PES Manager23.05.2014, Jörg Luibl
PES Manager

Im Test: Fußballgrusel total

Konami und Manager - da war doch was? Richtig: Pro Evolution Soccer Management! Das habe ich anno 2006 sehr gerne auf der PlayStation 2 gespielt, weil es als Trainersimulation eine interessante, angenehm anspruchsvolle Ergänzung zu PES5 darstellte. Umso gespannter war ich auf PES Manager für mobile Systeme, das kürzlich als Free-to-play-Spiel für iOS und Android veröffentlicht wurde. Hätte ich mal die Finger davon gelassen...

Wie im schlechten Fußballfilm...

...falls Sönke Wortmann noch einen Einstieg für einen C-Movie zur gescheiterten WM in Brasilien sucht, würde ich ihm die ersten zehn Minuten vom PES Manager empfehlen. Man fühlt sich wie in einem schlechten Film, wenn man diese Einführung über sich ergehen lässt, die eine Lady grinsend begleitet. Bin ich hier in einer japanischen Gewinnspielsoap oder in einem Managerspiel? Warum ist das Menü so schrecklich überladen? Was sollen "Prize Draw" und "Academy"? Warum ahne ich bei "Shop campaign" und "Messages" schon Böses?

Ach du meine Güte...das ist die Spieldarstellung.
Jedenfalls finde ich die Formationen und alles andere Fußballerische, was schrecklich wenig ist, erst auf den zweiten oder dritten Fingertipper. Trotzdem stelle ich mir eine Borussia in Schwarzgelb im Trikoteditor zusammen, die erstmal aus vierzehn zufälligen Kickern besteht. In einem kleinen, überaus öde präsentierten Minispiel "schieße" ich mir noch einen Superstar: Juanfran von Atletico Madrid wird meine rechte Seite verstärken - immerhin etwas. Ich kann ihm eine Rolle wie Kapitän oder Freistoßschütze zuweisen.

Sammeln, sammeln, sammeln

Moment, wieso hat er nur Level 1 von 60? Spielt der nicht im Finale der Champions League? Ach so: Alle Spieler gewinnen mit den Spielen an Erfahrung. Also nix wie raus auf den Platz und...gruseln! Hallo Konami, was für eine Engine läuft denn da? Roboteranimationen, Matschpublikum,

Man startet mit einem Kader aus vierzehn Spielern und kann in Lotterien welche dazugewinnen.
Rieseneinblendungen bei einem Tor wie in der Spielhalle. Das steht übrigens in der Pressemitteilung:

"Diese Spiele finden detailliert gestaltet in 3D statt."

Selbst "Pro Evolution Management" von 2006 sieht wesentlich besser aus. Es ist ein Graus, wie schlecht ein Match präsentiert wird. Aber immerhin kann man die "Höhepunkte" vorspulen, um direkt zu den Toren zu kommen.

Und obwohl ich rein gar nichts einstelle, gewinne ich nahezu jedes Spiel 4:0, 5:0 gegen die CPU und Online-Gegner. Aber selbst wenn ich wollte, könnte ich nur wenig ändern: 15 Formationen stehen zur Auswahl, aber selbst da wird man weder 4-2-3-1 oder 4-1-4-1 finden. Ansonsten kann man die Schützen für Elfer, Ecken und Freistöße festlegen sowie drei Mann auswechseln. Das war auf dem iPad selten so fummelig, weil Drag&Drop nicht funktioniert. Letztlich geht es hier auch nicht um Fußballtaktik oder

Formation festlegen, auswechseln - mehr Einfluss hat man nicht.
Spieltiefe, sondern um schnöde Aufrüst- und Sammelreize bei gleichzeitiger Vernetzung. Man wird von ständigen Nachrichten, Sonderaktionen sowie Freundesanfragen genervt. Man fühlt sich wie auf einem Jahrmarkt. Da werden dann Spieler gehandelt und Geschenke verschickt.

Soziale Verkaufvernetzung

Man kann sein Team über zig Abzeichen ("Badges") in den Bereichen Formation, Training, Spezialfähigkeiten und Teamskills entwickeln. Das erinnert an Sammelkartenspiele und genau darauf läuft es hinaus, denn diese "Badges" kann

Toller Tipp der Lady: Bälle kaufen!
man natürlich auch tauschen. Wer es sich mit dem Weg zum Ruhm einfacher machen will, kauft "Energy Balls" - einer kostet 0,89 Cent, zehn gibt es für 8,99 Euro und am Ende der Shopstange locken 98 Bälle für satte 89,99 Euro. Was man damit machen kann? An hochwertigen Premium-Gewinnspielen teilnehmen, die drei Star-Spieler garantieren! Als Einsteiger wird man schon vom ersten ausgeschlossen, denn das kostet satte fünf Bälle - dabei hat man nur einen...

Also muss man sich mit normalen Gewinnspielen abfinden, aber die japanische Lady lächelt einen ja auch in diesem hässlichen Menü an. Dort braucht man dann 200 FP, also "Friend Points" für die Teilnahme. Ich habe knapp zweitausend und mache doch mal mit. Was passiert? Von rechts nach links rollen Fußbälle über eine grüne Matschtextur. Tippe ich sie an, läuft ein Schütze an und ballert eine Pille auf ein Emblem - hurra, ich habe Flügelspieler Hiwat vom PEC Zwolle gewonnen! Und vor allem habe ich keine Lust mehr auf diese soziale Lotterie.

Fazit

Sorry, Konami: Aber was ist das denn für ein Murks? Ich bin Fußballfan, ich mag Manager und hätte mir gerne bis zur WM ein Team für die Couch aufgebaut - immerhin gibt es die FIFpro-Lizenz. Aber dieses Spiel ist ja kaum zu ertragen! Wer in letzter Zeit all die edel designten Titel auf dem iPad erlebt hat, bekommt hier nach dem Start einen Kulturschock. Mal abgesehen davon, dass das Artdesign plump und das Menü volllkommen überfrachtet ist, sehen die Spiele selbst auch noch schrecklich aus. Soll das eine soziale Lotterie sein? Das erinnert eher an eine japanische Gewinnspielsoap als an ein Managerspiel. Und was lauert im Hintergrund? Richtig: Bezahlkram. Immerhin wird man bis zum Shopmenü mit seinen "Energy Balls" schon so demotiviert, dass man die kostenlose Deinstallation vorzieht. Hier wollten die Japaner mal schnell auf die lukrative Mobilschiene aufspringen - aber auf diese Art wird PES eher vom Image-Schaden überrollt. Was gibt man so einem Spiel? Ich hab ja mit "Borussia" losgelegt - da fehlte noch die richtige Zahl am Ende.

Pro

1500 Lizenzspieler
online oder gegen CPU spielen
online tauschen, einladen etc.

Kontra

hässliches Artdesign
unübersichtliche Menüstruktur
vollkommen wirres Spieldesign
nervige Wartezeiten auf Verbindung
Drag&Drop-Probleme in der Steuerung
unheimlich schlechte Matchdarstellung
kaum fußballerischer Einfluss auf das Team
billiger Sammelfokus statt Managertaktik
nervige Ladezeiten
alles läuft auf schnöden Bezahlmurks hinaus
nur englische Texte

Wertung

iPad

Schreckliche Präsentation, kaum fußballerische Taktik - eine öde Lotterie mit Bezahlkram statt anspruchsvolles Managerspiel.

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