Joe Danger 2: The Movie20.09.2012, Paul Kautz
Joe Danger 2: The Movie

Im Test:

Gut zwei Jahre nach seinem Erstauftritt ist Joe Danger, der zweitmutigsten Stuntman der Welt (die Nummer Eins ist bekanntermaßen Rex Kramer: Danger Seeker ), auf dem besten Wege, vom einfachen Hals-Riskierer zum waschechten Hollywood-Star zu werden. Gut, dass es dazu passend auch gleich ein Spiel gibt!

Der Mann, der kann!

Wer mit Joe Danger vertraut ist, der kennt auch den Nachfolger - denn Entwickler Hello Games hat die bewährte Mischung aus Trials-Stunts und putziger Comic-Präsentation nur mit Samthandschuhen angefasst. Das Ergebnis ist eine Kombination aus anspruchsvollen Geschicklichkeitstests, einer hinreißenden Kulisse sowie jeder Menge Insider-Späße für Filmfans.

Die aus fünf Akten à fünf Szenen bestehende Kampagne hat alles: Roboter, Dinosaurier, Action, Abenteuer, heiße Sexszenen*. Die Entwickler tauchen vergnügt durch einen gigantischen Filmfundus und liefern Indy-kompatible Lorenfahrten, eine Lawinenflucht auf Skiern, auf die Herr Bond stolz wäre und hitzige Verfolgungsjagden auf einem Polizeibike, von dem aus man Bankräuber mit gut platzierten Kicks ausschalten kann - hallo Road Rash!

Die fröhlichen Stunts gehen leicht von der Hand, sind aber nicht das einzige, worauf man sich in den Levels konzentrieren muss.
Die fröhlichen Stunts gehen leicht von der Hand, sind aber nicht das einzige, worauf man sich in den Levels konzentrieren muss.
All das in einer Kulisse, die mit dem beinharten Realismus von Trials Evolution nichts zu tun hat und lieber farbenfrohe, absurd gestaltete, wunderbar überzogene Comic-Landschaften voller absurder Hindernisse und Herausforderungen präsentiert. Von putzigen Levelnamen wie "Good Wheel Stunting" oder "Eggstinction" ganz zu schweigen. Kurz gesagt: Joe Danger 2: The Movie (ab 0,47€ bei kaufen) macht auf vielen Ebenen einfach Spaß.

Der fliegende King

Auf anderen muss man dagegen auf Frust vorbereitet sein. Okay, wer sich durch Trials Evolution durchgebissen hat, der wird hier Entspannung und Frieden finden. Alle anderen müssen damit rechnen, dass der Controller nach dem 30. Versuch, einen Durchlauf einigermaßen sauber hinzukriegen, durch das eine oder andere Fenster schmettert. Grundsätzlich ist die Kampagne schnell durchquert: Für innerhalb der Levels gelöste Aufgaben erhält man Sterne, für die man wiederum weitere Missionen freischaltet.

Die Kulisse ist wieder einmal ebenso farbenfroh wie fröhlich gestaltet - wer hier nicht grinst, hat nicht viel zu lachen!
Die Kulisse ist wieder einmal ebenso farbenfroh wie fröhlich gestaltet - wer hier nicht grinst, hat nicht viel zu lachen!
Hat man das geschafft, war’s das im Großen und Ganzen. Die eigentliche Herausforderung ist, in jedem Level alle Aufgaben zu meistern. Und zwar idealerweise, denn nur dann winkt die "Pro-Medaille", in einem Rutsch. Das bedeutet, dass man gleichzeitig möglichst spektakuläre Kombos zünden, alle "DANGER"-Buchstaben aufsammeln, sämtliche startenden Raketen zerstören und die hier und da versteckten Bananen oder Sterne finden muss, bevor man durchs Ziel kullert. Und das auch noch schnell und mit möglichst wenig Stürzen (auch wenn man jederzeit mit Druck auf die Back-Taste zum letzten Checkpunkt zurück zischen darf) - eine Herausforderung auch für den härtesten Bartträger! Noch fieser wird’s dann bei den "Deleted Scenes", denn hier warten die abgefahrensten Levels und die absurdesten Aufgaben.

