Blood Knights08.11.2013, Mathias Oertel
Blood Knights

Im Test:

Mit Hack&Slay kann man nicht viel falsch machen. Wenn es sich um Vampire dreht, noch weniger. Und wenn dann auch noch ein Team wie Deck13 dahinter steckt, das bereits mit Venetica einen unterhaltsamen Abstecher in die Welt der Action-Rollenspiel inszenierte, kann nicht mehr viel schief gehen. So möchte man meinen. Doch Blood Knights (ab 2,89€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) zeigt, dass die Mischung viel versprechender Elemente nicht immer aufgeht.

Anspruch und Realität

Als das deutsche Team von Deck13 vor mehr als zwei Jahren zusammen mit dtp als Publisher Blood Knights ankündigte, hatte man hehre Ziele: "Mit Blood Knights werden wir Spielern eine unverbrauchte, fantastische Welt präsentieren, die für die Jäger und Sammler der Spielergemeinschaft jede Menge Abwechslung und innovative Ideen bereit hält.", so hieß es damals. Und: "Blood Knights wird ein neuer spielerischer Meilenstein von DECK13 werden. Wir bauen auf unseren Erfahrungen auf, vermischen einmal mehr historische Ereignisse mit Mythen und Legenden und werden dem Spieler ein extrem rasantes, düsteres RPG bieten, das ihn so schnell nicht mehr loslassen wird."

Viele Verschiebungen später und mit einem neuen Publisher im Rücken ist das Hack&Slay, das sich um eine vom Schicksal erzwungene Seelenverbindung eines gestrauchelten Vampirjäges im Dienste der Kirche und einer scharfzüngigen Vampirin dreht, endlich da. Doch viel der ursprünglichen Versprechungen wurde nicht eingehalten. Es war z.B. von "so schnell nicht mehr loslassen" die Rede, was sich spätestens dann relativiert, wenn nach knapp vier Stunden der Abspann über den Bildschirm läuft.

Stereotypes Gekloppe

Der Weg dorthin ist gepflastert mit Hack&Slay von der Stange in spröden und nur selten ansehnlichen Kulissen. Zwar wird man ab und an auch mit kleinen Schalterrätseln, Fallen oder Sprungpassagen konfrontiert. Doch die sind ähnlich anspruchslos wie die schnellen Kämpfe, zum anderen keine wirklich Abwechslung vom simplen Monster-Gekloppe. Durch den jederzeit möglichen Figurentausch sowie der Option, Gegner mit einem Machtgriff „auszusaugen“ und das Blut der eigenen Lebensenergie zuzuführen, kommt allerdings ein Hauch von Taktik in die Gefechte:

In ihren besten Momenten ist die Kulisse durchschnittlich, bleibt aber größtenteils schwach.
In ihren besten Momenten ist die Kulisse durchschnittlich, bleibt aber größtenteils schwach.
Der ehemalige Kreuzritter Jeremy ist ein Nahkampfspezialist, die Vampirin Alysa („Ich nenne dich Liz“) ist auf Fernkampf fokussiert. Oder aber man schnappt sich einen zweiten Spieler und zieht kooperativ ins Gefecht. Dadurch wird das einfache Kampfsystem nicht besser (leider gibt es keine kooperativen Angriffsoptionen), aber man leidet nicht mehr alleine.

Denn sehr schnell hat man für alle Gegner (inklusive Zwischenbosse) eine einheitliche Strategie gefunden: Kloppen, was das Zeug hält, bis nur noch ein Gegner übrig ist, ggf. auch mit Einsatz der wuchtigen Spezialangriffe. Diesen dann so lange mit dem „Aussaugen“ malträtieren, bis die Lebensenergie wieder auf Maximalwert ist. Schließlich den „finalen Rettungshieb“ setzen und weiter bis zur nächsten Gegnerhorde. Es wird zwar versucht, sowohl Herausforderung als auch Abwechslung zu bieten, indem man die Gruppen zunehmend unterschiedlicher gestaltet und sich z.B. Nahkämpfer mit Fernkämpfern oder Gegnern mischen, deren Schilde erst durch einen schweren Angriff zerstört werden können. Doch auch hier hat man sich schnell eine Erfolg bringende Standard-„Taktik“ zurecht gelegt. Die Bosse sind etwas spannender, passen sich aber im Wesentlichen dem niedrigen Anforderungsprofil an.

Rettung aus dem Umfeld?

Dass das simple und nur wenig anspruchsvolle Kampfsystem noch das Highlight von Blood Knights darstellt, macht die Crux deutlich. Denn der Rest ist noch schwächer. Die Geschichte ist prinzipiell interessant und böte zahlreiche Möglichkeiten, die Charaktere in Szene zu setzen und ihre Zerrissenheit hinsichtlich ihrer Abhängigkeit voneinander darzustellen.

