Im Test: Zurück auf die Staubpisten
Das alte Gefühl – mit Abstrichen
Veteranen dürften sich sofort heimisch fühlen, wenn sie hier auf dem Sattel der MX-Motorräder und ATVs Platz nehmen, denn das Offroad-Feeling der staubigen Hügel-Pisten wird erneut gut eingefangen – auch dank des bewährten Reflex-Systems, mit dem man Fahrer und Vehikel getrennt voneinander steuert und mit Gewichtsverlagerungen und der bekannten „Auflade-Mechanik“ vor Sprüngen selbst anspruchsvolle Kurse meistern, wenn das Timing und der Rhythmus stimmt.
Trotzdem hat mir das Fahrverhalten in der Vergangenheit etwas besser gefallen: Damals zeigten sich die Zweiräder noch reaktionsfreudiger und ließen sich auch präziser über die Pisten mit ihrer Oberflächen-Deformation steuern. Bei den ATVs wird der Unterschied sogar noch krasser und es fällt hier oft schwer, sie vor allem nach großen Sprüngen unter Kontrolle zu halten. In diesem Zusammenhang finde ich es zudem schade, dass man die Abfang-Mechanik nicht aus den Vorgängern übernommen hat, wo man mit guten Reflexen den sicheren Sturz doch noch verhindern konnte.
Motocross Light
Sinnlose Tricks
Wer will, kann seine Sprünge sogar mit Tricks würzen. Problem dabei: Das System wird lediglich durch einen Ladebildschirm bzw. durch eine Taste für den Stunt-Modifikator in der Steuerungsübersicht angedeutet, aber Erklärungen zur Funktionsweise oder gar eine Move-Liste mit den entsprechenden Tastenkombinationen sucht man genauso vergeblich wie separate Stunt-Arenen. Folglich gibt es auch keine Punkte oder Wertungen für die waghalsigen Manöver, was die ganze Trick-Komponente hier irgendwie sinnlos erscheinen lässt. So habe ich das Gefühl, als hätte man einfach die Programmzeilen aus früherem Code übernommen, aber sich nicht weiter darum gekümmert. Das alles war unter der THQ-Flagge noch anders und es wurde alles aufgefahren, was man hier vermisst – genau wie ein interaktiver Ladebildschirm und ein Tutorial. Gerade Letzteres hätte auch SuperCross gut getan, denn wer bisher noch keine Erfahrungen in der MX vs. ATV-Serie gesammelt hat, dürfte die Facetten der Steuerung und das Konzept des „Rhythm-Racing“ nicht so einfach erfassen und wird durch den Wurf ins kalte Wasser mit einer recht steilen Lernkurve konfrontiert.
Mageres Angebot
Nicht nur für Solisten, sondern auch für Freunde von Mehrspieler-Partien hält sich die Auswahl in Grenzen. Immerhin ist es löblich, dass man beim Anlegen einer privaten Sitzung gleich einen Veranstaltungskalender mit mehreren Rennen zusammenstellen darf – eine Option, die ich auch gerne im Einzelspieler-Modus gesehen hätte. Doch darüber hinaus wird nichts für Online-Fahrer geboten, doch scheint zumindest der Netzcode gut zu funktionieren. Zwar habe ich nur selten Mitspieler gefunden, doch wenn es mal geklappt hat, wurde das Renngeschehen flüssig und ohne Lags präsentiert. Wer lieber lokal gegen andere Spieler antritt, wird sich dagegen darüber freuen, dass auch Duelle am geteilten Bildschirm angeboten werden.
Fazit
So richtig glücklich bin ich nicht darüber, was Nordic Games hier mit der Lizenz von MX vs. ATV veranstaltet. Zwar kommt auf den Pisten im Ansatz das Offroad-Feeling der Vorgänger auf, doch lag mir die Fahrphysik aus den vergangenen Teilen eher – nicht zuletzt aufgrund der gelungenen Mechanik, mit der man Stürze noch abfangen konnte. Doch vor allem inhaltlich ernüchtert das Comeback: Wo früher zahlreiche Indoor- und Outdoor-Veranstaltungen sowie ein breit gefächerter Lizenz-Fuhrpark auf die Fans warteten, macht sich hier bei der Beschränkung auf Supercross-Events und fiktive Vehikel schnell Langeweile breit. Zudem spielt das Trick-System mangels Arenen und Move-Listen de facto keine Rolle mehr. Auf ein Tutorial oder selbst ein Intro-Video wird ebenfalls verzichtet. So vermittelt das Spiel recht früh den Eindruck einer schnell zusammengeschusterten Billig-Produktion, die vornehmlich vom bekannten Namen lebt, aber darüber hinaus nicht mehr als eine solide Basis bieten kann. MX vs. ATV: Supercross ist damit ein Offroad-Titel für Puristen, die schon in der Vergangenheit Erfahrungen mit der Reihe gesammelt haben. Allerdings ist man mit den älteren Titeln immer noch deutlich besser bedient als mit dieser aktuellen Light-Variante.
Pro
Kontra
Wertung
360
MX Vs. ATV: Supercross ist das ernüchternde Comeback einer Offroad-Reihe, die hinsichtlich Umfang und Abwechslung ihrer Vergangenheit leider nur hinterher fahren kann.
PlayStation3
MX Vs. ATV: Supercross ist das ernüchternde Comeback einer Offroad-Reihe, die hinsichtlich Umfang und Abwechslung ihrer Vergangenheit leider nur hinterher fahren kann.
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