Im Test:
Ball vorlegen mal anders
Kein First-Touch mehr? Warum kann ich ohne L2 dribbeln? Was macht denn der Verteidiger für eine komische Bewegung in den Mann? Wer FIFA 13 kennt, wird sich während der ersten Spiele ein wenig wundern. Alles wirkt zunächst etwas langsamer und manche Funktion seltsam. Aber keine Bange, die neue Trägheit hat später ihre Vorteile im Spielaufbau und bei der Steuerung geht es leider nur um Nuancen. Leider deshalb, weil ich vor allem hinsichtlich der Antizipation und Ballbehandlung noch konsequentere Verbesserungen vermisse.
Die Entwickler haben die Steuerung lediglich in vier, fünf Punkten verändert, so dass man sich recht schnell an das Neue gewöhnen kann. Zum einen wird das direkte Vorlegen des Balles nicht mehr alleine über den Analogstick, sondern nur bei gleichzeitigem Halten von R2 ausgelöst: First-Touch funktioniert also noch, ist allerdings etwas weniger intuitiv und fehleranfälliger, denn der Ball verspringt technisch schwächeren Profis endlich häufiger – das bringt zumindest mehr realistische Szenen in den ansonsten immer noch zu sauberen Ablauf. Dafür sorgen auch schnelle Spieler, die ihr Tempo gefährlicher ausspielen können: Wenn Aubameyang oder Bale nach einem hohen Pass in die Tiefe antreten, sehen Verteidiger richtig schlecht aus. Tut einem Mertesacker oder Subotic weh, ist aber realistisch.
Intuitivere Dribblings
Das Zaubern ist also intuitiver und effizienter - zumindest bis Bender oder Puyol dazwischen hauen. Wenn es dann beim Zweikampf, beim Press-Schlag oder der in ihrer Wirkung übrigens entschärften Grätsche kracht, sehen die Kollisionen authentischer aus als im Vorjahr, aber es gibt noch genügend Slapstick und Komisches, wenn zwei Spieler zusammen prallen. Dieses FIFA 14 kann hinsichtlich der allgemeinen Kulisse keinen Schritt nach vorne machen, lediglich einige Bewegungsabläufe und Animationen befinden sich, wie zu erwarten war, auf einem leicht besseren Niveau.
Als PC-Spieler muss man sich übrigens trotz mehr als genügend Rechnerpower mit dem zufrieden geben, was an Status quo auf PS3 und 360 inszeniert wird: Die Neuerungen der Ignite-Engine werden lediglich auf den kommenden Konsolen PS4 und Xbox One stattfinden. Das ist natürlich ärgerlich. Aber wirkt diese Engine sich tatsächlich positiv aus? Weil wir das noch nicht wissen, werden wir die PC-Version trotz der Enttäuschung über die "alte Technik" nicht schlechter als den Konsolenkick bewerten.
Kurze Vorstöße und besseres Abschirmen
Die zweite größere Änderung betrifft das Abschirmen. Die in der Offensive jetzt freie L2-Taste sorgt beim Halten dafür, dass man den Körper wie einen Schutzschirm einsetzen kann, der sich dann zwischen Gegner und Ball schiebt – man kann in einer bedrängten Situation quasi den Pressingspieler auf Distanz halten, was übrigens auch gut klappt, wenn man im Strafraum dribbelt. Dieser Schutz artet zwar manchmal in Sperren ohne Ball aus, ist aber wichtig für die Balance, denn in FIFA 14 kann man wesentlich mehr Druck auf die Abwehrspieler ausüben, kommt viel besser in die Zweikämpfe. Und damit komme ich zur wichtigsten Änderung in der defensiven Steuerung, die sich auf das ganze Spielgefühl auswirkt: Man kann aggressiver pressen.
Spiel gegen den Ball
Was hat sich sonst noch getan? Die Ballphysik hat sich bei den Schüssen verbessert, aber auch nicht so stark wie es „Pure Shot“ impliziert. Das Geräusch beim Abziehen ist satter, die Animationen bei der Positionierung zum Schuss wirken natürlicher und die Bälle senken sich besser. Sie wirken schwerer in der Luft, wenn man aus der Distanz draufhält und ziehen nicht mehr so seltsam in die Höhe. Schön auch, dass man so mehr Tore erzielen kann, die auch mal halbhoch in den Kasten krachen. Auch der Schlenzer ist jetzt wieder effektiver und vielfältiger in seinen Flugbahnen, so dass man im oder am Strafraum den Torwart mit Effet düpieren kann. Nur knallt es noch sehr häufig an Latte oder Pfosten.
