Skylanders: Swap Force22.10.2013, Mathias Oertel
Skylanders: Swap Force

Im Test:

Zwischen mir und den Skylandern besteht eine Hassliebe: Der unbestreitbare Unterhaltungswert der kindgerechten Action-Adventure streitet sich mit dem Bezahlkonzept, das mitunter über den puren Sammelfaktor hinausgeht und damit den Spielspaß beeinflusst. Jetzt kann man die Figuren sogar teilen und neu zusammensetzen. Bedeutet das nur mehr Umsatz für Activision oder auch mehr Unterhaltung für die Spieler?

Aufruhr im Himmel    

Die Skylands kommen einfach nicht zur Ruhe. Und wieder einmal steckt Oberschurke Kaos hinter dem Schlamassel, der mit der Wolkenbruch-Insel und ihrem Zentrum Holzhausen ein neues, bislang noch nicht gesehenes Gebiet der farbenfrohen Fantasywelt  bedroht. Und natürlich können nur die über ein neues, aber nicht zwingend notwendiges "Portal" (die alten funktionieren natürlich weiterhin) in die Spielwelt projizierten Action-Figuren dem unlauteren Treiben ein Ende setzen. Soweit bleibt alles beim Alten. Man sollte dementsprechend keine allzu überbordende oder gar mit Überraschungen gespickte Geschichte erwarten. Aber die Dialoge sind so unterhaltsam bis witzig, wie man es bislang aus der Reihe kennt - ein kindgerechter Spaß eben.

Auch bei den Mechaniken verlässt man sich (natürlich) größtenteils auf Bewährtes: Die Areale sind meist linear, haben aber die eine oder andere versteckte Überraschung parat, die sich auch nicht mehr so häufig hinter Türen versteckt, die nur von bestimmten Figuren geöffnet werden können. Und selbstverständlich gibt es immer noch Bereiche, in denen Charaktere einer bestimmten Klasse erhöhte Angriffskraft genießen. So wird der Austausch der Figuren zu einem wesentlichen Element, um in den Kämpfen einen zusätzlichen Vorteil zu genießen. Wobei der Schwierigkeitsgrad generell immer noch zu niedrig angesiedelt ist - selbst wenn man im Hinterkopf behält, dass die Zielgruppe ein jüngeres Publikum ist. Nicht einmal auf "Hart" kommt man in den ersten Stunden in Bedrängnis - der Schwierigkeitsgrad "Albtraum" wird erst nach dem erfolgreichen Kampagnendurchlauf freigeschaltet. Immerhin spricht es für die Ausgewogenheit, dass man auch mit Figuren, die nicht aus der idealen Elementgruppe stammen, eine hohe Überlebenschance hat. Was teilweise auch dem Upgradesystem zuzuschreiben ist, das wie bisher auf einen Mix aus Aufwertungen für Spielwährung (Fähigkeiten) und Hüten (Eigenschaften) setzt, die man als Belohnung für das Entdecken und Bewältigen geheimer Gebiete oder Aufgaben bekommt.

Wechsel-Experimente

Die Kulisse hat einen Schritt nach vorn gemacht.
Die Kulisse hat einen Schritt nach vorn gemacht.
Während im letzten Jahr die "Giants" letztlich nur eine vergrößerte Variante der bekannten Skylanders waren, findet mit den neuen Figuren der „Swap Force“ (zwei befinden sich im Starterpack, acht weitere sind zum Start verfügbar, insgesamt sollen 16 erscheinen) ein Fortschritt statt, der sich auch mechanisch auswirkt. Denn diese Figuren lassen sich teilen und neu zusammensetzen. Mischt man z.B. das Oberteil von Hoot Loop und die Füße von Fire Kraken, erhält man Hoot Kraken - entgegengesetztes Zusammensetzen führt zur Figur Fire Loop. Die Besonderheit dabei: Der Oberkörper entscheidet über die Angriffsfähigkeiten, der Unterkörper über die Bewegungsform – wobei die Teile jeweils unabhängig voneinander aufgewertet werden können. Angespornt werden die Experimente nicht nur durch den "Komplettierungswahn", wenn man beispielsweise alle Kombinations-Felder in der Portalmeister-Chronik füllen möchte, in der sich sogar zusätzliche Boni freischalten lassen. Sondern auch z.B. durch duale Türen, die sich nur öffnen, wenn die Swap-Force-Figur aus Teilen besteht, die jeweils einem geforderten Element entsprechen. Hat man nicht die entsprechenden Wechselcharaktere zur Hand, kann man alternativ auch zwei Standard-Skylander auf dem Portal platzieren, um die Tür zu öffnen.

So wird ggf. aufkeimender Kauffrust minimiert. Doch natürlich hat man auch ein paar Kniffe eingebaut, um dafür zu sorgen, dass trotzdem weiter neue Figuren gekauft werden. Im Wesentlichen verfolgt man dabei den Weg, den Disney Infinity als ähnlich gelagertes Figurensammel-Videospiel eingeschlagen hat.

