Joe Danger Infinity22.01.2014, Jan Wöbbeking
Joe Danger Infinity

Im Test:

Wegelagerer an der Offroad-Strecke?

Es ist regelrecht zu einer Seuche geworden: Wie viele andere Tablet-Spiele bleibt auch Joe Danger: Infinity nicht von In-App-Käufen verschont. Booster gefällig? Warum nicht einfach unbesiegbar durch die Fallen fahren? Wie wär’s mit einem Münzmagnet, der dir die klimpernden Extras frei Haus liefert? Oder soll’s ein Punkte-Booster sein? Einfach freischalten und kaufen und schon macht Joe seine Tricks automatisch! Wem die Lust oder Zeit zum Freischalten späterer Figuren fehlt, kann sie außerdem schon zu Beginn mit käuflichen Münzen erwerben und streicht von Anfang an ihren Punktebonus ein.

Zum Glück ist das alles nicht so schlimm: Wer die lästigen Angebote einfach wegklickt, bekommt trotzdem ein faires und motivierendes Spielerlebnis, bei dem die meisten käuflichen Dinge durch eigene Leistungen freigeschaltet oder mit einem einarmigen Banditen gewonnen werden. Trotzdem ist es eine Schande, dass ausgerechnet ein Klassiker wie Joe Danger seinen Arcade-Fokus mit Mikrotransaktionen verwässert. Davon abgesehen steckt nämlich so viel Liebe im Spiel wie beim Vorgänger. Der Umfang lässt Nachahmer alt aussehen: Hier gibt es schließlich 100 spannende Levels, jede Menge alberne Fahr- und Flugzeuge mit unterschiedlichen Fahreigenschaften sowie eine ganze Reihe knuffiger Stunt-Piloten.

Nochmal!!

Kehrseite des Geschäftsmodells: Teure Charaktere kassieren mehr Punkte als die früh erhältlichen Exemplare.
Kehrseite des Geschäftsmodells: Teure Charaktere kassieren mehr Punkte als die früh erhältlichen Exemplare.
Das Prinzip ist so schlicht und süchtigmachend wie im Vorgänger: Joe oder einer seiner Freunde rast aus einer seitlichen Perspektive über kurze aber halsbrecherische Stunt-Kurse. Die Sprünge und Rampen lassen sich viel leichter bezwingen als in Trials Evolution. Nebenbei kann man aber jede Menge Boni abgrasen, Klimperkram einzusammeln und den Punktestand mit virtuosen Trick-Kombos in die Höhe treiben. Hello Games hat die Steuerung im Vergleich zu den Konsolen-Vorgängern stark vereinfacht, so dass sie fast perfekt zum Touchscreen passt. Nur ab und zu löst man versehentlich einen Sprung aus, obwohl man eigentlich nur einen Ballon im Hintergrund antippen wollte.

Meist reagieren die Figuren aber herrlich präzise auf die einfachen Kommandos. Bleibt der Daumen irgendwo auf dem Schirm, duckt sich der Pilot, lässt man wieder los, springt er. Mit ähnlich simplen Befehlen schwebt man über Ventilatoren entlang, verstellt weichen, vollführt Wheelies, Salti und andere Kunststücke. Zwischendurch muss man natürlich darauf achten, kleine Abzweigungen mit wertvollen Boni zu

In den Bonus-Levels warten lustige Herausforderungen. Hier wird z.B. wild auf ein Ufo eingehämmert.
In den Bonus-Levels warten lustige Herausforderungen. Hier wird z.B. wild auf ein Ufo eingehämmert.
erwischen, den Multiplikator in die Höhe zu treiben und nicht in Stachelfallen zu landen.

Knallbunter Arcade-Spaß

Die englischen Entwickler erschaffen einen tollen Kompromiss aus Herausforderung und Einsteigerfreundlichkeit. Das Freispielen macht auch Neulingen Spaß, trotzdem kann man Stunden damit verbringen, die Leistung zu perfektionieren. Diesmal führt der Stunt-Marathon durch eine Wohnung. Joe und andere Action-Figuren krabbeln zuerst aus ihrer Verpackung, um danach durch Spielzimmer, Küche und andere Räume zu düsen. Die an die Micro Machines erinnernden Kulissen quellen über vor breit grinsenden Figuren oder anderen lustigen Feinheiten. Der wild gestikulierende Tutorial-Maulwurf und der hochmotivierte Kommentator versprühen ebenfalls viel gute Laune. Auch technisch ist das Spiel wieder ein Musterbeispiel für saubere Technik und flüssiges Scrolling.

Fazit

Warum nur, Joe? Warum verfällst ausgerechnet du der Versuchung der nervigen kleinen Mikrotransaktionen? Die Serie stand bislang für kompromisslos auf den Spielspaß zugeschnittene Arcade-Tugenden. Das ist jetzt vorbei, denn an allen Ecken und Enden werden dem Spieler Münzen und Booster-Pakete aufgedrängt. Zum Glück greift das käufliche Doping nur leicht in den Wettbewerb ein: Wer sich nicht beirren lässt, kann sich fast alles relativ schnell durch seine Leistungen freispielen – trotzdem nervt die Verwässerung! Davon abgesehen fesselt die Punktejagd fast genau so stark wie der Vorgänger. Die einfache Steuerung wurde vorbildlich auf den Touchscreen zugeschnitten, der Schwierigkeitsgrad steigt sanft und der Umfang ist üppig. Außerdem quillt das Spiel wieder über vor lustig designten Figuren und Hintergründen. Wer mit dem kleinen Pay-to-win-Dämpfer leben kann, bekommt wieder einen motivierenden Arcade-Raser; für eine Gold-Wertung reicht es diesmal aber nicht.

Pro

einfache, auf den Touchscreen zugeschnittene Steuerung
putzige, farbenfrohe Präsentation
abgefahrene Figuren und Fahrzeuge
angenehm steigender Schwierigkeitsgrad
beeindruckender Umfang

Kontra

lästige Mikrotransaktionen verschaffen leichte Vorteile
viel Musik und Design aus Vorgängern recycelt
kein Mehrspielermodus

Wertung

iPhone

Spannende Kurse, eine tolle Steuerung und viel gute Laune sorgen für einen motivierenden Stunt-Racer - lediglich die nervigen Mikrotransaktionen trüben den Spaß.

iPad

Spannende Kurse, eine tolle Steuerung und viel gute Laune sorgen für einen motivierenden Stunt-Racer - lediglich die nervigen Mikrotransaktionen trüben den Spaß.

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