im Gegensatz zu den ansehnlich modellierten Bikes und gut animierten Piloten auch in diesem Jahr aufgrund lebloser Papp-Kameraden auf den Tribünen sowie den tristen Kulissen mit Kantenflimmern grafisch nicht begeistern können. Seltsamerweise hat man aber den Nürburgring einfach mal außen vor gelassen, obwohl er in dieser Saison offiziell zu den Austragungsorten der Superbike-WM gehört. Einen Ersatz gibt es nicht

Video: SBK 09 bietet nicht viel Neues, aber läuft zumindest technisch runder als sein Vorgänger., so dass es im Spiel lediglich 13 der eigentlich 14 Läufe gibt. Was soll das? Wenn man schon die offizielle Lizenz hat, sollte der Rennkalender auch entsprechend authentisch umgesetzt werden.

Karriere auf zwei Rädern

An Spielmodi wartet neben einem schnellen Rennen und Trainingsläufen auch ein komplettes Rennwochenende mit seinen insgesamt acht Sessions von freien Trainings über Qualifikationsrunden sowie die Superpole bis hin zum Aufwärmen und den beiden anschließenden Rennen. Ein ziemlich voll gestopftes Programm für ein Wochenende, das man aber auch auf Wunsch verkürzen kann, indem man weniger relevante Sitzungen wie das Aufwärmen einfach überspringt. Wichtiger ist da schon die Kommunikation mit dem Ingenieur, auch wenn er leider viel zu oft das Gleiche sagt. Allerdings hat er auch gute Tipps parat, wie man das Motorrad im umfangreichen Setup am besten auf die jeweilige Strecken- und Witterungsbedingungen abstimmt. Zur Auswahl stehen Einstellungen an der Federung, Lenkung, dem Getriebe sowie den Bremsen - selbst die Kettenspannung kann verändert werden und auch die Wahl der richtigen Reifenmischung ist nicht unwichtig. Um den angehenden Mechaniker nicht gleich ins kalte Wasser zu werfen, stehen für jede einzelne Sektion diverse Tipps bereit, die erklären, wie sich die jeweiligen Veränderungen auf das Fahrverhalten auswirken können. Wer sich nicht mit diesem Kram beschäftigen

Wer sich unter Simulations- oder Extrem-Bedingungen auf den Sattel setzt, wird sich vermutlich kurz danach in dieser Situation wiederfinden...
möchte, kann aber auch alternativ ganz auf seine Mechaniker vertrauen, die jeweils ein voreingestelltes Setup für die Qualifikation als auch eines für das Rennen bereit halten.

Realistische Fahrphysik

Die Fahrphysik ist wie schon im letzten Jahr mit Sicherheit ein Traum für alle Simulations-Fetischisten - und gleichzeitig ein Alptraum für jeden, der noch nicht so viele Erfahrungen mit den PS-starken Zweirädern sammeln konnte. Es gehört schon viel Können dazu, sich unter der Einstellung "Simulation" oder gar "Extrem" länger auf dem Sattel zu halten, denn schon bei Geradeausfahren ist es teilweise schwer, bei dem schlingernden Untersatz die Kontrolle zu behalten. Kommt dann die nächste Kurve, ist ein Sturz zusammen mit dem nächsten Frustanfall schon vorprogrammiert, wenn man nicht mit äußerster Vorsicht am Gaszug zieht. Doch zum Glück kann man die enorm fordernde Fahrphysik in den Realismus-Einstellungen etwas entschärfen, wo man neben drei weiteren vorgefertigten Konfigurationen (Einfach, Arcade, Erweitert) auch selbst Optionen wie Bremshilfe, realistische Trägheit, Reigenabnutzung, Kollisionsgrad, gekoppelte Bremsen, Flaggenregeln und Bike- sowie Bikerschaden nach eigenen Wünschen anpassen kann. Dabei fällt auf, dass im Vergleich zum Vorgänger der Schwierigkeitsgrad unter der Einstellung "Erweitert" etwas entschärft wurde und man das Motorrad hier deutlich besser unter Kontrolle hat, da die Steuerung nicht mehr ganz so nervös auf die Eingaben reagiert. Kommt es trotzdem zum Sturz - auch bedingt durch ein manchmal etwas fragwürdiges Kollisionssystem - wird man hin und wieder Zeuge einer fehlerhaften Abfrage, bei der Fahrer und Motorrad ineinander verschmelzen. Dafür hat man die Bildwiederholrate jetzt besser im Griff als noch im letzten Jahr und so bleiben störende Ruckeleinlagen hier weitestgehend aus, obwohl das Fahrerfeld jetzt aus 27 Fahrern besteht, während im letzten Jahr nur 22 Biker um den Sieg kämpfen durften. Schön ist zudem, dass man die Motorenklänge zumindest leicht aufgepeppt hat und die Rennen neuerdings auch von Siegerehrungen inklusive Nationalhymnen abgerundet werden. Dass mittlerweile während der Rennen auch Musik ertönt, ist dagegen kein Gewinn, da der rockige Soundtrack eher in die Kategorie "Besser abschalten" fällt.     

