Sonic the Hedgehog 4: Episode 216.05.2012, Paul Kautz
Sonic the Hedgehog 4: Episode 2

Im Test:

Seit einiger Zeit gibt es wieder Grund, sich auf ein neues Sonic-Spiel zu freuen - das war lange, lange nicht so, wie jeder weiß, der schon mal das 2006er Sonic The Hedgehog oder Sonic Unleashed gespielt hat. Aber dann wurde auf einmal alles besser: Sonic 4 Episode 1, Sonic Colours, Sonic Generations - die Besinnung auf frühere Qualitäten hauchte dem todgeweihten Blauigel neues Leben ein.

Wie damals, nur anders

Anderthalb Jahre Wartezeit auf eine neue Episode sind ganz schön viel. Okay, lange nicht so viel wie das Bangen auf den dritten Teil von Half-Life 2 (aktueller Stand: viereinhalb Jahre), aber trotzdem. Ganz besonders, wenn es sich um ein vergleichsweise simples 2D-Jump-n-Run handelt. Sollte man denken, oder? So simpel ist Sonic The Hedgehog 4: Episode 2 (S4.2) dann doch nicht, wie man spätestens an der Präsentation feststellt: Zwar wird das Ganze in klassischer Tradition fast immer von der Seite gezeigt, aber die Polygonwelten sind zum Teil eine Pracht! Das seufzerschöne Winterwunderland »White Park Zone« mit Schneegewühle, Lichterketten, Lawinenflucht und Snowboard-Ausritt. Der Ausflug in die »Oil Desert Zone«, in denen man wilden Sandstürmen und Treibsand entkommen muss, während im Hintergrund die Pumpen ihr mächtiges Werk ausführen. Zurück in die Lüfte wie in Sonic 2, komplett mit fliegender Festung, strahlend blauem Himmel und bissigen Flugschildkröten. Nicht zu vergessen die Special Zones, deren zoomende Röhren warme Erinnerungen an das Mega Drive wecken. Nein, ein Schnellschuss ist S4.2 wirklich nicht!

Technisch schöpfen die Entwickler aus dem Vollen: Die Welten sind detailreich, kunterbunt und voller Abwechslung. Allerdings ruckelt's immer wieder mal.
Technisch schöpfen die Entwickler aus dem Vollen: Die Welten sind detailreich, kunterbunt und voller Abwechslung. Allerdings ruckelt's immer wieder mal.
Aber natürlich (oder vielmehr: dankbarerweise) wird der Igel hier auch nicht neu erfunden: Der größte Teil der Action ist altbekannt; man rennt und rollt durch ausufernd große Levels, mal gemütlich, meist mit verdammt großer Geschwindigkeit. Gegner plätten (die Homing-Attacke ist wieder da), Ringe sammeln, Extras suchen, pfeilschnelle Grafik genießen, am Ende des Levels durch gigantischen Ring springen, um Bonusrunde zu erreichen, nach drei normalen Levels dem Bossgegner den Scheitel gerade ziehen. Kennt man, mag man. Die Levels haben zwar alle einen Anfang und ein Ende, aber der Weg dazwischen ist an vielen Stellen geteilt - gut für Forschernasen und Mehrmalsdurchspieler.

Die gelbe Gefahr schon wieder…

Wie schon Episode 1 ist auch dieser Teil von der eher leichten Sorte: Die Welten sind schnell durchsprintet, es gibt jede Menge schützender Ringe und nur wenige Gelegenheiten für fatale Stürze in die Tiefe. Anspruchsvoll wird S4.2 in erster Linie bei den

Grgundsätzlich ist das Spiel sehr leicht - lediglich die Bosskämpfe (hier gegen Metal Sonic) sind herausfordernder.
Grgundsätzlich ist das Spiel sehr leicht - lediglich die Bosskämpfe (hier gegen Metal Sonic) sind herausfordernder.
Auftritten der Bosse: Dr. Robotnik und sein Protegé Metal Sonic sorgen für Spannung. Und auch Frust, denn die Fights sind zum Teil sehr lang und ohne Checkpunkte versehen - wer ganz am Ende Mist baut, darf nochmal ganz von vorn anfangen. Aber es lohnt sich: Nicht nur sind die Gefechte mit schön vielen Anspielungen für Insider versehen, auch sind einzelne (wie der Highspeed-Kampf gegen Metal Sonic) sehr motivierend designt.