Bekannte Defizite und neue Stärken
Dafür hat EA das Laufverhalten der KI deutlich verbessert, und zwar sowohl in der Defensive als auch der Offensive. Zwar gibt es bei dem automatischen Spielerwechsel immer noch ärgerliche Aussetzer. Die Verteidiger bleiben jetzt allerdings in der Rückwärtsbewegung näher am Mann und schließen Lücken; lediglich bei Standards und hohen Bällen kann es zu unverständlicher Lethargie kommen, so dass jede Ecke zu einem Zitterspiel mit Pokerflair wird. Das kennt man zwar auch aus der Bundesliga, hallo Dortmund, aber in diesem FIFA 14 fallen zu viele einfache Tore nach Ecken.
Was allerdings richtig Spaß macht, ist das variablere Laufverhalten der eigenen Offensivleute, die sich sogar bewusst aus dem Abseits raushalten und den Kollegen aus dem Rückraum weiter laufen lassen, die wesentlich früher zum Sprint ansetzen und in die Lücken zwischen die Innenverteidiger stoßen. So hat man mehr Möglichkeiten für Pässe in die Tiefe, die man auch gut timen muss, denn die Stürmer behalten ihre Richtung bei vollem Tempo zunächst bei. Schade ist, das man für diese Pässe immer noch kein „Semi“ einstellen, sondern nur zwischen „Automatisch“ oder „Manuell“ wählen kann.
Das alte Spielgefühl lässt grüßen
Es ist nicht so, dass sich abseits der Steuerungsänderungen sowie des physikalischen Fortschritts nichts getan hat: Der flache Pass in die Tiefe hat jetzt z.B. mehr Schmackes und sorgt für bessere Tempowechsel. Es bleibt allerdings bei einem recht generischen Ablauf, was die allgemeine Geschwindigkeit und den Rhythmus des Spiels betrifft. Ich vermisse zudem taktische Fortschritte: Man kann lediglich das Wesentliche und Bekannte an Formationen und Verhalten einstellen, aber weder die Viererkette mal eben manuell höher stellen oder abseits der selbst erstellten auch besondere Finten bei Standards aufrufen. Schade auch, dass man die allgemeine Taktik bei ruhendem Ball immer noch nicht anpassen kann.
Zu wenig echte Fußballstimmung?
Trotz der Lizenzstärke und trotz der immer noch guten Präsentation, die zumindest im virtuellen Fußball konkurrenzlos ist, weil man vom Stadionsprecher in Landessprache bis hin zu bewegten Kameramännern ein lebendiges Arenabild bekommt, wirkt vieles noch nicht authentisch genug, teilweise sogar steril bis unrealistisch: Wo sind z.B. die Vorsänger auf den Zäunen oder die hüpfenden Ultras als Stimmungsmacher in der Masse? Wo sind Bengalos und Schmähgesänge in Derbys? Klar dürften die Funktionäre des Fußballs und die Lizenzgeber etwas dagegen haben, aber das Umfeld des Sports wirkt in FIFA manchmal noch künstlich sauber. Es gibt trotz der bisher erreichten Qualität noch viel zu tun.
Man könnte sich in Zukunft vielleicht die Arbeit am stellenweise dämlichen Torjubel sparen: Was man sich da online für einen Zirkus nach einem Treffer ansehen muss! Natürlich jubeln Profis teilweise exzentrisch, aber hier sehen sie aus wie Clowns, zumal sie immer noch wild durcheinander clippen - Spielerarme greifen immer wieder klar durch Körper. Viel wichtiger für die Inszenierung wäre auch eine bessere Präsentation der Trainer am Spielfeldrand: Die sind trotz einiger Gesten noch zu unbeteiligt. Wo sind Diskussionen mit dem vierten Offiziellen? Wo sind Wutausbrüche oder Tonnentritte?
Wenn sich FIFA weiter Richtung Simulation entwickeln will, dann muss es natürlich nicht in erster Linie die Hektik und Spannung neben, sondern auf dem Platz besser abbilden.
Zig Spielmodi und Online-Komfort
Aber die große authentische Trumpfkarte für Fußballfans darf man nicht vergessen: Die virtuelle Bundesliga, die am 1. Oktober startet. Der im letzten Jahr eingeführte Modus erlaubt es Spielern, bei gleichen Werten aller Teams für ihren Verein anzutreten – wer Lust hat und in den Ranglisten für seinen Club ganz oben steht, kann auch an offiziellen Turnieren teilnehmen und letztlich deutscher Meister werden; eine tolle Verknüpfung von Privat- und E-Sport. Wer einfach nur online für seinen Club kicken will, sammelt weiter mit allen anderen Fans bei jedem Spiel ein paar Punkte, wobei nicht die Masse, sondern die bessere Quote zählt: So kann auch Fortuna Köln an der Spitze der Tabelle stehen, wenn die 1000 Spieler im Verhältnis siegreicher sind als z.B. die 10.000 Gladbacher.
