SHIFT extended27.01.2011, Jens Bischoff
SHIFT extended

Im Test:

Als Flash- und iPod-Version hat SHIFT bereits Millionen begeistert. Seit kurzem gibt es den verdrehten Geschicklichkeitstest auch im PlayStation Store und zwar als inhaltlich und spielerisch erweiterte Extended-Ausgabe. Wir haben Subjekt 12378 auf seinem Weg durch das 120-stöckige PSN-Testlabor begleitet.

Die Welt steht Kopf

SHIFT extended lässt die Spielwelt auf Knopfdruck nicht nur Kopf stehen, sondern kehrt gleichzeitig auch ihre Materie um: Feste Objekte werden zu Hohlräumen und umgekehrt, während man versucht mit seiner Spielfigur den rettenden Ausgang zu erreichen. Auf dem Weg dorthin lauern Gefahren wie spitze Stacheln, deren Berührung den sofortigen Tod des Testsubjekts zur Folge hat. Auch bewegliche Mauerblöcke können den Protagonisten bei Unachtsamkeit zu Tode quetschen.

Segnet man das Zeitliche, wird der aktuelle Laborraum zurückgesetzt und die Flucht beginnt von vorn. Die Anzahl an Versuchen ist dabei unbegrenzt und jeder der insgesamt 120 Räume gerade mal so groß wie der Bildschirm. Neben der jederzeit über die Schultertasten auslösbaren Shift-Funktion, die nur auf speziell gerasterten Untergründen ihren Dienst versagt, kann man per X-Knopf hüpfen sowie sich per Steuerkreuz nach rechts und links bewegen. Weitere Aktionsmöglichkeiten gibt es nicht.

Allerdings kann man die Spielumgebung nicht nur Kopf stehen lassen, sondern durch zweierlei Sammelobjekte auch nachhaltig verändern. Schlüssel bewegen mit einem Schloss markierte Plattformen, während Gravitationskapseln neue Blöcke schaffen, bestehende auflösen oder deren Form verändern. Klingt eigentlich nach einem interessanten Knobelparcours - aber die Lösungswege, um ans Ziel zu gelangen, sind leider viel zu linear und offensichtlich, um auch nur ansatzweise für Kopfzerbrechen zu sorgen...

Reaktionstest auf Schienen

Anfangs ist das nicht weiter tragisch, weil die originelle Raumdreherei an sich eine einzigartige Faszination versprüht. Mit der Zeit fragt man sich jedoch, wann denn endlich so richtig vertrackte Situationen mit Kopfnussqualitäten serviert werden. Die Antwort ist: Überhaupt nicht.

Die Levels sehen komplizierter aus als sie sind. Es gibt im Prinzip immer nur einen Weg, den man beschreiten kann...
Die ersten achtzig Level erledigt man quasi im Halbschlaf und selbst zum Schluss hin, ist so gut wie nie Köpfchen gefragt. Die einzigen Herausforderungen bestehen darin, hin und wieder heikle Sprungpassagen über bewegliche Plattformen zu meistern sowie in knappen Zeitfenstern tödlichen Fallen auszuweichen.

Gerade gegen Ende braucht man schon öfters mal starke Nerven und schnelle Reaktionen, um heil ans Ziel zu gelangen. Gelegentlich schlägt diese Herausforderung aber auch in Frust um - vor allem, wenn die nicht immer saubere Kollisionsabfrage trotz punktgenauer Absprünge und perfekt getimter Raumdreh-Stafetten Kapriolen schlägt. Wie kann es sein, dass ein und dasselbe Manöver an exakt derselben Stelle trotz völlig statischer Umgebung mal glückt und mal scheitert? Warum kann ich von unsichtbaren Blöcken zerquetscht werden, die eigentlich gar nicht da sind? Oder warum laufe ich direkt durch die rettende Ausgangstür in eine dahinter liegende Stachelgrube, ohne dass der Level rechtzeitig beendet wird?

Unausgereifter Minimalismus

Solche Unzulänglichkeiten sind zum Glück recht selten, sorgen aber immer wieder für einen schalen Beigeschmack. Nervig ist auch, dass wenn man das Spiel unterbricht und ins Hauptmenü zurückkehrt, um Bestzeiten oder ähnliches einzusehen, man sämtliche Punkte verliert, wenn man danach wieder an derselben Stelle weitermacht.

Die einzige Schwierigkeit besteht darin, ein paar heikle Sprungpassagen und Reaktionstests zu meistern.
Im Levelauswahlmenü hat sich das Spiel zudem mehrfach aufgehängt. Highscores und Bestzeiten können einem jedoch egal sein, denn anspornende Online-Vergleiche sind ohnehin nicht möglich. Auch einen Leveleditor oder ähnliches sucht man vergeblich, so dass man den Titel nach ca. vierstündigem Dreh- und Hüpfmarathon quasi für immer ad acta legt.

Gut, für knapp vier Euro wird man angemessen lang unterhalten und die ungewöhnliche Shift-Funktion bleibt bis zum Ende reizvoll. Aber irgendwie hätte ich mir während dieser Zeit auch Herausforderungen abseits von mitunter durchaus haarigen Reaktionstests wie in N+ gewünscht. Auch die Soundkulisse bleibt mit nur einem einzigen Effekt und immer derselben knapp zweieinhalbminütigen Jazzmelodie reichlich blass, während der minimalistische Schwarzweiß-Look à la echochrome mit seinen direkt in die Spielumgebung projizierten (Hilfs-)Texten durchaus Stil hat, auch wenn die hoch skalierte Grafik auf der PS3 teils recht verwaschen wirkt. Ein geniales Konzept allein, macht halt noch lange kein geniales Spiel...   

Fazit

SHIFT extended ist ein origineller Geschicklichkeitstest, dessen Konzept begeistert und schnell verinnerlicht ist (Hier ein Link zur kostenlosen Flash-Vorlage). Die minimalistische Präsentation weiß allerdings nur optisch zu gefallen, akustisch hätte es ruhig etwas mehr sein können als gerade mal ein Soundeffekt und ein kurzes Musikstück, das sich rasch abnutzt und oft schon vor Levelabschluss verstummt. Ein weit größeres Ärgernis ist aber die teils unsaubere Kollisionsabfrage. Der Frust darüber hält sich aufgrund der kompakten und beliebig oft wiederholbaren Abschnitte zwar in Grenzen; trotzdem nervt es, wenn identisch ausgeführte Aktionen mal erfolgreich sind und mal nicht oder die Spielfigur einfach durch den Levelausgang hindurch rennt ohne die Stufe zu beenden... Knobelfans dürften zudem enttäuscht sein, dass die Wege ans Ziel so linear und offensichtlich sind, dass man seine grauen Zellen kaum bemühen muss. Knifflige Situationen werden fast ausschließlich über heikle Sprungeinlagen und Reaktionstests erzeugt und auch das eigentlich erst gegen Ende des Spiels. Nichtsdestotrotz wird man für wenig Geld ca. vier Stunden lang ordentlich unterhalten, auch wenn man aus dem interessanten Raumdreh-Konzept weit mehr hätte herausholen können.

Pro

120 Levels...
einfache Handhabung
originelles Spielkonzept

Kontra

...die aber sehr schnell gelöst sind
kümmerliche Soundkulisse
teils unsaubere Kollisionsabfrage

Wertung

PSP

Originelles Raumdreh-Jump&Run, dessen Knobelpotential leider kaum genutzt wird.

PlayStation3

Originelles Raumdreh-Jump&Run, dessen Knobelpotential leider kaum genutzt wird.

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