Im Test:
Rockstar Games hat einige der besten und wichtigsten Spieleserien im Portfolio. Man kann es ihnen nicht übel nehmen, wenn sie einen Teil davon neueren Generationen mit ihren mächtigen Smartphones nahe bringen wollen. Die Frage ist nur: Sollten sie das auch tun? Grand Theft Auto III war ein Paradebeispiel für »Gut gemeint, mäßig ausgeführt«; das faszinierende Spielprinzip wurde durch krampfige Touch-Kontrollen in die Knie gezwungen. Und jetzt Max Payne. Das Max Payne, das wie kein zweiter Shooter die Baller-Ästhetik betonte, in dem die Gefechte ebenso brutal wie beeindruckend inszeniert waren. Das konnte von Anfang an nicht gut gehen. Nicht auf einer Plattform, die nur eine flache Eingabefläche hat.
Die Zeit steht still
Das mittlerweile zu Tode bemühte Stilmittel der »Bullet Time« (das merkwürdigerweise aber immer noch viele Leute mit Zeitlupe verwechseln), das der erste Matrix-Film zur Perfektion führte, war Dreh- und Angelpunkt im Design von Max Payne. Ein Druck auf die entsprechende Taste und Max bewegte sich mit der Geschwindigkeit eines überfahrenen Kaninchens durch den Level, flog elegant durch die Lüfte - und der Einschlag der
Allerdings ist der Weg dahin ein fummeliger. Denn wie so oft, wenn eine klassische Konsolensteuerung mit zwei Sticks auf einem Touchpad simuliert werden soll, wird hier ein gewisser Grad an Frusttoleranz in Sachen Kontrolle gefordert. Max kann laufen und zielen gleichzeitig, das ist schon anstrengend genug: Die virtuellen Sticks werden da eingeblendet, wo man die Daumen aufsetzt, aber präzise ist die Steuerung nie. Lästig wird es dadurch, dass bewegen, zielen und gleichzeitig schießen nicht geht - denn für Letzteres, ebenso wie für die Bullet Time, muss man umgreifen. Die Lösung der Entwickler dafür ist in erster Linie ein mächtiges Autoaiming: Zielt man grob in die Richtung des Gegners, trifft man ihn auch. Das erleichtert natürlich das Spiel, ist aber gleichzeitig sehr unbefriedigend, fühlt sich die elegante Action dadurch doch wie eine billige Ballerbude an. Alternativ kann man auch zur »Tap to Shoot«-Variante greifen, bei der man den zu erwischenden Feind antippst, um ihn zu erledigen. Geht auch, ist aber ebenfalls alles andere als optimal.
Herr Schmerz ist im Haus
Zur Veröffentlichung war Max Payne ein Grafikwunder - mit Ausnahme des verkniffenen Gesichtsausdrucks von Max vielleicht. Elf Jahre sind eine lange Zeit, dementsprechend veraltet wirkt das Spiel mittlerweile. Stil siegt über Technik, wodurch das Spiel immer noch ansehnlich bleibt - jedenfalls auf den iPads (vorzugsweise das neue) sowie den aktuellen iPhones. Besitzer darunter befindlicher Geräte sollten die Finger vom Spiel lassen: Denn hier hat es eine grauenhafte Auflösung, die für Texturmatsch und kaum lesbare Texte sorgt. Das Geschehen wird schon beim normalen Laufen langsamer, beim Gegnerkontakt verabschiedet sich die Framerate in einstellige Bereiche.
Kurz nach seiner Veröffentlichung wurde Max Payne bei uns indiziert - ein Schwachsinn, der erst seit Kurzem ein Ende hat. Das Resultat ist, dass wir mit dem mobilen Max erstmals die offizielle eingedeutschte Version in den Händen halten. Sie ist ungeschnitten, bietet aber auf Wunsch deutsche Texte und Sprecher. Letztere sind nicht schlecht - aber wenn man die Wahl hat, sollte man immer beim rauen Timbre des Originals bleiben. Wie auch beim Original hat man anfangs lediglich die Wahl des leichtesten Schwierigkeitsgrades, alle anderen müssen erst freigespielt werden. Immerhin können ungeduldige Naturen über den dezent irritierend betitelten Menüpunkt »Cheats« alle Kapitel und Levels direkt anwählen. Game Center oder Open Feint werden nicht unterstützt, dafür hat man die Möglichkeit, sich beim Rockstar Games Social Club anzumelden - dieser führt Buch über Statistiken und Erfolge. Was er nicht tut ist automatische Speicherpunkte setzen: Wer den Spielstand nicht manuell sichert, hat Pech gehabt.
Fazit
Ich habe die PC-Version von Max Payne mittlerweile vier Mal durchgespielt (zwei Mal davon mit verschiedenen Versionen der grandiosen Kung Fu-Mod) - aber ein fünftes Mal werde ich mir die melancholische Action nicht gönnen. Jedenfalls nicht in der iOS-Fassung. Das Problem mit dieser ist für mich das gleiche wie mit der mobilen Variante von Grand Theft Auto III: Es passt einfach nicht auf die Plattform. Zwar ist es gut, dass einem auf Wunsch ein Großteil des Zielens via Automatik abgenommen wird, aber Max‘ Steuerung ist eine Pein, die seinem Namen gerecht wird. Ständiges Umgreifen ist erforderlich, um Aktionen auszulösen, zu springen oder einfach nur zu feuern; ein herrlicher Rennen-Springen-Bullet-Time-Ballern-Flow wie beim Original hat sich bei mir nicht ein Mal eingestellt. Wie bei GTA 3 bleibt mir nur ein Seufzer des Bedauerns: Richtiges Spiel, falsche Plattform. Ganz besonders, wenn es um iPhone/Pod-Systeme unter 4 geht - da verwandelt sich der edle Max in einen unspielbaren Matschhaufen.
Wertung
iPhone
Mit Retina Display ist die Welt in Ordnung, auch wenn die Geschwindigkeit immer wieder spürbar in die Knie geht. Bei Geräten unter 4/S wird's hässlich und nochmal langsamer; da kann die Wertung locker halbiert werden.
iPad
Die beste Version. Hier hat man genug Platz für die Finger, die Grafik zeigt alle Details und ist meist flüssig. iPad 2/3 wird empfohlen.
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