Weniger gut ist die KI in den Offline-Modi: Wer für sich alleine loslegt, wird selbst auf höheren Schwierigkeitsgraden nicht wirklich von Computergegnern gefordert. Wir hatten bei identischen Einstellungen zum Vorjahr wesentlich mehr Torerfolge selbst gegen spielstarke Teams. Außerdem werden Freunde von Turnieren den offiziellen Rahmen vermissen: Champions League oder Euro League gibt es nicht.
Das Phänomen Ultimate Team
Ich habe die Faszination an Ultimate Team bisher nur in Ansätzen nachvollziehen können. Schlägt das Fußballherz nicht immer ultimativ für den eigenen Club? Würde man also nicht immer Dortmund-, Bayern- oder Hamburg-Spieler sammeln? Dann kann man doch gleich mit dem Team loslegen! Aber es lässt sich nicht verleugnen, dass es auf einigen Positionen immer Verbesserungspotenzial gibt. Und wenn man mit den Transfers seines Clubs nicht zufrieden war, kann man über Ultimate Team zumindest privat seine Traumelf zusammen suchen.
Der Modus ist mittlerweile so beliebt in FIFA 14, dass die dazu gehörige App im Vorfeld über eine Million mal runtergeladen wurde. Das liegt vor allem am Sammelreiz hinsichtlich all der bronzenen, silbernen und goldenen Profis sowie der zig Trainer, Trikots, Stadien und Gegenstände mit ihren temporären Buffs. Electronic Arts hat den Fußballfans quasi ein virtuelles Trading-Card-Game geschenkt. Ziel ist es, die eigene Team-Chemie zu perfektionieren, bei der Spieler je nach Herkunft, Verein, Liga & Co besser harmonieren. Das wirkt sich zwar über die verbesserten Attribute auch auf dem Platz aus, aber ist keine Garantie: Man kann auch mal mit einer wirklich schlechten Team-Chemie von 40 gegen eine nahezu perfekt aufeinander abgestimmte Elf gewinnen.
Auch wenn sich meine Sammelreize in Grenzen halten, dürfte Freunden von Ultimate Team gefallen, dass es dieses Jahr noch mehr Komfort für das Vergleichen, Suchen und Tauschen sowie weitere statistische Ergänzungen und individuelle Stempel, die so genannten „Chemistry Styles“, für die Profis gibt. Was hat es mit diesen neuen Karten auf sich? Damit kann man die Erhöhung einzelner Attribute wie Schüsse, Pässe oder Defensive bei guter Team-Chemie nochmal gezielt beschleunigen. Erreichen diese dann einen gewissen Wert, bekommen die Profis eine von 19 Subklassen. So ist ein Messi quasi nie derselbe, sondern je nach gesteigerten Fähigkeiten vielleicht ein "Finisher", ein "Hawk" oder ein "Artist" - auch Torhüter kann man so spezialisieren. Eine clevere Idee, nicht nur weil es zum Experimentieren einlädt, sondern weil es auf dem Online-Markt natürlich mehr einzigartige Karten gibt. Nur auf der 360 sowie Xbox One wird es übrigens auch legendäre Kicker in den Gold-Sets
Karriere als Spieler
Was hat sich in der Karriere getan? Bevor Eike auf die Rolle als Trainer eingeht, noch ein paar kurze Einschätzung zur Rolle als Spieler – da hat sich zu wenig getan. Man kann als Torwart und als Feldspieler antreten, um sich dann nach oben bis in die Nationalmannschaft zu arbeiten. Aber das Ganze wird trotz E-Mails von Trainer und Berater sowie News zu Transfers immer noch recht steril inszeniert. Auf dem Platz rennt man Pfeilen hinterher oder gibt Anweisungen, versucht sich durchzusetzen und seine Quoten zu verbessern – aber mittenddrin ist anders.
Obwohl nach einem Spiel zig Statistiken gesammelt werden, was Laufwege, Schüsse, Pässe, Zweikämpfe, Stellungsspiel und Ballbehauptung angeht, die dann in eine Note einfließen, vermisst man persönlicheres Feedback vom Trainer als nur „Du wirst heute aufgestellt“ oder eben nicht. Man hat zwar Zielvorgaben und kann auch den Vereinswechsel anstreben, aber man fühlt sich in der Karriere wie ein Roboter. Wie es wesentlich besser geht, hat NBA 2K13 gezeigt.
Karriere als Trainer
(Folgender Text von Eike Cramer, Anm. d. Red.)
