Killer Instinct28.11.2013, Jan Wöbbeking
Killer Instinct

Im Test:

In den Neunzigern stand Killer Instinct (ab 12,89€ bei kaufen) von Rare für mächtige Grafik, lange Kombos und makabren Humor. Zum Start der Xbox One will Double Helix das martialische Arcade-Geprügel auferstehen lassen. Bislang herrscht in den Menüs des Free-to-play-Titels noch gähnende Leere – rocken die blitzschnellen Kämpfe trotzdem?

Mickriges Startprogramm

Der mit rauer Stimme brüllende Kommentator und die energetische Musik fangen den aggressiven Neunziger-Esprit des Originals zumindest prima ein – grafisch ist das neue Killer Instinct dagegen kein Grund mehr, sich neue Hardware zuzulegen. Eine niedrige Auflösung, unruhige Pixelkanten im Hintergrund und vor allem die Clippingfehler der weit  ineinander ragenden Kämpfer erinnern an alles – nur nicht an das, was die Xbox One leisten kann.

Beim zweiten Teil sah das anders aus: Nach der ersten Präsentation auf der E3 schwärmte die Presse damals von Nintendos kommendem „Ultra 64“, welches später in Nintendo 64 umgetauft wurde. Seinerzeit war allerdings auch noch Nintendos Vorzeige-Zulieferer Rare für die Serie zuständig. Diesmal bekam Double Helix den Auftrag – ein Team, welches bis auf Silent Hill: Homecoming kaum Nennenswertes vorzuweisen hat.

Co-Co-Co-Co-Combo-Breaker!

Was steckt im ersten Zusatz-Paket?

Wenn man sich für die kostenlose Download-Version des Prügelspiels entscheidet, erhält man einen spielbaren Charakter (Jago). Jeder weitere Charakter kostet 4,99 Euro. Beim "Combo Breaker Pack" für 19,99 Euro sind dann acht Charaktere enthalten (sechs zum Verkaufsstart und zwei weitere zu einem späteren Zeitpunkt). Die  folgende "Ultra Edition" für 39,99 Euro umfasst ebenfalls acht Kämpfer sowie zusätzliche Outfits und "Character Accessory Packs".

Ein weiterer Stimmungsdämpfer ist das Preismodell. Es ist zwar schön, dass jeder kostenlos in Free-to-play-Spiel hineinschnuppern darf (allerdings darf man dann nur Jago auswählen), doch selbst mit dem aktuell erhältlichen Zusatz-Paket wirkt der Umfang außerordentlich mickrig. Offline darf man gerade mal im Survival-Modus gegen stärker werdende Gegner oder simplen Einzelkämpfen antreten – einen vollwertigen Story-Modus haben sich die Entwickler gespart. Wem das auf Dauer zu langweilig ist, kann sich in Online-Matches versuchen, welche trotz ihrer hohen Geschwindigkeit bei uns meist erfreulich flüssig liefen. Zur Wahl stehen Ranglisten-Kämpfe und freie Matches, in denen man in der Spielersuche den maximalen Abstand des Gegnerlevels festlegen darf.

Spielerisch wirkt das neue Killer Instinct eine ganze Ecke flotter als der erste Teil, welcher in Deutschland indiziert ist und sich daher hierzulande auch nicht in der Classic-Version für die Xbox One erwerben lässt. Dieser Test bezieht sich auf das bereits erhältliche "Combo Breaker Pack“; nähere Details zu dessen Inhalt gibt es im rechten Kasten. Der Kern des Spiels sind natürlich die mörderisch langen Kombos. Wer es richtig anstellt, kann seinen Gegner sekundenlang mit Schlägen und Special-Moves malträtieren – oder eben unterbrochen werden, was der Kommentator mit einem schwungvollen Retro-Stottern würdigt: „Co-Co-Co-Co-Combo-Breaker!“

Blitzschneller Schlagabtausch

Einige Effekte können sich zwar sehen lassen, doch starke Clipping-Fehler und unsaubere Pixelkanten erinnern nicht gerade an eine Konsole der neuen Generation.
Einige Effekte können sich zwar sehen lassen, doch starke Clipping-Fehler und unsaubere Pixelkanten erinnern nicht gerade an eine Konsole der neuen Generation.
Da die Ketten mit einfachen Schlägen, Tritten und Spezialattacken ausgeführt werden, landen auch Einsteiger manchmal durch Knopfhämmern ein langes Prügel-Stakkato oder einen Combo-Breaker. Wer im Survival-Modus oder online länger überleben will, muss sich aber mit dem Regelwerk auseinander setzen. Das bietet trotz der einsteigerfreundlichen Special-Moves Unmengen von Möglichkeiten, auf fast jede Situation angemessen zu reagieren. Ein entsprechend kräftiger Schlag (es gibt leicht, mittel oder stark) durchbricht z.B. mit gutem Timing eine passende Kette.