Neu ist, dass Tails ständig an Sonics Seite schwebt. Obwohl, neu ist das nun wirklich nicht: Das hat er früher schon dauernd gemacht, und ich habe ihn meist dafür gehasst. In Sonic 2 hat er in den Bonusrunden ständig wertvolle Ringe verloren, oder hat wichtiges Sprungtiming ruiniert. Mistsack, gelber! Und jetzt? Weg ist all der Hass, verpufft sind all die negativen Gefühle ihm gegenüber - denn er (oder es?) ist zur Abwechslung mal nützlich! S4.2 hat eine Premiere dabei, nämlich die Nutzung eines zweiten Knopfes in einem klassischen Sonic. Drückt man die Vierecks-Taste (bzw. X auf der 360) starten Sonic und der sonst unauffällig mittrabende Tails eine Teamaktion.

Im Großen und Ganzen ist das Spiel eine Hommage an Sonic 2 - wie man spätestens an den Bonusrunden sieht.
Im Großen und Ganzen ist das Spiel eine Hommage an Sonic 2 - wie man spätestens an den Bonusrunden sieht.
Macht man das im Sprung, hängt sich der Igel an den Fuchs ran, der ihn dank seines Rotorschwanzes ein Stück weit durch die Luft trägt. Im Wasser ist er quasi ein pelziges Motorboot. Am Boden wird aus den beiden ein intimer Haufen, mit dem man Hindernisse einfach beiseite rollt. Und ebenso praktische wie seltene Team-Smartbombs gibt es auch noch!

Neben der wie schon in der ersten Episode etwas kurzen Kampagne gibt es noch den Mehrspielermodus: In dem dürfen zwei Spieler gleichzeitig durch die bekannten Levels traben, lokal oder online. Nett, aber höchst unspektakulär. Immerhin gibt es keinen Schauder-Interlace-Splitscreen mehr wie einst in Sonic 2. Stattdessen wird der hintenraus fallende Spieler nach kurzer Zeit einfach wieder zum Führenden gebeamt. Allerdings darf ein Zweiter nicht einfach so in eine laufende Solo-Partie einsteigen - der Multiplayermodus muss separat gestartet werden.

Zur PC-Fassung von Sonic 4.2 braucht man nicht viel sagen, außer: Sie ist in jeder Hinsicht mit der 360-Fassung identisch, selbst das 360-Pad wird direkt unterstützt. Zwar könnte dieser Version etwas Anti-Aliasing nicht schaden (die einzige Grafikoption umfasst die Wahl der Auflösung), aber alles in allem muss man die Unterschiede zu den Konsolenfassungen mit der Lupe suchen.

Der Blitz für unterwegs

Technisch entspricht die PC-Fassung (hier im Bild) den Konsolenversionen. Die Versionen für iOS leiden unter leicht schwächerer Technik und unpräziser Steuerung.
Technisch entspricht die PC-Fassung (hier im Bild) den Konsolenversionen. Die Versionen für iOS leiden unter leicht schwächerer Technik und unpräziser Steuerung.
Die iOS-Version ist da schon ein anderes Kaliber. Inhaltlich ist auch die zu den anderen Fassungen identisch; mit der Ausnahme, dass sich der Mehrspielermodus auf lokale Partien via Bluetooth beschränkt. Ranglisten und Achievements werden standardmäßig via Game Center erfasst, alternativ darf man auch zu Open Feint greifen. Der erste offensichtliche Unterschied ist die Technik: Zwar bleiben die meisten Grafikdetails erhalten, selbst Unterwasserwabern und Lichtstrahlen werden angezeigt. Allerdings erreicht das Spiel selbst auf iPhone 4 und iPad nie die volle Geschwindigkeit: Es ruckelt zwar nicht direkt, aber man spürt, dass es einfach langsamer als gewohnt läuft. Zwar werden auch ältere iOS-Geräte unterstützt, aber diese Erfahrung sollte man sich sparen - denn da ruckelt’s wirklich! Das Spiel nutzt standardmäßig die volle Auflösung aus, inkl. des Retina Display des iPhones. Allerdings gilt das nicht für das neue iPad - hier beschränkt man sich auf die Standard-Darstellung.

