MotorStorm RC01.03.2012, Michael Krosta
MotorStorm RC

Im Test:

Och nöööö: Kein großes Motorstorm zum Vita-Start? Stattdessen nur ein Downloadspiel mit ferngesteuerten Miniflitzern? Im Vorfeld war die Skepsis groß, ob dieses neue Konzept aufgehen kann. Doch schon nach wenigen Minuten entpuppt sich der kleine RC-Ableger als große Spaßraserei mit hohem Suchtfaktor...

Kampf um die Tausendstel

Verdammt! hat dich bei Sandsurfen erniedrigt“ – diese Meldung empfängt mich dann auch umgehend, wenn ich den Titel starte und online bin. Klasse! Da hätte er mir die neue Herausforderung gar nicht mehr über eine Nachricht im PSN oder via Facebook schicken müssen… Schon seit Tagen liefern wir uns ein packendes Duell um die Bestzeit. Im Büro. In der S-Bahn. Es hält sich sogar das Gerücht, dass bei Sitzungen auf der Toilette für weitere Sekundenbruchteile Vorsprung gekämpft wurde. Und kaum liegt man mal auf einer der Pisten vorne, kommt auch schon wieder die Meldung, dass der Kollege auf einem anderen Kurs derzeit schneller unterwegs ist. Whaaaaaa! Es ist genau dieser Suchtfaktor, der auch EAs Autologsystem auszeichnet…und der mich ganz nebenbei in den Wahnsinn treibt.

Wer sich einmal auf die Jagd nach Bestzeiten von Freunden und Fremden einlässt, legt die Vita so schnell nicht mehr aus der Hand. Doch auch offline lässt der Titel seine Qualitäten aufblitzen, wenn man sich den fordernden Zeitvorgaben stellt, in Rennen gegen sieben

Auf den Eispisten wird es rutschig
Auf den Eispisten wird es rutschig
KI-Konkurrenten antritt sowie in Wettbewerben rund ums Überholen und Driften auf Medaillenjagd geht. Das Prinzip hinter dem Festival funktioniert genauso wie auf der PS3: Für Erfolge winken Edelmetalle, die je nach Anzahl wiederum Zugang zu weiteren Veranstaltungen gewähren. Diese sind thematisch an alle bisher erschienenen Titel der Serie angelehnt. Es geht also nicht nur zurück auf die staubigen Pisten des Monument Valley – auch der Dschungel (bekannt aus Pacific Rift) und rutschige Eispisten (vom PSP-Ableger Arctic Edge)  sind vor der kleinen Flitzern nicht sicher. Nicht zu vergessen die chaotischen Zustände, die auf den Strecken rund um das Themengebiet „Apocalypse“ herrschen.

Liebling, ich hab die Autos geschrumpft

Was steckt drin?

- 24 Mini-Flitzer

- 8 Fahrzeugklassen

- 96 Lackierungen

- 48 Festival-Events

- gemeinsamer Spielstand (PS3 & Vita) Das war’s dann aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten, denn spielerisch gehen die Evolution Studios auf der Vita einen völlig anderen Weg als auf PS3 und PSP: Die Boost-Funktion der großen Brüder gibt es hier genauso wenig wie flotte 3D-Grafik und Egoansicht – stattdessen erlebt man das Geschehen aus der Beobachterperspektive, als ob man tatsächlich einem ferngesteuerten Auto zuschaut. Das Ganze erinnert an den Spielhallenklassiker Super Off Road – mit dem Unterschied, dass hier nicht der komplette Kurs auf einen Blick statisch abgebildet wird, sondern sich die Kamera während der Fahrt mitbewegt. Dabei hat man die Wahl zwischen vier Variationen – je nachdem, ob man eine fixierte Nahansicht, eine dynamische Kameraführung, eine leicht versetzte Perspektive oder ein Luftbild bevorzugt. Letztere ist mein Favorit, weil man hier am meisten von der Strecke sieht, doch muss man dafür Kompromisse beim Detailgrad in Kauf nehmen. In dieser Perspektive erkennt man nicht die feinen Unebenheiten und es fällt etwas schwerer, den idealen Punkt zum Einlenken zu finden.

Grafikmotor stockt

Beim Luftbild hat man den besten Überblick über die kurzen Pisten.
Beim Luftbild hat man den besten Überblick über die kurzen Pisten.
Unabhängig von der gewählten Ansicht läuft der Grafikmotor leider nicht ganz rund, man bemerkt ein konstantes Stocken in der Bildrate. Dafür erfreuen kleine Staubwölkchen oder Feinheiten wie Reifenspuren das Auge. Überhaupt besticht das Spiel durch einen gewissen Niedlichkeitsfaktor, wenn man mit den kleinen Boliden über die gut designten Pisten fährt, die leider keine alternative Routen beinhalten. Zudem sind die Strecken kurz ausgefallen – auf den meisten beträgt die Rundenzeit zwischen zehn und 15 Sekunden. De facto ist Motorstorm RC trotz seiner 48 Festival-Wettbewerbe ein recht kurzes Vergnügen. Allerdings darf man sich neben Einzelevents auch im Freestyle-Areal nach Lust und Laune austoben – eine Fahrt durch das Becken eines Swimmingpools ist genauso möglich wie eine Partie Autofußball oder wilde Sprungeinlagen über Mülltonnen.

