Thief: Deadly Shadows09.06.2004, Jörg Luibl
Thief: Deadly Shadows

Im Test:

Leise, listig, lukrativ: Meisterdieb Garrett ist zum dritten Mal auf leisen Sohlen unterwegs, um Freunde eleganter Stealth-Action zur verzücken. Kann er an alte Stärken anknüpfen? Oder sogar neue zeigen? Wir haben den Langfinger auf seinem düsteren Trip ins Mittelalter begleitet und verraten im Test, ob alles gülden glänzte, was in unserem Beutel landete!

Veteran auf Beutezug

Die Wache schlendert summend den Gang hinab, begleitet vom grellen Lichtkegel der Fackel. Ihr Schatten wird immer länger, ihre Schritte hallen immer leiser. Plötzlich löst sich eine dunkle Gestalt aus einer Nische und schleicht geduckt hinterher. Wenn man jetzt die Perspektive wechselt, kann man den leisen Verfolger genau beobachten: Unter der tief hängenden Kapuze funkelt ein mechanisches Auge, die schmalen Lippen sind konzentriert zusammengepresst.

Still & heimlich: Garrett in Aktion.

(PC)

Der Beutelschneider par excellence zeigt dank der neuen Schultersicht zum ersten Mal seit dem Debüt im Jahre 1998 sein Gesicht. Ähnlich wie in Splinter Cell kann man die fein modellierte Figur jetzt in einem 360-Grad-Schwenk in Augenschein nehmen: Er ist in dunkles Leder gekleidet, hält einen Knüppel locker in der Rechten und bewegt sich katzengleich vorwärts. Es ist Garret, der Meisterdieb. Als passionierter Zyniker und Sammler seit sechs Jahren in diversen Gemäuern einer fiktiven mittelalterlichen Stadt unterwegs.

Düsteres Abenteuer

Bei seinem dritten Einsatz hängt das Schicksal der namenlosen Metropole an einem seidenen Faden: Eine uralte Prophezeiung spricht vom Nahen eines dunklen Zeitalters. Und Garrett scheint darin eine wichtige Rolle zu spielen.  Die um politisches Gleichgewicht bemühte Organisation der Hüter hat den stadtbekannten Langfinger gebeten, konspirativ zu recherchieren.  Denn hinter den Kulissen rumort es bereits zwischen zwei verfeindeten Parteien.         __NEWCOL__Da wären die naturverbundenen, aber höchst blutrünstigen und schaurigen Riten frönenden Heiden. Und schließlich die Inquisitions-ähnlich organisierten Hammeriten, die sich als fanatischer Orden dem Fortschritt und der Macht der Maschinen verschrieben haben. Inklusive der Hüter könnt ihr euch drei Fraktionen im Laufe des Spiels zum Freund oder zum Feind machen.

Aber trotz dieser Konfliktsituation kann der Einstieg zunächst nicht das Mittendringefühl entfachen, das z.B. die ersten 30 Deus Ex: Invisible War -Minuten auszeichnete. Dazu kommt die Story einfach zu schleppend in Gang. Das Intro ist nicht mehr als ein vager Zusammenschnitt düsterer Szenen, das viele Fragezeichen hinterlässt, aber kaum auf die bizarre Welt zwischen Strom und Magie einstimmt.

Garretts diebische Talente werden zudem in einem knackigen, aber unansehnlich inszenierten Tutorialeinsatz reaktiviert.   Es gibt hier keine Sprachausgabe, sondern plump eingeblendete Bildschirme. Es ist vollkommen unverständlich, warum man eine Kultreihe hier so lieblos präsentiert. Auf dem PC wird man auch noch mit ausgefranster Schrift an die Möglichkeiten der Steuerung herangeführt.

Den Nahkampf sollte man besser meiden und fliehen.

(Xbox)

Zwar kann sich der Dieb geduckt bewegen, springen, an Vorsprüngen hochziehen, stehend an die Wand drücken und mit einem Ausfallschritt um Ecken lugen, aber man vermisst doch einige Bewegungsfinessen: Warum kann er sich z.B. nicht geduckt an die Wand schmiegen? Oder seitwärts rollen? Warum tänzelt er nicht eleganter über Balken in der Höhe? Hier werden dieselben Animationen gezeigt wie auf dem Boden. Das akrobatische Repertoire von Sam Fisher ist da wesentlich reichhaltiger.           