Die zwei miteinander verbundenen Figuren spielen sich unterschiedlich.
Die zwei miteinander verbundenen Figuren spielen sich unterschiedlich.
Doch sobald sie den Mund aufmachen und sich eher in platte "Buddymovie"-Witze statt Drama retten, wird die erzählerische Basis ohne mit der Wimper zu zucken, in den Orkus gestürzt. Die Figuren sind vollkommen banal, ihre Aktionen und Verhaltensweisen unglaubwürdig. Die schwache Engine, die eher mit Tearing als mit schicken Kulissen überzeugt, tut ihr Übriges, um das letzte bisschen Ehre zu vernichten, dass die Figuren retten konnten: Die Mimik ist schlecht, die Haut immer wieder zu teigig und die Augäpfel werden immer einen Tick zu weit gedreht - zu häufig ist nur noch das Weiße zu erkennen, so dass ein prinzipiell interessanter Moment ad absurdum geführt wird. Die bekannten Sprecher, die vor das Mikrofon gezerrt wurden, können einem leidtun: Sie mühen sich redlich, können sich aber nicht gegen das Drehbuch stemmen, das ihnen keine Chance lässt. Immerhin sind sie besser als ihre englischen Kollegen, die den Figuren nicht einmal ansatzweise Leben einhauchen können.

Im mechanischen Umfeld gibt es auch maximal befriedigende Ergebnisse: Dass es zahlreiche Kisten gibt, in denen man neue Waffen und Rüstung findet, ist gut. Doch diese Gegenstände sind bis auf wenige Ausnahmen an den Spielfortschritt angepasst, so dass man immer eine optimale Ausrüstung hat, wenn man alles öffnet. Und damit wird dann auch der Händler vollkommen entwertet. Der ist eigentlich nur nützlich, um sein überschüssiges Inventar zu verkaufen. Dann wiederum ist das Gold jedoch nicht viel wert, da es eigentlich nichts gibt, das sich zu kaufen lohnt - mit Ausnahme der Blutmünzen, die entsprechend akkumuliert (man kann sie auch in den schlauchigen Abschnitten finden) einen Attributzuwachs ermöglichen.

Die Kämpfe bleiben ebenso oberflächlich wie Geschichte oder Figuren-Entwicklung.
Die Kämpfe bleiben ebenso oberflächlich wie Geschichte oder Figuren-Entwicklung.
Der Ausbau der Fähigkeiten ist überschaubar und wirkt gleichgültig. Und dass die Engine nicht nur mit schwachen Texturen, sondern vor allem mit merkwürdigem Einfrieren (teils über mehrere Sekunden) auffällt, das nicht immer am automatischen Speichern festgemacht werden kann, setzt allem die Krone auf. Ich hoffe, Deck13 kann mit dem nächsten Projekt "Lords of the Fallen" an die Qualität anknüpfen, die mit Venetica abgeliefert wurde - hier ist es nicht gelungen. Blood Knights war sicherlich irgendwann mal ein interessanter Versuch, dem Hack&Slay eine neue Facette hinzuzufügen, doch nach den endlosen Verschiebungen wäre es besser gewesen, die Vampirmär in dieser Form in ihrer Gruft ruhen zu lassen, anstatt sie grausam ans Tageslicht zu ziehen.

Fazit

Es gab mal Zeiten, in denen ich mich als Hack&Slay-Fan auf Blood Knights gefreut habe. Doch das Warten hat sich nicht gelohnt. Die Geschichte ist trotz der interessanten Grundvoraussetzung der Abhängigkeit zwischen einem Mensch und einer Vampirin banal sowie darüber hinaus schwach inszeniert. Die Action ist mit nicht einmal vier Stunden kurz ausgefallen, äußerst gewöhnlich, kann aber immerhin mit ein paar verheerenden Angriffen, einer passablen Gegnerauswahl sowie dem einen oder anderen spannenden Moment in Bosskämpfen Aufmerksamkeit erregen - auch wenn die Auseinandersetzungen kaum Taktik erfordern und man meist nach Schema F vorgehen kann. Dazu kommen technische Probleme, die von einer veralteten Kulisse über Tearing bis zum kurzzeitigen mehrsekündigen Stillstand reichen, der auch nicht an einem Speichervorgang festzumachen ist. Frei nach dem Motto "Geteiltes Leid ist halbes Leid" kann man dem Metzeln in seiner kooperativen Form einen Basisspaß nicht absprechen. Doch selbst der reicht nicht aus, um die Vampirmär mittelfristig interessant zu machen. Dass dieses Spiel aus dem gleichen Hause kommt wie das zwar grobschlächtige, aber gut unterhaltende Venetica, ist kaum zu glauben.

Anm.d.Red.: Die PC-Version erscheint am 14. November, die Fassung für PS3 folgt am 20. November

Pro

interessante Story...
eingängiges Kampfsystem
Dialogsystem mit Entscheidungen...
ordentliche Gegnerauswahl
Bosskämpfe

Kontra

... die aber sehr oberflächlich inszeniert wird
Auseinandersetzungen erfordern nur selten Taktik
... die aber nur Konsequenzen vorgaukeln
veraltete Kulisse
schwache Sprachausgabe
Händler nur als Verkaufsstation sinnvoll
kurz

Wertung

360

Blood Knights ist ein in jeder Hinsicht oberflächliches Hack&Slay.

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