Im Test:
If you can make it here....
Schon Old Blue Eyes prophezeite in seinem Welthit, dass jeder, der es in New York schafft, es überall schaffen könne. Und so kann man die Veröffentlichung des Mitbewerbers aus Paderborn auch als kleine Kampfansage deuten, frei nach dem Motto: "Wenn schon, denn schon - wir nehmen uns mal gleich den Big Apple vor und keine imaginäre deutsche Stadt". Dementsprechend gespannt war ich auf meine erste Rundfahrt auf der 42. Midtown Manhattan.
Gestatten: Carlos (nicht Jörg!) vor seinem Bus in Midtown Manhattan. |
GTA goes Bussim
Times Square, Ecke 42. aus der Fahrerperspektive... |
Next Stop: Grand Central Station
Das nächste Kapitel der Kampagne bringt mich, alias Carlos, dann endlich selbst hinter das Steuer eines Busses auf Linienfahrplan M42. Die tatsächlich existierende Linie erstreckt sich vom Hudson- zum East River, einmal quer durch Manhattan. Dabei wird der Broadway und auch Times Square gekreuzt und berühmte Gebäude wie Grand Central Station, die NY Public Library oder das UN-Gebäude werden angefahren. Mittlerweile ist der Tag angebrochen und so nehme ich im Morgengrauen die ersten Passagiere auf.
Die sind dann übrigens auch animiert, allerdings eher schlecht als recht. Immerhin grüßen sie artig und auch ich kann freundlich, neutral oder unfreundlich antworten. Bei Bedarf gebe ich ein Ticket heraus, die meisten Fahrgäste verfügen jedoch über Monats-Chipkarten. Beim Anfahren von der Haltestelle und Einordnen in den fließenden Verkehr vermisse ich reale Außenspiegel. Mit STRG bzw. STRG rechts kann ich aber einen "Schulterblick" aktivieren, mit dem ich dann recht gut erkennen kann, ob seitlich hinter meinem Bus frei ist.. Wenn es mal knallt, passiert allerdings ebenso wenig wie bei einem Rotlichtverstoß. Trotz Blitzer-Foto und/oder Polizeistreife in der Nähe bleiben solche Missetaten ungesühnt und das ist unrealistisch. So spule ich denn meinen Fahrplan ab und trotzdem macht das Ganze mehr Spaß als bei der Konkurrenz. Einerseits ist der Big Apple ohnehin aufregend genug, aber eben auch wunderbar detailliert inszeniert; Times Square ist wirklich eine Wucht! Neonreklame allenthalben und die entsprechenden Theater und Hotels befinden sich an ihren korrekten Standorten. Die Fahrt endet am ebenfalls korrekt nachempfundenen UN-Gebäude. Im folgenden "Kapitel" geht es dann bei einsetzendem Regen zurück in die andere Richtung. 42. Ecke 8. Avenue aus der Vogelperspektive. Steuern sollte man den Bus in dieser Kameransicht allerdings nicht.
Aufblendlicht...Abblendlicht
Tolles Szenario, solides Fahrmodell (mit Schaukeln bei Bodenwellen etc.), eine Kampagne, Lenkradunterstützung und elf eigenständige Missionen (z.B. 4.Juli, Behindertentransport etc.). Doch wo Licht ist, fällt bekanntlich Schatten und so wird auch hier viel Potential verschenkt: Warum bleiben Unfälle ohne sichtbare Schäden und Verkehrsdelikte ohne Konsequenzen? Eine Sprachausgabe ist ja schön und gut, aber wer hat denn bloß diesen "Club der Hypnotiseure" an die Mikros gelassen? Mit einer einschläfernden Monotonie werden da die Sätze runtergelesen, man möchte einnicken: "Hatten die heute Regen vorhergesagt?". Passanten, die zu Salzsäulen erstarrt sind, und lediglich mehr schlecht als recht animierte Fahrgäste sind schon fast unverzeihlich für eine Verkehrssimulation. Die Tatsache, dass im Grunde nur ein recht überschaubarer, dafür aber interessanter Teil von NY sein Weg ins Spiel gefunden hat und zunächst auch nur ein Bustyp steuerbar ist, lässt sich hingegen verschmerzen. Die Community ist schon fleißig am Modden und so ist kostenloser Nachschub kein Thema. Denn trotz aller Kritik: Diese Bussim macht mehr richtig als falsch und ist grundsätzlich auf der "richtigen Linie". Außerdem: Lieber eine glaubwürdige(re) kleinere Spielwelt als eine große unglaubwürdige. Auch an Senioren wurde gedacht: Per Lift geht es an Bord!
Fazit
Nachtschicht. Beim Zusteigen spricht mich ein Fahrgast an. Die junge Dame fragt höflich, ob ich sie ausnahmsweise zwischen der 8. und 9. Avenue am Parkhaus hinauslassen würde, es sei halt schon so spät und sie sei alleine. "Ich schaue mal, was sich machen lässt" antworte ich galant und wirklich: Als ich später an der entsprechenden Stelle halte, steht sie auf, bedankt sich artig und wünscht mir noch einen schönen Abend. Es sind diese kleinen Details, die diese Simulation glaubwürdig(er) als die des Mitbewerbers wirken lässt. Überdies kann der City Bus Simulator beim Thema Fahrmodell punkten: Schon die Steuerung per Tastatur "fühlt" sich einfach realer an als bei Astragons Bussim. Zu beglückwünschen sind indes Besitzer eines PC-Lenkrades: Zwar werden Karambolagen nicht per Force Feedback zurückgemeldet, aber der Grundwiderstand des Lenkrades wird schon deutlich angesprochen und so steuert sich mein Nova RTS mit Lenkrad nochmal besser und per authentischem Wendekreis sowie Bremsweg auch durchaus realistisch; außerdem muss ich dank freier Tastenbelegung selten die Hände vom Lenkrad nehmen. Kurzum: Der City Bus Simulator hat ganz klar die Nase vorn und zeigt der Konkurrenz trotz aller Schwächen wie es grundsätzlich besser geht. Wenn im nächsten Jahr die Schwachstellen konsequent ausgemerzt werden, könnte man dem Namen "Simulation" tatsächlich gerecht werden und in gute Bereiche fahren.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Dieser Bus Simulator fährt den richtigen Fahrplan. Noch lange nicht perfekt, aber auf einem soliden Weg.
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