Naruto Shippuden: Ultimate Ninja Storm Generations05.04.2012, Jens Bischoff
Naruto Shippuden: Ultimate Ninja Storm Generations

Im Test:

Narutos Storm-Abenteuer hatten uns bisher viel Freude bereitet und konnten zuletzt sogar einen Gold-Award verbuchen. Auch bei den Fans kam die prächtig inszenierte Mischung aus Anime-Prügelei und Action-Adventure gut an. Der jüngste Spross will aber gleich mehrere Heldengeschichten gleichzeitig erzählen. Hat man sich da nicht übernommen?

Aus eins mach elf

Die Idee neben Naruto auch andere Figuren etwas mehr ins Rampenlicht zu rücken, ist angesichts inhaltlicher Abnutzungserscheinungen gut nachvollziehbar, die Miteinbeziehung bisher eher weniger beachteter Charaktere wie Zabuza oder Haku sogar äußerst lobenswert. Die Art und Weise der Neuausrichtung kann allerdings nicht überzeugen: Zwar hat Studio Pierrot über eine Stunde komplett neuer Anime-Sequenzen für das Spiel produziert, verteilt auf insgesamt elf Handlungsstränge ergibt das allerdings gerade mal ein paar Minuten pro Story, die quasi komplett durch Intros und Abspänne draufgehen...

Dazwischen bekommt man lediglich statische Comic-Bildchen serviert, wie man es sonst eher von den weniger aufwändig produzierten Handheld-Ablegern der Serie kennt. Immerhin wurden auch diese atmosphärischen Durststrecken vertont. Man kann sogar wieder frei zwischen englischer oder japanischer Sprachausgabe wählen, wobei man sich allein schon wegen der deutlich besseren Lippensynchronität bei den Filmeinspielungen für den japanischen Originalton entscheiden sollte. Verständnisprobleme stellen dank solider deutscher Untertitel jedenfalls keinen Hinderungsgrund dar.

Spielwelt ade

Doch egal für welche Tonspur man sich entscheidet, weit schlimmer als die Präsentation wiegt die Kürze der jeweiligen Geschichten. Einige der insgesamt elf Abenteuer sind schon nach zwei, drei Kämpfen zu Ende und selbst die umfangreicheren Episoden haben maximal

Durch den kompletten Wegfall der Action-Adventure-Elemente folgt ein Kampf dem anderen.
Durch den kompletten Wegfall der Action-Adventure-Elemente folgt ein Kampf auf den anderen.
Imbiss-Charakter: Man bekommt Appetit, wird aber nicht satt. Damit könnte man leben, wenn es abseits der Handlung genug zu tun und entdecken gäbe. Doch da haben die Entwickler gleich den nächsten Bock geschossen, denn eine freie Spielwelt gibt es nicht mehr.

Es folgt einfach wie in Clash of Ninja ein Kampf auf den anderen, ohne jede Verschnaufpause, Einflussnahme oder Abwechslung. Keine Shoppingtouren durch Konoha mehr, kein Erkunden neuer Gebiete, kein Sammeln weiterverarbeitbarer Rohstoffe, keine auflockernden Quests oder Nebenaufgaben, keine Team- und Charakterpflege - alles passé. Dafür halten sich Ladeunterbrechungen dieses Mal in Grenzen, wenngleich PS3-Besitzer trotzdem wieder mit einer Zwangsinstallation belegt werden.

Immerhin sind aufgrund der kurzen Storys und Ladepausen in Nullkommanichts alle 72 spielbaren Charaktere freigeschaltet - viele davon wie Naruto oder Sasuke natürlich in mehrfacher Ausführung. Trotzdem kann sich die Anzahl, die durch eine ganze Reihe passiver Hilfsfiguren und weitere Alternativformen sogar noch höher hätte beziffert werden können, absolut sehen lassen.

Entlaufene Bestien

Zwar gibt es jetzt über 70 spielbare Charaktere, aber dafür keine spektakulären Bosskampf-Events mehr.
Zwar gibt es jetzt über 70 spielbare Charaktere, aber dafür keine spektakulären Bosskampf-Events mehr.
Was man bei all dem Figurenwahn jedoch völlig vergessen hat, sind die aus den Vorgängern so beliebten überdimensionalen Bossgegner, die es über mehrere Etappen inklusive spektakulärer Reaktionstests zu bewältigen galt und die bereits als eines der Markenzeichen der noch jungen Storm-Serie angesehen wurden. Warum selbst hier rigoroser Kahlschlag betrieben wurde ist mir unbegreiflich, allein die mickrigen Kurzgeschichten des Storymodus' hätten dadurch gleich in einer ganz anderen Liga gespielt.