Auch eine Kombo lässt sich natürlich professioneller aufbauen: Sie setzt sich aus einer Eröffnung, einem Mittelteil und einem Abschluss zusammen – das kann jeweils z.B. ein Tritt aus der Luft oder ein Special-Move sein. Um noch mehr Schläge auf sein Opfer einprasseln zu lassen, stopft man außerdem noch jede Menge einfache Schläge (Autos genannt) dazwischen. Andere Techniken wie Griffe, Deckung in der richtigen Höhe und die mit einer eigenen Energieleiste nutzbaren Shadow-Moves sollte man natürlich ebenfalls beherrschen. Die hohe Spielgeschwindigkeit ist Fluch und Segen zugleich: Es bedarf natürlich viel Übung, bis man seine Reaktionen so reflexartig wie benötigt abrufen kann.  Zu Beginn ist man also mitunter dann erfolgreicher, wenn man sich erst einmal auf die Grundlagen konzentriert, statt sich zu überfordern.

Zurück in die Schule

Vorsicht, heiß und fettig!
Vorsicht, heiß und fettig!
Beim Verinnerlichen helfen die ausführlichen Lehrstunden im Dojo: Dort werden alle Angriffe und Wechselwirkungen en Detail erklärt und lassen sich dann ausprobieren. Oder man testet im Übungsmodus ein paar Techniken aus den Move-Listen – jeder Kämpfer besitzt schließlich auch unterschiedliche Kombo-Eröffnungen usw. Das Design der Charaktere präsentiert sich durchwachsen: Die dunkelhaarige Orchid z.B. besitzt eine ganz eigene Ausstrahlung, Sabrewolfs übertriebene Bewegungen dagegen sehen durch die herumwedelnden Haarfetzen eher lächerlich aus.

Trotzdem spiele ich gerne mit ihm, weil er sich durch die Beiß- und Klauen-Attacken angenehm abhebt und die Special-Moves sich intuitiver auslösen lassen als z.B. bei Jago mit all seinen Stick-Drehungen. Schade, dass es kaum übertriebenen Humor oder explizite Gewaltdarstellung gibt, denn genau das hätte der überdrehten Action gut gestanden. Bis auf die seltsam schnell trocknenden Blutspritzer gibt es wenig Brutales zu sehen. Die größte Schwäche des Spiels ist der geradezu winzige Umfang: Abseits vom Survival-Modus und Online-Matches gibt es kaum etwas zu tun. Wer möchte, kann sich lediglich an allerlei Zusatz-Herausforderungen versuchen oder Hintergründe, Kostüme und anderen Deko-Kleinkram freispielen. Auch einige Online-Bestenlisten sind enthalten.

Fazit

Schon wieder zerlegt das Preismodell ein eigentlich unterhaltsames Spiel: Der blitzschnelle Schlagabtausch mit Kombo-Orgien besitzen durchaus Potential. Doch selbst wenn man sich das erste kostenpflichtige Paket zulegt, wird das Prügeln schnell langweilig. Sich immer nur in den Survival-Modus zu stürzen, ist nicht gerade abendfüllend – umso erfreulicher, dass immerhin die Online-Matches schön flüssig laufen. Auch technisch enttäuscht der Starttitel: Derart starke Clipping-Fehler und unsaubere pixelige Hintergründe erinnern nicht gerade an die Power einer Nextgen-Konsole. Wenn Double Helix nachlegt, kann noch etwas aus Killer Instinct werden - momentan taugt es nur als Pausenfüller.

Pro

einfach auszuführende Standard-Attacken und Grund-Kombos
trotzdem Unmengen anspruchsvoller Techniken und Taktiken
knackig flotte Steuerung...
ausführliche Dojo-Lektionen für Einsteiger und Fortgeschrittene
angemessen martialisch brüllender Kommentator
flüssig laufende Online-Matches

Kontra

bislang äußerst mickriger Umfang an Modi, Kämpfern und Arenen
grafisch unspektakuläre Kämpfer und Arenen
...hohe Geschwindigkeit macht Reaktionen und Combo-Breaker mitunter zum Glücksspiel
unsaubere Pixelkanten und insgesamt unruhiges Bild
heftige Clipping-Fehler
wirkt mangels überzogenem Humor ziemlich brav

Wertung

XboxOne

Die ellenlangen Kombo-Orgien besitzen Potential, doch der Spaß leidet unter mickrigem Umfang und schwacher Technik.

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