Schattenfreude & Spielekitzel

Das Tutorial mündet in die Jagd nach einem roten Rubin. Dieser Edelstein ist zwar das erste funkelnde Mosaik der Story, aber es dauert etwa eine Stunde, bevor der Abenteuer-Appetit wirklich angeregt wird: Die erste stimmungsvolle Zwischensequenz zeigt ein konspiratives Treffen mit einem flüsternden Hüter. Zwar nicht in fotorealistischer Renderqualität, aber opulent und düster animiert. Der Meisterdieb soll in die Hauptquartiere der Heiden und Hammeriten eindringen, um ihre heiligsten Schätze zu rauben. Garrett stimmt zu, will aber mehr von der Prophezeiung wissen. Erst hier wird zusätzlich zum schleichenden auch der erzählerische Ehrgeiz geweckt.

Lauschen lohnt sich: So mancher große Schatz ist Tratsch-Thema.

(PC)

Aber es braucht mindestens eine weitere Stunde, bis die Story endlich ihre stechenden Joker ausspielt: es gibt unheimliche Gerüchte über ein Totenschiff im Hafen, ein Inspektor führt mysteriöse Ermittlungen gegen eine bestialisch mordende Frau und in der Bibliothek der Hüter wird verräterisch über die schleichende Apokalypse des Dunklen Zeitalters geflüstert. Das zunächst wirre Geflecht aus Andeutungen und Ahnungen zeigt plötzlich sein dramatisches Muster. Ab jetzt begleitet euch ein fröstelnd-süßer Hauch von Jack the Ripper, Resident Evil und Der Name der Rose. Ab jetzt hat Garrett nicht nur die Beute vor Augen, sondern auch die Angst im Nacken. Und ab jetzt macht Thief richtig Spaß.

Vom Knockout zum Alarm

Aber von der intriganten Historie zurück in die erspielte Gegenwart, denn wir haben den entscheidenden Augenblick verpasst. Ihr erinnert euch? Die Nische, der Schatten, die summende Wache? Weiter geht´s: Als sich der Mann im Kettenpanzer vor Müdigkeit streckt, schlägt der Meisterdieb zu – kurz und knackig auf den Hinterkopf. Der Körper sackt zu Boden, das Langschwert klimpert und der Weg zur Tür ist frei. Hastig stochert der Kapuzenmann mit zwei dünnen Stäben am mehrfach gesicherten Eisenschloss. Auf dem PC leider wenig authentisch mit der Maus kreisend, auf der Xbox angenehm vibrierend mit dem Analogstick. Es klickt einmal, zweimal, dreimal und dann…        __NEWCOL__…hört er Stimmen hinter der Tür. Und zwar im englischen Original, denn Eidos hat die deutsche Fassung nur untertitelt. Die schauspielerische Qualität der Sprecher überzeugt übrigens auf ganzer Linie, nur ab und zu wirken die übersetzten Texte holprig. Zurück zur Dietrich-Szene: Jemand redet von einer Lady, flucht wütend, Schritte nähern sich. Schnell flüchtet der Dieb vom halb geknackten Schloss zurück in die düstere Nische. Die Tür öffnet sich und ein Mann in rotem Samt wundert sich über die seltsamen Geräusche. Noch besteht kein Grund zur Panik. Aber als der reiche Lord den Gang hinabschaut, sieht er das Langschwert der Wache im Mondlicht funkeln. Wenige Atemzüge später würde er laut Alarm schreien!

Verblüffendes Figurenverhalten

Diese alltägliche Szene zeigt schon, wie stark die künstlich gesteuerten Charaktere agieren. Das komplexe Figurenverhalten ist das Highlight des Spiels: Erschrockene Ladys rennen zu einer betrunkenen Wache, versuchen diese verzweifelt schluchzend von ihrer Entdeckung zu überzeugen, während der schwankende Helfer nur widerwillig meckert – klasse! Ich habe noch nie so aufmerksame und lebendig wirkende Wachen und Bewohner erlebt: Sie reagieren nicht nur auf Lärm, sondern auch auf offene Türen, Blutlachen und gestohlene Gegenstände. Und da sie dabei noch fleißig Selbstgespräche führen, ist die Illusion einer lebendigen Welt fast perfekt.

