So kann man z.B. einen Arm wunderbar als Köder werfen und die blindwütig hinterher laufenden Standardgegner aus dem „Hinterhalt“ erledigen. Oder man besorgt sich für seine Erfahrungspunkte (quasi die spielinterne Währung, es gibt keinerlei Rollenspiel-Elemente oder Charakteraufstieg) das „Explosions“-Upgrade, mit dem man seine
Wer wird denn gleich in die Luft gehen? Selbst solche Explosionen können Bryce nicht umbringen.
entfernten Gliedmaßen in Granaten verwandeln und detonieren lassen kann. Weitere Aufrüstungen betreffen Durchschlagskraft der Fern- und Nahkampfangriffe, Möglichkeiten, die Abkühlzeit für die Heilung zu senken und einiges mehr, das durchaus dafür sorgt, seine Spielweise (eher Fern- oder Nahkampf) zu spezialisieren. Der Haken an der Sache: Man hat nur beschränkten Platz, seine Fähigkeiten auszurüsten, was vor allem dann zur taktischen Crux wird, wenn man etwas ausrüsten möchte, das mehrere Plätze in Anspruch nimmt. Was gibt man dafür wieder ab? Oder lässt man alles so, wie es ist und hat evtl. Schwierigkeiten, die Gegner effektiv zu dezimieren?
Unspektakuläre Kulissen
Wenn alle Stricke reißen, kann man in den gerade mal durchschnittlichen Kulissen auch versuchen, die Umgebung einzusetzen, um die Feinde zu besiegen. Säulen brechen ein, Balkone stürzen auf den Boden, Putz fliegt in großen Stücken von den Wänden: Mitunter hat man das Gefühl, dass die Frostbite Engine hier ihren Dienst verrichtet. Bis man feststellt, dass viele Elemente immer nach dem gleichen Schema zerlegt werden, wodurch die physikalische Zerstörung schnell ihren Reiz verliert.
Arm dran oder Arm ab?
Bryce Boltzman und sein nervender Sidekick Arcadia...
Glücklicherweise hat Rebellion unter der Führung von Konamis Shinta Nojiri (hat lange mit Hideo Kojima u.a. an der Metal Gear Solid-Serie gearbeitet) auch den Wert von Bryces Unsterblichkeit für Rätselelemente erkannt.
Dort ist ein Raum, in dem der Schalter zur nächsten Tür wartet, aber man hat keine Ahnung, wie man reinkommen soll? Vielleicht sollte man probieren, seinen Kopf zu entfernen und in den Belüftungsschacht zu werfen, der (hoffentlich) dorthin führt. Immerhin könnte man sich ja im Raum wieder zusammensetzen und dann den Schalter betätigen.
Wie kriegt man Licht in die zappendusteren Flure, die selbst bei maximalem Gamma-Wert nicht zu navigieren sind? Ganz einfach: Man stellt sich neben eine Feuerquelle und wird so zu einer wandelnden Fackel – sterben kann man nicht.
Diese kleinen Rätsel lockern die mitunter frenetische Action, die aufgrund der unglücklich reagierenden Kamera schnell hektisch und unübersichtlich werden kann, immer wieder angenehm auf. Aber sie kommen für meinen Geschmack etwas zu kurz und werden leider zu wenig variiert. Auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel: Ich war von NeverDead quasi konditioniert, den Kopf irgendwohin zu werfen, so dass ich bei einem (im Nachhinein
Bryce in allen Einzelteilen.
simplen Rätsel) erst spät auf die Lösung kam. Denn um den Stromkreis zu überbrücken, ist der Kopf zu klein, aber man hat ja noch andere Möglichkeiten, Gliedmaßen abzutrennen oder zu werfen.
Grau ist alle Theorie
Konzeptionell kann ich an all diesen Elementen nichts aussetzen. Jeder Mosaikstein passt grundsätzlich und hat das Zeug, die angesprochenen Anführer der Dämonenjäger-Front ins Schwitzen zu bringen. Doch ziemlich schnell wird deutlich, dass hier zwischen Anspruch und Wirklichkeit, sprich Bryce auf der einen und Dante bzw. Bayonetta auf der anderen Seite, ein verdammt großer Abstand besteht – in nahezu jeder Hinsicht.