Im Test:
Fade Vorspeise
Trotz Namensgleichheit und einiger vertrauter Szenen ist das Videospiel The Expendables 2 als Prequel zum Titel gebenden Film gedacht. Daher steht auch nicht die komplette Heldenriege des Leinwandbruders zur Verfügung. Stattdessen kann man lediglich in die Rollen von Barney Ross (Sylvester Stallone), Gunnar Jensen (Dolph Lundgren), Yin-Yang (Jet Li) und Hale Caesar (Terry Crews) schlüpfen, um einen entführten chinesischen Milliardär zu befreien.
Dazu geht es vom Balkan, über Somalia und Kowloon bis nach Burma, wo jeweils fünf bleihaltige Kurzeinsätze auf das militante Heldenquartett warten. Der aktuelle Aufenthaltsort spielt jedoch kaum eine Rolle, da die Spielabschnitte überall gleich langweilig aussehen, die Gegner überall gleich dämlich agieren und die Action überall gleich generisch daher kommt: Man ballert alles nieder, was sich bewegt, läuft ein paar Schritte, ballert wieder alles nieder und so weiter, bis der Resultatsbildschirm aufploppt und nach einem kurzen Punkteregen dasselbe Spielchen im nächsten Abschnitt von vorn beginnt.
Wie auf Schienen
In manchen Levels muss man sogar nicht mal laufen, sondern einfach nur ein Fadenkreuz dirigieren um völlig wehrlosen Gegnerhorden zu Land, zu Wasser oder aus der Luft Saures zu geben, während man per Autopilot dem nächsten Script-Ereignis entgegen rauscht. Letztere gibt es natürlich auch, wenn man zu Fuß unterwegs ist. Da versperrt einem plötzlich ein dicker Panzer den Weg, es fährt ein Zug mit feindlichem Truppenachschub ein oder ein Helikopter nimmt einen aus der Luft unter Beschuss.
Trainierbare Helden
So wird man mit zunehmender Spielzeit immer stärker, schneller und robuster, wobei sich die vier Protagonisten teils deutlich voneinander unterscheiden: Während Gunnar mit seinem Scharfschützengewehr gezielt aus der Distanz agiert, schlägt Caesar mit Schrotflinte und Granatwerfer eher großflächig zu. Yin-Yang bringt seine Opfer gern hinterhältig mit Rauchgranaten und Messerattacken zur Strecke, während Allrounder Barney mit Zwillingspistolen, Colt und Splittergranaten für jede Situation die passenden Argumente zu haben scheint.
Mitspieler kann man sowohl lokal im Freundeskreis als auch online verpflichten, wobei man in beiden Fällen auf einen kollektiven Bildausschnitt angewiesen ist, der keine Rücksicht auf Nachzügler nimmt. Solisten stehen hingegen stets selbst im Mittelpunkt, dürfen jederzeit frei zwischen den vier Heldenrollen wechseln, müssen im Gegenzug aber auf die Rückendeckung oft recht dubios agierender KI-Kameraden vertrauen.
Umfangreiche Mängelliste
Auch Event-Scripting, Kameraführung und Kollisionsabfrage führen oft zu merkwürdigen oder gar spielerisch fatalen Ergebnissen. Da rutscht man plötzlich in unterirdische Clipping-Abgründe, bleibt an irgendwelchen unsichtbaren Barrieren hängen, verschwindet komplett aus dem Blickfeld der Kamera oder steht auf einmal unverwundbar eingefrorenen Feindgruppen gegenüber. Zum Glück passiert das alles nicht regelmäßig, besonders robust scheint die hauseignen Zen-Engine der slowenischen Entwickler allerdings nicht.
Einen faden Beigeschmack hat auch die käufliche Charaktermaximierung und Levelfreischaltung via DLC-Booster. Alle vier spielbaren Expendables und ihre Waffen manuell ans Limit zu bringen, grenzt jedoch fast an vorsätzliche Körperverletzung, so dass man da wohl ein Auge zudrücken kann. Wer besonders masochistisch veranlagt ist, kann die 20 Story-Einsätze sowie ein Dutzend als Herausforderungen deklarierter Passagen daraus aber auch bis zum Erbrechen wiederholen, um im Erklimmen der Online-Ranglisten Trost und mitleidige Anerkennung zu finden...
Fazit
Auch im Videospiel zu The Expendables 2 kracht und rummst es ständig. Statt eines gewaltigen Action-Feuerwerks wie auf der Kinoleinwand wird hier aber lediglich tumbes Dauerfeuer mit jeder Menge technischer Unzulänglichkeiten vor mauer Kulisse geboten. Level- und Missionsdesign sind gähnend langweilig, die Inszenierung drittklassig und der Unterbau völlig marode. Figuren verschwinden in bodenlosen Clipping-Höllen, die Kamera fällt in Schockstarre, essentielle Script-Events bleiben einfach aus und die KI scheint auf der Suche nach sich selbst. Gut, wenn man die KI-Trottel mit Freunden ersetzt und auch sonst ausnahmsweise mal alles reibungslos läuft, werden wenig anspruchsvolle Action-Fans gerade noch passabel unterhalten. Nichtsdestotrotz gibt es jedoch etliche Alternativen, die deutlich mehr Spaß machen und dazu auch noch weniger kosten als dieser slowenisch-französische Lizenzmurks.
Pro
Kontra
Wertung
360
Extrem öder und fehleranfälliger Ballermarathon aus slowenischer Billigproduktion.
PlayStation3
Extrem öder und fehleranfälliger Ballermarathon aus slowenischer Billigproduktion.
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