Green Lantern: Rise of the Manhunters29.06.2011, Mathias Oertel
Green Lantern: Rise of the Manhunters

Im Test:

Superman hat es geschafft. Spider-Man ebenso. Batman auch. Iron Man konnte sich gleichsam in diesen Kreis vorarbeiten: Die Superhelden, die nicht nur im Comic, sondern auch auf der Kinoleinwand und mit wechselndem Erfolg als Spiel um die Gunst der Fans buhlen. Als neuester Kandidat mischt ein Pilot namens Hal Jordan alias Grüne Leuchte (im Original: Green Lantern) mit.

Lizenzspiel? Bloß weg!

Es ist noch gar nicht so lange her, dass Lizenztitel sich einen guten Ruf erarbeitet hatten - gleichgültig, ob es nur ein Spiel zum Film oder ein Spiel zum Film zum Comic war. Die Spiele zu den ersten Spider-Man-Streifen von Sam Raimi fallen unter diese Kategorie, einige Herr der Ringe-Titel ebenso. Nicht vergessen sollte man in dieser Liste Kung Fu Panda, Der Pate, Scarface und selbst einige Harry Potter-Versoftungen konnten sich sehen lassen.

Schweren Herzens akzeptierend, dass die Blütezeit der Lizenztitel offensichtlich mit GoldenEye, X-Men Legends oder The Warriors erreicht wurde, dümpeln Filmspiele mittlerweile im grauen Wertungsdurchschnitt. Sie sind nicht wirklich schlecht, aber herausragend würde man anders definieren. Sie unterhalten, ohne zu faszinieren. Und sie haben zu häufig das Problem, dass sie sich zu sehr auf den vermeintlich zugkräftigen Namen verlassen, ohne die mittlerweile ohnehin geringen Erwartungen hinsichtlich des Potenzials zu erfüllen. Hinzu kommen noch die Kaliber eines Iron Man 2 oder Thor - die auf nahezu allen Ebenen enttäuschen.

Lantern of War

Das Team von Double Helix, das nicht nur für diese Umsetzung verantwortlich zeichnet, sondern zuletzt mit Front Mission Evolved oder GI Joe - The Rise of Cobra überwiegend negativ aufgefallen ist, hat sich für Green Lantern - Rise of the Manhunters (GL) einen modernen Klassiker genau angeschaut: God of War III.

Die Kampfmechanik mit starkem und schwachen Angriff, die intuitiv miteinander kombiniert werden können, erinnert z.B. an den griechischen Kriegsgott. Das Ausweichen per rechtem Stick ebenso. Und gleiches gilt für die feste Kameraperspektive, die bis auf vernachlässigbare Ausnahmen, in denen die Figur hinter irgendeinem Umgebungselement verschwindet, einen optimalen Blick gewährt. Oder auch die Behälter in verschiedenen Formen, die man zerstören kann und die entweder Ring-Energie beinhalten (nötig für Spezialangriffe) oder die Gesundheit der Leuchte wieder auffüllen.

Und obwohl man mit den so genannten "Konstrukten", die man mit Hilfe des Ringes der Grünen Leuchten beschwören kann, besondere Angriffsmöglichkeiten zur Verfügung hat, über die sich Kratos sicherlich auch freuen würde, kommt nicht ganz die Dynamik auf, die man von den Gefechten im alten Griechenland kennt.

Zweifellos weiß der Titel zu unterhalten, wenn man mit einem überdimensionierten Baseballschläger, grellgrünen Sägeblättern, einem Mech-Anzug oder gar einem Düsenjet versucht, seine Widersacher zu erledigen - vor allem auch, wenn man von der nahtlos eingebundenen und jederzeit zur Verfügung stehenden Zwei-Spieler-Option Gebrauch macht.

Kein God of Green

Doch abgesehen von ein paar gelungenen Bosskämpfen, die allerdings zu häufig eine Phase zu lang dauern und sich dadurch erschöpfen, ist der Titel zum einen zu leicht, zum anderen zu eintönig und letztlich mit etwa sechs bis siebeneinhalb Stunden auch zu kurz für meinen Geschmack. Es gibt nur minimale Gegnervariation (wenn ich richtig gezählt habe, sind es sechs) und die Gebiete, die man durchstreift und die ein paar gut versteckte Geheimnisse bzw. Upgrades beherbergen, sind häufig unspektakulär.

