Transformers 328.06.2011, Paul Kautz
Transformers 3

Im Test:

Ein Film, in dem es um gigantische Roboter geht, die bei ihren von gewaltigen Explosionen begleiteten Schlachten ganze Städte in Schutt und Asche legen - was könnte sich mehr für ein Actionspiel anbieten, frage ich? Was? Die Antwort: Nichts! Das bedeutet allerdings nicht, dass einen das Ergebnis automatisch aus den Latschen haut.

Eben noch auf dem Bildschirm, jetzt schon auf der Leinwand

Transformers 3 (ab 11,50€ bei kaufen) (T3) ist eine Filmumsetzung. Das sollte nicht so wahnsinnig überraschend klingen, angesichts der Tatsache, dass just dieser Film gerade an allen Ecken und Enden beworben wird. Aber es ist keine Filmumsetzung wie jede andere, aus zwei Gründen: Erstens ist es ein Prequel zum Streifen - man spielt also nicht den Film nach, sondern die Ereignisse, die zu eben jenem führen. Zum anderen ist es der Nachfolger von Transformers: Kampf um Cybertron, mit dem Entwickler High Moon Studios zwar kein Meisterwerk ablieferte, aber doch eine unterhaltsame Robo-Ballerei, deren Potenzial man anfassen und schmecken konnte. Um dem Fazit vorzugreifen: Genutzt haben es die gleichen Entwickler für T3 nicht.

Die Frage lautet: Warum? Ist es der Fluch der Filmumsetzung? War es der Zeitdruck, um das Spiel pünktlich zur Leinwandaction in die Läden zu bringen? Was es auch war, es hat seine Arbeit gut gemacht: Genau wie bei seinem Vorgänger blitzt auch hier immer mal das vorhandene Potenzial durch, nur um kurz darauf wieder von Durchschnittlichkeit erdrückt zu werden.

Eisenarsch und seine Freunde

Die Geschichte ist unnötig verworren, dreht sich aber im Großen und Ganzen darum, dass Megatron, Anführer der garstigen Decepticons, seine alte Superwaffe Shockwave aus der Gefrierkammer der Menschen befreien will, um ebendiese ein für allemal vom Antlitz der Erde zu verscheuchen.

Jeder Transformer verfügt über drei Zustände, zwischen denen man im Normalfall jederzeit wechseln kann.
Jeder Transformer verfügt über drei Zustände, zwischen denen man im Normalfall jederzeit wechseln kann.
Klar, dass das die den Homo Sapiens freundlich zugewandten Autobots nicht zulassen können - und das tun sie etwa fünf Stunden lang, denn danach ist die sieben Kapitel kurze Kampagne auch schon zu Ende.

In dieser spielt man nicht nur die Autobots (darunter Bumblebee, Ironhide und Optimus Prime), sondern schlüpft auch in die Stahlhaut des Feindes - u.a. Starscream und Megatron. Der Wechsel der Spielfigur ist nicht frei, sondern wird von Kapitel zu Kapitel vorgeschrieben. Jeder Transformer hat ganz spezielle Eigenschaften: Mirage kann sich unsichtbar machen und mit dem Scharfschützengewehr feuern, mit Starscream geht es ab in die Lüfte (in einem kurzen Level, der irgendwie an Arcade-Klassiker wie 1942 erinnert) und Megatron kann seinen Feinden den Lebenssaft auf magische Weise entziehen. So unterschiedlich sich das alles anhört, so ähnlich spielt sich das Ganze aber in der Praxis - mit Ausnahme von Mirage und Starscream steuern sich alle Transformer nämlich gleich.

»Ein Autobot ist niemals allein!«

Jeder Roboter hat drei Transformations-Zustände. Zum einen die normale Roboter-Form: Hier läuft er sehr gemächlich, kann aber zwischen zwei Waffen wechseln und Extras einsetzen. Außerdem steht hier eine Nahkampfattacke zur Verfügung, die nicht nur mächtig reinhaut, sondern auch den Punkt-Multiplikator nach oben treibt. Die nächste Variante nennt sich aus irgendeinem Grund »Tarnmodus«, ist aber in Wirklichkeit eine Mischung aus Robo und Fahrzeug - quasi eine waffenstarrende Halbkarre, die schneller als der normale Spaziergängerschritt unterwegs ist, aber dabei mächtig feuern kann. Genau genommen sogar zu mächtig, denn in dieser Form sind die Wummen etwas stärker und müssen nicht nachgeladen werden. Stufe drei ist schließlich das Vehikel, mit dem man Vollgas geben kann - aber nicht viel mehr. Darüber hinaus muss man hier steuerungstechnisch umdenken, denn die Kontrolle ist in dieser Variante eine komplett andere. Als Hinweis sollte reichen, dass man das Fahrzeug ausschließlich mit dem rechten Analogstick steuern darf - eine grandios bescheuerte Idee. Spätestens die fummelige Fahrphysik sorgt dafür, dass man diesen Modus nur im Notfall aktiviert oder wenn es sehr lange einfach nur geradeaus geht, was nur ein paar Mal der Fall ist.

