Im Test:
Der Schattenläufer und die Rätsel von Bioshock Infinite
Der magische Wechsel funktioniert ähnlich wie in The Legend of Zelda: A Link Between Worlds oder Paper Mario. Steht Dawn vor einem unüberwindlichen Abgrund, laufe ich einfach mit ihr zu einer Wand und auf Knopfdruck verwandelt sich die Heldin in einen Schatten. Vor ihr leuchtet ein Scheinwerfer durch ein Baugerüst, so dass allerlei Schemen an die Wand projiziert werden, welche ich als Plattformen benutze. Auf der anderen Seite „springe“ ich wieder aus der Wand, kippe mit einer Rammattacke eine Plattform für meine kleine Gefährtin Didi um und weiter geht es in ein Theater. Manchmal muss ich mit der dreidimensionalen Dawn zunächst einen Projektor, einen Fahrstuhl oder andere Licht- und Schattenquellen verschieben, bevor sich an der Wand nutzbare 2D-Plattformen bilden.
Das Design von Compulsion Games‘ Puzzle-Plattformer orientiert sich am Film Noir: Rund hundert Jahre vor unserer Zeit erforsche ich zusammen mit der kleinen Didi eine schwebende Welt voller Bars, Leuchtreklamen und Zirkusattraktionen. Die Ränder der begehbaren Areale werden durch surreal abstürzende Trümmer begrenzt, welche Didis zerrüttete Familienverhältnisse symbolisieren. Ihr Vater ist offenbar im Grunde seines Herzens eine liebenswerte Person, hat sich aber in Schulden gestürzt und immer wieder mit den falschen Gläubigern eingelassen. Die Erzählweise macht neugierig: Warum treten nur Dawn und Didi als echte Menschen auf? Der Rest der Figuren existiert dagegen nur als Schatten an der Wand.
Zerrüttete Familienverhältnisse
Als nächstes springe ich an der Wand über die sich drehenden Schattenpferdchen. Die Hüpfsequenzen erweisen sich als Schwachpunkt: Die simpel gehaltene Steuerung fühlt sich im Vergleich zum Schattenläufer oder anderen Plattformknoblern recht hakelig an. Vor allem der oft nötige schnelle Wechsel zwischen Dimensionen flutscht nicht immer flüssig genug und sorgt für unverschuldete Abstürze. Wirklich tragisch ist das Manko aber auch nicht, weil sich das Spiel zum Großteil auf die Rätsel statt auf die Fingerakrobatik konzentriert. Außerdem kann ich sofort wieder am Unglücksort einsteigen.
Schattenspiel der Dimensionen
Technisch reißt Contrast keine Bäume aus: Die stimmig designte und beleuchtete Welt sieht schön surreal aus und bietet hübsch spiegelnde Oberflächen, wirkt aber sehr starr und unbelebt. Die staksigen Animationen erinnern eher an uralte Jump ’n‘ Runs als an Nextgen-Grafik. Aufgrund der bestenfalls durchwachsenen Technik verwundert es, dass die PS4-Version ständig unter leichten Ruckel-Einlagen leidet. Auf dem PC gibt sich das Spiel dagegen mit relativ alter Technik zufrieden. Eine GeForce GTX 480 reicht aus, um die Kulisse in höchsten Einstellungen stets flüssig zu animieren. Die Steuerung mit dem 360-Controller gleicht der auf der PS4. Wer möchte, kann aber auch Maus und Tastatur benutzen.
Fazit
Schön, dass es immer mehr Rätselplattformer gibt, welche mit unkonventionellen Erzählformen experimentieren. Nach Papo & Yo nimmt sich auch Contrast das Thema zerrütteter Familienverhältnisse vor. Am Rande des surrealen Trips offenbaren sich immer mehr Details über die Hintergründe der Tragödie. Allein schon die Erzählweise macht neugierig – schließlich taucht der Großteil der Personen lediglich in Schattenform auf. Spielerisch können die Rätsel zwar nicht mit der Gemälde-Mechanik im neuen Zelda oder anderen Vorbildern mithalten, trotzdem bietet der ständige Wechsel zwischen den Dimensionen einen unterhaltsamen Mix. Steuerung und Animationen wirken dagegen ziemlich steif. Da sich das Spiel mehr auf Rätsel als Geschicklichkeit konzentriert, stört das aber nur manchmal. Ärgerlicher ist, dass die technisch nicht gerade anspruchsvolle Kulisse ausgerechnet auf der PS4 ruckelt. Wer über solche Mankos hinwegsehen kann, bekommt mit Contrast aber einen der stimmungsvollsten Starttitel im PSN-Programm.
Update zu den Versionen für PS3 und Xbox 360 vom 27. November 2013:
Mittlerweile haben wir auch die Versionen der alten Konsolen unter die Lupe genommen, welche sich inhaltlich nicht unterscheiden, technisch aber teils noch schlechter schlagen als die PS4-Fassung. Auf der Xbox 360 ruckelt Contrast zwar nicht, die konstanten 30 Bilder pro Sekunde wirken trotzdem nicht ganz so flüssig wie auf dem PC und werden durch gelegentliches Tearing gestört. Außerdem bieten die Hintergründe weniger Details. Die Texturen der PS3-Fassung liegen qualitativ in etwa zwischen den Versionen für PC und 360, laden hier aber oft erst langsam nach. Außerdem wirkt die Technik hier am unsaubersten: Zu häufigen Rucklern kommen hier die heftigsten Tearing-Attacken, welche das Bild oft unschön zerreißen. Zusammengefasst bekommen nur PC-Besitzer eine technisch saubere Version des Spiels – selbst wer nur einen älteren Spielerechner besitzt, sollte also zur Windows-Version greifen. Trotz grafischer Schnitzer bietet Contrast aber auch auf den alten Konsolen noch ein atmosphärisches Knobel-Erlebnis.
Pro
Kontra
Wertung
360
Etwas sauberer als auf der PS3, trotzdem hätten sich die Entwickler bei der Umsetzung mehr Mühe geben können.
PC
Der ständige Wechsel zwischen den Dimensionen und die unkonventionelle Erzählweise machen Contrast spannend - trotz einiger technischer Mankos.
PlayStation4
Ausgerechnet die PS4-Version leidet unter leichten, aber ständigen Ruckelattacken - trotzdem ist Contrast auch hier ein empfehlenswertes Knobelspiel.
PlayStation3
PS3-Besitzer bekommen durch starkes Tearing und andere technische Probleme die hässlichste Fassung des eigentlich stimmungsvollen Knoblers.
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