Die Karriere als Trainer im Managermodus ist in diesem Jahr in einem zentralen Punkt deutlich verändert worden: Das Scouting steht im Vordergrund. Anders als zuvor ist es während einer Transferphase jetzt nicht mehr sinnvoll, über die einfache Suche gewünschte Spieler nach Position sortiert zu finden. Die Statuswerte werden an dieser Stelle nämlich nicht mehr angezeigt und man muss entweder blind vertrauen oder die Spieler anhand realer Leistungen einschätzen. Stattdessen sollte man bis zu sechs Scouts verschiedenen Länder-Bereichen zuordnen. Diese untersuchen, entsprechend ihrer Einschätzungs- und Fähigkeitenlevel, die Ligen des jeweiligen Landes anhand der zuvor festgelegten Suchkriterien (Position, Stärke, Technik usw.).
Abhängig von den Fähigkeiten der eingesetzten Scouts kann sich dieser Prozess über mehrere Wochen hinziehen, bietet dann aber eine recht genaue Einschätzung der Spieler. Diese Änderung verlangsamt die Transferphase, macht Fehleinkäufe wahrscheinlicher und lenkt das Augenmerk gleichzeitig mehr auf die Spieler der zweiten Reihe. Insgesamt musste ich deutlich mehr Aufmerksamkeit in das Transfermanagement stecken, was mir sehr gut gefällt. Auch die Verhandlungen sind umfangreicher geworden. Oft musste ich bei Spieler-Verpflichtungen in die zweite oder dritte Runde gehen, um sie von den Qualitäten der Bundesliga und ihren Chancen beim HSV zu überzeugen.
Die Vereinsführung meldet sich
Schön ist hingegen, dass sich nach verlorenen Spielen ab und zu die Vereinsführung bei mir meldet und mich zu Veränderungen in der Mannschaft auffordert. Nach weiteren Pleiten, gerne auch gegen Derbygegner, wird mir auch ganz offen mit dem Rauswurf gedroht, sollte keine Besserung eintreten. Auch die Spieler melden sich öfter, fordern Stammplätze oder bedanken sich für das Vertrauen. Dennoch ist die Liga oft zu vorhersehbar und noch immer wirken manche Ergebnisse unrealistisch und berechnend – vor allem, wenn es darum geht die Tabellenspitze zu erreichen und die Konkurrenten kontinuierlich im Gleichschritt mit mir siegen und verlieren.
Fazit
FIFA 14 ist ein sehr gutes Fußballspiel. Allerdings hat sich das Spielgefühl nicht so stark verändert wie noch im Vorjahr. Kaum hat man sich an die vier, fünf Steuerungsänderungen gewöhnt, spielt sich der Kick fast genauso wie FIFA 13 - es fehlt immer noch die Explosivität und der Spielrhythmus bleibt trotz kleiner Verbesserungen, was Tempowechsel betrifft, letztlich zu generisch. Außerdem nerven die häufigen Tore nach Kopfbällen, die nicht wirklich zwingend aussehen. Und wenn man nicht ganz genau auf die Animationen schaut, wird man kaum grafische Unterschiede bemerken. Man wird allerdings die sinnvollen Verbesserungen zu schätzen wissen, die für mehr Dynamik auf dem Platz sorgen, zumal die Physik sowohl in den Zweikämpfen als auch bei den Schüssen spürbare Fortschritte zeigt. EA hat durchaus an den richtigen Stellen angesetzt, denn man kommt besser in die Zweikämpfe, kann eleganter dribbeln und aufgrund der intelligenteren Laufwege der Offensiv-KI über weite Pässe für Gefahr sorgen. Auch das Drumherum ist blitzsauber - alles lädt schneller, die Menüs wirken moderner, der Online-Service ist hervorragend, der Umfang an Spielmodi enorm. Aber wirklich verbessert hinsichtlich der Regie wurde die sterile Karriere z.B. nicht. Auch in den Stadien könnte man Fanblöcke und Trainer authentischer darstellen. Ich vermisse in Derbys und Endspielen zudem mehr hitziges Gerangel und Gezerre auf dem Platz, wenn es zu Standards kommt. All das ist Meckern im Hinblick auf eine ausgezeichnete Wertung, für die Electronic Arts mehr Begeisterung auf und um den Platz herum entfachen müsste. Unterm Strich ist dieser Fußball noch weit von "ausgezeichnet" entfernt, aber immer noch glattes Gold wert. Wir sind gespannt, wie sich FIFA 14 auf Xbox One und PlayStation 4 schlägt - nur dort kommt die neue Ignite-Engine zum Einsatz.
Pro
Kontra
Wertung
360
FIFA 14 ist ein sehr gutes Fußballspiel. Allerdings hat sich das Spielgefühl nicht so stark verändert wie noch im Vorjahr.
PlayStation3
FIFA 14 ist ein sehr gutes Fußballspiel. Allerdings hat sich das Spielgefühl nicht so stark verändert wie noch im Vorjahr.
PC
Auch wenn man auf dem PC noch auf die Neuerungen der Ignite-Engine verzichten muss: FIFA 14 ist ein sehr gutes Fußballspiel.
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