Böse & morbide? Egal: Das hinterhältige Meucheln wird bestens inszeniert.

(Xbox)

Allerdings nur fast, denn es gibt auch Aussetzer und Bugs, die die Euphorie trüben. Da wäre z.B. die fehlerhafte Wegfindung: Eine Wache rennt hinter euch her, bleibt aber zwischen einem Kameraden und einer Tür rennend hängen, so dass ihr grinsend um sie herumschleichen könnt. Oder die Treppenphobie der KI: Ihr flüchtet eine Leiter hoch, unten lauert ein halbes Dutzend Heiden, sie fluchen, sie fordern euch auf, runterzukommen. Aber sie machen selber keine Anstalten hochzuklettern und warten lebensmüde auf die tödliche Mine. Trotz dieser Schwächen bei der Verfolgung gehört die KI in Sachen Wahrnehmung zum Besten, was die Spielewelt derzeit zu bieten hat. Und die vier Schwierigkeitsgrade wirken sich spürbar auf die Wachsamkeit, Hartnäckigkeit und Anzahl der Gegner aus.        

Elegant oder brutal?

Ihr habt immer die freie Wahl, wie ihr Garrett aus einer verzwickten Situation befreit. Um zum Lord, der Nische und dem Langschwert zurückzukommen: Wollt ihr die Beine in die Hand nehmen und zum nächsten Schatten flitzen? Im Schatten verharren und auf euer Glück spekulieren? Eine Gasgranate zünden? Oder der brüllenden Lordschaft lieber gleich einen Pfeil in den Rachen jagen? Im Gegensatz zu Splinter Cell gibt es selten Beschränkungen und schon gar keine Alarmanlagen.

Wachen im Visier: Das Ausziehen des Bogens samt folgendem Zittern weckt nostalgische Gefühle.

(PC)

Hier entscheidet ihr, ähnlich wie im letzten Deus Ex , ob ihr leise und menschenfreundlich ausknockend oder lieber rabiat und blutig mordend zu Werke geht. Allerdings ist letztere Variante bei ausgiebiger Nutzung auch die gefährlichere, weil sie ganz einfach mehr Lärm macht und mehr Spuren hinterlässt. Thief ist ohnehin kein Actionspiel mit attraktiven Zweikämpfen, denn es gibt weder ein Parieren noch mehrere Attacken. Garrett kann im direkten Duell lediglich schnell mehrmals mit dem Dolch zustechen und vielleicht einen Gegner töten, aber der Tumult wird weitere Wachen alarmieren, die nur noch eine Lösung zulassen: die Flucht.

Der leise Tod

Aber der Meisterdieb hat sich bekanntlich auf das lautlose Einbrechen und konfliktfreie Kämpfen spezialisiert. Entweder nutzt er den Bogen, um eine Wache mit einem gezielten Kopfschuss zu töten. Oder er befördert gleich mehrere mit Gaspfeilen ins Land der Träume. Und falls er sich unbemerkt von hinten an sein Opfer schleichen kann, lässt er entweder den leisen Knüppel oder den tödlichen Dolch sprechen. Letzteres ist zwar aufgrund des Schmerzensschreis lauter, aber ebenso morbide wie ansehnlich inszeniert: Kurz vor dem tödlichen Stich wirbelt Garrett die lange Klinge noch einmal elegant in der Hand.     __NEWCOL__Nach der Tat ist allerdings Spurenverwischung angesagt, denn die Wachen schlagen bei entdeckten Körpern sofort Alarm. Und wer zu eifrig mit dem Tod spielt, hinterlässt auch jede Menge Blutstropfen, die ebenfalls so manche Suchaktion einleiten. Um das zu verhindern, kann Garrett seine Opfer in dunkle Ecken zerren oder mit Wasserpfeilen den roten Lebenssaft wegspülen. Am Ende eines Einsatzes verraten euch die Statistiken, wie oft man die Opfer entdeckt hat.

Auch sonst sind die Pfeile sehr wirksam: Ein Moospfeil ins Gesicht und die Wache kann nicht gleich um Hilfe schreien; ein Wasserpfeil auf den Moosteppich, und das Geräusche dämpfende Grün wächst zu einem Teppich heran. Die mächtigsten Projektile stellen die Feuerpfeile dar, die später neben dem Weihwasser die einzige effektive Waffe gegen Untote bieten.