Herausforderungen ohne Herausforderung

Neben der Meisterschaft, in der man alle Läufe des verfälschten Rennkalenders nacheinender absolviert, stehen auch wie gewohnt diverse Herausforderungen zur Verfügung, bei denen man u.a. Rundenzeiten unterbieten, Tricks wie Wheelies oder Stoppies vollführen oder den Rennverlauf eine Runde vor dem Ziel noch zu seinen Gunsten drehen muss. Verglichen mit den über 50 Herausforderungen eines MotoGP wirken die gerade mal 20 Aufgaben hier allerdings sehr dürftig. Hinzu kommt, dass sie auch noch sehr leicht zu bewältigen sind, denn selbst ich habe bei den meisten Aufgaben schon im ersten Anlauf die Platin-Medaille ergattert und konnte mich anschließend mehr oder weniger über freischaltbare Boni wie Bilder von Grid-Mädels und Rennen oder Videos freuen. In diesem Zusammenhang muss ich auch das virale Marketing von Alfa Romeo ansprechen, das in einem Motorrad-Rennspiel wie SBK 09 völlig deplatziert wirkt. Was interessiert mich

Neuerdings befinden sich 27 Piloten im Fahrerfeld.
hier der Alfa MiTo, der sogar schon im Hauptmenü auf einem Showpodest präsentiert wird und von dem man als Belohnung ebenfalls mit Bildern und Videos zugemüllt wird? Das hat hier nichts zu suchen!

Online-Meisterschaft

War der Onlinemodus im letzten Jahr aufgrund massiver Lags noch eine herbe Enttäuschung, spielen sich die Rennen über die Internetleitung hier deutlich besser. Hundertprozentig rund läuft der Motor aber immer noch nicht, denn auch 2009 kommt es immer wieder zu kleinen Verzögerungen in der Datenübertragung, wodurch die Gegner etwas seltsam über den Asphalt hoppeln. Dafür darf man nicht nur Einzel-Sessions mit zig Optionen aufsetzen, sondern sogar eine komplette Meisterschaft online austragen - und das sogar kooperativ in einem Team. Einen Splitscreen-Modus sucht man dagegen auch in diesem Jahr genau so vergeblich wie die Möglichkeit, im lokalen Netzwerk gegeneinander anzutreten.    

Fazit

Viel hat sich nicht getan im Vergleich zum letzten Jahr: SBK 09 ist nicht mehr als ein Update des letzten Teils, das hauptsächlich die Lizenzen auf den neuesten Stand bringt, aber gleichzeitig durch unverständliche Kürzungen sowie den Austausch von Strecken enttäuscht. Dafür hat man die Steuerung optimiert, obwohl ich unter Simulationsbedingungen immer noch kein Licht am Ende des Tunnels sehe. Wer es aber so anspruchsvoll haben möchte, wird nicht von Milestone enttäuscht und auch die Setup-Möglichkeiten lassen für Mechaniker kaum Wünsche offen. Dem gegenüber stehen die Herausforderungen, von denen es nicht nur zu wenige gibt, sondern die auch viel zu leicht ausfallen. Schade ist zudem, dass es nicht auch einen Karrieremodus mit einem eigenen Fahrer gibt und man lediglich in der vorgegeben Meisterschaft um den Titel mitkämpfen kann. Insgesamt ist SBK 09 ein technisch und inhaltlich leicht verbessertes Update des Vorgängers, das sich Biker-Freunde ohne Bedenken anschaffen können, sofern einem die wenigen Neuerungen wie Siegerehrungen, Fahrerkonstellationen und ein optimierter, aber immer noch nicht perfekter Online-Modus reichen. Die Konkurrenz von MotoGP mag nicht ganz so anspruchsvoll ausfallen, bietet dafür aber mit seinen verschiedenen Leistungsklassen und mehr Herausforderungen einen deutlich größeren Umfang.

Pro

lizenzierte Motorräder & Fahrer (Saison 2009)
reale Rennkurse
viele Spielmodi
bis zu 27 Bikes auf der Strecke
individuelle Anpassung beim Realismusgrad
detailliertes Bike-Setup (abspeicherbar)
sehr viele Kameraperspektiven
verschiedene Witterungsbedingungen
gute, optimierte Steuerung (außer Sim & Extrem)
enorm anspruchsvoll (für Sim-Fans)
gelungene Animationen

Kontra

immer noch triste Kulissen
Lags bei Online-Rennen
unter Sim-Bedingungen kaum noch kontrollierbar
kaum Neuerungen
kein Splitscreen
nicht alle Strecken der Saison enthalten

Wertung

360

Inhaltlich und technisch leicht verbessertes Update von SBK 08. Vor allem Simulations-Fans werden hier glücklich...

PlayStation3

Inhaltlich und technisch leicht verbessertes Update von SBK 08. Vor allem Simulations-Fans werden hier glücklich...

PC

Inhaltlich und technisch leicht verbessertes Update von SBK 08. Vor allem Simulations-Fans werden hier glücklich...

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