Im Test:
Traum vom Elysium
Rufus hat schon einige Reiseversuche unternommen, die allesamt kläglich scheiterten. Meist schusterte der Arme irgendeine seltsame Apparatur zusammen, landete dann in der Krankenstation und wurde mal wieder zum Gespött seiner Freunde. Jetzt hat er allerdings eine Kapsel zusammen gebastelt, die er mittels einer Rakete in die Nähe eines mysteriösen Raumobjekts schießen möchte. Dieser rustikale Organon-Kreuzer, der selbst auf einer Schiene fährt, soll ihn endlich ins Elysium bringen! Auch als seine kettenrauchende Ex-Freundin Toni und sein bebrillter Handlanger Wenzel ihn verspotten, gibt er nicht klein bei: Stattdessen packt er seine sieben Sachen für die Reise.
Hilfe zur Selbsthilfe
Bei der Suche nach dem richtigen Gegenstand hilft auch die Hot-Spot-Anzeige, denn bei all dem Schrott verliert man schon mal die Übersicht. Das Inventar ist hingegen komfortabel zu bedienen. Man kann auch I drücken, wie es Adventure-Veteranen vielleicht noch kennen. Regelmäßig muss man zwei Dinge für die Lösung kombinieren, was aber recht flott geht. Allerdings: Wer hier hängt, kann die Suche nicht überspringen wie bei den Minigames. Schließlich bekommt man es doch noch hin, dass Rufus die Lunte seiner Selbstbau-Rakete zündet. Dieser Fluchtversuch läuft natürlich nicht wie geplant…
Vom Himmel gefallen
Auch im Mittelteil des ersten Abschnitts entspinnt sich eine Suche nach der Lösung, die aber deutlich komplexer ausfällt als zum Start. Diesmal muss der ganze Ort durchkämmt werden. Natürlich erfährt der Held nicht nur Unterstützung, da er einmal mehr zur Witzfigur mutiert. Besondere Häme muss er von Seiten Tonis aushalten, die sich sogar darüber mokiert, dass er immer noch da ist. Zudem wollen sich andere skurrile Typen die Frau vom Himmel unter den Nagel reißen – und diese führen nicht immer Gutes im Schilde. Im Laufe des Abenteuers wird immer deutlicher, dass Rufus etwas für die Gefallene empfindet und dass er sie zurückbringen möchte. Schon um Toni zu beweisen, dass es das Paradies wirklich gibt!
Probieren oder überspringen
Überhaupt verlangen die Rätsel nicht zu viel Um-die-Ecke-denken, da sie meist logisch und lösbar bleiben. Außerdem werden sie nicht künstlich geschreckt: Es kommt nicht vor, dass man 50 Sachen von 40 Leuten besorgen muss, die dann auch noch alle was erledigt haben wollen. Obwohl der feste Schwierigkeitsgrad im Laufe der Zeit ansteigt, bleiben Figuren als auch Aufgaben überschaubar, ohne zu leicht zu sein. So trifft das Adventure fast immer den angenehm schmalen Grat zwischen Rätselspaß und Frust. Lediglich beim Sprengen ist etwa der Sprung vom Hinweis zur Lösung nicht so klar, weil dieser unlogisch ist - solche Hänger sind jedoch selten.
Hinweise zum Hören
Alle Dialoge sind auf Deutsch vertont und können sich hören lassen. Nur ganz wenige Stimmen erinnern an den Hamburger Fischmarkt, was aber zum Glück nur für Neben- und nicht für die Hauptcharaktere gilt. So klingt der Sprengmeister eher nach Schlepper-Kapitän als Höhlentier, obgleich auf dem Planeten Deponia weit und breit kein Meer zu sehen ist. Unterm Strich sind die Dialoge qualitativ nicht besser oder schlechter als im Genre üblich, aber sie sind deutlich witziger. Eine Besonderheit ist übrigens eine Art deutscher Bänkelsang, in welchem der Held und seine Taten besungen werden, der leider nur zwischen den Kapiteln vorkommt.
Humor in vielen Facetten
Diese feinen Geschichten am Rande sind sogar unterhaltsamer als die große Story, die sich grob um Goals Rückkehr nach Elysium dreht. Diese beginnt zwar ganz interessant, schleppt sich im Mittelteil etwas dahin und man fragt sich, wann es endlich weitergeht. Zudem muss man immer wieder in einem Kaff umherlaufen, das man schon auswendig kennt. Allerdings bewegt sich diese Kritik auf hohem Niveau, da andere Spiele das weit schlechter hinkriegen. Einzig eine Schnellreisefunktion wäre sinnvoll gewesen, mit der man auf einen Schlag am gewünschten Ort ist.
Fazit
Deponia ist ein urkomisches, liebevoll designtes Adventure! Die Story vom Underdog, der partout nicht aufgibt, weil er in eine bessere Welt möchte, lädt immer wieder zum Schmunzeln ein. Der tollpatschige Antiheld wird von seinen Mitbewohnern einfach nicht ernst genommen und böse veralbert – auch wenn der Humor zahmer ist als in Edna, wird er in den professionellen deutschen Dialogen sehr gut transportiert. Die lustige Geschichte hängt lediglich in der Mitte ein wenig durch. Auf der langen Reise trifft man aber immer wieder auf schräge Typen, die einen überraschen. Und man will natürlich wissen, ob es der Held ins Elysium schafft. Die Aufgaben erfordern Grips und Durchhaltevermögen, sind aber bis auf einige Ausnahmen angenehm logisch und lösbar. Nur die immer wiederkehrenden Suchlisten sind auf Dauer etwas eintönig. Zwar erreicht das Spiel nicht die Brillanz von Harvey’s neue Augen, aber Daedalic bereichert das Genre erneut um ein unterhaltsames Abenteuer.
Wertung
PC
Ein humorvolles Comic-Adventure, das von schrägen Typen auf einer fiktiven Deponie erzählt - dennoch kommt es nicht ganz an Edna ran.
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