Alan Wake's American Nightmare24.02.2012, Jens Bischoff
Alan Wake's American Nightmare

Im Test:

Während das Original nach knapp zwei Jahren endlich seinen Weg auf den PC gefunden hat, bekommen 360-Besitzer mit American Nightmare bereits den nächsten Horrortrip des psychotischen Schriftstellers. Lohnt sich der Download-Alptraum?

Doppelter Alan

Alans jüngster Alptraum spielt in der nächtlichen Einöde Arizonas, wo er es neben allerlei lichtscheuem Gesindel auch mit sich selbst bzw. seinem Doppelgänger Mr. Scratch zu tun bekommt. Woher er kommt und was er vor hat, erfährt man wie schon im Original anhand verstreuter Manuskriptseiten und verstörender Videoaufnahmen - lediglich herrenlose Thermoskannen stehen dieses Mal keine herum. Alan Wake-Kenner werden sich sofort heimisch fühlen und drei bis vier durchaus spannende Stunden zwischen Raststätte, Sternwarte und Autokino erleben.

Die drei Schauplätze der clever, wenn auch wiederholungsanfällig strukturierten Handlung sind zwar sehr weitläufig, aber nahezu menschenleer. Trotzdem kann man ein paar aufschlussreiche Unterhaltungen führen. Es gibt sogar Rätsel, auch wenn diese die Bezeichnung eigentlich kaum verdienen. Dabei ist deren teils szenenbildnerische Grundidee durchaus interessant und hätte z. B. mit in Manuskriptseiten verklausulierten Hinweisen und Fehlerbestrafung für spannende Kopfnüsse sorgen können. Aber stattdessen macht man einfach klick und arbeitet idiotensichere Lösungseinblendungen ab...

Let's Rock!

Das Waffenarsenal im Überblick:

9mm-Pistole

Revolver

Druckluftnagler

Leuchtpistole

Pumpgun

Karabiner

Armbrust

Maschinenpistole

Magnum

Jagdgewehr

Sturmgewehr

abgesägte Schrotflinte

Combat Shotgun

Leuchtfackeln

Blendgranaten Die neuerdings mit Realvideos unterfütterte Inszenierung ist aber nach wie vor topp: Die schummrig detaillierten Spielumgebungen wirken ungemein stimmungsvoll und die Begegnungen mit den Besessenen dank gekonnter Kameraschwenks und Zeitlupenaktivierungen unglaublich stylisch. Auch die Soundkulisse, inklusive perfekt gewählter und platzierter Lizenzmucke rockt. Die Old Gods of Asgard sind natürlich auch wieder mit dabei. Schade nur, dass dieses Mal lediglich Englisch gesprochen wird - auch wenn es dadurch keine Diner-Versprecher mehr gibt. Die Übersetzungsqualität der deutschen Texte ist jedoch tadellos.

Wer fleißig Manuskriptseiten sammelt, erfährt aber nicht nur mehr über die Hintergrundgeschichte, sondern verschafft sich darüber hinaus auch Zugang zu speziell gesicherten Waffenkisten, die immer durchschlagskräftigere Wummen wie Magnum, Maschinenpistole oder Combat-Shotgun enthalten. Insgesamt können gut ein Dutzend Schusswaffen sowie Blendgranaten und Leuchtfackeln eingesetzt werden, mit denen man sich die lichtscheue Brut vom Hals halten kann.

Ständige Bedrohung

Auch Spinnen zählen zu Alans Gegnern.
Auch lichtscheue Spinnen zählen zu Alans Gegnern.
Die Gegner können sich in den weiten Arealen nahezu überall und immer wieder aus der Dunkelheit schälen, um Jagd auf Alan zu machen. Bevor man sie mit Waffengewalt verwunden kann, muss man sie allerdings erst mit konzentriertem Leuchtfeuer aus der Taschenlampe, die immer wieder aufgeladen oder mit neuen Batterien versorgt werden muss, schwächen. Die meisten Widersacher sind menschlicher Natur und mit Nahkampfwaffen wie Äxten, Sicheln oder Spitzhacken ausgestattet.

