The Expendables 230.08.2012, Jens Bischoff
The Expendables 2

Im Test:

Pünktlich zum Kinostart von The Expendables 2 lässt Ubisoft das gleichnamige Videospiel der Panzer Elite Action-Macher ZootFly los. Können die Action-Opas um Sylvester Stallone auch in der slowenischen Billigproduktion für explosive Dauer-Action sorgen?

Fade Vorspeise

Trotz Namensgleichheit und einiger vertrauter Szenen ist das Videospiel The Expendables 2 als Prequel zum Titel gebenden Film gedacht. Daher steht auch nicht die komplette Heldenriege des Leinwandbruders zur Verfügung. Stattdessen kann man lediglich in die Rollen von Barney Ross (Sylvester Stallone), Gunnar Jensen (Dolph Lundgren), Yin-Yang (Jet Li) und Hale Caesar (Terry Crews) schlüpfen, um einen entführten chinesischen Milliardär zu befreien.

Dazu geht es vom Balkan, über Somalia und Kowloon bis nach Burma, wo jeweils fünf bleihaltige Kurzeinsätze auf das militante Heldenquartett warten. Der aktuelle Aufenthaltsort spielt jedoch kaum eine Rolle, da die Spielabschnitte überall gleich langweilig aussehen, die Gegner überall gleich dämlich agieren und die Action überall gleich generisch daher kommt: Man ballert alles nieder, was sich bewegt, läuft ein paar Schritte, ballert wieder alles nieder und so weiter, bis der Resultatsbildschirm aufploppt und nach einem kurzen Punkteregen dasselbe Spielchen im nächsten Abschnitt von vorn beginnt.

Wie auf Schienen

In manchen Levels muss man sogar nicht mal laufen, sondern einfach nur ein Fadenkreuz dirigieren um völlig wehrlosen Gegnerhorden zu Land, zu Wasser oder aus der Luft Saures zu geben, während man per Autopilot dem nächsten Script-Ereignis entgegen rauscht. Letztere gibt es natürlich auch, wenn man zu Fuß unterwegs ist. Da versperrt einem plötzlich ein dicker Panzer den Weg, es fährt ein Zug mit feindlichem Truppenachschub ein oder ein Helikopter nimmt einen aus der Luft unter Beschuss.

Manche Abschnitte sind völig spannungsfreie Fadenkreuzschiebereien.
Manche Abschnitte sind völig spannungsfreie Fadenkreuzschiebereien.
Spannung kommt dabei allerdings nur selten auf, da sich die Intermezzi ständig wiederholen und immer auf dieselbe Weise bewältigt werden: Mit roher Waffengewalt, vorzugsweise Panzerfaust. Obwohl jeder der vier Helden seine eigenen Tötungswerkzeuge besitzt, können hier und da auch von Gegnern hinterlassene Schusswaffen aufgesammelt und leer geballert werden. Endlose Munitionsvorräte gibt's allerdings nur für die persönlichen Wummen, die sich wie auch grundlegende Charakterwerte mit verdienten Erfahrungspunkten mehrfach verbessern lassen.

Trainierbare Helden

So wird man mit zunehmender Spielzeit immer stärker, schneller und robuster, wobei sich die vier Protagonisten teils deutlich voneinander unterscheiden: Während Gunnar mit seinem Scharfschützengewehr gezielt aus der Distanz agiert, schlägt Caesar mit Schrotflinte und Granatwerfer eher großflächig zu. Yin-Yang bringt seine Opfer gern hinterhältig mit Rauchgranaten und Messerattacken zur Strecke, während Allrounder Barney mit Zwillingspistolen, Colt und Splittergranaten für jede Situation die passenden Argumente zu haben scheint.

Bis zu vier Spieler können sich sowohl off- als auch online ins Getümmel stürzen.
Bis zu vier Spieler können sich sowohl off- als auch online ins Getümmel stürzen.
Hin und wieder gibt es sogar Hindernisse, die nur von bestimmten Figuren wie Sprengstoffexperte Caesar aus dem Weg geräumt werden können, während die anderen Feuerschutz geben. Brachiale Nahkampfmanöver in Zeitlupe mit anschließendem Blutrausch beherrschen aber alle vier. Wer stirbt, kann von seinen Kameraden problemlos wiederbelebt werden, da man bei Reanimationsversuchen quasi unverwundbar ist. Und sollten trotzdem mal alle vier das Zeitliche segnen, geht's einfach zurück zum letzten Kontrollpunkt.