Nicht nur auf Gegenliebe dürfte auch das neue Kontersystem stoßen: Die so genannte Kunst des Tauschens, durch die man einem Angriff im richtigen Moment entgehen und dem Gegner in den Rücken fallen konnte, ist fortan nur noch vier Mal in Folge nutzbar. Danach muss man eine Weile warten oder massiven Schaden erleiden, bis man wieder darauf zurückgreifen kann. Dafür ist die Ausführung nun nahezu idiotensicher, so dass selbst blutige Anfänger und hoffnungslose Grobmotoriker Aufwind bekommen.

Die Kampfmechanik blieb weitestgehend unverändert, auch wenn das Kontersystem etwas umgekrempelt wurde.
Die Kampfmechanik blieb weitestgehend unverändert, auch wenn das Kontersystem etwas umgekrempelt wurde.
Pad-Akrobaten werden vermutlich die Nase rümpfen, als neue taktische Komponente ist das System aber zumindest interessant und Möglichkeiten, Anfänger zur Verzweiflung zu bringen, haben Profis dank anpassbarer Hilfs-Charaktere, ausrüstbarer Ninja-Werkzeuge oder fieser Täuschungsmanövern nach wie vor genug. Ansonsten hat sich an Steuerung und Kampfmechanik kaum etwas verändert. Timing und Energieverwaltung stehen nach wie vor im Mittelpunkt, so dass die Kämpfe trotz simpler Grundmechanik nie zu plumpen
Der Mehrspielermodus hat dank neuer Turnier- und Online-Funktionen Fortschritte gemacht.
Der Mehrspielermodus hat dank neuer Turnier- und Online-Funktionen Fortschritte gemacht.
Schlagabtäuschen verkommen.

Motivierender Wettstreit

Eine spezielle Einführung für Neulinge gibt es allerdings nicht, wohl aber jederzeit einblendbare Aktions- und Kombolisten sowie einen Trainingsmodus, wo man diese in Ruhe einstudieren kann. Duellieren kann man sich lokal mit Freunden, KI-Gegnern oder online. Auch Turniere und Überlebenskämpfe stehen neuerdings auf dem Programm, wobei Online-Turniere unnötig zäh verlaufen, da es keine Option auf Parallel-Wettkämpfe gibt und so jeder Teilnehmer jede einzelne Auseinandersetzung mit allem Drum und Dran passiv mitverfolgen muss. Auch das Matchmaking ist wieder ungemein zögerlich, so dass selbst via Quickplay immer wieder Partien ausgewählt werden, die längst besetzt sind.

Erfreulich ist hingegen, dass es im Gegensatz zum Vorgänger nun endlich eine direkte Revanche-Funktion nach Kampfende gibt. Auch die Möglichkeit, Kampfwiederholungen aufzuzeichnen und zu teilen, ist lobenswert. Selbst die mit gesammelten Punkten, Titeln und Bildern individualisierbaren Visitenkarten haben nun Spiel beeinflussende Nebeneffekte, die aber nur in speziellen Wettkämpfen zum Tragen kommen. Auch sonst gibt es wieder jede Menge Kram zum Sammeln und Freischalten - sogar ein paar echte Naruto-Sammelkarten mit spielkompatiblen Passcodes.

Fazit

Während Narutos zweites Storm-Abenteuer eine in fast allen Belangen konsequente Verbesserung des bereits sehr gelungenen Vorgängers darstellte, markiert Teil drei trotz kräftig aufgebohrter Charakterriege einen klaren Rückschritt: Statt einer großen, zusammenhängenden Story werden jetzt ein knappes Dutzend Kurzgeschichten erzählt, die kaum Substanz haben und oft schon nach zwei bis drei Kämpfen vorbei sind. Auf eine frei begehbare Spielwelt wurde dieses Mal sogar komplett verzichtet, ebenso wie auf jegliche Nebenaufgaben. Selbst unverkennbare Highlights wie die spektakulär inszenierten Bosskämpfe wurden ersatzlos gestrichen. Lediglich der Mehrspielermodus hat dank neuer Turnier- und Online-Funktionen tatsächlich mehr zu bieten als früher. Dadurch kann sich der strauchelnde Ninja gerade noch ein knapp gutes Niveau bewahren - verglichen mit seinen Vorgängern ist das aber natürlich enttäuschend...

Wertung

360

Der neue Naruto ist mehr Clash of Ninja als Ultimate Ninja und dadurch leider mehr Snack als Festmahl.

PlayStation3

Der neue Naruto ist mehr Clash of Ninja als Ultimate Ninja und dadurch leider mehr Snack als Festmahl.

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