Dragon's Dogma: Dark Arisen08.05.2013, Jens Bischoff
Dragon's Dogma: Dark Arisen

Im Test:

Dragon's Dogma konnte uns vor einem Jahr trotz Ecken und Kanten gut unterhalten. Mit Dark Arisen hat Capcom eine um ein mysteriöses Eiland erweiterte Fassung des Originals nachgeschoben. Ob es sich lohnt, dort vor Anker zu gehen, verrät der Test.

Leinen los!

Die neue Insel Finstergram steht sowohl Neueinsteigern als auch Dragon's Dogma-Veteranen direkt nach Spielstart zur Verfügung: Wer nachts durch sein Heimatdorf Kassardis schlendert, trifft eine mysteriöse Fährfrau, die einen ohne viel Gerede mit auf das verfluchte und ewig düstere Eiland nimmt. Um dort reelle Überlebenschancen zu haben und die neuen Ausrüstungs-Upgrades in Anspruch nehmen zu können, sollte man das ursprüngliche Abenteuer aber wenigstens einmal abgeschlossen haben.

Wer gehofft hat, auf Finstergram ähnlich weitläufige Areale wie im Hauptspiel (zum Test) erkunden zu dürfen, wird allerdings enttäuscht: Fast das gesamte Inselabenteuer findet unter Tage statt, in Gewölben, die sich optisch kaum von denen des Originals unterscheiden und deren Architektur auch noch von großflächigem Level-Recycling geprägt ist. Wären da nicht einige neue Gegner und Gefahren wie Minotaur, Cerberus oder der Tod persönlich, wäre ich schon nach kürzester Zeit gelangweilt nach Kassardis zurückgesegelt.

Kurzer Prozess

Mit entsprechend schlagkräftiger Truppe ist der finale Zielort überraschend schnell erreicht.
Mit entsprechend schlagkräftiger Truppe ist der finale Zielort überraschend schnell erreicht.
Wer bleibt, bekommt zwar auch eine Geschichte serviert, deren Inszenierung jedoch kaum minimalistischer hätte ausfallen können. Bis auf ein paar wenige Dialogzeilen, Schrifttafeln und körperlose Stimmen gibt es keine Erzählung. Auch der eigene Held bleibt das ganze Spiel über völlig stumm. Hinzu kommt, dass die Gewölbe Finstergrams nicht besonders tief reichen. Wer über eine entsprechend hochgezüchtete Party verfügt, hat die mehrfach wiederkehrenden Tunnel-, Hof- und Kanalstrukturen trotz chaotischer Spielbalance oder fieser Soforttodattacken in zwei, drei Stunden gemeistert.

Im Prinzip gibt es auf dem Weg zum Endgegner nur eine handvoll weiterer Pflichtkämpfe zu bestreiten. Die haben es aber teils ganz schön in sich und setzen entsprechende Vorarbeit wie Grinden oder Farmen voraus. Wer es sich leisten kann, darf sich natürlich auch wieder übermächtige KI-Gefährten aus dem Rift holen, die einem die Arbeit abnehmen. Die dafür nötigen Riftkristalle kann man sich entweder mühsam selbst verdienen oder als kostenpflichtige DLC-Pakete ordern.

Fadenscheiniges Angebot

Die Kämpfe sind nach wie vor sehr intensiv, der gestiegene Beutebedarf hat jedoch einen üblen Beigeschmack.
Die Kämpfe sind nach wie vor sehr intensiv, der gestiegene Beutebedarf stößt jedoch auf.
Was bei einem Free-to-play-Titel normal ist, erhält hier jedoch einen bitteren Beigeschmack. Vor allem, da man im Gegensatz zum Hauptspiel neuerdings auch andere, künstlich integrierte Dinge wie Reparaturen oder Entfluchungen mit Riftkristallen bezahlen muss - und das teils zu horrenden Preisen. Wenn das Identifizieren eines Ausrüstungsgegenstands oder die Reparatur eines einzigen u. a. als Heil- und Wiederbelebungspunkt dienenden Riftsteins umgerechnet bis zu sieben Euro verschlingt, kann man nur noch verständnislos mit dem Kopf schütteln...

Dabei weiß man beim Entzaubern verfluchter Ausrüstungsgegenstände nicht einmal, ob man die neue Waffe oder Rüstung mit seiner Charakterklasse anschließend überhaupt verwenden kann. Auch die Möglichkeit unterstützende Fackelfallen mit Riftkristallen zu aktivieren, wirkt aufgesetzt. Die Beträge sind zwar minimal, das richtige Timing beim Entzünden wäre in meinen Augen aber völlig ausreichend gewesen. Denn gerade bei besonders zähen Brocken, ist man um jeden zusätzliche oder wie beim Tod auch nach Verschwinden bleibenden Schaden froh.

Weitere Extras

Insgesamt gibt es über zwei Dutzend neue Gegnerarten sowie mehr als hundert neue Ausrüstungsteile. Auch Auftragsbrett sowie das Arsenal an Angriffs- und Zauberfertigkeiten wurden aufgestockt. Wer will, kann seinem KI-Gefährten für zwei Euro sogar neue Bärte und Frisuren verpassen. Fans originaler Tonspuren können hingegen jederzeit zwischen englischer Synchro und japanischem O-Ton umschalten, wobei Xbox-Spieler dafür erst eine spezielle Installations-DVD bemühen müssen, auf der sich auch ein HD-Texturenpaket befindet, dessen Aktivierung dringend empfohlen wird. PS3-User bekommen hingegen beides direkt von Blu-ray, weitere nennenswerte Versionsunterschiede gibt es keine.

Besitzer von Dragon's Dogma können ihren bisherigen Spielstand natürlich importieren und erhalten dafür sogar ein paar Boni wie zusätzliche Kostüme und Riftkristalle. Neue Erfolge oder Trophäen gibt es jedoch keine. Dafür aber nach wie vor alle Macken und Schönheitsfehler des Originals wie massive Clipping-Fehler und KI-Aussetzer. Mehr dazu im Test des Hauptabenteuers.

Fazit

Dark Arisen hinterlässt einen gespaltenen Eindruck: Zum einen bekommt man nach wie vor gute, jetzt noch umfangreichere Fantasy-Action geboten. Zum anderen gibt es aber nur wenig Neues und selbst das, was neu ist, kann verglichen mit dem Original nur mäßig begeistern. Weder der stimmungsvolle Tageszyklus noch die riesigen Freiluftareale haben es auf die neue Insel geschafft. Neueinsteiger bekommen Add-On und Originalspiel immerhin zu einem fairen Komplettpreis, Veteranen fragen sich hingegen, warum es die paar zusätzlichen Gegner, Items und Gewölbe nicht auch als noch günstigeren Download gibt. Der im Vergleich zu Dragon's Dogma enorm gestiegene Bedarf an Riftkristallen, die man -welch Überraschung- auch kostenpflichtig herunterladen kann, lässt Capcoms DLC-Politik sogar noch fragwürdiger erscheinen. Wer vor hat, sich Dragon's Dogma zuzulegen, greift natürlich trotzdem zu Dark Arisen. Wer das Original besitzt, kann sich den insularen Bonustrip hingegen sparen.

Pro

Originalspiel inklusive
Option auf japanischen O-Ton

Kontra

kaum Neues & viel Recycling
durchwachsene Spielbalance
fragwürdiges DLC-Aufgebot

Wertung

360

Mäßig erweiterte, aber nach wie vor solide Fantasy-Action unter Tage.

PlayStation3

Mäßig erweiterte, aber nach wie vor solide Fantasy-Action unter Tage.

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