Ab auf den Spielplatz

Die PS3-Version sieht einen Tick hübscher aus und erlaubt Splitscreen-Duelle für bis zu vier Spieler.
Die PS3-Version sieht einen Tick hübscher aus und erlaubt Splitscreen-Duelle für bis zu vier Spieler.
Hier bekommt man außerdem die Gelegenheit, alle acht Fahrzeugklassen auszuprobieren, denn im Rahmen des Festivals werden die Boliden für jede Veranstaltung vorgeschrieben. Man übernimmt nicht nur die Kontrolle über Kleinwagen, Monster- und Renntrucks, sondern dirigiert auch Buggys, Rallye-Autos und LKWs über die Pisten. Schon die Rallye-Boliden sind flott, doch in den Muscle Cars und Supersportwagen geht so richtig die Post ab. Insgesamt finden sich in jeder Kategorie drei Modelle, wobei jedes von ihnen eine Auswahl an vier Lackierungen bietet, die erst freigespielt werden müssen. Wer schon einmal in der Realität ein RC-Auto mit Benzinmotor kontrolliert hat, der weiß, wie die kleinen Geschosse abgehen. Hier muss man bei den schnelleren Miniflitzern ähnlich viel Feingefühl beweisen, wenn man nicht abfliegen will.

Perfekte Steuerung?

Die Steuerung wird dieser Anforderung gerecht: Sie lässt sich nicht nur den eigenen Wünschen anpassen, sondern fängt das Gefühl der Fernbedienung fantastisch ein. Ich gebe z.B. mit dem linken Stick Gas und lenke mit dem rechten – genau so, wie ich es noch von den RC-Flitzern gewohnt bin, die während meiner Kindheit schon mal unter dem Weihnachtsbaum lagen. Zwar kommt das digitale Rasen nicht ganz an die reale Faszination heran, aber auch mit der Vita (oder durch einen Zukauf auch an der PS3) macht das Herumspielen mit den kleinen Boliden eine Menge Spaß, wobei die Steuerung maßgeblich zum gelungenen Erlebnis beiträgt. Vor allem die Driftmissionen fühlen sich traumhaft an, wenn man kontrolliert durch die Kurven schlittert und mit Kombos den Punktestand in die Höhe treibt.

Einsam dreh ich meine Runden

Auf den Pacific Rift-Pisten geht es durch die Botanik.
Auf den Pacific Rift-Pisten geht es durch die Botanik.
Was diesem Motorstorm fehlt, sind direkte Duelle gegen andere Spieler. Versteht mich nicht falsch: Die zeitversetzten Rennen um die Bestzeit sind spitze! Ich liebe diese Art des Schlagabtauschs, bei dem ich mein Limit immer wieder neu ausloten muss – auch dank der angezeigten Rennlinie meines Konkurrenten, an der ich mich orientieren kann. Alternativ hätte ich mir trotzdem direkte Duelle gewünscht – sei es über eine Online- oder zumindest eine Adhoc-Verbindung. Leider lässt Evolution Software dieses enorme Potenzial ungenutzt. Doch es gibt zumindest einen kleinen Trost: Wer sich Motorstorm RC für knapp sechs Euro anschafft, bekommt auch die PS3-Version dazu - und umgekehrt. Hier sieht das Spiel nicht nur einen Tick hübscher aus, sondern man kann auch über den geteilten Bildschirm mit bis zu vier Piloten gegeneinander antreten. Schön auch, dass der Spielstand automatisch zwischen PS3 und Vita synchronisiert wird. Man kann also unterwegs anfangen und später gemütlich auf dem Sofa am großen Bildschirm weiterspielen.

Fazit

Kleine Flitzer, großer Spaß: Genau wie seinerzeit Micro Machines oder das unterschätzte Supersonic Racers macht auch Motorstorm RC sehr viel Laune – vor allem die zeitversetzten Duelle gegen Freunde und fremde Konkurrenten erweisen sich schnell als Suchtfaktor. Wer sich einmal mit diesem Virus infiziert, legt die Vita so schnell nicht wieder aus der Hand. Die nahezu perfekte Steuerung trägt ebenfalls ihren Teil dazu bei: Die putzigen Boliden vom Kleinwagen bis zum Renngeschoss klingen nicht nur wie ihre realen Elektro-Vorbilder – dank der beiden Analogsticks fühlt es sich auch fast wie mit einer Fernbedienung an. Zudem besticht der Titel durch sein liebevolles Design, wenn man mit den Mini-Flitzern auf putzigen Offroad-Pisten über Stock und Stein braust, kleine Staubwolken aufwirbelt oder Kisten physikalisch korrekt über den Haufen fährt. Allerdings ist die Darstellung nicht flüssig und etwas mehr Dynamik wie plötzliche Hindernisse hätten den Pisten ebenfalls nicht geschadet. Das größte Manko ist jedoch die Abwesenheit von direkten Onlineduellen, denn auch im Hinblick auf die PS3-Anbindung hätten sich hier einige Möglichkeiten ergeben – Stichwort: plattformübergreifendes Spielen. Immerhin erlaubt die Konsolenversion (die man beim Kauf der Vita-Fassung dazu bekommt) Splitscreen-Rennen für bis zu vier Piloten und eine Synchronisierung der Spieldaten, weshalb der liebenswerte Download-Titel an der PS3 noch einen Tick mehr Spaß macht als unterwegs.

Wertung

PlayStation3

Dank Splitscreen-Duellen macht die PS3-Version einen Tick mehr Spaß und sieht auch grafisch etwas besser aus.

PS_Vita

Motorstorm RC ist das Micro Machines für die Vita-Generation! Das Fehlen direkter Onlineduelle ist aber ein herber Verlust.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.