Mit Starscream geht es kurz in die Lüfte - kein wahnsinnig aufregendes Erlebnis, aber das gilt für den Rest des Spiels ja auch.
Mit Starscream geht es kurz in die Lüfte - kein wahnsinnig aufregendes Erlebnis, aber das gilt für den Rest des Spiels ja auch.
Wie gesagt ist die Kampagne sehr kurz - und erstaunlich emotionslos. Zwar gibt es immer wieder mal gut inszenierte Bosskämpfe, die sich aber ausnahmslos mit Dauergeballer oder pausenlosen Nahkampfattacken erledigen lassen. Zwischendurch verfallen die Designer auch zu gerne in den »Schlauchlevel, gefolgt von Arenakampf, dann nochmal von vorn«-Rhythmus, was auf Dauer ermüdet - die langen Wartezeiten vor und immer wieder auftretende Ladepausen innerhalb der Levels helfen da nicht gerade. Das Ganze darf man sich auch nur allein gönnen, denn der Koop-Modus aus Kampf um Cybertron gehört der Vergangenheit an. Der normale Multiplayermodus ist zwar noch vorhanden, hat aber ebenfalls gehörig eingebüßt: Es gibt drei Spielmodi (DM, TDM und Eroberung), fünf Karten sowie die Möglichkeit, seinen Roboter durch gewonnene Erfahrung aufzumöbeln.

Technisch bietet T3 einige hübsche Bilder, speziell der Ausflug auf das tropische Eiland kann sich absolut sehen lassen - aber über weite Teile herrscht wenig aufregendes Genre-Einerlei vor, gekrönt von Pop-Ups, Unreal-typischen Textur-Ladehemmungen, teilweise scheußlich aufgelösten Texturen sowie gelegentlich spürbaren Rucklern. Aber die Explosionen sehen gut aus, die Transformers sind schön transformerhaft gestaltet. In Sachen Sprachausgabe dürfen sich vor allem 360-Spieler freuen: Waren die beim Vorgänger noch auf die deutsche Sprache beschränkt, gibt es dieses Mal auch optional wieder das englische Original zu hören - inkl. Altmeister Peter Cullen als Optimus Prime.

Fazit

Kenner des Kampfes um Cybertron können diesen jetzt direkt weiterführen - die High Moon Studios haben mit diesem Transformers ihr eigenes Rad nur runderneuert, statt es neu zu erfinden. Das ist prinzipiell eine gute Sache, denn der Vorgänger war ein ordentliches Spiel mit viel Potenzial für Verbesserung. Aber das ist aus irgendeinem Grund im Staub des dunklen Mondes versumpft, denn dem Spiel zum neuen Film merkt man an allen Ecken und Enden an, dass es pünktlich zu dessen Erscheinen fertig werden musste: Die Präsentation ist ordentlich, hat aber technischen Schluckauf, die Action ist solide, aber abwechslungsarm, die Fahrzeugsteuerung krampfig, das ganze Spiel mit nicht mal fünf Stunden sehr kurz - und der Multiplayermodus hat im Vergleich zum Vorgänger deutlich abgespeckt. Als schneller Robo-Snack für zwischendurch ist Transformers 3 prima geeignet, denn eklatante Fehler erlaubt es sich nicht, und von einer richtig schlechten Filmumsetzung ist es weit entfernt. Von einer richtig guten aber leider auch.

Pro

ordentliche Präsentation
praktische Transformationen
solide Balleraction

Kontra

sehr einfach
sehr kurz
uninteressanter Mehrspielermodus
anspruchslose Bosskämpfe
fummelige Fahrzeugsteuerung

Wertung

360

Brauchbare Roboter-Action ohne echte Höhepunkte - und sehr schnell vorbei.

PlayStation3

Brauchbare Roboter-Action ohne echte Höhepunkte - und sehr schnell vorbei.

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