Die Figuren sind solide verarbeitet.
Die Figuren sind solide verarbeitet.
Da jedes "Unterteil" einer Spezialbewegung entspricht (u.a. Raketenschub, Springen, Teleport), hat man in Wolkenbruch Minispiel-Herausforderungen platziert, die nur mit dem entsprechenden Bewegungs-Ansatz zugängig und speziell maßgeschneidert sind. Der mit dem Starterset mitgelieferte Octopus Wash Buckler muss z.B. eine Wand hochlaufen, während er herabfallenden Hindernissen ausweicht. Im Gegensatz dazu muss Blast Zone mit seinen Raketenschuhen so schnell wie möglich Kreise durchfliegen, während er Minen ausweicht. Das Schöne: Die als Belohnung ausgeschütteten Gegenstände sind zwar nützlich, um das Abenteuer angenehmer zu gestalten. Doch sie sind nicht zwingend notwendig, um das Ende zu erreichen - auch wenn sie natürlich den Komplettierungsstatus des Abschnitts beeinflussen. Neueinsteiger werden trotz Reduzierung zwar immer noch an unnötigen Bezahlschranken ausgebremst. Doch wer bedingt durch die anderen Teile schon einige Figuren zu Hause hat, wird nur bei den Sonderherausforderungen gestoppt; eine im Vergleich zu den Vorläufern faire Herangehensweise.

Einiges neu in den Skylands

Liegt es daran, dass mit Vicarious Visions ein neues Team mit der Entwicklung beauftragt wurde, das mit frischen Ideen und Elan die Reihe weiterführen sollte? Oder daran, dass Activision darauf baut, dass das Konzept der "Bezahlschranke" in Form von Einschränkung der zur Verfügung stehenden Inhalte abhängig von den Figuren im Besitz des Spielers bereits bekannt ist? Wie dem auch sei, Swap Force fühlt sich harmonischer an als die bisherigen Skylanders-Titel.

Der Unterkörper von Wash Buckler, der Oberkörper von Magna Charge - macht zusammen Magna Buckler.
Der Unterkörper von Wash Buckler, der Oberkörper von Magna Charge - macht zusammen Magna Buckler.
Und das nicht nur, weil Serien-Anhänger mindestens eine Figur jeder der acht Gruppen haben dürften und somit die klassischen "Tor-Grenzen" nicht mehr ins Gewicht fallen.

Denn es gibt bei allem Feintuning auch ein paar frische Elemente, von denen vor allem das manuelle Springen längst überfällig war. Im Kern seit jeher ein klassisch-lineares Action-Adventure, war es im Wesentlichen nur die Sprungmechanik, die hinter Titeln wie Ratchet & Clank zurückstehen musste.  Apropos: Die gelegentlich an die Eskapaden des Lomax sowie seines Roboterfreunds erinnernde Kulisse hat endlich einen Schritt nach vorne gemacht. Damit ist sie zwar immer noch kein schillerndes Beispiel für die enorme Grafikstärke der auslaufenden Konsolengeneration, wirkt aber ungleich zeitgemäßer als in Spyro’s Adventure oder Giants. Die Texturen wirken höher aufgelöst, die Landschaften erscheinen dadurch homogener und sind ansehnlicher. Unschärfe oder Partikel werden vermehrt und effektiv eingesetzt - endlich wirkt es so, als ob man bereits mit Hinblick auf die nächste Generation (auf der die Swap Force auch zum Einsatz kommen wird) entwickelt hat. Und davon profitieren auch die jetzt veröffentlichten Versionen.

Fazit

Dies ist das bisher ausgereifteste Skylanders-Abenteuer. Zwar ist an einigen Punkten immer noch stark zu spüren, dass Bezahlschranken aufgebaut wurden, die zum Kauf neuer Figuren anregen sollen - doch die betreffen vorrangig Neueinsteiger. Veteranen werden nur mit den für die "Austausch-Figuren" vorgesehenen Herausforderungen von der Komplettierung abgehalten - und dieser zurückhaltende Ansatz hat sich schon bei Disney Infinity positiv bemerkbar gemacht. Da die auf dem Papier kleine Änderung hin zum manuellen Springen ein derart verbessertes Spielgefühl nach sich zieht, stellt sich die Frage, wieso man dies nicht schon vorher eingebaut hat? Oder wieso man erst jetzt eine zeitgemäße Kulisse auf die Beine stellen konnte? Nur am neuen Team von Vicarious Visions kann es doch nicht liegen, dass alle Fortschritte dafür sorgen, Swap Force zu einem gelungenen, wenngleich immer noch sehr leichten (sprich: kindgerechten) Action-Adventure zu machen. Dies ist das Spiel, das das erste Skylanders vor gut zwei Jahren hätte sein können.

Pro

zeitgemäße farbenfrohe Kulisse
manuelles Springen belebt die Kernmechanik
Figuren der letzten Teile lassen sich verwenden
gute Lokalisierung
viele Geheimnisse...
SwapForce-Figuren können neu kombiniert werden (über 250 Möglichkeiten)
zusätzliche Anschaffungen im Wesentlichen nur hinsichtlich Herausforderungen nötig

Kontra

starre Kamera
überraschungsarme sterotype Geschichte
nur wenige Schalter
oder Schieberätsel
Kämpfe zu leicht
... einige davon jedoch hinter "Bezahlschranke" in Form nötiger Figuren

Wertung

360

Die Bezahlschranken in Form neuer nötiger Figuren sind zwar noch da, jedoch angesichts vieler Detail-Verbesserungen in der Mechanik abgemildert. Das bislang beste Skylanders-Abenteuer.

Wii_U

Das bislang beste Skylanders-Abenteuer. Die Bezahlschranken in Form neuer nötiger Figuren sind zwar noch da, jedoch angesichts vieler Detail-Verbesserungen in der Mechanik abgemildert.

PlayStation3

Das bislang beste Skylanders-Abenteuer. Es gibt zwar immer noch Bezahlschranken in Form neuer nötiger Figuren, doch dies wird angesichts vieler Detail-Verbesserungen in der Mechanik abgemildert.

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