Gab es im ersten Teil nur Joe und sein treues Stunt-Bike, hat sich der Fuhrpark des Evel Knievel mit Knubbelnase mittlerweile vergrößert: Mal zischt er in einer Lore durch den Level, mal auf einem Polizei-Motorrad, mal auf einem Quadbike, mal auf einem Einrad balancierend.

Der Editor ist auch wieder dabei, und trotz aller Schwächen immerhin besser bedienbar als im Vorgänger. Die Levels dürfen online unters Volk gebracht werden.
Der Editor ist auch wieder dabei, und trotz aller Schwächen immerhin besser bedienbar als im Vorgänger. Die Levels dürfen online unters Volk gebracht werden.
Letzteres ging mir allerdings schnell auf die Nerven, da es sehr viel Mikromanagement erfordert, sich auf das Gleichgewicht von Joe und die Hindernisse gleichzeitig zu konzentrieren. Man kann seinem Vehikel nicht nur Beine machen, sondern es auch springen lassen und dann in der Luft über eine Mischung aus Schultertasten und Richtungsangaben auch vielerlei Kombos starten - einfach zu machen und wichtig für hohe Punktzahlen. Wer sich besonders geschickt anstellt, schaltet nicht nur Avatar-Klamotten, sondern auch Kostüme für Joe frei - u.a. ein Bären-, Elvis- oder Clowns-Outfit.

Wie schon beim Vorgänger ist auch hier der Mehrspielermodus auf die lokale Runde beschränkt, allerdings dürfen dieses Mal vier statt nur zwei waghalsige Helden an den Start gehen. Natürlich gibt es keine gewöhnlichen Rennen: Man kann gewinnen, indem man als Erster im Ziel ankommt, die meisten Items sammelt, die besten Tricks ausführt - oder die meisten Kumpels verhaut. Dazu gibt es Online-Ranglisten, die sich auch auf die Kampagne auswirken: Wie bei Trials Evolution werden auch hier die Geister der Freunde direkt ins Spiel eingeblendet. Ebenfalls wieder dabei ist der Editor, der sich dieses Mal leichter bedienen lässt und dessen Ergebnisse auch online verbreitet werden dürfen - aber so richtig intuitiv ist der Baukasten auch dieses Mal nicht geraten.

*das mit den Sexszenen war gelogen.

Fazit

Joe Danger war, wie auch die beiden Trials-Spiele, auf den Punkt genau fokussierter Spaß: Einfaches Ziel, einfache Steuerung, große Unterhaltung. Um nicht einfach nur mehr Levels zu veröffentlichen, müssen sich die Entwickler wohl etwas Ähnliches gedacht haben wie damals die Designer von Lemmings 2: "Hey, lass uns von allem mal ein bisschen mehr reinpacken, denn mehr ist mehr gut!" - das hat allerdings damals schon nicht so richtig gut funktioniert. Und so nett ich Ideen wie Spurwechsel, Lorenfahrten oder Einräder auch finde, so sehr haben sie mich im Spiel vom eigentlichen Kern der Faszination abgelenkt: waghalsige Stunts bei gleichzeitiger Erfüllung von Missionszielen. Aber bitte nicht falsch verstehen - das Ding macht immer noch einen Heidenspaß! Die Levels sind ideenreich designt, voller absurder Ideen und mit zum Teil knackig schweren Herausforderungen gewürzt. Die simple, aber dennoch elegante Physikengine ermöglicht bizarr-unterhaltsame Sprünge. Und das Spiel sieht wirklich super aus. Aber begeistern kann es halt nicht mehr - gerade angesichts der überwältigenden Trickmacht namens Trials Evolution.

Pro

putzige Präsentation
einfache Steuerung
viele Kombo-Möglichkeiten
rasantes Spielprinzip
abwechslungsreiche Levels
verrückte "Vehikel"
viel alberner Humor
kurzweiliger Mehrspielermodus

Kontra

zum Teil übertrieben viel auf einmal
rudimentärer Editor
nur lokaler Mehrspielermodus
teilweise sehr harte Aufgabenstellungen
nervendes Einrad

Wertung

360

Joe Danger 2 bietet von allem mehr - zum Teil aber auch zuviel des Guten. nichtsdestotrotz nach wie vor ein großer Geschicklichkeits-Spaß!

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