Im Test:
In Echtzeit von links nach rechts
Ich habe nur eine schmale Karte, die mir wenig Platz zum Bauen und Aufstellen einer kleinen Truppe bietet? Gebäude dürfen nur in bestimmter Nachbarschaft platziert werden? Bewegungen laufen in Echtzeit, immer von links nach rechts? Das heißt, ich kann meine Samurai nicht zurückziehen, sondern nur stoppen? Dieses Korsett hat mir als freier Taktiker zunächst gar nicht gefallen. Obwohl die Kulisse ansehnlich und die Musik lieblich ist, wollte die gerunzelte Stirn in den ersten Missionen nicht verschwinden.
Vor allem nicht, weil einmal erteilte Bewegungsbefehle erst abkühlen müssen – sprich: Ich sage vorwärts und wenn die Reiter zu früh vor ein Hindernis geraten, entscheiden sie selbst, ob sie oben oder unten entlang galoppieren. Aber als ich noch dachte wie schade es ist, dass Creative Assembly nicht einfach rundenbasierte Gefechte à la Advance Wars oder Fire Emblem für das iPad konzipierte, zeigten sich auch die Stärken dieses ungewöhnlichen Spielprinzips, das viele Elemente klassischer Aufbaustrategie mit etwas Tower Defense und Puzzlecharme verbindet.
Aufbau & Rekrutierung
Ziel ist es meist, den eigenen General hinten links optimal zu beschützen und den gegnerischen hinten rechts zu besiegen. Aus taktischer Sicht muss man umdenken und seine Einheiten linearer platzieren, am besten in schlagfertigen Linien, denn Fernkämpfer visieren nur das an, was direkt vor ihnen liegt – lediglich die Infanterie greift auch diagonal an, so dass man effektive Dreiecke als Fallen vorbereiten kann. So entsteht manchmal ein Spielablauf, der entfernt an Plants vs. Zombies erinnert, wenn in sechs untereinander liegenden Reigen die Feinde heran marschieren und man alle abwehren muss.
Schere, Stein, Papier – Linie!
Man kann über die Fähigkeiten des Generals direkt eingreifen und Truppen in letzter Sekunde komplett heilen oder zusätzlich anstacheln, so dass sie kurzfristig mehr Schaden anrichten. Aber hat man diese auch aktiviert? Oder könnte man neue Einheiten ins Gefecht schmeißen? Aufgrund des Echtzeitablaufs kämpft man immer gegen die Uhr bzw. mit den gerade aufgefrischten Rohstoffen, die für den nächsten Nachschub erforderlich sind – und das kann dauern. Es gibt leider keine Vorspulfunktion, so dass man mitunter ewig warten muss, bis die Einheiten am Ziel ankommen. In der Zwischenzeit kann man lediglich etwas ernten, indem man auf die Karte tippt, wenn zusätzliche Rohstoffsymbole aufleuchten.
Erfahrungspunkte & Entwicklungen
Neben der Vernichtung des Generals geht es auch mal darum, eine bestimmte Zahl an Einheiten zu töten oder eine feste Zeit gegen Feinde zu bestehen. Ab und zu wird in den Missionen etwas variiert: Mal muss man z.B. unter Einsatz der Befehle mit ein, zwei Einheiten zum Ziel kommen, indem man eine kluge Route wählt und seine verwundeten Truppen rechtzeitig verstärkt. Mal muss man auf engem Raum eine bestimmte Zahl an Gebäuden errichten, was angesichts der vorgeschriebenen Verbindungen einem verflixten Puzzle gleicht – Tempel bedingen z.B. Holzlager.
Bessere Funktionen & karger Multiplayer
Über die so gewonnenen Erfahrungspunkte lassen sich bessere Funktionen freischalten. Man kann die acht Gebäudetypen gezielt in bis zu fünf Bereichen und drei Stufen entwickeln und so z.B. den Ertrag der Rohstoffe erhöhen oder die Rekrutierungszeit der Truppen verringern. Außerdem kann man die Dauer der Befehlswirkung oder Abkühlzeiten beeinflussen. Das Aufrüstsystem ist etwas unübersichtlich und eindeutig auf
Multiplayerfreunde schauen online in die Röhre und können lediglich auf einem iPad gegeneinander antreten: Drei Karten und drei Truppensets stehen zur Verfügung; man kann direkt um den Sieg, ein Best-of-3 oder Best-of-5 spielen. Diese knackigen Gefechte sind zwischendurch unterhaltsam, weil es ohne Aufbau sofort zur Sache geht, aber unterm Strich vermisst man natürlich eine Online-Unterstützung, Ranglisten % Co.
Fazit
Schade, dass Creative Assembly nicht eine komplexe rundenbasierte Variante von Total War entwickelt hat! Ich hätte zu gerne mit Samurais und Kampfmönchen à la Advance Wars auf dem iPad erobert – am besten auf riesigen Karten. Für diese reduzierte Echtzeitvariante musste ich mich erstmal erwärmen, denn das Korsett hinsichtlich der Aufstellung von Gebäuden und der Bewegung der Truppen sitzt ungewöhnlich eng. Zudem gibt es eine überflüssige Story, kaum Statistiken und nur einen mageren Multiplayer. Aber wenn man das an Plants vs. Zombies erinnernde Linienprinzip einmal verinnerlicht hat, macht diese Mischung aus Aufbaustrategie, Tower Defense und Puzzlecharme richtig Spaß. Zumal das Ganze ansehnlich präsentiert wird und vor allem der Anspruch auf der zweiten Insel ordentlich anzieht: Nur wer clever positioniert, rekrutiert sowie Schere, Stein und Papier beachtet, wird die kniffligen Missionen meistern - damit bleibt die umfangreiche Kampagne taktisch motivierend. Wer es als Feldherr klassischer und militärischer mag, sollte lieber Ravenmark spielen.
Wertung
iPhone
Unterhaltsame Mischung aus klassischer Aufbaustrategie, Tower Defense und Puzzlecharme.
iPad
Unterhaltsame Mischung aus klassischer Aufbaustrategie, Tower Defense und Puzzlecharme.
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