Neue Stadtluft

Im Gegensatz zu den Looking Glass-Vorgängern präsentiert das Team von IonStorm eine frei erkundbare Stadt, die in vier Bereiche unterteilt ist. Hier trefft ihr auf markante Sehenswürdigkeiten wie eine Festung, einen Hafen, einen pompösen Uhrturm oder die mächtige Kathedrale. Diese verströmt mit ihren insektengleichen Stützpfeilern und den hellen Buntglasfenstern sofort die Pracht mittelalterlicher Gotik.

Ab in den Knast! Wenn die Wachen euch schnappen, müsst ihr aus diesem Gemäuer fliehen. Eine spannend inszenierte Aufgabe!

(Xbox)

Aber nicht nur der Stil weckt die Entdeckerlust, auch die Levelgröße: Es gibt ein riesiges Hauptschiff, mehrere Innenhöfe und zwei kleinere Seitenschiffe. Und in den Katakomben der Heiden wartet ein verzweigtes Tunnel- und Ruinensystem auf euch, das man nur mithilfe der Karte und des Kompass´ durchschauen kann. Thief ist wesentlich weiträumiger als sein futuristischer Deus Ex: Ivisible War -Bruder.      

Die verschlungenen Gassen, die plastisch wirkenden Steinquaderwände, die bemalten Wirthausschilder sowie die mit Wandteppichen, dicken Truhen und rustikalem Eichenmobiliar ausgestatteten Räume sorgen für eine angenehm düstere Kulisse. Wie schon Deus Ex: Invisible War , punktet auch Thief mit seiner dynamischen Beleuchtung, die vom Echtzeitschatten über bewegte Fackelfeuerkegel bis hin zum tanzenden Kerzenlicht alle Register zieht.

Mit Gefühl & Dietrich: Das Schlösserknacken ist je nach System mal leicht, mal schwer.

(PC)

Außerdem ist das Flanieren angenehm interaktiv. Ihr könnt z.B. Gesprächen lauschen und jede Menge Skurriles und Witziges erfahren: Es gibt maulende Wachen, dem Arsen zugeneigte Ladys, dilettantische Möchtegern-Einbrecher und einen dreisten Garrett-Doppelgänger, der sich frech als Meisterdieb ausgibt.

Gauner & Hehler

All diese Anekdoten und  der alltägliche Tratsch sorgen für eine lebendige Atmosphäre. Und nebenbei könnt ihr Zivilisten bestehlen, müsst geschickt Wachen ausweichen und fleißig Waren verscherbeln.

Garrett nennt sogar eine beschauliche 3-Zimmer-Wohnung sein Eigen, in der er an einer Stoffpuppe, einer Zielscheibe und einem Schloss üben kann. Statt einer Tapete dekoriert hier sein eigener Steckbrief die Wand – er ist eben eitel.

Abseits von den Hauptquests könnt ihr hier in zahlreiche Häuser und Tavernen einbrechen, um euer Konto aufzufrischen. Jedes Viertel besitzt auch ein Gaunermilieu, das durch rote Handzeichen markiert wird.

Hier findet ihr immer einen Hehler, der euer Diebesgut in bare Münze verwandelt; und wenige Schritte weiter einen Händler, der die bare Münze wiederum in Waren eintauscht.  __NEWCOL__Neben den sechs Pfeiltypen warten hier Heiltränke, Gas- und Tretminen, brennendes Öl, heiliges Wasser und Blitzbomben auf euch. Diese Utensilien sind auch bitter nötig, denn spätestens, wenn übergroße Waldmonstren, schlurfende Zombies und aggressive Magier hinter euch her sind, muss man sich schon mal laut und explosiv helfen. In den Docks könnt ihr gegen bescheidene 2000 Goldstücke die neuen Kletterhandschuhe erwerben, mit denen sich à la Spider-Man steile Wände erklimmen lassen. Eine gelungene Neuerung, die kinderleicht zu steuern ist und sich sowohl zur Infiltration als auch zur Flucht eignet.