Der eigentliche Knackpunkt bei der mobilen Fassung ist mal wieder die Steuerung. Zwei Varianten stehen zur Auswahl: Eine Tilt-Lösung (Finger weg!) und die bekannte Touch-Kontrolle. Die wie schon bei Episode Eins keine Ausgeburt in Sachen Präzision ist. Zwar ist die Sonic-Steuerung simpel genug, dass man ohne größere Verrenkungen zum Ziel kommt, aber es gibt immer wieder Situationen, in denen der Stachelkopp nicht genau das macht, was man eigentlich vor hatte - viele güldene Ringe fielen dieser Ärgerlichkeit schon zum Opfer.

Fazit

Fangen wir mit den negativen Punkten an: Die Musik ist erstaunlich öde bis nervend. Gerade die 2D-Sonics gingen immer sofort ins Ohr und weigerten sich hinterher auch, jemals wieder den Gehörgang zu verlassen - aber das Gedudel hier war von der ersten Sekunde an bemerkenswert uninteressant. Weiter geht’s mit dem Umfang: Maximal drei Stunden dürften für den nicht komplett unbegabten Sonicfreund ins Land gehen, dann sollte er durch sein. Klar, danach gibt es noch erstaunlich viel Wiederspielpotenzial - aber wenn man bedenkt, dass man für den Preis von Episode 2 auch alle drei klassischen Mega Drive-Sonics bekommt, relativiert sich diese Erkenntnis wieder. Davon abgesehen herrschen blauer Himmel und Sonnenschein vor: Die Levels sind angenehm groß und verzweigt, laden ebenso zum Erkunden ein wie zum hemmungslosen Rasen und sind zum Teil hinreißend schön gestaltet. Die frischen Team-Aktionen machen das ohnehin wieder recht einfache Abenteuer (mit Ausnahme der herausfordernden Bosskämpfe) zwar noch leichter, aber gleichzeitig auch Spaß - besonders das Wühlen durch den Schnee hat’s mir angetan. Sehr schön in diesem Zusammenhang ist, dass Tails eine angenehm passive Nebenrolle hat. Außer im Koop-Modus, der aber erstaunlich unspektakulär geraten ist. Kurz gesagt: Wieder ein sehr empfehlenswertes »Früher war eben doch alles besser!«-Paket.

Update zur PC/iOS-Version: Auch auf dem PC machen Sonic und Tails eine wirklich gute Figur: Das Spiel flutscht nur so dahin, ist farbenfroh und zum Teil eine echte Freude für die Augen. Natürlich sollte man die Finger von der Tastatursteuerung lassen, wenn es möglich ist - zwar ist sie nicht schlecht, aber die Pad-Kontrolle ist im Zweifelsfall auf jeden Fall vorzuziehen. Bei der iOS-Version sieht die Sache schon etwas anders aus: Zwar ist auch die technisch eine Freude (auf Geräten ab iPad/iPhone 4 aufwärts), aber die Steuerung ist wie immer die Krux. Man kann damit arbeiten, aber wahrlich flüssig spielt sich das Ganze damit nicht.

Wertung

360

Gelungene Fortführung der 2D-Saga um den schnellsten Igel aller Zeiten.

PlayStation3

Gelungene Fortführung der 2D-Saga um den schnellsten Igel aller Zeiten.

PC

Inhaltlich und technisch zu den Konsolenfassungen identisch. Ein Gamepad wird stark empfohlen.

iPhone

Die unpräzise Steuerung ist hier der Knackpunkt - ansonsten bietet auch diese Fassung alles, was auch die anderen haben.

iPad

Auf dem ersten iPad wird das Spiel immer wieder spürbar langsamer; Besitzer des neuen Geräts erhalten dagegen nicht die volle Auflösung. Inhaltlich zu den anderen Fassungen identisch.

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