Die hünenhaften Kreissägenträger zählen zu den zäheren Widersachern.
Die hünenhaften Kreissägenträger zählen zu den zäheren Widersachern.
Es gibt aber auch Besessene, die mit Granaten hantieren, als Fledermausschwarm getarnt ihren Aufenthaltsort wechseln oder sich bei Bestrahlung in zwei eigenständig agierende Hälften spalten. Letztere werden zwar mit jeder Teilung schwächer, aber wer nicht aufpasst, kann es schnell mit einem ganzen Rudel Besessener zu tun bekommen, die einen zu umzingeln versuchen. Da meist ausreichend Munition sowie Platz zum Ausweichen oder Fliehen vorhanden ist und ständig Kontrollpunkte passiert werden, kommt beim Kämpfen aber nur selten echter Nervenkitzel auf. Auch Attacken aus totem Winkel sind durch entsprechende Kopfbewegungen Alans meist vorhersehbar.

Dennoch gibt es ein paar Szenen, in denen man durchaus ins Schwitzen kommt bzw. sich keine Fehler erlauben darf. Auch ein paar gelungene Schockmomente wie plötzliche Rohrplatzer oder fiese Lichtausfälle sind wieder mit von der Partie. Der Schutz bietende Lichtkegel greller Straßenlaternen ist hier jedoch nicht dauerhaft, sondern erlischt kurz nach Betreten und steht ähnlich wie unerschöpfliche Munitionsdepots erst nach einer gewissen Zeit wieder zur Verfügung. Dafür laden sich die Batterien der Taschenlampe deutlich schneller wieder auf, was fast pausenlose Daueraction ermöglicht.

Bis zum Morgengrauen

Im Arcade-Modus geht man bis Sonnenaufgang auf Highscore-Jagd.
Im Arcade-Modus geht man bis Sonnenaufgang auf Highscore-Jagd.
Wer davon nicht genug bekommen kann, wird sich über den Arcade-Modus freuen, wo man an fünf Orten bis zum Sonnenaufgang überleben und so viele Besessene wie möglich erledigen muss. Konkret heißt das zehn Minuten lang möglichst nicht verletzt zu werden, um durch erfolgreiche Ausweichmanöver den Punktemultiplikator in die Höhe zu treiben, während man eine Gegnerwelle nach der anderen auslöscht und dazwischen nach besseren Waffen und frischer Munition Ausschau hält.

Insgesamt kann man zehn Highscore-Jagden freischalten, die einen auf den Friedhof, ein Ölfeld, eine Caravan-Siedlung sowie in eine Höhle oder eine Geisterstadt entführen. Erzielte Bestleistungen kann man online via Ranglisten vergleichen. Weitaus spaßiger wäre es aber wohl gewesen, sich dem Ansturm der Besessenen auch kooperativ stellen zu können. Aber wer weiß, vielleicht wird diese Option ja sogar irgendwann via DLC nachgereicht. Ein Menüpunkt zum Herunterladen zusätzlicher Inhalte ist jedenfalls schon vorhanden.

Fazit

Mit American Nightmare macht Remedy seinen psychisch labilen Schriftsteller endgültig zum strahlenden Action-Helden, der mit Uzi, abgesägter Schrotflinte und Sturmgewehr alles wegputzt, was sich in den Lichtkegel seiner Taschenlampe wagt - im neuen Arcade-Modus sogar mit Stoppuhr und Punkteregen. Schaurig ruhige, geheimnisvolle Szenen sind selbst im Storymodus kaum noch vorhanden. Neben Alan und Gegenspieler Mr. Scratch gibt es eigentlich nur drei sprechende Figuren in der überraschend weitläufigen Einöde Arizonas. Action liebende Horrorfans kommen aber gut auf ihre Kosten, freuen sich über neue Waffen sowie Gegner, sammeln fleißig Manuskriptseiten und Highscores und genießen einen vor allem audiovisuell schmackhaften Höllentrip.

Wertung

360

Schmackhafte, aber nicht satt machende Horror-Action in der Wüste Arizonas.

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