Streichungen & Missionen

Thief-Veteranen werden allerdings einige Dinge vermissen: Garrett kann z.B. nicht mehr schwimmen, so dass es weder heimliche Kraul- noch Taucheinlagen gibt. Außerdem wurden auf Kosten der Kletterfäustlinge die Seilpfeile gestrichen. Und auch der Kampf mit größeren Waffen bleibt dem Dieb versagt, denn er kann Langschwerter und Hämmer nicht einmal aufnehmen. Allerdings drückt diese Liste kaum den Spielspaß. Denn der Verzicht auf die Nahkampfwaffen unterstreicht noch mal den Stealth-Aspekt des Abenteuers.

Auch in den Gassen der Stadt geht`s oft an der Wand lang. Garretts Visage ist den Wachen bekannt.

(Xbox)

In der Missionsbeschreibung könnt ihr euch über den aktuellen Stand der Primär- und Sekundärziele informieren, die vorbildlich aktualisiert bzw. gestrichen werden. Obwohl der Weg zum Ziel euch überlassen bleibt, und ihr manchmal die Reihenfolge bestimmen könnt, ist die Spielstruktur linear organisiert. Meist müsst ihr neben der Hauptaufgabe noch einen bestimmten Prozentsatz an Beute sowie einen besonderen Gegenstand stibitzen. Später habt ihr aber die Wahl, welche der beiden verfeindeten Gruppen ihr mit Nebenquests milder stimmt, denn zunächst seid ihr sowohl für Heiden als auch Hammeriten vogelfrei. Wie übel es bei der jeweiligen Partei aussieht, verrät ein Feindseligkeits-Balken.      

Grafik mit Schwächen

Aber viele der wohligen Story- und Stealth-Schauer vergehen beim näheren Hinsehen, denn technisch und in Sachen Grafikdetails liegt man auf Xbox und PC eine Klasse hinter Splinter Cell: Pandora Tomorrow . PC-Schleicher werden sich z.B. über das ausgefranste Hauptmenü ärgern, das mit seinem Back-Button eine 1:1-Portierung von der Xbox vermuten lässt – hier hätte man sich mehr Mühe geben müssen. Xbox-Schleicher werden sich über das Ruckeln ärgern, das sich gerade beim schnellen Umsehen zeigt. Selbst in flüssigen Situationen hat man auf beiden Systemen immer wieder das Gefühl, dass sich die Figuren leicht abgehackt bewegen. Auch Lippenbewegungen oder sonstige Mimik sind Fehlanzeige. Abgesehen davon entsetzt Thief mit völlig unerwarteten Stilbrüchen.

Auch in der Stadt ist der Schatten Garretts bester Freund, denn die Wachen würden ihn gerne einbuchten.

(PC)

Auf der einen Seite gibt es klasse Architektur, auf der anderen Seite aber schlampige Hässlichkeiten: Da wären z.B. manche Moos- und Gras-Texturen, die gerade mal PSone-Niveau erreichen. Hinzu kommen einige Clippinfehler, die Garrett halb in einer Wand begraben oder skurrile Luftlöcher anstatt Körper tragen lassen. Dazu böse Schattenfehler, die z.B. jene von Kerzenhaltern in grotesker Höhe zeigen, obwohl sie auf einem Sims stehen, unter welchem die Lichtquelle lodert. Das ist zwar nicht die Regel, denn man kann auch minutenlang ohne diese Fehler schleichen, aber es zehrt am Gesamteindruck.

Des Weiteren sorgen technische Kleinigkeiten für Unmut: Da steht eine kniehohe Kiste, aber Garrett weigert sich, trotz angezeigter Animation (!), sie zu erklettern; der Tisch daneben ist wiederum kein Problem.        __NEWCOL__Seltsam ist auch, warum sitzende Wachen nicht ausgeknockt werden können. Außerdem gibt es keine Animationen für das Werfen von Gegenständen: Hebt Garrett eine Vase, eine Flasche oder eine Kiste auf, wird diese nicht in seiner Hand, sondern nur als Icon dargestellt. Wenn man Dinge wirft, jagen sie plötzlich wie aus dem Nichts Richtung Ziel. Und selbst wenn eine aktive Physik-Engine z.B. herunterrollende Fässer zeigt oder das Erschlagen von Gegnern mit schweren Kisten aus der Höhe ermöglicht, lassen die Flugkurven beim Werfen arg zu wünschen übrig.