In der Anfangsphase verschießt GL in dieser Hinsicht sein ganzes Pulver.Während man dank des guten Tutorials in die Finessen der eingängigen Kontrollen eingeführt wird, ist auf dem ganzen Bildschirm etwas los: Während man im Vordergrund einen der so genannten Manhunter nach dem anderen plättet (Roboterwesen, deren Ziel es ist, die Grünen Leuchten auszuschalten), fliegen Luftgeschwader im Hintergrund Angriffe, gehen die futuristischen Gebäude auf dem Planeten in Flammen auf.

Bei Bedarf schnappt man sich einfach eine zweite Leuchte, mit der auch kombinierte Angriffe möglich sind.
Bei Bedarf schnappt man sich einfach eine zweite Leuchte, mit der auch kombinierte Angriffe möglich sind.
Später jedoch läuft man meist nur noch durch Innenräume oder unterirdische Gewölbe, die weder hinsichtlich Farbenfreude noch im Hinblick auf visuelle Abwechslung Bäume ausreißen. Die lobende Ausnahme der Regel sind die an Sega-Klassiker wie Space Harrier bzw. After Burner angelehnten Baller-Abschnitte: Hier fliegt man mit Hal wie ein geölter Blitz durchs All, zischt durch Schluchten und mechanische Höhlen, während man die Gegner aufs Korn nimmt oder mit zielsuchenden Raketen eindeckt. Von diesen Arealen hätte man ruhig mehr einbauen können!

Solide Technik

Da Double Helix genau weiß, was die Kamera in jeder Position zeigt, überrascht es kaum, dass GL technisch einen grundsoliden, aber nur selten wirklich auffälligen Eindruck hinterlässt: Die Animationen sind sauber, die Effekte gehen in Ordnung (mit einigen positiven Ausreißern nach oben), die Engine kommt bei all dem nie ins Stocken. Eben das, was man von einem Titel aus dem Jahre 2011 erwartet - allerdings auch kein bisschen mehr

Dafür unterstützt man sowohl auf Xbox 360 als auch auf PlayStation 3 3D-Fernseher, wobei das Bild dabei einen sehr sauberen Eindruck ohne Verzerrungen hinterlässt und der räumliche Effekt bei den Kämpfen in den linearen Strukturen gut genutzt wird. Doch diese technische Spielerei ist eben nicht mehr als das. Die Erfahrung wird dadurch in keiner Form beeinflusst - auch nicht durch die deutsche Lokalisierung, die als ebenso solide und unauffällig durchgeht wie das gesamte Spiel.

Fazit

Die Grüne Leuchte bemüht sich, ihrem mechanischen Vorbild God of War III gerecht zu werden. Und man macht getreu dem Motto "Besser gut kopiert als schlecht selbst gemacht" nicht allzu viele Fehler: Das Kampfsystem passt und die automatische Kameraführung leistet sich nur wenige unwichtige Aussetzer. Dennoch: Den DC Superheld trennt mehr als eine Dimension vom großen Kratos. Denn wo der kantige Grieche mit einer mörderischen Präsentation, wuchtigen Gefechten und Wow-Grafik die Kinnladen zu Boden fallen lässt, bleibt die Superhelden-Laterne oberflächlich. Und das in jeder Hinsicht: Technisch, spielerisch, dramaturgisch sowieso. Zu zweit stellt sich (nicht zuletzt auch dank des niedrigen Anforderungsprofils) dennoch schnell Spaß ein, der aber ebenso nachhaltig bleibt wie ein Sparmenü beim Fast Food-Laden um die Ecke. Doch den Entwicklern von Filmlizenzen im Allgemeinen und Superhelden-Action im Besonderen sollte das Prädikat "Ist immerhin besser als Thor" nicht reichen.

Pro

passabler God of War III-Klon
gelungene Steuerung
nette Bosskämpfe...
Flugeinlagen à la Space Harrier/Afterburner
aufrüstbare Attacken

Kontra

kurz
... die aber häufig einen Tick zu lange dauern
wenig Gegnervariation
häufig anspruchslose Kämpfe

Wertung

360

Der Comic-Held wandelt mechanisch auf den Spuren von Kratos, kann die großen Fußstapfen aber nicht ausfüllen.

PlayStation3

Der Comic-Held wandelt mechanisch auf den Spuren von Kratos, kann die großen Fußstapfen aber nicht ausfüllen.

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