Mitspieler kann man sowohl lokal im Freundeskreis als auch online verpflichten, wobei man in beiden Fällen auf einen kollektiven Bildausschnitt angewiesen ist, der keine Rücksicht auf Nachzügler nimmt. Solisten stehen hingegen stets selbst im Mittelpunkt, dürfen jederzeit frei zwischen den vier Heldenrollen wechseln, müssen im Gegenzug aber auf die Rückendeckung oft recht dubios agierender KI-Kameraden vertrauen.

Umfangreiche Mängelliste

Auch Event-Scripting, Kameraführung und Kollisionsabfrage führen oft zu merkwürdigen oder gar spielerisch fatalen Ergebnissen. Da rutscht man plötzlich in unterirdische Clipping-Abgründe, bleibt an irgendwelchen unsichtbaren Barrieren hängen, verschwindet komplett aus dem Blickfeld der Kamera oder steht auf einmal unverwundbar eingefrorenen Feindgruppen gegenüber. Zum Glück passiert das alles nicht regelmäßig, besonders robust scheint die hauseignen Zen-Engine der slowenischen Entwickler allerdings nicht.

Oh ein Hubschrauberangriff! - Leider werden immer wieder dieselben Überraschungen bemüht.
Oh ein Hubschrauberangriff! - Leider werden immer wieder dieselben Überraschungen bemüht.
Doch selbst wenn keine technischen Probleme auftreten, sieht das, was da auf den Bildschirm projiziert wird, alles andere als appetitlich aus. Die detailarmen Kulissen wirken steril und trostlos, die Animationen holprig, die Effekte billig. Auch akustisch wird trotz gelegentlichem Originalton wenig berauschendes geboten. Lediglich die trashigen Zwischensequenzen sind hin und wieder ganz amüsant, wenn auch weit von dem entfernt, was angesichts der Vorlage möglich gewesen wäre.

Einen faden Beigeschmack hat auch die käufliche Charaktermaximierung und Levelfreischaltung via DLC-Booster. Alle vier spielbaren Expendables und ihre Waffen manuell ans Limit zu bringen, grenzt jedoch fast an vorsätzliche Körperverletzung, so dass man da wohl ein Auge zudrücken kann. Wer besonders masochistisch veranlagt ist, kann die 20 Story-Einsätze sowie ein Dutzend als Herausforderungen deklarierter Passagen daraus aber auch bis zum Erbrechen wiederholen, um im Erklimmen der Online-Ranglisten Trost und mitleidige Anerkennung zu finden...

Fazit

Auch im Videospiel zu The Expendables 2 kracht und rummst es ständig. Statt eines gewaltigen Action-Feuerwerks wie auf der Kinoleinwand wird hier aber lediglich tumbes Dauerfeuer mit jeder Menge technischer Unzulänglichkeiten vor mauer Kulisse geboten. Level- und Missionsdesign sind gähnend langweilig, die Inszenierung drittklassig und der Unterbau völlig marode. Figuren verschwinden in bodenlosen Clipping-Höllen, die Kamera fällt in Schockstarre, essentielle Script-Events bleiben einfach aus und die KI scheint auf der Suche nach sich selbst. Gut, wenn man die KI-Trottel mit Freunden ersetzt und auch sonst ausnahmsweise mal alles reibungslos läuft, werden wenig anspruchsvolle Action-Fans gerade noch passabel unterhalten. Nichtsdestotrotz gibt es jedoch etliche Alternativen, die deutlich mehr Spaß machen und dazu auch noch weniger kosten als dieser slowenisch-französische Lizenzmurks.

Pro

Koop-Modus & Charakter-Upgrades

Kontra

tumber Ballermarathon
unterirdische Technik
billige Inszenierung

Wertung

360

Extrem öder und fehleranfälliger Ballermarathon aus slowenischer Billigproduktion.

PlayStation3

Extrem öder und fehleranfälliger Ballermarathon aus slowenischer Billigproduktion.

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