Auch die langen Ladezeiten und die vielen Ladezonen stören auf der Xbox und insbesondere auf dem leistungsfähigen PC. Und wenn man einen Level über die blau umnebelten Zonentore verlässt, wird auch noch die letzte Situation eingefroren: Verfolgte euch eine Wache, werdet ihr sie unrealistischer Weise auf dem Rückweg wieder treffen – genau so alarmiert wie zuvor. Ärgerlich ist zudem, dass die ersten Texteinblendungen in den Ladephasen viel zu kurz angezeigt werden, so dass man erst die zweiten Infohappen studieren kann.

Untote lassen sich weder ausknocken noch mit dem Dolch töten. Da muss Feuer her...

(Xbox)

Performance & Ruckeln

Schließlich geht die Framerate auf dem PC arg in die Knie, wenn ihr nur mit 1,5 Ghz, 512 MB Ram und GeForce 3 ausgestattet seid. Erst mit mehr Ram, einer Radeon 9800 Pro und 2 Ghz geht`s flüssiger zur Sache. Bei Splinter Cell: Pandora Tomorrow waren diese Performanceprobleme in dieser Form nicht zu beobachten. Auch die Xbox-Fassung von Konkurrent Sam ist wesentlich sauberer programmiert, denn Garretts Streifzüge werden alle Nase lang von einem störenden horizontalen Flackern begleitet.        

Fazit

Schwacher Einstieg, lieblose Menüs, KI-Aussetzer bei der Verfolgung und kleine grafische Hässlichkeiten. Garrett hat in den ersten Stunden zwar solide Stealth-Action bieten, aber wahrlich keine Euphorie entfachen können. Das Spielgefühl wirkt zunächst allzu vertraut und die optische Qualität schwankt wie eine Kogge auf hoher See. Aber wenn die Dramaturgie erst mal in Gang kommt und die Erzählung endlich ihre schaurigen Finger ausstreckt, schleicht man begeistert wie in alten Zeiten durch die düsteren Gassen. Ein Hauch von Jack the Ripper, Resident Evil und Der Name der Rose weckt dann plötzlich die Spielspaßgeister, die sich endlich frei in einer großen Stadt austoben können. Nicht nur die erstklassigen Licht- und Schatteneffekte tragen dazu bei, sondern auch das verblüffend lebendige Figurenverhalten. Es gab einige packende KI-Momente, die man derzeit nur mit dem Meisterdieb erlebt. Hier gibt Ion Storm bereits einen Vorgeschmack auf die nahe Zukunft, in der nicht mehr die realistische Polygonfigur, sondern das realistische Verhalten im Vordergrund steht. Das ist auch der große Pluspunkt, der Thief am Ende zwei Prozentpunkte mehr einbringt als Deus Ex: Invisible War. Doch trotz aller Sympathie für Leisetreter Garrett fehlt es ihm auf beiden Systemen einfach am konsequenten Feinschliff, um höhere Wertungsregionen zu knacken.

Pro

packende Story
klasse Architektur
lebendige Dialoge
neuer Kletterhaken
gute Stealth-Action
jederzeit speicherbar
gutes Dietrich-System
große & offene Levels+ vier Schwierigkeitsgrade
sehr stimmungsvolle Musik
neues Händler & Stadtsystem
Schulter- und Ego-Sicht spielbar
sehr gute Licht- & Schatteneffekte
herrlich düstere Mittelalter-Kulisse
stimmungsvolle Zwischensequenzen
verblüffend lebendiges Figurenverhalten
KI-Stärken bei der Wahrnehmung

Kontra

fehlende Mimik
liebloses Menüdesign
magerer Story-Einstieg
keine Wurfanimationen
holprig übersetzte Texte
altbekanntes Spielgefühl- abgehackte Laufanimationen
einige böse Schattenfehler
wenig Bewegungsfinessen
Ruckler & Flackern (Xbox)
teilweise hässliche Texturen
keine deutsche Sprachausgabe
lange Ladezeiten & viele Ladezonen
große KI-Schwächen beim Verfolgen

Wertung

PC

Düster, tödlich und leise - der Meisterdieb gehört auch aufgrund der klasse KI in jede gut sortierte Stealth-Sammlung!

XBox

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